Was versteht ihr unter „schimpfen“

Hi
Vielleicht eine seltsame Frage : aber was versteht ihr genau unter Schimpfen?

Ich lese oft man soll mit Kindern nicht schimpfen. Das würde dem Kind nicht guttun und auch der Eltern-kind Beziehung nicht.

Aber was heisst das genau?!
In letzter Zeit mache ich mir viele Gedanken darüber. Ich schreie meine Kinder nicht an und beleidige sie auch nie. Aber wenn sie Dinge tun, die sie nicht sollten, dann sage ich ihnen in einem etwas genervten Ton, dass das so nicht geht und erkläre es auch weshalb

Wann meckert man aber zu viel? Ist meckern = schimpfen?

Wie ist es denn bei euch?
Danke und lg

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Wie bitte soll man ein Kind erwachsen kriegen, ohne ab und zu zu schimpfen, meckern, kritisieren, anraunzen, nörgeln oder auch mal zu explodieren, dass auch noch die Nachbarskinder zusammenzucken? 🙊🙉🙈 Sorry, das sind 18 Jahre und obwohl ich einen sehr großen Freundes-/Bekannten- und Nachbarschaftskreis habe, das schaffte bisher keiner. Richtung Pubertät muss man da ja ein Engel ohne Emotionen sein.
Ich rede jetzt nicht vom Baby oder Kleinstkind, aber ab Kindergartenalter sollte es zwar auch nicht täglich vorkommen, aber sonst....😇
Ich rede ausdrücklich auch nicht von täglichem Gebrülle und Gekeife, das bringt eh nichts, weil Kinder da abschalten, aber nicht schimpfen, wenn das Fünfjährige das Essen auf den Boden wirft, weil es plötzlich Pommes will anstatt dem, was es vorher wollte....kann ich mir nicht vorstellen. Letzte Woche im Lokal erlebt am Nebentisch - holla, da war was los. Papa schnappte sich das Kerlchen, ging vor die Tür und dann bebten kurz die Scheiben. Ruhe war und Sprößling aß brav weiter 😎
Nicht laut werden, wenn der Pubi morgens das (einzige) Bad 30-45 min blockiert, obwohl noch 3 Personen sich fertigmachen müssen - und sich weigert, einfach früher aufzustehen? War bei meinem Sohn Dauerthema damals 😜 Okay, es mag dauerausgeglichene Pädagogik-Engel geben, ich kenne halt nur keine.
Wo die Grenze liegt zwischen "nachdrücklich auffordern" und "schimpfen" ist sowieso bei jedem anders, das kannst Du nicht verallgemeinern. That's life.
LG Moni

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Ja, genervtes Meckern ist auch Schimpfen und sollte ebenfalls vermieden werden. Je nachdem, wie es mir selbst gerade geht, meckere ich leider auch zu viel. Wenn ich aber selbst entspannt bin und mir vornehme, nicht zu meckern und es schaffe, das durchzuziehen, läuft unser Alltag viel besser. Kinder wollen ja eigentlich kooperieren. Meckern hilft bei meinen wenn ich ehrlich bin eh nicht wirklich bzw. dann kommt kurz danach der nächste Blödsinn. Wenn ich das "Fehlverhalten" dagegen als Signal sehe, dass es dem Kind gerade nicht so gut geht und überlege, was uns beiden helfen würde, läuft es danach mehrere Stunden deutlich besser.

Meckern bringt nicht wirklich was, verschlechtert nur die Stimmung und ist letztendlich einfach nur ein Ventil für uns Eltern, unsere Frustration rauszulassen. Sozial kompetenter ist es, diese Frustration in Ich-Sätzen und ruhigem Ton zu äußern und zu überlegen, was man für sich selbst tun kann, damit es einem wieder besser geht.

Wenn die Kinder laut kreischend im Wohnzimmer herumrennen, kann ich in schimpfdenem Ton rufen "Hört sofort auf zu kreischen, ihr seid viel zu laut!". Vielleicht hören sie dann sogar auf und lassen als nächstes wie wild Fahrzeuge gegen die Tür rumsen..
Oder ich kann kurz innehalten, die Situation reflektieren und dann zum Kind hingehen und in ruhigem Tonfall sagen "Ich verstehe, dass du gerade aufgedreht bist. Leider bekomme ich bei dieser Lautstärke Kopfschmerzen. Kannst du vielleicht noch 5min mit deinem Duplo hier spielen, bis ich hier fertig bin, und dann gehen wir zusammen raus?"

Das klappt wirklich viel besser, aber es ist echt schwer, die eigenen Verhaltensmuster zu durchbrechen. Ich werde es trotzdem weiter versuchen. Vielleicht fällt es ja dann irgendwann meinen Kindern leichter, mit ihren eigenen Kindern nicht zu meckern 😉.

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Hmmm... Wenn ich meinem Kind ruhig sage: "Hör mal, das war aber total unnötig, dass du geklaut hast, lass uns gemeinsam überlegen, wie du das wieder hinbiegen kannst", würde ich nicht sagen, das ist Schimpfen.

Wenn ich aber lauter rede als gewöhnlich (dafür muss man nicht gleich brüllen) und eine Litanei anfange mit: "Das war jetzt aber gar nicht in Ordnung! Hätte ich das früher gemacht, hätte deine Oma mich richtig verhauen, schade, dass man das heute nicht mehr darf! Und das eine sage ich dir, du hast erst mal Hausarrest! Und sollte das noch ein einziges Mal vorkommen, kannst du deinen Fußballverein auch vergessen! Und wenn ich das dem Onkel Karl sage, der findet das genauso bescheuert von dir wie ich auch, und der wird genauso sauer sein wie ich, und ob der dich dann noch mal mit zum Flughafen nimmt, würde ich mir an seiner Stelle schwer überlegen! Und den Anschiss vom Filialleiter hast du dir mehr als verdient, also...", dann sieht es schon anders aus.

Denke aber, gelegentliches Schimpfen wird dem Kind nicht groß schaden, sofern es weiß, dass das Verhalten kritisiert wurde, nicht aber es selbst, und dass es trotzdem geliebt wird.

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Für mich ist 'Schimpfen':
Beispiel: Kind schubst im überschwänglichen gutgelaunten Spiel eine Vase um...
ICH: (laut) ach MANNO! SUSI, WAS SOLL DAS DENN? Kannst du nicht EINMAL aufpassen? IMMER machst du alles kaputt. Dreht sich hier denn alles nur um dich und dein Spiel?....usw.
(Das sind diese typischen Verallgemeinerungen die auch in jeder Paarbeziehung nur dafür sorgen das sich der Andere mies fühlt)

Nicht-schimpfen wäre für mich: heeey Susi, achtung! Ach nö, jetzt ist die Vase kaputt gegangen! Wie ist das denn passiert? (Zuhören was Kind sagt) ach Mensch, es macht mich traurig/ärgerlich das die Vase jetzt kaputt ist. Jetzt hilf mir bitte und hol mal den Handfeger und dann passt du bitte besser auf ok? Das nächste mal bitte draußen Fussball spielen!

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Also Du darfst auch mal schimpfen.
Ich lese auch gerne mal ein pädagogisches Buch, aber letztlich darf man darüber nicht seinen gesunden Menschenverstand verlieren.
Kenne niemanden, mit dem nicht auch mal geschumpfen wurde und keine Eltern, die mit einem 10 jährigen noch nie geschimpft haben. Das wird schon seinen Sinn haben ;-)
Ein Kind darf auch mal spüren, dass es Grenzen verletzt hat und dass dies die Mama aufregt und sie schimpft.