Veränderungen in der Freundschaft durch Partnerschaft

Hallo ihr Lieben,

ich fühle mich so traurig heute Abend und komme mir gleichzeitig etwas bescheuert vor, so etwas in ein Forum zu posten wie ein Teenager, immerhin bin ich schon 30. Trotzdem muss ich das irgendwie loswerden, und vielleicht hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann von sich berichten.

Ich kenne meine beste Freundin ziemlich lange, und wir hatten jetzt viele Jahre eine sehr intensive Beziehung, an 5-7 Abenden in der Woche haben wir lange miteinander am Computer gespielt, unser gemeinsames Hobby. Sie war in dieser ganzen Zeit Single. Im letzten Sommer habe ich ein Baby bekommen, was natürlich zunächst etwas verändert hat - ich konnte ja nicht mehr einfach abends am Computer sitzen. Wir haben uns aber beide bemüht, dass es zumindest so zweimal in der Woche noch klappt, über Handy zum Teil wenn ich am Stillen war, und waren dann auch auf einem guten Weg, weil mein Kind dann auch abends mal alleine liegen konnte und so.

Seit einem halben Jahr hat sie jetzt aber einen Freund. Und seitdem sehen wir uns abends gar nicht mehr. Dabei sieht sie ihn nicht mal jeden Tag, aber an den Abenden, an denen sie zu Hause ist, ist sie dann müde von der letzten Nacht, wo sie ja bei ihm war etc. Und ich verstehe es ja. Ich weiß ja, dass so eine Beziehung einiges verändert, aber es tut mir so schrecklich weh. Ich vermisse sie so. Im letzten halben Jahr haben wir uns vielleicht 5-6 Mal abends gesehen, das letzte Mal Mitte April. Wir sind schon über WhatsApp in Kontakt, und sie ist auch extra zum Geburtstag meines Kindes angereist, obwohl sie eine weite Fahrt hat. Ich weiß, dass sie für mich da sein wird wenn ich sie brauche, das ist es nicht.

Trotzdem verletzt es mich sehr, dass sie gar keine Anstalten macht, unser abendliches Spielen wieder einzuführen. Nicht mal einmal in der Woche hat sie dafür Zeit. Eine Weile hat sie mir noch jeden Tag geschrieben, dass sie heute nicht kann weil...jetzt passiert nicht mal mehr das. Ich habe ihr dann gesagt, sie soll sich melden wenn sie Zeit und Lust dazu hat. Sie sagte das tut sie, und naja, es passiert nichts. Sie sagt sie will gerne. Aber ja...ich weiß auch nicht. So richtig will sie wohl doch nicht, sonst könnte sie es ja mal einrichten.

Das mag manchen wie ein lächerliches Problem erscheinen, aber die letzten zehn Jahre habe ich ja wirklich fast jeden Abend mit ihr verbracht. Das ist einfach so ein mega krasser Unterschied, und ich habe das Gefühl, sie bemüht sich im Moment gar nicht, obwohl ich mich nach der Geburt unseres Sohnes so sehr bemüht habe. Ich weiß natürlich, dass sie die richtige Ansprechpartnerin ist und nicht ihr. Aber gerade fühle ich mich so verletzt, dass ich es glaube ich nicht so rüberbringen kann, dass es nicht vorwurfsvoll klingt. Und ich will ihr keine Vorwürfe machen und sie noch weiter von mir entfernen. Denn gerade fühlt sie sich so weit weg an wie noch nie.

Habt ihr Erfahrungen mit ähnlichen Situationen? Und würdet ihr mir raten, es lieber anzusprechen - weil sie jetzt gerade eine neue Routine aufbaut, und wenn ich dort gar keinen Platz finde, werde ich nie einen Platz dort finden. Oder sind sechs Monate einfach noch sehr frisch, und es erledigt sich irgendwann von selbst - ich brauche nur noch mehr Geduld?

Ich würde mich über einen Ratschlag freuen.

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Es ist immer schwierig, wenn man sich so auf eine Person eingeschossen hat.
Komm mit anderen ins Gespräch, dann ko.mst du besser mit ihrem momentanen Desinteresse zurecht.
Meine frühere beste Freundin war ein Extremfall.
Immer wenn sie Single war oder die Beziehung kriselte hat sie einen komplett
vereinnahmt und ich bin gesprungen, wenn sie was wollte- oft täglich, und vor allem jeden Feierabend noch was unternehmen, weil sie ihren Marktwert testen wollte. Kaum vergeben hörte und sah man nichts mehr von ihr. Die längste Abstinenz war 7Jahre. Mit Mitte 30! hab ich, nach 1,5 Jahren Pause, nicht mehr auf Anrufe reagiert. Aber wie gesagt, dass war ein Extremfall.
Ansonsten ist ja recht normal, dass man frisch verliebt, oft den Rest der Menschheit ausblendet.
Für dich wichtig ein soziales Netz neben ihr zu spinnen. Es gibt so viele tolle Menschen auf der Welt, mach sie dir nicht so klein. :-D

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Danke für deine Antwort, das ist total lieb von dir! Mein soziales Netz (mit Unternehmungen in der Freizeit etc.) ist gar nicht so schlecht.

Ich hatte mir auch noch Gedanken gemacht und erkannt, dass ein Teil meines Problems auch der Wegfall unseres gemeinsamen abendlichen Hobbys ist - in der Hinsicht hatte ich mir die Welt tatsächlich klein gemacht, weil ich das ja immer nur mit ihr alleine gemacht hatte. Ich hab mich nun also im Internet in einem Forum angemeldet, wo ich diesem Hobby ganz unabhängig von ihr nachgehen kann, und es geht mir damit schon besser. Und sie hat sich jetzt auch wieder ein bisschen bemüht, und wir haben uns letztens abends mal getroffen.

Bei dir und deiner Freundin war es ja echt krass! Mir geht es schon viel besser jetzt als damals, als ich den Post geschrieben habe. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Post zu lesen und zu antworten!