Kind nach Berlin zu Klimaprotest?

Ihr Lieben, mein Sohn ist 16 und hat sich vorgenommen zu einem Protest nach Berlin zu fahren und dort zu protestieren. Ich habe erst einmal aus Angst vor Ärger für Ihn und vor allem Ärger mit der Polizei gesagt das er da nicht hinfahren darf. Zweitens radikalisiert sich mein Sohn immer mehr, erst waren es Demos, dann wöchentliche Treffen und jetzt sollen es Straßenblockaden werden. Ich hab verständnis für seine Motivation, er lebt ja noch deutlich länger, aber ich kann ihm das doch nicht erlauben oder? Er hält an seinem Plan fest, hat ein Ticket gebucht, Sachen schon geplant und möchte sich in Berlin mit einer Person treffen, welche die Schule für die Proteste abgebrochen hat, er mag ihn wohl sehr und sie verstehen sich super. Aber ich glaube, dass er einen schlechten Einfluss auf meinen Sohn hat, was meint ihr? Und wie schaffe ich es ihn davon abzuhalten nach Berlin zu fahren?
Liebe Grüße Hannes

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Ich hätte mich mit 16 nicht mehr von meinen Eltern von sowas abhalten lassen, wenn ich es wirklich will. Und selbst wenn du damit erfolgreich sein solltest: in spätestens zwei Jahren ist er volljährig, dann kann er eh machen, was er will.

Sinnvoller finde ich, mit ihm ein Gespräch darüber zu führen, wie er dort teilnehmen kann, ohne sich selbst zu sehr zu gefährden. Worauf zu achten ist. Woran man erkennen kann, wenn es in die Richtung geht, zu eskalieren. Welche Bereiche einer Demo gefährdeter sind. Welches Verhalten sich im Kontakt mit der Polizei oder mit eventuellen Gegendemonstrationen empfiehlt usw.

Vielleicht kannst du damit erreichen, dass er „nur“ auf die Demo geht und sich dort sinnvoll verhält und gleichzeitig erfährt, wie man sich auf legitimem demokratischen Weg (Demos sind ein solcher) für seine berechtigten Anliegen einsetzt. Vielleicht ist er dann bereit, auf Aktionen wie Festkleben, die in vielerlei Hinsicht deutlich problematischer sind, zu verzichten.

Ich bin mittlerweile mehr als doppelt so alt wie dein Sohn und habe selbst in meiner Jugend verhältnismäßig wenig Protestaktionen erlebt. Aber ganz ehrlich: wenn ich mir die Politik so ansehe, zumindest in Österreich, aber in Deutschland wird es vermutlich nicht viel anders sein, dann stehen da offensichtlich die meisten berechtigten Anliegen von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen ganz an letzter Stelle. Die Politik ist vom Populismus und der Größe der Wählergruppen geprägt, und junge Menschen dürfen bis zu einem bestimmten Alter gar nicht wählen und auch danach sind sie zahlenmäßig zu wenige, als dass sie für die Politik relevant ins Gewicht fallen würden (kleinere Generationen als früher). Ich verstehe den Ärger, die Wut und Enttäuschung der jungen Menschen darüber, und dass sie sich zumindest auf Demos mit ihren Anliegen zeigen wollen.

Bearbeitet von Eternal-Hope
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Genau so! Tolle Antwort. Ich bin noch mal ne Schippe älter als Du. Ich habe den "kalten Krieg", den Protest gegen den Nato-Doppelbeschluss miterlebt, ich war auf Demos gegen den Ausbau von Atomkraftwerken, etc. Von "der" Gesellschaft wurden wir damals als Chaoten, linkes Gesocks und Terroristen diffamiert. Aus der Bewegung haben sich Die Grünen entwickelt - eine mittlerweile durch und durch bürgerliche Partei. Deutschland hat keine Atomkraftwerke mehr - ausschlaggebend war eine Bundeskanzlerin der CDU! Kurz: Die Anliegen der damaligen Protestbewegung sind in die nationale DNS übergegangen. Und genau das wird mit dem Anliegen der Klimaaktivisten passieren. Wunderbar, dass Kinder und Jugendliche ihre Stimme erheben und auf die Straße gehen.

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Puh. Da hätte ich auch ein Problem damit.
Klimaschutz ist gut und wichtig, auch Demos finde ich ok. Auf dieser Mist mit Festkleben und Dinge zerstören ist ein NoGo. Und da du schreibst, dass er auf dem besten Wege ist, diesbezüglich radikal zu werden, würde ich probieren einzugreifen. Nicht so einfach in dem Alter.

Klimaschutz beginnt im Kleinen. Da würde ich ansetzen. Wer radikal das Klima schützen will, sollte bei sich selbst anfangen. Nicht alle 2-3 Jahre ein neues Handy, Kleidung und Schuhe Second Hand, keine Fahrdienste (falls ihr das ab und zu macht), sondern Fahrrad und Öffis, Ernährung entsprechend anpassen, Minimalismus, auf Konsolen usw. verzichten, da gibt es sichern noch eine Menge. Tut er das schon? DANN hat er das Recht, demonstrieren zu gehen.

Fordert er nur, dass andere sich ändern, würd ich ihn genau damit konfrontieren und das ausdiskutieren.

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>> Klimaschutz beginnt im Kleinen. <<

Blöderweise ist das auch genau der Punkt, wo er gerade endet und damit ist er zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn Millionen auf einen asketischen Lebensstil umsteigen, wird man den CO2 Ausstoss nicht um 65% bis 2030 senken. Da ist die Industrie, die Politik gefragt. Und wieviel Einfluss hat ein 16jähriger auf die grösseren Entscheidungen? Er bestimmt nicht, welchen Energieversorger die Eltern wählen, ob die neue Familienkutsche eine Verbrenner-SUV wird, ob das Haus energetisch saniert wird. Er darf nicht mal wählen. Aber er wird den ganzen Bockmist, die die Generationen vor ihm sehenden Auges verzapft haben, ausbaden müssen. Und dann stellt sich diese Generation hin und verlangt von ihm, die Klappe zu halten, weil er sich ja letzte Woche ein Paar Nikes gekauft hat? Das ist doch Bullshit.

Grüsse
BiDi

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Jup. Unser Wirtschaftsprofessor hat uns (Umweltstudiengang) damals schon erklärt, dass es ja schön und gut ist, wenn wir vegan leben, Second Hand tragen und mit dem Fahrrad auf dem regionalen Wochenmarkt einkaufen; wenn wir wirklich etwas bewegen wollen ginge das jedoch nur über politisches Engagement

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Ärger mit der Polizei würde er nicht bekommen 🙈

Ich würde mich mit ihm nochmal an den Tisch setzen, und deutlich sagen was dieses Vorhaben für ein Unsinn ist. Er soll sich bitte nicht lächerlich machen.

Das Klima schützen ist ja eh ein schwieriges Thema. Es wäre viel hilfreicher, zb bei sich im Ort (Feld und Wälder etc) Müll zu sammeln. Bäume pflanzen… schaut gemeinsam was bei euch möglich wäre. Das hat einen viel größeren Effekt, als sich irgendwo festzukleben oder so einen Mist.

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Man kann, darf und soll auch nicht einfach irgendwo irgendwelche Bäume hinpflanzen.

Das ist keine Maßnahme, die ein 16-jähriger ergreifen kann.

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Ich schrieb dazu: …schaut gemeinsam, was bei euch möglich wäre…

Lg

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Bei solchen verbotenen Demonstrationen mitzumachen, hätte ich auch ein Problem damit. Man weiß nie was da für Kosten auf einen zukommen.

Ich muß selbst sagen, vor 30 Jahren war ich voll am Klimazug. hatte auf mein Haus Photovoltaik montiert, fuhr Elektroauto und vieles mehr. Jetzt bin ich für Umweltschutz, sehe aber die Klimaerwärmung als glückliche Fügung. Wenn man sich die reinen Daten ansieht, die Lbensmittelproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren zirka verdreifacht (offizelle Zahlen: https://www.fao.org/faostat/en/#data/QI ) Die Sahara (wüste) wird etwas kleiner und der Planet wird durch mehr CO2 auch Grüner. https://www.nasa.gov/feature/goddard/2016/carbon-dioxide-fertilization-greening-earth In Gewächshäusern wird absichtlich CO2 hinein geblasen damit die Früchte weniger Wasser brauchen und größer und schöner werden.
Eine Peer Review Studie: Umweltkatastrophen nehmen nicht zu, sondern eher ab. Auch die Schäden. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0040162520304157

Und der aller letzte Punkt: Wir sind in der Lage, CO2, in C Kohlenstoff und O2 (2 Teile Sauerstoff) zu spalten. https://www.scinexx.de/news/technik/kollision-erzeugt-sauerstoff-aus-co2/

Und noch etwas: Zirka 96% des CO2 wird von der Natur freigesetzt. Der Mensch ist für zirka 4% verantwortlich. Selbst wenn wir die 4% komplett einsparen, bleiben noch immer 96% übrig.

Die Tatsache, dass wir CO2 trennen können, stimmt mich zuversichtlich, dass wir das auch tun, wenn es wirklich so weit ist und nötig ist. Da bin ich mir ganz sicher. Letztendlich wird alle paar Jahre wegen irgend etwas Panik gemacht und wir haben noch jede Panik überlebt. Ja, es gibt den Klimawandel, das ist fix. Aber aus meiner Sicht ist er nicht so dramatisch wie er in den Medien dargestellt wird. Ein paar Katastrophen die wir in der Vergangenheit mit wenig Aufwand gelöst haben: Das Waldsterben durch Bleifreies Benzin, Schweinegrippe, Vogelgrippe, Corona, Auch die Corallen vermehren sich wieder mehr. In China werden bald die ersten Atomkraftwerke mit geringer Radioaktivität in Betrieb gehen. Ich höre nicht mehr auf diese Panikmacher. Wenn es so weit sein sollte, dann trennen wir einfach das CO2. Dazu sind wir jetzt bereits technisch in der Lage.

Ich weiß jetzt nicht ob Dir meine Ansicht zu dem Thema hilft. Ich war in Jungen Jahren von dem Klimaschutz zu jetzt "wir schaffen das auch ohne Panik" umgeschwenkt. Die Frage ist nur, wie Du ihm das erklären kannst. Ich weiß auch nicht worauf er zugänglich ist. Auch das mit der Dürre stimmt nicht. Wärmeres Klima heißt, dass die Pole und Gletscher schmelzen (ist richtig), das heißt aber auch, dass es mehr Wasser gibt, mehr Luftfeuchtigkeit und mehr Regen. Was wiederum heißt, weniger Dürre. Das ganze ist jetzt nur meine persönliche Ansicht. Nicht wissenschaftlich, auch wenn ich ein paar Links dazu gegeben habe.

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Vor 30 Jahren ein Elektroauto? Wie viel offensichtlicher kann man denn noch einen Fake-Beitrag erstellen?

Zum Rest kann ich nur sagen: ich bin selber in den Klimawissenschaften involviert und arbeite an einem Forschungsinstitut, das sich sehr intensiv mit den Folgen des Klimawandels befasst. Das verkehrteste, was man machen kann, ist, die für uns bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels zu unterschätzen. Da ist sich die Wissenschaft übrigens geschlossen einig. Die FAO sieht den Klimawandels übrigens alles andere als positiv: https://www.fao.org/climate-change/en

Ansonsten würde ich als Wissenschaftlerin lieber auf folgende, allgemein verständliche Quelle verweisen: https://www.pik-potsdam.de/en/news/latest-news/considering-catastrophe-high-impact-low-probability-climate-scenarios-2018dangerously-underexplored2019

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Fiat Panda Elektro. Es war genau dieses Elektroauto: https://insideevs.de/news/584717/fiat-panda-elettra-1990-historie/ Ich habe eine Bitte: Bevor man zu einem Beitrag meint, dass er Fake ist, sich zu informieren.

Eine Wissenschaft sollte immer so funktionieren, dass man alle Stimmen hört, informationen einholt / forscht (zum Beispiel, ob es vor 30 Jahren vielleicht doch schon Elektroautos gab) und auch Kritiker anhört. Weil bei allem was den Klimawandel angeht ist sich die Wissenschaft nicht einig. Und es bleibt noch immer: Wir sind in der Lage, CO2 in Kohlenstoff und zwei Teile Sauerstoff zu trennen. Das können wir und ich bin mir sicher, sollte der Klimawandel wirklich bedrohlich werden, dann werden wir dies auch machen.

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Hallo,

auch hier gäbe es ordentlich Gegenwind für solche Aktionen.
Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, ich würde mich an einen Sektenbeauftragten wenden, da diese Radikalisierung bestimmter Gruppen für mich inzwischen im Bereich von Sekten geht.

Viele Grüße

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Nachvollziehbar, dass die jungen Menschen nicht so „dämlich“ die Augen verschließen wie viele meiner Generation, unter anderem ich.

Sei stolz auf deinen Sohn, dass er sich engagiert und noch nicht so abgestumpft ist, dass er so tut, als wäre es nicht Irrsinn was passiert.

Besonders sein Alter bringt doch politisches Engagement mit sind.

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Bearbeitet von sunberl
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Bearbeitet von Nordlicht.
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Checkt ab, für wann das Ticket nach Berlin gebucht ist. Wenn er "offiziell" abhaut informiert die Polizei. Liegt die Abfahrt so, dass er angeblich zur Schule geht und erst Stunden später vermisst werden könnte, ruft in der Schule an, ob er da ist.

Einsperren könnt ihr ihn nicht