Hallo ihr Lieben,
ich hab das Bedürfnis, mir mal ein bisschen meine Traurigkeit von der Seele zu schreiben. Und vielleicht habt ihr ja etwas Tröstendes, das ihr aus euren Erfahrungen teilen möchtet.
Dabei fühle ich mich gleichzeitig ein bisschen schlecht, dass ich überhaupt traurig bin, denn mir ist ja meine wunderbare Tochter geschenkt worden und ich bin jeden Tag so glücklich über sie. Ich muss mich nur erst neu einrichten in meinem Leben und in meinen Freundschaften.
Also, von Anfang an: Anfang 2020 war ich eine voll im Berufsleben stehende junge Frau, 34 Jahre alt, mit bisher unerfülltem Kinderwunsch, den ich aber nicht sehr viel thematisiert habe. Ich war viel in einer Großstadt unterwegs, beruflich und privat, mit Freundinnen in Lokalen, hab mich für Kunst und Kultur und Reisen interessiert usw. Mein Leben war voll und ausgefüllt. Und ich hatte einen Freundeskreis, der dazu passt. Alles spannende und liebe Frauen, die einen schon mit jugendlichen oder erwachsenen Kindern, die anderen (bis jetzt) kinderlos, so dass sie alle in ihrem Leben Zeit und Raum hatten, viel gemeinsam zu unternehmen und sich auszutauschen. Meine Freundinnen waren mir immer so wichtig und ich habe mir gedacht, es würde sich nichts ändern durch ein Kind. Wir hätten so eine starke Verbindung, da könnte nichts dazwischen kommen.
Tja... dann kam erst einmal Corona und der erste Lockdown im Frühjahr 2020... und wie ihr alle wisst, war es dann erst mal aus mit gemeinsam was unternehmen, Kultur, Kunst, Cafés, Restaurants, Reisen...
Und auch beruflich hat sich viel verändert, seitdem arbeite ich fast nur mehr im Homeoffice und online.
Im Herbst 2020 bin ich dann nach einigen Jahren (nicht sehr intensiv betriebenem, aber doch) Kinderwunsch doch auf einmal schwanger geworden. Vielleicht hat die corona-bedingte Entschleunigung dazu beigetragen, wie auch immer.
Und dann war erst einmal wieder monatelang Lockdown, Lockdown, Lockdown (hier in Österreich), nichts möglich, und ich schwanger. Ich hätte mich gerne noch in der Schwangerschaft von meinem Leben davor verabschiedet, wäre gerne noch ein paar Mal mit Freundinnen in Lokale oder ins Kino oder in eine Ausstellung gegangen. Nichts davon war möglich.
Als Mitte Mai 2021 endlich alles langsam wieder aufsperrte, war es zu spät und ich kurz vor der Geburt. Ich habe dann im Juni 2021 meine Tochter zur Welt gebracht und dann war erst einmal Geburt verarbeiten, Wochenbett, Baby kennen lernen etc. angesagt.
Tja, und jetzt sind wir im Februar 2022. Meine großartige Tochter wird acht Monate alt. Und es sind fast zwei Jahre, seit mein voriges Leben unterbrochen wurde. Ich bin persönlich nicht so traurig darüber, denn es ist so schön, meine Tochter zu haben, mit ihr zu kuscheln, ihr Lächeln zu sehen, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten.
Doch fühle ich mich manchmal unendlich einsam. Ich habe das Gefühl, mit manchen meiner bisherigen Freundinnen wird es schwieriger. Weil sie ganz an einem anderen Punkt im Leben stehen als ich, entweder mit schon großen Kindern oder ohne Kinder. Sie bemühen sich, manche mehr, manche weniger. Und doch. Bei manchen, die schon große Kinder haben, merke ich, dass ich mit ihnen gar nicht über meine Tochter reden will, weil sie so unterschiedliche Erziehungsvorstellungen haben (ein Baby sollte möglichst bald nach der Geburt alleine in seinem Zimmer schlafen usw.).
Ich will sie nicht angreifen, sie werden es schon so gemacht haben, wie es für sie am besten war, aber ich mache es so, wie es sich für mich mit meiner Tochter richtig anfühlt, und das ist ganz anders.
Und dann gibt es die Freundinnen, die bisher ohne Kinder sind. Die sind auch ungefähr in meinem Alter, also Mitte 30. Einige davon sprechen aus, dass sie schon auch Kinderwunsch haben, aber entweder es klappt bisher nicht oder der richtige Partner ist nicht da oder sonstwas (Umstände, unsichere berufliche Situation,...) spricht dagegen. Diese Freundinnen bemühen sich überwiegend sehr um mich, kümmern sich ganz lieb und das weiß ich sehr zu schätzen. Manches können sie sich nicht vorstellen, weil sie selbst noch keine Kinder haben, aber das liegt wohl daran. Gleichzeitig merke ich aber, wie vorsichtig ich im Umgang mit ihnen bin und zum Beispiel nicht erwähnen mag, wenn es doch auch herausfordernde Zeiten der Babyzeit gibt, weil ich ja "die Glückliche bin, die ein Baby hat" und sie nicht, da will ich ihnen nicht weh tun. Das entfremdet aber auch ein bisschen.
Tja, und Mama-Freundinnen, die auch ein Baby in ähnlichem Alter haben, hab ich leider kaum. Ich hab in den letzten Monaten welche über das Internet kennen gelernt, die wohnen leider woanders. Das ist auch ein schöner Austausch über E-Mail oder Whatsapp, aber nicht das gleiche. Hier jemanden kennen lernen war die letzten Monate coronabedingt nicht leicht, ich lebe am Land (war davor viel in der nahen Großstadt unterwegs, aber das ist jetzt mit Baby in diesen Zeiten so nicht mehr möglich) und die Menschen auf der Straße wirken alle sehr verschlossen (ein paar Mal hab ich Mamas mit Kinderwägen gesehen, aber die wirken nicht offen, jemanden kennen zu lernen) und diverse Babykurse gab es coronabedingt hier in der letzten Zeit kaum.
Und eigentlich liebe ich ja meine bisherigen Freundinnen sehr und möchte sie nicht "austauschen".
Ich freue mich, wenn jemand von euch etwas Liebes dazu sagen will.
Mit 36 Mama geworden - was passiert mit meinen Freundschaften?
Tja, es ist ja nicht nur an deinen Freundinnen, auf dich zu zu kommen. Gehst du denn auch auf sie zu? Bei richtigen Freunden sollte man auch über alles sprechen dürfen, einfach in einem normalen Masse. Und wenn du dir doch zu unsicher bist, dann frag sie einfach. Sowas sollte doch absolut möglich sein in einer echten Freundschaft.
Eine meiner engsten Freundinnen wurde ebenfalls mit Ende 30 Mutter. Deswegen ist sie ja jetzt kein komplett anderer Mensch. Sie meldet sich nach wie vor von sich aus, schickt ab und wann ein Bild oder lustiges Video von ihrem Sohn aber sonst haben wir (ich gewollt kinderlos) immer noch die gleiche Freundschaft wie zuvor und entsprechend auch noch die gleichen Themen wie zuvor. Wenn wir uns treffen ist der Kleine je nachdem dabei, wenn der Vater gerade keine Zeit hat. Ist überhaupt kein Problem🤷♀️
Mir geht es genauso. Meine Tochter ist 13 Wochen alt und wir kennen hier niemanden. Meine Freundinnen leben schon immer weiter weg. Meine engste Freundin steht wie ich vor einem Jahr vor einer IVF. Ich kann mich mit niemanden so richtig austauschen. Vorallem besteht mein Alltag aus den kleinen Sachen. Kind zum Schlafen zu bringen. Mich selbst versorgen und Haushalt. Da kann man nicht viel erzählen.