Hallo liebe Urbianer,
ich benutze heute den Account einer befreundeten Urbianerin (danke, Raya), weil ich zunächst unerkannt bleiben möchte. Daher bitte nicht wundern, wenn mein Text nicht mit dem Profil der o.g. Nutzerin übereinstimmt.
Ich bin weiblich, 36 Jahre alt und z.Zt. Single. Ich hatte zwei lange Beziehungen, die aus verschiedenen Gründen gescheitert sind. In diesen Beziehungen hatte ich niemals einen Kinderwunsch (obwohl die Partner durchaus bereit gewesen wären). Ich habe auch heute noch nicht den Wunsch nach einem leiblichen Kind. Ich kann gar nicht genau beschreiben, warum das so ist. Ich habe kein großes Bedürfnis, meine Gene weiter zu geben oder "mein Ebenbild" zu sehen. Ich finde es viel wichtiger, Werte und Wissen weiter zu vermitteln und zwar an jemanden, der sonst vielleicht keine Chance auf ein lebenswertes Leben hat.
Deshalb reift in mir schon seit 2-3 Jahren der Gedanke nach einer Auslandsadoption (auch schon während meiner letzten Beziehung). Für viele hier klingt das vielleicht seltsam, aber ich sehe in einem adoptierten Kind keine geringere emotionale Nähe als in einem "eigenen", es spielt für mich einfach keine Rolle, ob wir blutsverwandt wären/sind oder nicht.
Eine Rolle spielt für mich hingegen schon, einem Kind eine Perspektive zeigen zu können. Es aus Verhältnissen herauszuholen, wo es keine echte Zukunft hat etc.
Ich erwarte keine Dankbarkeit von diesem Kind, nicht daß das jemand falsch versteht. Es erscheint mir nur soviel "sinnvoller" als ein eigenes Kind.
Habe mich in Literatur, Internet auch schon immer mal informiert und einiges gelesen und weiß daher, dass die Adoption durch Single-Frauen (neue Beziehung aktuell nicht in Aussicht, ich bin eher mit der Arbeit "verheiratet") in einigen Ländern möglich ist. Mir ist das Herkunftsland, mögliches Geschlecht etc. auch ziemlich egal. Ich habe eine persönliche positive Verbindung mit dem afrikanischen Kontinent, aber auch kein Problem mit Haiti etc.
Bisher bin ich aber immer an dem Punkt zurück geschreckt, wo es darum ging, sich an eine Vermittlungsstelle (z.B. Help a child o.ä.), die Auslandsadoptionen managt, zu wenden.
Es ist/wäre so eine große Entscheidung und ich bin vom Naturell jemand, der sich immer gerne 100% sicher wäre, in dem was er tut. Das Letzte, was ich schließlich will, ist mit einem Kind am Ende überfordert sein / diesem nicht gerecht werden können o.ä. Es soll für das Kind ja eine Verbesserung und nicht dieses "vom Regen in die Traufe" Ding werden.
Hat jemand einen Vorschlag, wie ich mich bzw. meinen Wunsch am besten auf den Prüfstand stellen kann? Die letzten zwei Jahre habe ich es dann immer wieder für ein paar Monate weggeschoben, mich auf die Arbeit konzentriert etc., aber irgendwann war der Gedanke dann wieder da.
Ich habe auch etwas Angst, dass die mir komisch begegnen. Ich bin beruflich sehr erfolgreich, als Frau gewöhnt Entscheidungen zu treffen, in leitender Position tätig etc. Ich entspreche nach außen einfach nicht dem "Klischee" der fürsorglichen Mutter. Ich wirke auf Fremde immer sehr rational, sehr aufgeräumt und strukturiert (was ich auch bin), aber wenig emotional. Ich lasse mir von Fremden einfach ungern hinter die persönliche Fassade gucken bzw. trenne sehr stark zwischen meinem privaten Familien- und Freundeskreis und "fremden" Menschen. Im Privatleben bin ich anders und auch sehr liebevoll, aber ich bin niemand, der das ggü. Fremden so darlegen kann oder sich sofort empathievoll auf jedes Drama in seinem Umfeld stürzt.
Irgendwie "schäme" ich mich auch etwas, dass ich dem Kind keine vollständige Familie (Mutter UND Vater) bieten kann. Vielleicht gehe ich irgendwann wieder eine Beziehung ein, das will ich gar nicht ausschließen, aber das soll dann schon was richtiges sein.
Vielleicht nochmal zu meinen sonstigen Lebensumständen. Ich habe ein Einfamilienhaus mit ausreichend Platz (130qm), wo ich aktuell alleine wohne. Das Haus ist weitestgehend abbezahlt, die Rate ist überschaubar. Es ist eine nette Vorortgegend mit Kindergärten, Schulen, öffentlichem Nahverkehr etc. alles um die Ecke. Meine Arbeit ist auch nur ein paar Fußminuten von meinem Haus entfernt, ich kann also alles gut verbinden.
Zur Zeit arbeite ich Vollzeit und verdiene sehr gut, so dass es genug finanzielle Rücklagen gibt, um z.B. nach der Adoption erstmal 1 Jahr komplett auszusteigen und danach in Teilzeit weiter zu machen, ohne dass ich das Haus aufgeben müßte oder nicht problemlos für das Kind und mich sorgen könnte.
Familie am Ort gibt es leider nicht, die leben alle circa 100km entfernt. Freunde habe ich hier natürlich.
Tja, mehr fällt mir jetzt gerade nicht ein zu meiner Situation. Was denkt ihr?
Soll ich das Thema mal angehen oder einfach als "Schnapsidee" verwerfen?
Kann man das überhaupt schaffen als Single-Frau oder sollte man das gleich sein lassen?
Danke für Eure Meinungen,
Sanna
Auslandsadoption als Single? - wie eigene Motivation prüfen???
Hallo,
wow das ist ja mal ne Geschichte..
Natürlich finde ich es primär erstmal gut das du die Idee hast einem Kind aus nem anderen Land eine positive Lebensperspektive zu bieten.
Dein Wunsch deine eigenen Gene hingegen nicht weiter zu geben ist hier im Forum ganz bestimmt nicht gut an zu hören, wir alle wünschen uns ja nun wirklich nichts anderes als endlich unserer eigenes Baby in den Armen zu halten..
Ich glaube wenn du dir inzwischen schon viele Jahre Gedanken darüber machst, dann ist dieser Wunsch wirklich da und ich denke du solltest das dann auch angehen. Auch wenn du allein bist und und beruflich ein sehr zielstrebiger Mensch bist.Du musst allerdings bedenken, das du deine Prioritäten umstellen musst, denn dein job ist dann sekundär...
Wenn es nur abhängig davon ist, das du ganz allein bist; es gibt viele die ein Kind allein erziehen.....
Deine Lebensumstände sind hervorragend für ein Kind, also warum zägerst du noch... In laufe der zeit könnte ja immernoch ungeplant ein Lebenspartner zu dir finden und ggf auch der Wunsch nach Nachwuchs.
Alles Gute wünsche ich dir und für nächstet Mal solltest du dir vllt ein Forum suchen wo es um Auslandsadoptionen geht, die können dir sicherlich bessere Tipps geben
Dass meine Prioritäten sich ändern würden, ist mir klar. Ich arbeite wirklich gerne und warum hätte ich -bis hierhin- nicht Karriere machen sollen, es gab ja quasi keinen Grund dagegen...
Wie schon geschrieben, wäre ich aber auch bereit, erstmal voll auszusteigen und später zurück zu fahren, wobei mir dann in 3-4 Jahren, wenn das Kind "schulreif" wäre, schon eine Konstellation von vielleicht 30 Wochenstunden unterstützt von einer Kinderfrau vorschwebt. Ganz klar ist das aber nur ein Plan, den ich aktuell hätte. Sollte ich merken, dass es so nicht läuft oder anders sein muß, würde/könnte ich das nochmal umschmeißen. Mein Arbeitgeber ist ein größerer Konzern, der jetzt nicht so unflexibel wie ein kleiner Betrieb ist.
Ach Mensch, ich bin mir einfach selber so unsicher. Mein bisheriges Leben hat sich um Zahlen und Erfolg gedreht. Da bin ich gut, aber ob ich auch das andere kann????
Danke für Deine Antwort!
LG
Sanna
Na klar bekommst du das hin.. So wie du schreibst hört sich das sehr nach einem großen Wunsch an..
Genau so denkt jede Frau die lange auf einen positiven Test hofft und dann einen in der Hand hält. So ging es mir auch....
Alles Gute
Als ich mir deinen Text durchgelesen habe kam mir ganz spontan die Frage "Warum hat sie sich nicht schon längst an eine Organisation gewendet und dort beraten lassen?", denn genau das würde ich tun...
Ob du tatsächlich dann ein Kind adoptierst sei mal dahingestellt (und glaube mir: Bei der besten Vorbereitung kann man trotzdem nicht PLANEN, wie das Leben mit Kind dann tatsächlich wird - es ist ein Abenteuer, auf das man sich einlassen muss ), aber dort wird doch genau diese Frage mit dir erörtet: Bis du bereit dazu? Stimmen die Umstände? Welche Motivation hast du? Und ich denke, wenn du dich darauf "einlässt" wird dir dein Bauch dann schon sagen was das richtige ist...
Im übrigen: eine Schwangerschaft dauert nicht um sonst neun Monate, und auch ein Kind adoptiert man nicht an einem Tag
Ich weiß, der Adoptionsprozess kann im Extremfall 2-3 Jahre dauern, ein Jahr wohl mindestens. Das ist mir sogar gar nicht unrecht, es würde mir genug Zeit geben, mein Berufsleben neu zu ordnen/auszurichten.
Ja, vielleicht mache ich das einfach mal mit der Beratung. Hab ehrlich ein bißchen Angst von der Rasse "Sozialpädagogin". Ich war schon als Kind der Schrecken aller Schulpsychologinnen etc. (nicht, dass ich viele gesehen hätte), weil ich auf Fragen nach meinem Gefühlsleben etc. immer extrem abweisend reagiert habe und mich auch heute noch schwer tue, mir da "in die Karten" gucken zu lassen.
Hatte ich erwähnt, dass ich Sozialpädagogin bin?
Hallo Sanna,
also ich finde deinen Beitrag toll und auch nicht verwerflich dass du kein eigenes Kind möchtest.
Es ist sehr schwer dir einen Rat zu geben, da ich dich nicht kenne. Prinzipiell klingt deine Vorgehensweise sehr clever und durchdacht.
Auch dass du helfen willst das Leben eines Kindes aus ärmlichen Verhältnissen mit deiner Liebe und Zuwendung sowie finanzieller Möglichkeiten zu verbessern.
Ich denke es gibt da kein Patentrezept und üben kann man sowas auch nur schwer. Für mich war schon als Kind klar, dass ich mal Mama werden möchte und ich freue mich sooo sehr wenn ich endlich schwanger werde und das Leben im Bauch fühle. Ich weiss aber auch nicht wie es wird wenn das Kind mal da ist. Ich zähle sehr als kinderlieb in der Familie, bin derzeit beruflich aber auch stark eingebunden.
Du bist sogar in der Lage und dazu bereit 1 Jahr auszusteigen obwohl du scheinbar eine tolle und wichtige Arbeitsstelle hast. Das zeigt mir, dass du wirklich willst und auch bereit bist.
Vielleicht kannst du bei den Beratungsstellen mal fragen wie sowas läuft und von Statten geht!?
Deine Bedenken bzgl. fehlendem Vater finde ich persönlich sehr verantwortungsvoll und berechtigt. Für ein Kind ist es immer schöner wenn es beide Elternteile hat, aber sind wir doch mal ehrlich und schauen uns die Situation derzeit mal an. Leider wird jede 3. Ehe geschieden, auch ich habe ein Stiefkind. Man hat nie eine Garantie und man weiß nie was passiert im Laufe des Lebens. Es könnte allerdings sein, dass die Adoptionsstelle das als Hindernis sieht - kann, muss aber nicht! Viele homosexuelle Paare adoptieren mittlerweile auch Kinder und denen geht's nicht schlechter. Das grausame ist die Gesellschaft die das verurteilt oder sich lustig macht.
Ich würde mich an deiner Stelle mal erkundigen wie das abläuft. Vielleicht kannst du ja auch nach Afrika oder Haiti reisen und vor Ort einige Zeit mit dem Kind verbringen um zu testen wie du zurechtkommst bevor du das Kind mitnimmst!? Ich kenne mich da nicht aus...
Viel Glück!
Chiccy283
Hallo Sanna,
erstmal für deinen tollen Beitrag. Und ich finde du setzt dich sehr wohl mit dem Gedanken auseinander und deshalb gehe ich nicht davon aus, das es eine Schnapsidee ist. Finde auch deine Einstellung gut, ein Kind zu adoptieren anstatt ein eigenes zu bekommen.
Gehe einfach mal zu einer Beratungsstelle. - Das ist die einzige Möglichkeit - denn da werden dir die Vor- und Nachteile mitgeteilt. Und danach kannst dich entscheiden ob du es durchziehst oder nicht. Und wenn du dich beraten läßt ist noch kein Kind ins "Unglück" gestürzt.
Grüße
nordstern80
hallo
also ich fasse mich kurz, im großen und ganzen kann ich das nachvollziehen, dass du kein eigenes willst. es ist ja auch vernünftig (wozu noch mehr kinder in die welt setzen, wenns so viele gibt, denen es schlecht geht...so habe ich das interpretiert)
ABER
ich würde ganz arg aufpassen mit der adoption, denn wenn der vermittler seriös ist, wird er das kind nicht einer alleinstehenden frau geben (so sind leider die vorschriften) und wenn es einer macht, dann musst du sehr aufpassen, dass es kein menschenhändler ist...
ich wünsche dir jedenfalls viel erfolg in deinem vorhaben, weilches ich auch gut finde und es würde mich freuen mal mehr darüber zu erfahren, wenn du vor hast es durchzuziehen.
lg naddy
Also ich hatte das auf diversen Seiten etc. so gelesen, dass es halt Länder gibt, z.B. Mali, Haiti etc., wo alleinstehende Frauen als Adoptionselternteil akzeptiert werden, andere Länder machen das nicht. Ich habe das nicht mit seriös/unseriös in Verbindung gesetzt.
Natürlich will ich, das alles vernünftig und legal abläuft. Ich will mich auch nicht selber durch alle Amtssachen quälen (dafür fehlt mir aktuell beruflich auch die Zeit), sondern würde eine Vermittlungsstelle in Anspruch nehmen. Klar, nimmt die einem nicht das persönliche Eignungsgespräch etc.pp. ab, aber sie kennen halt die Form-Vorschriften der Länder und da will ich sicher sein, dass alles gut und professionell läuft.
Kinder-/Menschenhandel kommt nicht in Frage, das ist klar. Ich will dem Kind eine seriöse Perspektive bieten und nicht einer Mutter in Indien 50€ in die Hand drücken für ihr Kind.
Manchmal finde ich manche paare soll sich so viele Gedanken mal machen. Gerade mal 1 Monat mit einem neuen partner zusammen und basteln schon usw. Solche Geschichte mach mir viel mehr Angst als deine.
Du hast es dir gut überlegt und weiß du was. Ich komme selber aus Afrika und für viele Kinder wäre eine allein erziehende liebende Mama viel viel mehr sein als was die jetzt haben.
Hoffe es klappt.
Ich finde es nur schade das eine intelligente Frau wie du ihre Gene nicht weiter geben und andere, wirklich dumme läute ein Kind nach der andere bekommen.
Lg Shani