Ostergeschenk auf Eis

Bitte nicht blind auf mich eintreten, ich frage wirklich um Rat, ob ich überreagiere.

Meine Tochter, fast 4 hat seit einigen Wochen einen Wunsch, ein Fahrzeug, für meine bescheidenen finanziellen Verhältnisse relativ teuer. Ich habe mich darauf eingestellt dass der Osterhase das bringt, habe gespart, hätte es tatsächlich gern geschenkt.

Aber seit ein paar Tagen ist sie nicht nur schwierig im Umgang, sondern wirklich zum Kotzen. Nicht nur zu mir sondern dem gesamten Umfeld, aggressiv, schreit laut, haut um sich... die Bitte sich anzuziehen heute früh ist damit geendet dass sie etwas hartes schweres nach mir geworfen hat, vorgestern setzt sie sich an den gedeckten Tisch und mault weil der Teller an ihrem Platz steht und sie sich 30cm weiter rechts hingesetzt hat. Weder die paar cm zurück rücken wollte sie, noch den Teller zu sich holen. Lieber ist sie ohne Abendessen ins Bett.

Beim ersten Mal dachte ich mir noch "uups, trotzphase", beim zweiten dann ob ich sie irgendwie verärgert haben könnte. Im Kindergarten ist wohl alles okay, das sagen sowohl sie als auch die Betreuerinnen. Sie blockt komplett ab, schreit sich in Rage und es gibt kein durchkommen. Die Sache ist die: sie ist normalerweise nicht so. Klar, trotzig wie jedes Kleinkind auch, aber spätestens nach paar Minuten kriegt man schon raus welcher Pups querlag und Klärung bedarf. Sie spricht sehr (!!!) gut, klar, kann Gefühle benennen, deswegen wundert es mich auch, dass da wirklich gar nix kommt.

Ich habs mit Kuscheln probiert, mit lieb sein, Bestechung, auch mal mit ignorieren, und ja irgendwann bin ich auch mal lauter geworden in der Hoffnung dass sie aufwacht. Nix, wutzwerg hoch 1 Mio.

Schlussendlich hab ich ihr gestern erklärt dass Gefühle schön und gut sind, aber wir wie gehabt darüber reden und Lösungen finden, anstatt die Axt im Wald zu spielen. Und auch dass das nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ihr teures Geschenk sind, weil man dafür halt auch ein bisschen (!!!) umgänglich sein muss. Auf Deutsch: ich hab ihr gesagt dass der Osterhase schaut ob sie brav war und dann entscheidet. Nächster Wutanfall, es war nicht der letzte des gstrigen Tages

Heute dann nach diesem Wurfgeschoß in der früh hab ich wirklich das Handy in die Hand genommen, den Osterhasen angerufen und alle Wünsche gecancelt, Schoki, tolles Fahrzeug, alles. Jetzt ist sie deprimiert und hat kein Wort mehr mit mir gewechselt, auch keine Verabschiedung im Kindergarten.

Es tut mir ehrlich leid für sie, aber ich hatte sie mehrfach gewarnt. Ich erwarte mir kein erwachsenes Verhalten von einer fast 4-jährigen, aber zumindest ein Minimum an Einsicht, eventuell eine halbgare Entschuldigung dann wenn ich ihr suggeriere dass es einen Tick zuviel war und ein liebes Wort angebracht wäre. Ich bin die erste die Entgegenkommen honoriert, und ich bin auch kein Fan von absurden Bestrafungen, aber so sehe ich wirklich nicht ein, warum ich eine 3stellige Summe ausgeben sollte. Ich bin am Ende meines Lateins.

Und jetzt: ist das komplett überzogen? Ich mein, sollte sie sich jetzt am Riemen reißen überlege ich es mir natürlich nochmal, aber wenn nicht, dann gibts halt auch von mir keine Nettigkeiten mehr. Wie gesagt, üblicherweise kommen wir irgendwann schon an der Quelle des Problems an und lösen es gemeinsam, aber da ist ja außer Wut auf beiden Seiten gar nichts mehr...

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Ja, das ist komplett überzogen, unnötig gemein, euer Verhältnis wird belastet und der Lerneffekt wird gleich null sein.
Arbeite doch mal mit Konsequenzen statt Strafen.

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Na gut, und welche Konsequenzen schlägst du vor?

Den nach mir geworfenen Tiptoi Stift hab ich ihr weggenommen, das Essen das sie wegen 30cm Entfernung nicht wollte hab ich sie verschmähen lassen. Das zerrissene Buch ist im Müll. Sie darf nicht mehr in die Nähe meines linken Ohrs weil ich eh schon Tinnitus habe nachdem sie mir reingeschrien hat.

Soll ich jetzt wohlwollend lächeln, das gesamte Spielzeug nach und nach entsorgen wenn sie es kaputt macht, und schonmal Gebärdensprache lernen um den Gehörsturz abzufedern?

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Ich hätte mich mit den 30 cm nicht aufgehalten, sondern ihr den Teller hingeschoben. Ich kämpfe nur die Kämpfe aus, die sich wirklich lohnen. Natürlich sollen keine Gegenstände geworfen werden, einfach wegnehmen, ruhig bleiben. Da ich mich aber sehr gut in Wurfaktionen hineinfühlen kann, bzw. das Gefühl, der Wut nur Herr zu werden, wenn was geworfen wird, kenne, war mein Angebot immer, entweder etwas weiches zu nehmen und an die Wand zu werfen, oder auf ein Kissen einzuschlagen etc..Was bei uns bis heute gut funktioniert: Zusammen den Wutzwerg aus dem Fenster werfen. Der sitzt meistens am Bauch oder am Bein und zwickt unglaublich.

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Ich kann dich verstehen. Aber bereite dich drauf vor hier gleich zerrissen zu werden.

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Liebe TE, bin ganz bei dir. Ich hätte es auch so gemacht.
Allerdings würde ich einen Osterschokohasen schenken (weil der Osterhase dennoch ihr eine kleine Freude machen wollte), mehr nicht. Teure Sachen schenkt man zum Geburtstag oder Weihnachten.

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Natürlich kriegt sie den Hasen. Ich esse keine Schokolade, das wäre rausgeschmissenes Geld.

Ehrlich gesagt hoffe ich gerade nur dass es so wie immer ist wenn ich so am Ende bin, dass ich mich beklage: sobald ich jammere löst sich das Problem durch Magie in Luft auf. Bestimmt ist sie dann bei Abholung aus dem Kindergarten wieder zuckersüß.

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Ja, total überzogen und ein völlig falscher Ansatz.

Kinder in dem Alter, wollen „frei“ „groß“ sein, und möglichst alles selbstbestimmen. Wenn dann noch Emotionen dazu kommen, kann das schonmal sehr nervenaufreibend sein. Für beide Seiten. Versuch weiter auf sie einzugehen. Schätze ab, ob ein Gespräch jetzt nötig ist oder ob man sie vielleicht doch erstmal in Ruhe lässt. "Am Riemen reißen" ist einfach nicht möglich in dem Alter. Spätestens in der Pubertät wird das nochmal aufkommen (können). Strafen sind kontraproduktiv. Ich verstehe aber auch deine Impulsreaktion. Allerdings bist du die Erwachsene. Versuch ruhig und geduldig, aber bestimmend und verständnisvoll zu bleiben. Ich weiß, das ist ein schwieriger Akt. Aber es lohnt sich! Sie will dir nichts Böses. Du dann allerdings schon. -dann gibts halt auch von mir keine Nettigkeiten mehr-

Sie lernt von dir.

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Hallo,
Wahrscheinlich hätte ich auch so reagiert, erstmal sei das gesagt 😅
Aber von außen betrachtet ist es mit Sicherheit super falsch…ich kann jetzt gut reden, weil ich (noch) nicht in dieser Situation bin, daher kann ich nur spekulieren.
Was wäre wenn dir gesagt wird, das Geschenk das quasi schon versprochen war, ist jetzt aufgrund deiner negativen Gefühle gecancelt. Du würdest bestimmt auch nicht plötzlich fröhlich ein Engel sein. Du wärst enttäuscht, vielleicht noch wütender und bockig. Absolut verständlich, du hast dich ja schon so gefreut!
In dieser Situation ist nun dein Kind.
Wir Erwachsene haben einfach das ganze Gefühlszeug schon durch, wir wissen (meistens 😅) wann genug ist und können emphatisch sein.
Ich bin gerade unsicher wann sich Empathie beim Menschen entwickelt. (Bei manchen ja nie 😅🤣).
Ich hab letztens einen kleinen Comic auf Insta gesehen, da wurde von den terrible two geredet und dann so „uff zum Glück vorbei“ und dann kamen die „fucking four“ 🤣😅 also ist es scheinbar durchaus üblich das mit vier Jahren nochmal ordentlich Chaos ist. Es ist einfach nie leicht. Mein Wutzwerg zuhause hat letztens auch einen Teller geworfen, weil wir nicht das gewünschte Essen daheim hatten, vorher aber einkaufen waren und nach mehrmaligen Nachfragen es nicht gekauft werden sollte…da hab ich auch gedacht ich muss das Kind an die Wand tackern. In dem Moment ist einfach alles rot, aus meiner Sicht und aus der Sicht des Kindes. Ist der Rauch verflogen dann rede ich und rede und rede. Keine Ahnung ob es fruchtet, Spielzeug wird noch recht oft geworfen 🙄
Ich kenne ja eure genaue Situation nicht, aber das Geschenk, welches der Osterhase bringen soll würde ich nicht als Einsatz setzten. Einen Tipp kann ich aber auch nicht wirklich bringen…ihr redet ja eh so wie ich das verstehe, vielleicht ist es echt einfach nur (einfach nur haha) eine Entwicklungsphase die super anstrengend ist, für dein Kind und dann eben auch für dich.
Mom of the year werden wir beide wohl nicht 😅🤪

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Danke, für deine Antwort, wirklich!

Klar beglückwünsche ich mich gerade zu dieser Schnapsidee, dass das nicht mal ansatzweise hilfreich für den Haussegen ist weiß ich. Du hast vollkommen recht, ich hab was versprochen, sie freut sich, dann ist sie mies zu mir und ich cancel es. Aber ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Sie ist normalerweise nicht so. Sie schmeißt sich nicht auf den Boden und kreischt, das höchste der Gefühle ist mal weinen und die Türen zuknallen. Und da lass ich sie abkühlen und danach die erste Maßnahme ist kuscheln und langsam aus ihr rausbugsieren was denn gerade los ist. Hilft immer.

Jetzt nicht. Kein kuscheln, kein reden, kein Schimpfen, keine logischen Konsequenzen wenn sie was kaputt macht, kein gemeinsam schweigen aber friedlich was spielen, nix nix nix. Ich will ihr ja helfen, wenn es etwas gibt was sie ärgert, dann springe ich natürlich mit Schwert und Schild auf und schaue dass es wieder ok wird. Aber sie spricht nicht mehr mit mir, und wenn sie es tut ist sie so fies, dass mir die Spucke wegbleibt.

Ich weiß nicht weiter. Es war als Weckruf gedacht, dass wenn sie nicht zumindest versucht sich am Riemen zu reißen (es muss ihr nicht perfekt gelingen, aber es zumindest versuchen wäre schön) dass auch die anderen nicht mehr das tun was sie will. Mir kommt es einfach nur wie ein riesiges Kräftemessen vor, als würde sie es darauf anlegen mich zu brechen. Und ich bin selber ein gefühlsstarker Mensch, sie nicht an die Wand zu klatschen ringt mir mehr Energie ab als der ganze Arbeitstag davor. Wenn ich sie um 4 aus dem Kindergarten hole, bin ich spätestens um 6 streichfähig, und um 8 schlafe ich tief und fest.

Wenn ich wenigstens wüsste was sie so ärgert, dann könnte ich ja was tun, aber sie zuckt mit den Schultern und schreit weiter.

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"Mir kommt es einfach nur wie ein riesiges Kräftemessen vor, als würde sie es darauf anlegen mich zu brechen. "

Und das kann sehr gut sein. Nicht unbedingt ein Kräftemessen. Ich könnte mir stattdessen vorstellen, dass bald ein riesiger Schritt Richtung mehr Selbständigkeit ansteht.
Vor diesen Schritten war es auch bei uns oft so, dass es verhaltenstechnisch zu spüren war. Im Kleinkindalter genau so, wie du es beschreibst. Mehr Wut, mehr Grenzen testen, sich rückbversichern, dass es Grenzen gibt (die ja auch Halt geben). Mehr erfahren, dass man eine eigene Person mit eigener Meinung, eigenem Kopf und eigenen Emotionen ist. Und ja, diese Emotionen überrollen die Kinder. Sie sind neu, heftig und müssen kontrolliert werden. Du kennst es doch sicher auch ,wenn dich die Wut überkommt und du sie einfach nicht zügeln kannst. Du beschreibst es ja in deinem Folgesatz selbst.
Wenn DU damit schon Schwierigkeiten hast, was meinste, wie es deinem kleinen Zwockel erst geht? Die Kinder haben das Kontrollieren und den Umgang mit diesen intensiven Emotionen einfach noch nicht gelernt.
Das Ding ist: Dabei brauchen sie Hilfe.
Ich verstehe auch deine Wut und deine Erschöpfung und evtl auch Kummer, weil du denkst, es ist gerade unharmonisch. Mag sein, dass es das ist. Aber es ist der normale Lauf der Dinge. Dein Kind lernt JETZT den korrekten Umgang mit diesen Emotionen. Aber nur, wenn du ihr dabei hilfst. Bestraf sie nicht dafür. Auch negative Emotionen sind normal und gehören gefühlt, gelebt. Wie man gesund mit ihnen umgeht, was man darf und was nicht, das zeigst du ihr.
Und ja, das ist echt extrem anstrengend. Aber es legt den Grundstein für die seelische Gesundheit deiner Tochter.
Lass dir gesagt sein, dass ein Abstrafen von negativen Emotionen echt üble Folgen haben kann. Ja, auch krankhafte.

Das bedeutet keinesfalls, dass du dir jegliches Verhalten antun musst. Bleibe bei deinen Grenzen und zeige diese immer.
Auch das ist ja eine wichtige Lektion ;) für die eigenen Grenzen einzustehen und sie zu beschützen.
Aber lass den Weg zu dir, den Weg zum Kuscheln, zum drüber reden, zum sicheren Hafen, immer offen.
Sprich ihre Gefühle aus. Keine lange Litanei, das klappt ja meist nicht. Aber sagen, dass du siehst, sie ist wütend. Trotzdem ist Hauen etc ein No Go. Deswegen gehst du kurz raus. Wenn sie Hilfe braucht, reden will, kuscheln will, dann kann sie kommen.

Und außerhalb der Wutphasen könnt ihr nach einem anderen Ventil für die Emotionen suchen. Denn Ventile müssen sein.
Das kann ein Kissen sein, das verdroschen wird oder in das man hinein schreit. Ganz dolle hüpfen und besonders laut aufkommen, damit die Wut durch die Füße hindurch verschwindet. Ganz schnell rennen, da kommt die Wut nicht mit.
Gib ihr Lösungsstrategien an die Hand, nur so erlernt sie ja überhaupt den Umgang damit.

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Ich glaube nicht, dass Du damit einen nachhaltigen Effekt erreicht hast. Wie denn auch? Ostern ist in 3 Wochen. Bis dahin wird sie noch nicht mal wissen, warum sie so vom Osterhasen "bestraft" wird. Oder willst Du ihr das jetzt jeden Tag unter die Nase binden? Du sagst, Du hast es mit Bestechung versucht, hat nicht funktioniert. Was soll dann der Geschenkeentzug bringen? Ich verstehe, dass Du aus Hilflosigkeit so reagiert hast, weil Du nicht mehr an sie herangekommen bist. Aber Kinder in dem Alter leben in dem hier und jetzt. Und später - möchtest Du, dass deine Tochter jedes Mal mit Angst auf Weihnachten, Geburtstag und Ostern blickt, weil sie fürchtet, dass ihre Geschenke wieder abbestellt werden, weil vielleicht mal ein Wutzwerg vorbeikam? Und frage dich mal selbst: Hättest Du auch so reagiert, wenn ihr Herzenswunsch eben kein teurer gewesen wäre? Kinder differenzieren in diesem Alter nicht den Wert des Geschenkes. Natürlich ist man verärgert, dass das Kind nicht sieht, dass man wirklich alles tut und an sich selbst spart um ihm den Herzenswunsch zu erfüllen. Aber so denkt ein Kind nicht.

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Auch dir danke ich für deine Antwort.

Ich bin mir sicher du hast schon gemerkt, dass ich das alles eigentlich gar nicht möchte. Es macht mir keinen Spaß sie zu bestrafen, Am liebsten wäre mir gewesen, sie hätte meine unzähligen Warnungen zuvor ernst genommen, oder aber etwas aus den logischen Konsequenzen der letzten Tage mitgenommen. War aber nix. Ich sehe dass sie leidet, ich spüre dass ich es auch tue, und ich kann nicht mehr. Sie soll sich bei Gott keine Sorgen machen, dass sie nie wieder was schönes bekommt, aber ... die Drohung kam nicht aus dem nichts. Da sind mittlerweile Tage vergangen in denen außer Schreien oder Gewalt keine Antwort von ihr kam.

Ebenfalls gibts es etwas was ICH nicht möchte, nämlich Liebesentzug und Schweigen wenn sie sich daneben benommen hat. So bin ich nämlich groß geworden, und ich merke manchmal, dass ich auch in dieses Muster des Ignorierens zurückfallen möchte, um nichts böses zu sagen. Da kommt mir die materielle Bestrafung noch besser vor als zu glauben dass Mama sie nicht mehr lieb hat.

Alles sehr verzwickt. Ich weiß nur wirklich nicht weiter wie ich ihr klar machen soll, dass man eben manchmal auch umgänglich sein muss, um umgängliches Verhalten der anderen zu ernten.

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ja, ich kenne deine Gefühle sehr gut. Aber wenn deine Tochter nur im Ansatz so tickt wie meine, dann wird eine materielle Bestrafung in diesem Alter überhaupt keine Änderung in ihrem Verhalten bewirken. (wie oft hätte ich in meinem ersten Impuls am liebsten das ganze Kinderzimmer leer geräumt). Meine Erfahrung ist: Durch manchen Phasen muss man durch. Man kann die Kinder begleiten, man kann Ihnen Strategien zeigen mit der Wut umzugehen. Es wird besser, wenn die Kinder älter werden. Überlege dir was Dir wirklich wichtig ist: Waren die 30 cm wirklich das Drama wert? Du musst aus dieser Machtspielchen-Spirale raus. Das Werfen von Gegenständen haben wir wirklich gut "abtrainiert" indem wir Ersatzlösungen angeboten haben um diesen Drang zu befriedigen. So wie Du mit Schweigen und Liebesentzug großgeworden bist, bin ich damit groß geworden, dass meine Eltern mit Gegenständen im Streit miteinander um sich geworfen habe. Und ich merke immer, dass das Kind in mir bei Wut auch etwas kaputt machen möchte, zerstören möchte. Deswegen kann ich das Verhalten der Kinder in diesem Moment so gut nachfühlen (etwas was mein Mann überhaupt nicht kann). Ich weiß aber natürlich, dass Zerstörungswut keine Lösung ist und man deshalb andere Strategien braucht. Die Wut braucht ein Ventil. Und keine Erklärung. Und keine Angst: Sie lernt soziales Verhalten. Jeden Tag. Jeden Tag ein bisschen besser.

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Für mich ist das so ne typische "Elternautomat"-Sache.
Das Kind bringt einen zur Weißglut und anstatt rational und auch sinnvoll zu reagieren, springt der Elternautomat an und man hört sich selbst Dinge sagen oder denken, von denen man eigtl weiß, dass sie Quark sind. Und schwupps, sind sie draußen oder bzw trotzdem gedacht. Dinge, die unsere Eltern vielleicht getan haben und von denen wir uns geschworen haben, dass wir sie niemals(!) bei unseren Kindern tun würden, Sätze, die einfach nur Blödsinn sind und einem eben automatisch über die Lippen rutschen. Die man oft ohne viel Nachdenken vor sich hersagt, weils leichter ist.

Aber es ist nunmal Quatsch. Du bestrafst damit dein Kind für ein völlig normales, altersgerechtes Verhalten. Klar ist das Verhalten zum Kotzen. Ja, es nervt tierisch und man möchte sie manches Mal gern...
Aber nutzen tut es doch nix. Und es vermittelt zudem dem Kind das völlig falsche Bild. Nämlich, dass es nur dann Geschenke verdient, wenn es sich angepasst verhält. Wenn es "lieb" ist (grauenvolles Wort!)
Wenn es sich so verhält, wie es anderen gefällt.
Und das ist nicht richtig.

Mein Mann und ich verhalten uns auch manchmal doof. Menschlich. Wir sind Menschen und ja,die sind eben manchmal doof. Wir keifen uns an, wir gehen uns auf den Wecker (vor allem er!!), wir reden doofes Zeug (nur er), wir nerven.
Und? Das schmälert zu keiner Zeit unsere Liebe zueinander, unseren Respekt voreinander oder unsere Wertschätzung für den anderen.

Bei Kindern genauso. Die verhalten sich eben öfter mal alterstypisch dooof. Wollen die das? Nein. Sollte man was entgegen setzen? Klar, du musst dir ja nicht alles gefallen lassen.
Sollten Geschenke davon abhängen, ob das Kind sich so verhält, wie man will? Nö - warum auch? Man wertschätzt und liebt und respektiert sein Kind ja wohl (hoffentlich!) trotzdem.

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Du bist die Erwachsene, sie ist das Kind. Sie kann sich nicht "am Riemen reissen" oder "Einsicht zeigen" und "Nettigkeiten von dir" sollte sie einfach erhalten weil sie nunmal dein Kind ist, und nicht nur dann wenn sie dir welche entgegen bringt. Liebe von Eltern zum Kind sollte bedingungslos sein meine ich.

Was die Wutanfälle angeht, versuchen viele die Wut möglichst klein zu halten und das Gemotze schnell zu unterbinden und alles Negative einfach nur weg zu bekommen. Anstatt dagegen an zu kämpfen, gib ihr Raum um es raus zu lassen. Begleite sie in ihrem Frust und hilf ihr ihn anzunehmen.

Sicher fühlt sie sich auch selbst mies wenn sie was nach dir wirft oder laut brüllt oder ihr Buch zerreisst. Dann sag ihr sowas wie "wow das waren aber starke Gefühle eben, da ist viel los in dir drin was?" oder "uih da hab ich mich jetzt aber erschrocken, du dich bestimmt auch?" ... Gib ihr die Chance zu zu geben dass sie überfordert ist von ihrer Stimmung indem du mit ihr überfordert bist und nicht indem du es ihr vorwirfst.

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Zu Deinem letzten Absatz: Das funktioniert aber nur, wenn das Kind noch ansatzweise "ansprechbar" ist. Hätte weder bei meiner Tochter das Geringste genutzt noch aktuell beim Dreijährigen hier im Haus, der zur Zeit täglich! um 6.45 Uhr das ganze Haus weckt, weil er nicht will, dass sein Vater arbeiten geht. Der brüllt an der Wohnungstüre/im Treppenhaus in so einem hohen Diskant, dass wirklich alle Parteien im Bett hochfahren. Beim ersten Mal dachten wir, ein Rauchmelder in der eigenen Wohnung geht los.
Die Mutter hat die Geduld eines Engels mit ihren Beiden, aber heute früh hörte ich sie auch entnervt kreischen - in ihrer Sprache, habs nicht verstanden 😃 muss ich auch nicht.
Erzieherische Theorie und Praxis klaffen leider manchmal Kilometer auseinander, bestätigen Dir sogar Kita-Erzieher 😉- und passt selten für alle Kinder gleich. Manchmal brauchen sie einfach nur Ruhe, bis sie "fertig" sind und dann kann man sie in den Arm nehmen und reden; so war meine Tochter.
LG Moni

Bearbeitet von fruehchenomi
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Hallo,

ich hab mir jetzt Deinen Text ein paar mal durchgelesen.
Ich hoffe er ist in Rage geschrieben. Denn die Art und Weise wie Du von Deiner Tochter schreibst und die Erwartungen die Du an sie hast ( Minimum an Einsicht, eventuell eine halbgare Entschuldigung dann wenn ich ihr suggeriere dass es einen Tick zuviel war und ein liebes Wort angebracht wäre), sind für eine 4 Jährige nicht altersgerecht. Das kannst Du MAL ab 7, vielleicht 8 einfordern. Aber da auch noch nicht wirklich...
Klar liegen mal die Nerven blank, aber sie ist 4 und nicht älter. Du kannst von einer 4 jährigen weder Einsicht noch eine Entschuldigung von sich aus fordern wenn sie sich unverstanden fühlt.
Sie wird sich evtl Ihrer Gefühle nicht mehr bewusst sein, dh Du kannst von einer 4 jährigen auch nicht jedes mal erwarten, dass sie weiß woher ihre Wut kommt. Das weiß manchmal ein 7 jähriger nicht, deswegen sind es ja auch Kinder.

Ich habe das übrigens auch mit einem Kind durch.
Wir haben 2 Kids, der jüngere ist ebenfalls emotional sehr impulsiv und war ab 4 äusserst schwierig zu bändigen. Auch von heute auf morgen. Wütend, warf auch mal was, dann geweint, etc. Das Kind war mit sich und den vielen Emotionen ganz offensichtlich überfordert.
Ich kann Dir nur aus der eigenen Erfahrung raten: Konsequenzen für falsches Verhalten sofort und sachbezogen. Zb sie wirft den TiopToi - ist er weg. Kommt erst wieder wenn sie fragt und dann nochmal über das Verhalten sprechen warum er weg war. Tat mir weh, war traurig dass Du mir weh tust, teures Spielzeug geht kaputt etc.
Anziehen: einfach eben helfen und/oder ein Spiel draus machen anstatt sie x mal aufzufordern und sie zum Schluss anzumeckern (ich habe manchmal zB die Socke an den Arm gemacht um das Eis zu brechen, finden Kinder lustig und dann gehts besser wenn man sagt "wie nicht an den Arm? Wohin denn dann??".
Wenn es damit nicht klappt klare Ansage "ich helfe noch genau bis ich auf 3 gezählt habe, dann musst Du alleine Dich anziehen oder Du gehst im Schlafanzug in den Kiga und ziehst Dich dort an. Finden bestimmt die anderen bestimmt auch mal lustig wenn jemand im Schlafanzug kommt".
Das Teller-Beispiel ist ein Machtspiel, weiß nicht warum Du das mitspielst. Schieb doch den Teller rüber. Muss man nicht kämpfen, da würde ich mit 4 überhaupt nicht rummachen.

Vielleicht hilft es Dir so.
Ich kann Dir nur raten: erwarte von einer 4 jährigen nicht, dass sie sich halbwegs erwachsen oder vernünftig verhält, das ist Dein Job als Mutter, sie durch emotional schwierige Phasen zu begleiten. Kinder wissen oft nicht, was mit ihnen los ist.
Deswegen gibt es übrigens in Grundschulen extra für alle Sondereinheiten zum Thema Emotionen erkennen und benennen...

LG

Bearbeitet von shealove