Wie eine wichtige Regel durchsetzen?

Vorab: mir ist bedürfnisorientierte Erziehung wichtig, ohne Strafen oder auch "logische Konsequenzen". Meist komme ich auch so aus, aber eine Situation kriege ich einfach garnicht gelöst:

Im Bus bleibt meine Tochter einfach nicht sitzen. Sie ist 4, ein sehr bewegliches, aktives Kind. Es gibt die Regel "such dir nen Platz aus und dann bleib sitzen, bis wir aussteigen". Aber sie kann es nicht. Steht ständig auf, turnt auf den Sitzen rum, hängt sich an die haltestangen usw. Ermahnungen bringen nichts.

Es endet dann so, dass ich irgendwann nochmal sehr streng ermahne und beim nächsten aufstehen, halte ich sie dann auf dem sitz neben mir fest. Was soll ich sonst machen? Im fahrenden bis rumzuhampeln ist einfach zu gefährlich...Sie hat dann die restlichen 15 Minuten Fahrt (kam mir vor wie 15 Stunden) den ganzen Bus zusammengebrüllt und nach mir getreten...ich habe nochmal versucht zu erklären, aber ich dringend da natürlich nicht mehr durch.

Im Bus beschäftigen wir uns schon recht sinnvoll, unterhalten, spielen "ich sehe was was du nicht siehst" oder lesen ein Buch. Aber sie kann sich trotzdem nicht daran halten.

Mir fällt echt nichts mehr ein (außer sie vorm Handy zu parken, aber das kann ja nicht sein, dass es nicht anders geht...).

Ich habe ihr nun gesagt, nach noch so einer Busfahrt gibt es Fernsehverbot (wäre mega schlimm für sie). Ich finde das unfair und doof von mir, aber was soll ich machen? Wenn sie im Auto angeschnallt ist, kann sie ja auch mal länger einfach da sitzen und ruhig aus dem Fenster gucken oder so. Es ist ihr also prinzipiell möglich. Aber im Bus ist es einfach dir Hölle. Ich fühle mich so provoziert, als wäre ihr einfache egal, was ich schon 1000 mal gesagt habe.

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Ich tanze hier jetzt mal aus der Reihe:

Ich bin ganz klar für Konsequenzen und die müssen bei einem normal entwickelten 4-jährigen Kind, nicht mehr unmittelbar zeitlich und thematisch mit dem Fehlverhalten in Zusammenhang stehen.
Im Erwachsenenalter ist die Konsequenz auch nicht immer logisch und auch da gibt es sehr wohl Strafen und
ein Kind in diesem Alter, ist durchaus in der Lage sich am Abend zu erinnern, dass es am Nachmittag ein riesen Theater veranstaltet hat.

Die moderne Art von bedürfnisorientierter Erziehung, zumindest so wie sie im Überwiegenden leider verstanden wird, ist eine Erziehung zu kleinen Egoisten, da ausschließlich die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden.
Ich bin oft wirklich entsetzt, wie sich viele Kinder benehmen und die Eltern einfach zu sehen oder in monotoner Dauerschleife: "Paul, bitte hör auf." wiederholen, ohne in eine Situation einzugreifen und dafür zu sorgen, dass das nicht mehr Kleinkind, endlich aufhört zu schreien, zu treten, zu spucken, etc.
Und dabei bin ich wirklich alles andere als ein Verfechter der alten Schule in Sachen Erziehung.

Aber meine Aufgabe als Mutter ist nicht nur den Schutz und die Versorgung meines Kindes zu gewährleisten, sondern auch dafür zu sorgen, keinen Vollidioten auf die Gesellschaft loszulassen, der anderen auf den Sack geht.

Wenn also eine klare Ansage und Erklärungen vor dem Einstieg nichts nützen und du gleichzeitig auf Konsequenzen/Strafen verzichten möchtest, bleibt dir nur abzuwarten, ob irgenwann ein genervter Fahrgast oder der Busfahrer eine Ansage macht, oder dein Kind in der nächsten Kurve durch den Fahrgang geschleudert wird.

Meine Reaktion wäre eine andere -
Ich würde einmal ermahnen und beim zweiten Mal folgt eine Konsequenz, die sich mein Kind merken wird.
Lieblingsspielzeug weg, Fernseh-Verbot oder ähnliches.

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Ich feiere deine Antwort so sehr! Vielen Dank dafür!
Mir geht jedesmal die Hutschnur wenn ich solche Situationen erlebe. Am liebsten würde ich dann die Eltern schütteln und anbrüllen, dass sie gefälligst ihrer Erziehungsverantwortung nachkommen sollen.
Heutzutage ist man gefühlt immer der Arsch, wenn man seine Kinder zu sozialen Wesen zu erzieht, die sind unter den ganzen "bedürfnisorientierten" A***lochkindern nämlich leider dann nur noch Opfer.

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Danke. Ich hab's mir nicht getraut zu schreiben.

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Wir versuchen es mit Konsequenten und nicht mit Bestrafungen.
Fernsehverbot ergibt für dein Kind keinen Sinn, wenn es im Bus unruhig ist, vor allem, wenn du es sonst im Bus durch "Fernsehen" ruhighältst.

Wenn wir keinen festen Termin haben, steige ich in solchen Momenten an der nächsten Haltestelle aus. Dann müssen wir halt Laufen oder auf den nächsten Bus warten.
Wenn ich merke, dass es in dem Moment einfach nur überschüssige Energie ist, für die das Kind nichts kann, versuche ich es dann, außerhalb vom Bus etwas auszupowern.

In einer ganz schlimmen Phase von einem unserer Söhne, haben wir dann bei jedem Bushalt (teilweise auch an den Ampeln) den Sitzplatz gewechselt, oder er durfte im stehenden Bus einfach ein bisschen herumlaufen. Dann hat das Sitzen während der Fahrt auch besser funktioniert.

Und im Zweifel gibt es dann halt kleine Filmchen auf dem Handy.

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Wenn ich aussteige, muss ich ne halbe Stunde auf den nächsten Bus warten. Das kommt überhaupt nicht in Frage, wir fahren eh schon ne halbe Stunde zur KiTa und zurück. Ich möchte mir nicht den ganzen Nachmittag kaputt machen und irgendwo in der Gegend herunwarten, weil meine Tochter sich nicht benehmen kann. Außerdem wartet zuhause der Rest der Familie, wir wollen auch irgendwann essen, noch etwas Zeit zusammen verbringen usw.

Meiner Meinung nach sind sogenannte "Konsequenzen" wie keine Süßigkeiten, wenn es theater beim Zähneputzen gibt auch nichts anderes als Strafen, ich möchte eigentlich wirklich ohne auskommen.

Fernsehverbot ist eher so eine Folge der Hilflosigkeit und es funktioniert ja auch.

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Naja, du sagst ja selbst, dass Du keine Lust auf Konsequenzen hast und es daher lieber lässt. Eine halbe Stunde wäre hier eine angemessene Zeit um sich zu beruhigen, selbst wenn öfter Busse fahren.

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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3

Deine Konsequenz kommt zu spät und unvorhersehbar.

Du schreibst ja selbst, dass sie mehrfach aufsteht herumturnt und irgendwann reicht es dir. Erkläre ihr vor dem Einstieg deine Erwartungen, ermahne beim ersten mal, halte beim zweiten mal fest. Wenn sie schreit und tritt würde ich aussteigen und warten, bis sie sich beruhigt hat, es klären und dann den nächsten Bus nehmen.

Mit deinem Verhalten missachtest du die Bedürfnisse mehrerer Personen, einschließlich deiner Tochter. Sie braucht u.a. Verlässlichkeit und Struktur. Du agierst eben unvorhersehbar.

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Blöde Frage: stört sie da andere Gäste? Warum muss sie denn so still sein? Was wäre die "natürliche Konsequenz" ihres Verhaltens? Dass sie von anderen ermahnt wird, oder dass sie mal fällt bei einer Bremsung? Und wenn du es darauf ankommen lässt?
Ist es nur auf dem Weg zu Kita hin, also hat sie am Morgen zu viel Energie? Dann vielleicht 1,2 Haltestellen zu Fuss laufen. Ich würde mich einfach fragen, warum sie es nicht schafft, diese Regel zu befolgen, es wird irgendeinen Grund haben.

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Ganz ehrlich: Im Bus nicht rumzuturnen hat auch etwas mit Sicherheit zu tun.
1. kann das den Fahrer ablenken
2. Wenn der Bus ne Vollbremsung machen muss und sie an der Stange turnt, kann sie sich ernsthaft verletzen.

Ich würde es wirklich nicht darauf ankommen lassen. Unsere Kinder sind vom Kindergarten aus regelmäßig Bus gefahren. Da wurde immer darauf geachtet, dass alle Kinder sitzen. Schon in scharfen Kurven können Kinder sich oft nicht gut auf den Beinen halten - da wäre ich wirklich vorsichtig.

LG

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Ja, klar, aber wenn ein Kind das gar nicht einsieht, vielleicht muss es selber die Erfahrung machen, dass es keine gute Idee ist. Darauf wollte ich hinaus. Es ist immerhin sicherer als andere Umgebungen.

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Bei mir hat geholfen auszusteigen und zu laufen...Meine Tochter hat geturnt, nicht gehört, ich sagte, wenn sie nicht aufhört müssen wir aussteigen, weil das einfach gefährlich ist und nicht erlaubt. Sie hörte nicht, wir stiegen aus, mussten 30 Minuten heimlaufen (sie war auch ca. 4 Jahre und es war echt heiß) ...hat gewirkt.

Ja ich habe auch geschwitzt, weil es heiß war, wäre lieber gefahren, aber war nötig und sinnvoll.

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Naja, ich finde es total nachvollziehbar, dass du nicht extra aussteigen und auf den nächsten Bus warten oder laufen möchtest.
Vor allem wenn andere Familienmitglieder nachmittags zuhause warten oder ihr morgens rechtzeitig im Kindergarten sein müsst.

Würde Vorlesen vielleicht funktionieren?

Bei manchen Kindern reicht es, ein einziges Mal auszusteigen und zu laufen. Andere müssen das vielleicht zehn, zwanzig Mal machen. Wenn dein Kind zur ersten Gruppe gehört, könnte man sich vielleicht an einem Tag die Zeit nehmen auszusteigen?

Und bevor dein Kind sich selbst durch die Turnerei im Bus in Gefahr bringt, würde ich tatsächlich zum Handy greifen. Klar, ist nicht ideal, aber manchmal gibt es eben keine idealen Lösungen.

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Wenn du ohne Strafen und Konsequenzen auskommen möchtest, dann musst du dieses Verhalten Akzeptieren bis sie deine Erklärungen versteht und umsetzen kann. Fernsehverbot ist eine Strafe und eine Konsequenz, allerdings fehlt hier die Verbindung.

Ich persönlich handhabe die Erziehung anders. Sie müssen keine perfekt dressierte Kinder sein, eigene Entscheidungen treffen, aber es gibt Grenzen, z. B. Im jungen Alter, dass sie an der Straße an die Hand oder in den buggy müssen oder im Auto im kindersitz angeschnallt sind, aber ob die Socken farblich zusammenpassen ist mir egal.

Für mich ist Busfahren wie Autofahren und da muss sitzen geblieben werden. Auf den Sitzen Turnen wäre grundsätzlich tabu. Das gewünschte Verhalten klar mitteilen und ggf erklären warum ich das möchte. Einmal ermahnen, bei der 2. Ermahnung Konsequenz mitteilen und bei der 3. Ermahnung Konsequenz durchführen. Beim Bus würde zum Kindergarten würde ich konsequent aussteigen und laufen, auch wenn es länger dauert. Dann gibt es an dem Tag später Essen und weniger family time. Es wäre ihre Entscheidung. Wenn es um die Sicherheit geht, dann gibt es kein gutschigu.

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Wenn du ohne Strafen und Konsequenzen auskommen möchtest, dann musst du dieses Verhalten Akzeptieren bis sie deine Erklärungen versteht und umsetzen kann. Fernsehverbot ist eine Strafe und eine Konsequenz, allerdings fehlt hier die Verbindung.

Ich persönlich handhabe die Erziehung anders. Sie müssen keine perfekt dressierte Kinder sein, eigene Entscheidungen treffen, aber es gibt Grenzen, z. B. Im jungen Alter, dass sie an der Straße an die Hand oder in den buggy müssen oder im Auto im kindersitz angeschnallt sind, aber ob die Socken farblich zusammenpassen ist mir egal.

Für mich ist Busfahren wie Autofahren und da muss sitzen geblieben werden. Auf den Sitzen Turnen wäre grundsätzlich tabu. Das gewünschte Verhalten klar mitteilen und ggf erklären warum ich das möchte. Einmal ermahnen, bei der 2. Ermahnung Konsequenz mitteilen und bei der 3. Ermahnung Konsequenz durchführen. Beim Bus würde zum Kindergarten würde ich konsequent aussteigen und laufen, auch wenn es länger dauert. Dann gibt es an dem Tag später Essen und weniger family time. Es wäre ihre Entscheidung. Wenn es um die Sicherheit geht, dann gibt es kein gutschigu.

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Kann es sein, dass die Erziehung ohne logische Konsequenzen dazu führt, dass sie jetzt so reagiert?

Wenn unsere Kinder in den Öffentlichen so überdreht waren, lag das meistens daran, dass sie entweder völlig aufgeregt waren (oft, wenn sie das Fahrzeug noch nicht kannten, zum Beispiel ein Reisebus oder eine Seilbahn), oder, dass sie einfach voller Energie waren, die sie loswerden mussten.

Geholfen hat ganz oft, sie vorher kurz auszupowern. Einmal überdreht herumrennen, bevor es in den Bus geht. Oder auch einfach schon mal eine Haltestelle weiterlaufen und dort einsteigen.

Ansonsten kamen dann Bücher, Spiele o. ä. zum Einsatz. Geholfen haben oft insbesondere scheinbar aktive Spiele wie "der Turm, der wackelt", oder dieses Spiel, wo man sich gegenseitig auf die Hand schlagen muss.
Oder Dinge im Vorbeifahren entdecken (wer sieht als erstes ein rotes Auto, einen Hund, ein Kind, eine Ampel ...?).

Wenn gar nicht geht: Aussteigen.
Das ist sonst zu gefährlich.
Dadurch haben unsere Kinder es auch gut gelernt. Denn wie kann es sein, dass das Hampeln zu gefährlich ist, wenn wir sie doch machen lassen? Außerdem haben sie so gleich Folgen gespürt.
Je nach Linie sind wir dann zur nächsten Haltestelle gelaufen und dort in den nächsten Bus/Bahn wieder eingestiegen, haben an der Haltestelle gewartet (dort war hampeln dann okay, solange es nicht zu nah an der Straße war), oder sind bis nach Hause gegangen.
Ja, dadurch haben sich schon mal andere Sachen verschoben oder sind ausgefallen, aber daraus haben sie gelernt.

Von zusammenhangslosen Strafen wie dem Fernsehverbot halte ich nichts.