Wie vereinbart ihr unterschiedliche Erziehungsstile?

Hallo ihr Lieben,

ich bin mittlerweile ziemlich verzweifelt, da bei uns Zuhause regelmäßig der Haussegen schief hängt. Der Grund ist, dass mein Mann und ich vollkommen unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung haben. Wir haben eine 8-jährige Tochter, die in die 3. Klasse geht. Je älter sie wird, desto mehr geraten mein Mann und ich aneinander.
Mein Mann ist eher streng und arbeitet auch mit Schimpfen und Bestrafung im Sinne von Verboten. Ich bin da eher lockerer, sehe mehr die Bedürfnisse unserer Tochter und halte von Bestrafung nicht viel.
Mein Mann erteilt ihr z. B. öfter Handy- und Fernsehverbot, wenn es in der Schule nicht gut läuft. Ich halte davon gar nichts. Aber es führt mittlerweile immer dazu, dass wir uns darüber zoffen.
Heute morgen ist es wieder eskaliert. Unsere Tochter hatte Bauchschmerzen nach dem aufwachen und wollte nicht zu Schule. Sie hat schon relativ viele Fehltage deswegen und wir waren mit ihr auch schon bei diversen Ärzten. Da ich heute sowieso im Homeoffice arbeite, wollte ich sie daheim lassen. Ich will sie einfach nicht zwingen, wenn es ihr nicht gut geht. Mein Mann ist mir gegenüber dann total ausgetickt und meinte, unsere Tochter hätte mich ja voll im Griff und sie soll zur Schule gehen. Letztendlich habe ich mich durchgesetzt und sie blieb zuhause.


Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Seit ihr euch immer einig, was die Erziehung angeht? Und gibt es evtl. auch Stellen, bei denen man sich beraten lassen kann? Ich sehe mittlerweile wirklich unsere Familie in Gefahr.

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Wow.

Ich rate euch zum moderierten Dialog, z.B. über die Familienhilfe.

Ihr tut gerade beide eurer Tochter nicht gut.

Ich bin (auch) Arbeitgeber. Homeoffice heißt nicht Kinderbetreuung. Sie hatte Bauchschmerzen, ggf. Übelkeit. Hatten meine Mädels in dem Alter auch oft...

Sie haben immer VERSUCHT, zur Schule zu gehen. In 99% der Fälle blieb es dabei. Ich kann deinen Mann absolut verstehen!

Wichtig wäre, dass ihr als Eltern Kompromisse findet!

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Eine 8jährige braucht ja nicht mehr durchgehende Betreuung, da ist Arbeiten durchaus möglich. Ich kann mich da auch relativ flexibel organisieren.

Ich weiß, dass wir Kompromisse finden müssen und haben da auch schon oft darüber gesprochen. Nur komme ich mit der Art der Erziehung meines Mannes gar nicht klar und er mit meiner nicht. Wir liegen oft so weit auseinander, dass ein Mittelweg oft schwer ist.

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*Ich weiß, dass wir Kompromisse finden müssen und haben da auch schon oft darüber gesprochen. Nur komme ich mit der Art der Erziehung meines Mannes gar nicht klar und er mit meiner nicht. Wir liegen oft so weit auseinander, dass ein Mittelweg oft schwer ist.*

Dann zieht einen unparteiischen Dritten hinzu, der euch BEIDEN hilft und mit einem Blick von außen sagt, was sich ändern sollte/muss. Ich schließe mich der Meinung meiner Vorschreiberin an, ihr helft eurer Tochter beide grad nicht.
Erziehungsberatung, Familienberatung,....

Ich hätte meine Tochter auch in die Schule geschickt, und zwar mit dem Hinweis sie soll es erstmal probieren und wenn es wirklich gar nicht geht, soll sie der Klassenleitung bescheid geben, dass ich im Fall der Fälle erreichbar und zu Hause wäre. Meist löst sich das Ganze dann nämlich in Wohlgefallen auf und das Bauchweh ist wie weggeblasen.

VG

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Ich sehe das so.
Konsequenzen (kein Handy/TV usw.) wegen schlechten Noten gäbe es bei mir nur, wenn ich sehe, dass die Noten aus Faulheit resultieren. Man kriegt ja mit, ob das Kind lernt, oder nicht.
Hat es schlechte Noten, obwohl es gelernt hat, dann tröste ich doch lieber anstatt zu bestrafen.

Die vielen Fehlzeiten aufgrund "Bauchweh" am Morgen.... da bin ich auf der Seite deines Mannes.
Es ist doch oberste Prorität herauszufinden, warum es ihr nicht gut geht.
Die Ärzte haben scheinbar keine Ursache gefunden. So ist es doch naheliegend, dass sie entweder Angst vor irgendetwas in der Schule hat, oder tatsächlich einfach "blau machen" möchte.
Beides geht gar nicht.

Ich möchte euch nahelegen, die Ursache für ihre Angst herauszufinden. Was sagt denn das Mädchen dazu?
Dass es irgendeinen Grund für ihr Unwohlsein geben muss, das liegt doch auf der Hand?!
DAS wäre meine absolute Priorität.

Alles Gute!

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Angst vor der Schule hat sie eigentlich nicht. Sie hatte nur schon immer Probleme, morgens aus dem Bett zu kommen. Nur kann ich ja nicht in sie hineinsehen. Ich hätte ein unglaublich schlechtes Gefühl dabei, sie in die Schule zu zwingen, wenn es ihr schlecht geht.

Die Verbote finde ich auch nicht gut. Zumal sie nicht so schlecht in der Schule ist. Sie lässt sich manchmal gerne ablenken, aber Verbote können da doch auch nicht die Lösung sein.

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Dann schaut, dass sie früher ins Bett geht und früher aufsteht, damit sie leichter in den Tag findet.
Das funktioniert auch nicht von einem Tag auf den anderen. Jeden Tag 10 min früher ins Bett und am Folgemorgen 10 min früher raus und innerhalb einer Woche habt ihr den Rhythmus um eine Stunde verschoben.
In der Stunde, die man morgens mehr Zeit hat kann man zum einen langsamer machen, noch etwas lesen, Stoff für die Schule wiederholen, kuscheln, sich unterhalten, ein Hörspiel hören, ein gemeinsames Ritual einführen, oder in Ruhe darüber sprechen, was ihr denn an dem Morgen Bauchweh macht. Bauchweh bei Kindern ist real, wird aber oft emotional getriggert.

Ich bin da eher bei deinem Mann. Nicht was Strafen angeht, aber was das dich-im-Griff-haben betrifft. Dein Mann sieht da eindeutig klarer. An deiner Stelle würde ich mit deinem Mann nochmal offen sprechen, auch anerkennen dass er mitunter sicher richtig liegt, aber euer Umgang mit der Situation jeweils nicht konstruktiv ist.
Das Kind immer zu Hause lassen trägt dazu bei, dass sie wichtigen Unterrichtsstoff verpasst. Mündlich im Unterricht thematisierte Inhalte und Tafelaufschriebe können nicht einfach durch Arbeitsblätter, die man abholt, nachgeholt werden. Verpasste Inhalte führen dann zu schlechten Noten und so nimmt das ganze seinen Lauf.

Vielleicht könnt ihr ihr auch mit einer Art Placebomittel helfen. Es gibt diese Bachblüten Bonbons in der Apotheke, die könntet ihr als Mutmach-Pillen deklarieren, und ihr in die Schule mitgeben und abmachen, dass sie sich bei flauem Gefühl im Bauch erst mal eine Mutmach-Pille gönnt, und ihr sie erst dann abholt, wenn das Bauchweh wirklich hartnäckig da bleibt. Eventuell löst sich das Problem durch Verständnis, emotionale Zuwendung und gleichzeitiges Nicht-zu-sehr-einwickeln-Lassen eurerseits.

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Ich bin da auch total bei der Einstellung deines Mannes. Aber das tut nix zur Sache.

Wichtig ist das ihr beide einen Kompromiss findet mit dem ihr leben könnt, am besten schnell.

Das Bauchweh eurer Tochter kommt nicht von ungefähr..

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Wie vereinbart ihr unterschiedliche Erziehungsstile?

Mit Kompromissen (die nicht vor dem Kind ausdiskutiert werden) und Entscheidungsbereichen. Bisher hats immer geklappt bei uns.

Bearbeitet von MadameXXX
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Wie war es denn nun? Ging es deiner Tochter wirklich so schlecht und sie ist deswegen Zuhause geblieben?
Oder bist du nur den Weg des geringsten Widerstands gegangen?
Bei Letzterem wäre ich wohl auch echt sauer. Was soll sie denn da lernen? Wenn ich nicht will, dann bleibe ich halt Zuhause.

Ansonsten würde ich mich mal mit meinem Mann zusammensetzen und grundlegende Fragen klären und Kompromisse finden.

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Unsere Tochter hat geweint, dass sie so tolle Bauchschmerzen hat. Da schicke ich so doch nicht in die Schule. Ich weiß, dass sie morgens nicht so gerne aufsteht, aber wenn es ihr wirklich schlecht geht, kann ich sie doch nicht zwingen.

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Und hat sie den Tag dann tatsächlich mit Wärmflasche im Bett verbracht?

Klar sind solche Situationen doof. Kenne ich auch. Man weiß einfach nicht, wie schlecht es dem Kind wirklich geht. Aber man gewinnt ja auch etwas Erfahrung. Wenn das Kind öfter offensichtlich blau gemacht hat, dann wäre ich da generell strenger und würde es drauf ankommen lassen.

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Kompromiss heißt übrigens, dass auch du einstecken musst. nicht nur dein Mann.

z.B. Tochter hat Bauchweh - dann soll sie zur Schule fahren und es versuchen. wenn es schlimmer wirst, kommst du sie holen. wenn nicht, dann bleibt sie in der Schule. Zack hast du den zwang rausgenommen(für dich) und sie ist zumindest kurz in der Schule (für den Vater)

Wenn es in der Schule nicht gut läuft, weil sie zu oft am Handy/TV ist, muss die Nutzung eingeschränkt werden. wenn es an anderen Dingen liegt solltet ihr zusammen andere/bessere "strafen" finden. Wenn sie z.B. gar nicht so oft am Handy ist, aber die Aufgaben alleine nicht schafft, könnte sich jemand neben sie setzten und betreuen. sie wird nicht bestraft (für dich) aber die Noten werden hoffentlich besser (für den Mann).

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Bei den Hausaufgaben betreuen wir sie und lernen auch mit ihr. Sie arbeitet allerdings auch eher nach dem Minimalprinzip, kommt momentan damit in der Schule auch gut klar. Mein Mann ist ziemlich ehrgeizig und hat da eher andere Erwartungen.

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Vielleicht spürt sie da Druck von Seiten deines Mannes und möchte deswegen oft nicht zur Schule gehen. Stichwort Versagensängste, Selbstwert, Leistungsdruck.

Sprich mit deinem Mann und nehmt den Druck raus. Betont immer wieder, dass sie gut ist, so wie sie ist.

Bearbeitet von EfeuIvy
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Vielleicht bin ich jetzt fürchterlich altmodisch, aber ein 8jähriges Kind sollte in meinen Augen gar kein Handy besitzen, so dass sich das Thema Handyverbot erledigt.

Bei Bestrafung wegen schlechter Schulleistungen bin ich bei dir.

Was das Bauchweh angeht, hat dein Mann recht. Und wenn sie wegen Bauchweh daheim bleibt, dann soll sie sich auch ausruhen - Fernsehen, Freunde treffen etc. geht dann nicht, auch wenn es am Nachmittag schon soo viel besser geht.

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Handy bin ich voll bei dir. Ich verstehe diese Fixierung auf neue Medien nicht wirklich. Ich habe eher den Eindruck, viele Familien nutzen diese (Handy, Tablet etc) als Babysitter und Erleichterung vom Alltag.
Hier denke ich, hat die Kleine halt lang genug gegröllt bis Mama springt und es ein Handy gab.
Wenn unsere Kinder morgens krank sind, dind sie auch nachmittags "krank". Dass sie dann tun und lassen können was sie wollen gibt es nicht. Allein diese Regelung hat dafür gesorgt, dass sie sehr selten krank sind.

An die Threadöffnerin: Ihr tut eurer Tochter beide nicht gut. Eine qualifizierte Erziehungsberatung wäre für euch beide hilfreich. Streng heißt nicht schlecht, immer nachgeben und "locker sein" nicht gut. Du bist die Mutter, du musst qualifizierte, vernünftige Entscheidungen treffen, die dein Kind aufgrund mangelnder Erfahrung nicht treffen kann. Manchmal bedeutet das auch nicht nachzugeben.

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Das Handy hat sie, weil sie nach der Schule eigenständig dreimal die Woche zur OGS bzw. zum Sport geht. Da ist schon öfter was ausgefallen und wir mussten sie abholen, da muss sie uns auch irgendwie erreichen können.
Sie hat sich heute den ganzen Tag ausgeruht. Freunde treffen hätte ich auf keinen Fall erlaubt.

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Ich selbst war durch meine eigene Erziehung eher immer autoritär eingestellt - mein Mann das komplette Gegenteil.
Als ich schwanger war beschäftigten wir uns viel mit dem Thema Erziehung, sahen uns wissenschaftliche Dokumentationen darüber an.
Die Wissenschaft ist da ja so auf der Linie, dass eine autoritative Erziehung am besten für Kinder ist.
Also, es gibt Regeln mit Konsequenzen, ist eher etwas strenger, aber gleichzeitig bekommen Kinder ganz viel Liebe und Zuwendung.
Wir waren von diesem Erziehungsstil beide dann sehr überzeugt und setzen ihn auch genau so um bis jetzt.
Hin und wieder gibt es vielleicht mal einen Streitpunkt, aber darüber wird dann diskutiert und man kommt immer schnell zu einer Lösung.
Eine Regel haben wir, die finde ich sehr wichtig ist: Zusammenhalt der Eltern
Diese Regel ist oft schwer umzusetzen, aber es ist m.M. nach ganz wichtig, dass das Kind weiß, dass die Eltern auf einer Linie sind.
Diskutieren kann man später.
Also würde ich euch empfehlen: Informiert euch zusammen (!) über die unterschiedlichen Erziehungsstile und macht euch dann aus, was ihr wie umsetzen wollt.
Wenn es wieder zu Uneinigkeiten kommt, diese auf keinen Fall vor dem Kind ausdiskutieren!
Alles Gute

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Dein Mann tut Dinge, die fachlich gesehen falsch sind und deinem Kind schaden. Er sollte das verstehen lernen. Ein Elternkurs würde ihm da vielleicht weiterhelfen?

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Er ist da leider sehr beratungsresistent und meint immer nur, dass man Kinder nicht verziehen darf. Ich finde ihn aber zu autoritär und zwischen autoritär erziehen und verziehen liegen nun auch nochmal Welten.

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Lass ihn doch mal was zu autoritativer Erziehung lesen. Schneewindt wäre da so ein Klassiker. Die Broschüre für Eltern dazu (gibt auch DVDs und gab mal Elterntrainings) heißt "Freiheit in Grenzen".