Hallo zusammen,
Ich bin ganz neu hier brauche mal etwas euren Rat. Dafür muss ich aber weit ausholen. Ich sage vorab schon mal danke an alle, die es bis zum Ende lesen.
Also ich wurde als Kind über mehrere Jahre im Verein missbraucht und vergewaltigt. Habe das nach diversen Drohungen des Täters über Jahre für mich behalten. Generell funktioniere ich im Alltag gut. Habe einen festen Freundeskreis, eine gute Arbeitsstelle etc. All das aufrecht zu erhalten kostet mich aber eine immense Kraft und der Zusammenbruch kommt regelmäßig, wenn ich alleine bin.
Mit Mitte/Ende zwanzig habe ich eine Freundin (mit Familie) kennengelernt, zu der ich irgendwie verhältnismäßig schnell ein tiefes Vertrauen aufgebaut habe. Ich habe mich ihr dann tatsächlich anvertraut und erzählt, was mir in etwa passiert ist. Sie hat mich dann wirklich intensiv unterstützt. Konkret heißt das, sie hat mir geholfen schnell eine Therapeutin zu finden, bei der ich noch heute angebunden bin. Sie hat mich zu diversen Arztbesuchen begleitet und mir auch zugehört, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte.
Im Gegenzug habe ich auch versucht sie und ihre komplette Familie zu unterstützen. Ich habe die Kinder betreut (teils ganze Wochenenden), essen gemacht, im Haushalt geholfen etc.
Immer wieder hatte ich zwischendrin das Gefühl, dass ich ihr mit meinen Problemen zu viel sein könnte und habe ich dann immer noch mehr angestrengt, ihr auch unter die Arme zu greifen.
Vor zwei Jahren ist sie dann erkrankt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich echt alles gegeben. Neben meinem Beruf habe ich versucht, dort alles aufzufangen. Essen, Haushalt, Einkauf, Wäsche etc. Alles davon habe ich immer gerne gemacht und ich hatte das Gefühl, die Hilfe ist auch an der richtigen Stelle.
Inzwischen geht es ihr Gott sei dank wieder deutlich besser.
Nun ist es so, dass ich das Gefühl habe, alles was unsere Freundschaft angeht, muss von mir kommen. Sie meldet sich zwar auch beinahe täglich bei mir, aber immer mit einer Frage, weil sie etwas wissen möchte oder benötigt. Einfach so eine Nachricht, z.B. wie es mir geht, was ich mache oder (was ich mir wirklich wünschen würde) mal ein Vorschlag, etwas zusammen zu machen, kommt zu 99% von mir. Dann verhält sie sich auch tageweise völlig anders zu mir. An einem Tag kann es sein, dass sie sehr freundlich, offen und gut gelaunt mir gegenüber ist. Dann erzählt sie mir auch von sich aus Dinge. An anderen Tagen habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht mal richtig angucken kann.
Nun gab es in letzter Zeit mehrere Situationen, nach denen ich heulend zu Hause saß und ich weiß einfach nicht, ob es an mir liegt oder ob die Situationen sich auch von „Außen“ belastend anhören.
Z.B. wurde mir zu meinem Geburtstag 2019 ein verlängertes Wochenende geschenkt. Dies konnte dann bis jetzt auf Grund von Corona und ihrer Erkrankung nicht eingelöst werden. Wir hatten mehrmals einen Termin festgelegt, mussten diesen aber immer absagen. Jetzt waren wir letztes Wochenende aus einem anderen Grund gemeinsam weg und ich habe dann gefragt, ob wir vielleicht nächstes Jahr dann das Wochenende mal machen wollen. Als Antwort bekam ich dann gesagt, dass man mit der Urlaubsplanung schauen müsse (was ich noch verstehen könnte) und zudem erstmal andere Freunde fragen müsse, ob man gemeinsam
Wegfahren möchte, weil man diesen in letzter Zeit auch oft abgesagt habe. Ich war echt traurig nach dieser Antwort, weil ich dachte, dass es bei mir ja ein Geschenk war und das Wochenende mit den anderen einfach so stattfindet. Diese Situation hängt mir bis heute nach, und ich habe beschlossen nicht mehr nach dem Wochenende zu fragen.
Außerdem fährt sie jetzt kommendes Wochenende mit ihrem Sohn, dessen besten Freund und der Mutter für ein Wochenende weg. Ich habe dann mitbekommen, dass sie dieser das Wochenende als Dankeschön für Ihre Unterstützung während ihrer Krankheit bezahlt. Das war für mich wieder ein Schlag in die Magengrube. Diese Mutter hat den Sohn meiner Freundin nachmittags oft mit ihrem Sohn spielen lassen, so dass dieser beschäftigt war beziehungsweise betreut war. Ich finde man kann und sollte sich dafür auf jeden Fall bedanken aber auch hier wahr ich so betroffen und traurig, weil ich dachte, dass ich auch wirklich viel geholfen und aufgefangen habe. Ich erwarte dafür eigentlich kein Geschenk oder sonst irgendetwas, aber als ich das dann gehört habe, habe ich mich schon etwas ungerecht behandelt gefühlt.
All das habe ich bis jetzt nicht angesprochen, weil ich sooo Angst habe, sie zu verletzen und zu verlieren.
Ich weiß auch einfach nicht ob ich überreagiere und wäre über Feedback und Denkanstöße dankbar!
Brauche mal Feedback
Ich habe den Eindruck, dass ihr viel zu viel "aufeinander hockt".
Lass ihr mal Luft zum Atmen.
Sie hat dich von sich aus unterstützt und es sicher gerne gemacht.
Du hast es dir (so liest es sich zumindest für mich) zur Lebensaufgabe gemacht, ihr in allen Lebenslang so viel wie möglich abzunehmen (Haushalt, Kochen, Kinderbetreuung usw. - Das ist zu viel.
Auch, dass ihr nahezu täglich Kontakt habt finde ich zu viel.
Klar - Freundschaften muss man pflegen. Aber man darf den anderen damit auch nicht erdrücken.
LG
Unter einer Freundschaft sollte man nicht langfristig leiden. Deshalb solltest du ab jetzt dich schrittweise emotional davon lösen. Auf diese Weise gehen deine Erwartungen herunter und vor allem triffst du dann auch wieder andere Leute. Auch ich finde, dass ihr es zu eng miteinander habt. Vergiss das Wochenende, erwähne es nicht mehr. Mach dir selbst ein schnuckeliges Wochenende 😊🍃🚲.
Den Missbrauch, den du erfahren hast, würde ich auch beginnen aufzuarbeiten. Das wird dir Horizonte eröffnen und auch dadurch kannst du andere Menschen kennenlernen. Gib nicht auf und sei geduldig, wenn der Therapietermin erst auf nächstes Jahr gegeben wird. Du bist stabil, das ist gut. Mit dem Termin erhältst du zusätzlich eine Perspektive ☘️.