Mord nahe unseres Heimatortes mit den Kindern diskutieren?

Ihr habt vielleicht von dem Mord an dem Obdachlosen in Horn-Bad Meinberg gehört. Er wurde von drei Jugendlichen erstochen, die dies filmten und ins Internet stellten.

Wir wohnen in der Nähe (eine Viertelstunde Fahrt mit dem Auto) und da es hier nicht so dicht besiedelt ist, gilt hier eine Viertelstunde mit dem Auto als kurze Entfernung und außerdem treffen die Kids im Sport auf Kinder aus Horn-Bad Meinberg und Umgebung.

Außerdem waren wir dort schon ein paarmal zum Einkaufen.

Wir haben es mit den Kindern bis jetzt noch nicht besprochen, aber ich befürchte, dass andere, größere Kinder es eventuell ansprechen könnten und dann in „blutrünstiger“ und wenig kindgerechter Form. Was denkt ihr: ansprechen oder nicht und wie genau erklären?

Unsere Kinder sind zwischen sechs und zehn.

Bearbeitet von Lalala222222
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Ich glaube nicht, dass die Kinder, in deiner Umgebung, über diese Sache großartig sprechen werden.
Wenn du es unbedingt ansprechen möchtest, Kinder kommen normalerweise mit solchen Informationen klar . Ob deine besonders sensibel sind, weiß ich selbstverständlich nicht.
Ich wohne in Hamburg, hier wird ständig irgendwer ermordet, irgendwie. Würde ich das alles mit den Kindern besprechen, müsste ich ziemlich viel erzählen. Ist doch auch schon ein paar Tage her, warum das Thema jetzt noch aufbringen? Beschäftigt es dich und euer Dorf so doll , dass ihr nichts anderes mehr zu erzählen habt? Wenn ja , dann solltest du definitiv mit deinen Kindern drüber sprechen.

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Die Kinder einer Freundin brachten die Neuigkeit vom Spielen bei Freunden heim heim und waren ziemlich schockiert. Deswegen befürchte ich, dass andere Kinder es ansprechen könnten.

Das hier ist normalerweise eine ruhige Gegend mit geringer Kriminalitätsrate. Hier, wo wir wohnen, wurde seit Menschengedenken niemand ermordet.

Horn-Bad Meinberg selbst hat zwar einen zweifelhaften Ruf und ich denke dort wurden auch schon Leute ermordet. An einen konkreten Fall erinnere ich mich aber nicht.

Mit dieser Grausamkeit hätte hier jedenfalls niemand gerechnet.

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Wie weit sind deine Kinder generell mit dem Thema Tod?
Wenn du das Bedürfnis darüber hast mit ihnen darüber zu sprechen, dann würde ich es vielleicht darüber machen. Das Menschen sterben weil sie alt sind oder krank und das es leider auch Menschen gibt, die andere umbringen. Das könnte man dann auch mit dem Krieg in Verbindung bringen und warum so viele Menschen fliehen...
Ob ich es genau auf diesen konkreten Fall besprechen würde, weiß ich nicht. Ich würde aber auch den Kindern sagen, dass es immer Menschen gibt, die Dinge mehr ausschmücken oder falsch erzählen und sie mit solchen Dingen immer zu euch kommen sollen.

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Ich habe ihnen anlässlich des Todes ihres Urgroßvaters vor neun Monaten erklärt, dass Urgroßvater schon alt war und auf ein langes erfülltes Leben zurückblicken konnte. Ich erklärte ihnen, dass Gott ihn dann zu sich genommen hat. Ich habe ihnen erklärt, dass er ganz friedlich eingeschlagen ist und jetzt im Himmel ist und das selbe hatte ich ihnen auch schon zum Tod unserer alten Nachbarin vor zwei Jahren erklärt.

Damit konnten sie dann gut umgehen, aber dieser Mord ist natürlich vollkommen anders.

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Das könntest du aufgreifen. "Wisst ihr noch was ich euch über den Tod erzählt habe? Uropa ist gestorben weil er sehr alt war. Menschen sterben aber auch aus anderen Gründen. Auch jüngere Menschen oder Kinder...."
Geh vielleicht nicht genau auf diesen Fall ein. Nur das in eurer Umgebung jemand gestorben ist und das falls sie etwas hören oder das Bedürfnis haben, sie zu euch kommen sollen.

Ist mir noch eingefallen:
Ich war glaube ich gerade in der Grundschule als ein LKW beim Abbiegen vor meinen Augen eine Frau auf dem Fahrrad erwischte und überfuhr. Sie starb noch am Unfallort. Da wir das erste Auto waren, mussten wir vor Ort bleiben. In der Zeitung und im Ort waren so viele Falschmeldungen. Angeblich auch das unser Auto am Unfall mit Schuld gehabt hätte.
Ich kenne heute noch genau die Stelle wo das passiert ist.
Für unsere Nachbarskinder war das damals zB kein besonderes Thema, weil sie nicht dabei waren. Obwohl der Unfall vielleicht 1 km von unserem Wohnort entfernt war.

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Hm, ich denk darüber könnt nur ihr selber entscheiden.

Wir haben das hier auch durch, plattes Land, ein Mord ist da echt die Story des Jahres....passiert ja hier sonst kaum was. Man wurde überall angesprochen, es ging durch die Medien, selbst die Kitakinder redeten darüber. Das Fernsehen war da, sogar vorm einzigen Supermarkt suchten sie redefreudige Leute und fanden sie auch.
Wir bekamen Anrufe von Bekannten, die weiter weg wohnten....selbst die wollten wissen,w as bei uns den los sei. Unglaublich.
Hier im Ort selber war das Thema zeimlcih fix durch und es kam schnell der Punkt, wo alle nur noch davon genervt waren und keiner mehr Bock auf das Thema hatte. Aber am Anfang war es echt heftig.

Das Szenario war hier ein anderes, ein "Fremder" hat eine im Ort sehr bekannte Person umgebracht. Wir mussten mit unserer Tochter darüber reden und haben das auch getan, bevor diese komplette Gerüchteküche auf sie einprasselte. Auch das war Thema, was die Leute daraus machen. Sie war da im letzten Kindergartenjahr und sie hatte viele Fragen, die sie beschäftigten. Wir mussten auch mit ihr reden, weil wir täglich daran vorbeikamen, sie die Polizei sah und die Ermittlungen dauerten wirklich lange.

Tja, wie haben wir das angefangen.....frei von der Leber. Ja, das stimmt, da wurde eine Frau umgebracht. Wieso, warum, usw das werden erst die Ermittlungen ergeben. Hauptthema war aber eigentlich die Gerüchteküche und der Umgang damit. Das die Leute viel Unsinn erzählen und sicherlich nicht mehr als die Polizei wissen. Wir haben dann auch 2 Jahre später nochmal über das Urteil gesprochen.

Jetzt ist sie 11, es gibt über den Fall einen Podcast, den hat sie sich jetzt angehört....altersgerecht? Sicherlich nicht, aber das Thema beschäftigte sie halt immer noch. Sie wollte jetzt wissen, was wirklich los war und was Gerede war und sie hat da ein verdammt gutes Gedächtnis. Wir haben den Podcast zusammen angehört udn drüber gesprochen, das war jetzt ihr persönlciher Abschluß.

Gar nicht drüber sprechen, das war hier überhaupt nicht möglich, denn der Mord fand mitten in unserem Lebensmittelpunkt statt.

Ich vertrete halt die Meinung, das wir unsere Kinder nicht schützen, in dem wir Themen/Ereignisse totschweigen. Ob das so richtig war, wie wir es gemacht haben....keine Ahnung, das kann nur unsere Tochter beantworten, wenn sie erwachsen ist.

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Es gab vor 2 Jahren exakt so einen Vorfall bei uns. In Laufweite weg, auf einem Freizeitgelände, das jede Familie hier im Umfeld nutzt.
Es standen lange massig Kerzen und Blumen dort und gibt ein Grafiti an der Wand. Morde gibt es regelmässig, aber das war schon eine andere Liga und ging mehr durch die Presse als sonst.
Wir haben es nicht proaktiv angesprochen, aber da waren unsere Kinder auch noch grenzgängig klein.
Sie haben es nicht mitbekommen.

Letztes Jahr habe ich überlegt ob wir agieren müssen. Ein 5jähriges Kind ist bei einem Unfall, vermutlich Fahrerflucht, umgekommen. Paar km weiter weg aber das hat hohe Wellen in der ganzen Stadt geschlagen und wir haben Verbindung in das Umfeld des Kindes.
Da haben wir überlegt. Und uns dagegen entschieden.
Hätte das grosse Kind es angesprochen hätten wir es bei Bedarf bearbeitet. Die Wellen waren riesig. Die Verbindung nah. Aber auch das ging am Kind vorbei.

Wir haben eine Bekannte, die klärt ihr Kind anlassbezogen zu allem auf. "Sohn, siehst du das Kind da vorne mit den Verbrennungen im Gesicht? Deswegen möchte Mama nicht dass du in der Küche spielst wenn gekocht wird."
Ich verstehe die Logik dahinter.
Aber.... Uh. Ich habe da zu viel Bedenken Ängste zu schüren.
Kinder machen aus so einer Info gedanklich ganz andere Dinge als wir es sagen und uns denken würden. Ich habe da zu viel Angst dass es sich verselbstständigt oder ich dem Kind ne Angststörung verpasse. Ich weiss, das ist eine gerade gezogene Linie die nicht so direkt wirkt, indirekt ist das aber sehr wohl der Stoff der sowas begünstigt.

Anders ist es wenn sich wirklich die Details so zu euch durcharbeiten würden. Dann als Schadensbegrenzung sprechen. Sicher. Aber grade was den kleineren betrifft? Finde ich zu viel.
Meiner ist gute 5. Nur wenig jünger. Ne. Ich würde schauen ob es ankommt und dann drüber sprechen. Ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen dass da eine Handvoll 10jährige sich an blutigen Details ergötzt. Wenn du den Fall der 12jährigen Luise anschaust, da war wenig Detail in der Presse. Und der Tenor eher "schlimm", aber nicht blutrünstig.
Ich bin Team laufen lassen und gut hinschauen was ankommt.

Bearbeitet von schwierigeFrage
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Meine Kinder sind 6 und 9 und in unserer Stadt gab es im September einen wirklich schlimmen Mord. Das ging an keinem hier spurlos vorbei, war tagelang im Fernsehen etc. Mit der großen Tochter haben wir Eltern direkt an dem Tag darüber gesprochen und das war auch gut so, denn aus der Schule hat sie da die abenteuerlichsten Geschichten gehört… da waren dann noch mehrere Tochter-Eltern- Gespräche dazu nötig. Mit der Kleinen haben wir es nur sehr wenig thematisiert. Sie weiß, dass da in der Stadt Blumen und Kerzen liegen, weil da jemand gestorben ist… mehr nicht.

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Ich würde einfach mal nach für Kindern gemachte Bücher schauen, die sich generell mit dem Thema Tod beschäftigen, die Umstände, die dazu führen, können, würde ich außen vor lassen ...

Denn Tod kann jeden treffen, niemand kann sich davon freisprechen und niemand hat Anspruch auf ein bestimmtes Lebensalter, wichtig ist, den Kindern dies altersgerecht zu vermitteln.

Es gab im ZDF den Film "Totgeschwiegen" (2019) der hatte die FSK12 und darin ging es exakt um so einen Vorfall wie jetzt passiert. Also kann man davon ausgehen, das ab 12 Jahren da auch mal Ross und Reiter genannt werden können, also was wirklich passiert ist.

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Natürlich sollte man darüber reden , vorallem wenn die Kinder dies selbst zur sprache bringen.

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Hi,

eure Kinder hören doch sicher Radio oder schauen Nachrichten im Fernsehen? Lesen Zeitung?
Da bekommen sie sowas doch automatisch mit.
Ist auf jeden Fall bei uns (Kind ist 8) so. Natürlich sprechen wir dann mit ihr über solche Fälle, wenn sie danach fragt. Und das sind dann nicht nur Fälle aus der näheren Umgebung.
Aktiv selbst ansprechen würde ich das nicht, aber wenn gefragt wird, klar.
LG N.

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Hallo,

ich bin zwar nicht die TE, aber meine Kinder
- hören z.b. kein Radio. Oder nur, wenn sie mit uns im Auto unterwegs sind, was selten ist.
- sehen keine Fernsehnachrichten. Einfach, weil wir zwar einen Beamer haben, auch Filme und Serien gucken, aber keinen echten Fernseher besitzen.
- lesen auch keine Zeitung. Die bekommen wir Erwachsenen mittlerweile digital, die liegt also nicht herum.

Wir Erwachsenen sind, denke ich, gut informiert. Gezielt schauen wir seriöse Internetanbieter an, die weniger seriösen werden einem dann ja noch automatisch um die Ohren gehauen ;-)

Die Kinder gucken ab und zu Logo, ansonsten ist es tatsächlich so, dass wir sie auf dem Laufenden halten (siehe meinen Post weiter unten).
Die Große hat jetzt ein Handy, da hat sie natürlich auch eine Timeline mit mehr oder weniger bedeutenden Ereignissen... jetzt, wo ich drüber nachdenke merke ich, dass man das demnächst um ein paar seriöse Informationsapps und Internetseiten ergänzen muss (ansonsten ist so eine Timeline ja darauf programmiert, nur das anzuzeigen, womit man sich eh beschäftigt.) Mal sehen, was es da für 11jährige so gibt.

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Hallo,

zum einen würde ich es nur ansprechen, wenn du sehr sicher bist, dass die Kinder es aus anderer Quelle auf jeden Fall erfahren.
Ansonsten finde ich sie für so krasse, grausame Fälle wirklich noch sehr klein.

Insofern kann mam natürlich auch abwarten und dann ggf. besprechen/auffangen, wenn es Thema wird. (Es gibt auch Kinder - meine gehören dazu - die glauben solche krassen Sachen gar nicht sofort, wenn andere Kinder das erzählen. Erst, wenn ich es bestätige. Und dabei kann ich dann auch kindgerecht erklären.)


Wenn es notwendig ist, Nachrichten an die Kinderohren zu bringen, haben mein Mann und ich es auch schon so gemacht, dass wir uns bei den Mahlzeiten gezielt kurz darüber unterhalten haben. Also wir Erwachsenen.
Natürlich hatten wir dann vorher besprochen, welche Details wir erwähnen und welche nicht.
Dann können die Kinder entscheiden, ob sie weiter nachfragen. Wenn sie nicht nachfragen, muss man aber wachsam bleiben, ob es sie evtl doch noch länger beschäftigt und die Fragen später kommen. Aber genau für so ein "dosiertes sacken lassen" ist das eine ganz gute Methode.