Pflegeberuf - Gefährdungsbeurteilung?

Hi liebe Leute!

Vielleicht gibt’s Gleichgesinnte, die aktuell von Erfahrungen berichten können. (Während Corona wurden bei uns automatisch alle in der Pflege ins BV gesetzt.)
Längerer Beitrag.

Ich bin aktuell Ende der 8.SSW, erste Schwangerschaft, bin 35, arbeite im Krankenhaus.
Ich wurde ab Positivtest Ende Mai von meinem FA bis zum 23.6. ins BV gesetzt. Sollte dann zum Betriebsarzt.

Der FA sieht es grundsätzlich so, dass er mich lieber im BV sehen würde, aber natürlich braucht er eine Empfehlung vom Betriebsarzt. Geh ich mit. Schwanger heißt ja nicht automatisch krank zu sein bzw. berufsunfähig zu sein.

Gestern beim Betriebsarzt: Es wurde Blut abgenommen (Immunstatus wegen z.B. Cytomegalie) und die Gefährdungsbegutachtung von meiner Stationsleitung wurde durchgesprochen.

Ich hab ihm ebenso meine aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen gegeben. Leider nicht wenig, einiges auch schon vor Schwangerschaft.
Er zuckte mit den Schultern? Sie seien ja nur Schiedsrichter! Man könne ja noch eine Begehung machen, wenn die Anpassungen nicht stimmig sind am Arbeitsplatz… individuelles BV wegen Beschwerden macht der Frauenarzt. Ok?
Ich dachte ja eigentlich, dass dies für die Anpassungen am Arbeitsplatz wichtig wäre…

Ich sprach dann an, dass jene angedachten Anpassungen in der Praxis kaum Umsetzung finden können. Beispiele:

- nicht allein arbeiten = Ich kriege einen Pflegehelfer oder eine Kraft in der Anerkennung, d.h. ich müsste bestimmte Aufgaben doch übernehmen, die sie nicht dürfen.

- keine potenziell infektiösen Patienten = bakterielle Bronchitis oder „ups, der hat ja Corona“ oder „ach vergessen zu sagen, der hat HIV/EBV/CMV“ sowie Krätze als Dauerbrenner, was du dann erst 5 Tage später erfährst…

- für mich nur die stabilen, selbstständigen
Patienten = bin auf der Kardio, wo selbstständig auch bedeutet, dass er dir dennoch im
nächsten Moment abklappt. Oft genug erlebt.

- Grundpflege ohne große Belastung ist ok = Klientel 70+, die Hilfe benötigen, brauchen mehr als nur Rückenwaschhilfe; wiederholtes Bücken kann ich jetzt schon nicht mehr ohne Schmerzen danach im Unterleib zu haben … und ich will nicht WIEDER eine Blutung…

Hinzukommend nahezu alle Kollegen, die krank auf Arbeit erscheinen & auf Schutzmaßnahmen pfeifen. Hatten deswegen nicht selten Corona- und Norovirus-Ausbrüche beim Personal.
Nichtschwanger wäre weniger das Ding, aber gerade ist z.B. für meinen Eigenschutz an eine FFP2 auf Dauer nicht zu denken: Hätte vorher damit Joggen gehen können, jetzt nada.

Problem aber: Für ausschließlich patientenferne Arbeit bleibt nicht genug liegen, daher „muss“ ich ans Bett.

Ich hab das Gefühl, dass der Betriebsarzt das irgendwie zu lasch nimmt?
Oder sind die Bestimmungen inzwischen echt so krass geworden?

P.S.: Ich arbeite wirklich gern, sofern es mir gut geht. Ich hab aber in meinen Augen aber KEINEN geeigneten Job, der ausreichend angepasst werden kann… vom Stress fangen wir mal gar nicht an. Und ich will den Krümel, für den wir gekämpft haben, nicht gefährden… bin einfach stark verunsichert?!

Ganz lieben Gruß und danke fürs Lesen!

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Hey ☺️
Das ist leider so.
Musste ich auch erfahren.Bin zwar nicht aus der Pflege,aber aus dem medizinischen Bereich.
Wenn die Gefährdungsbeurteilung dem Betriebsarzt keinen Anlass zu Bedenken gibt,dann sind ihm da leider die Hände gebunden und er darf kein BV ausstellen.
(Ja wir wissen alle,dass die Beurteilung das eine ist,aber das tägliche Leben natürlich was anderes..Es kann immer etwas sein und so musste ich auch schwanger dennoch zu den potentiell infektiösen Patienten (weil einfach niemand anderes da war.)

Der Frauenarzt kann hingegen nur ein BV ausstellen,wenn Leib und Leben von Mutter und Kind gefährdet sind.
Ich bin 36,Mehrfachgebährende mit Zustand nach Gebärmutterhals-Karzinom und somit nur noch gering stehendem Gebärmutterhals + diverse andere Erkrankungen.Ich bin als Hochrisikoschwanger eingestuft und habe trotzdem kein BV bekommen. (Hatte zusätzlich noch fast eine Stunde Autofahrt bis zur Arbeit).

Es tut mir wirklich leid für dich und kann das wirklich verstehen..Aber die Bestimmungen und Grundlagen sind meiner Meinung nach in den letzten Jahren echt verschärft worden..

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Ich arbeite auch in der pflege allerdings in der schweiz

Ich arbeite zu 50% auf der Intensivstation und 50% in einer einrichtung für beeintröchtigte Jugendliche hauptsächlich autismus und Persönlichkeitsstörungen.

Bei beiden jobs lief die Gefährdenbeurteilung darauf aus dass ich ein absolutes tabu hab zu arbeiten.ich wurde ab da dann direkt ins bv geschickt

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Hallo

Bei uns gehen alle Schwangeren sofort ins Bv( Altenheim)

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Ich denke du wirst da leider nichts machen können. Ausser dein Fa übernimmt dann das BV.
Bei meinen 1.sohn hab ich bis zum Schluss gearbeitet. Das war allerdings vor corona. Die Bestimmungen wurden versucht alle einzuhalten, aber leider nicht immer machbar. Es ging alles gut aus und ehrlich gesagt hat nich das arbeiten nicht gestört. Man bleibt danach ja lang genug zu Hause.
Bei meinen Söhne Nr. 2+3 hatte ich aufgrund Corona BV.
Jetzt bin ich mit Nr 4 ss, der AG weiss davon noch nichts, aber so wie ich gehört habe, sind alle Bestimmungen wieder wie vor corna.

Alles Gute dir

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Ja, bei uns wird auch weitergearbeitet. Für die Einhaltung des Mutterschutzgesetzes bist du auch mit verantwortlich.

Also du darfst einfach nicht alleinige Fachkraft sein. Ist das so, sofort PDL informieren, dass du manche Tätigkeiten dann nicht machen wirst. Dann muss sie sich was einfallen lassen. Ist deine Station beispielsweise zu klein, als dass ihr mehr Fachkräfte seid (bei uns sind in jeder Schicht mindestens 2 Fachkräfte und Nächte machst du ja eh nicht mehr und spät ja nur bis 20 Uhr) kannst du auch auf eine andere Station gehen. Geri zum Beispiel.

Da das im APH noch weniger umzusetzen ist, als im KH, gibt es da eher ein BV.

Du kannst natürlich immernoch versuchen ein individuelles BV über einen Arzt zu bekommen. Allerdings wäre dies "illegal" und kann von deinem AG jederzeit überprüft werden. Stellt sich dann raus, dass es nicht gerechtfertigt ist (dein Arzt ist eben nicht für die Arbeitsbedingungen zuständig), bekommt dein Arzt ne satte Strafe und du musst wieder arbeiten gehen.

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Hey, ich komme morgen in die 20. Ssw gehe seit Mitte Mai wieder arbeiten. Vorher war ich noch in elternzeit. Ich arbeite auf einer Hämato-Onkologischen Station. Laut gefährdungsbeurteilung dürfte ich das wegen den chemos nicht mehr aber auf meinen Wunsch hin durfte ich auf meiner Station bleiben. Sonst hätte man mich irgendwo anders hingesteckt.
Ich arbeite nicht mehr in der Pflege sondern unterstütze die stationssekretärin und auch die Pflege in den administrativen Dingen. Bei uns ist genug für mich zu tun ohne das ich großartig Kontakt mit den Patienten habe.
Es kommt natürlich darauf an wie deine Station das handhabt und ob sie dich komplett oder größtenteils aus der Pflege raus nehmen wollen. Ich würde es vielleicht mal anbieten das du dann überwiegend administrative Dinge übernehmen kannst. Oder dich um die Aufnahmen kümmern, visiten ausarbeiten oder solche Dinge eben.
Je nach dem wie eure Strukturen so sind. Da sind die Häuser ja vermutlich auch sehr unterschiedlich, was von der Station übernommen werden muss oder ob ihr da andere stellen für habt.
Bei mir lief es übrigens garnicht über den Betriebsarzt. Ich hatte nur ein Gespräch mit der Pflegedirektion bei dem die Beurteilung gemeinsam ausgefüllt wurde und mit Rücksprache der stationsleitung die zukünftigen Aufgaben besprochen wurden.

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Ich arbeite im Krankenhaus auf der inneren. Wurde direkt von der Pdl ins Berufsverbot geschickt.

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Ich hoffe nur ins Beschäftigungsverbot, denn ein Berufsverbot kann nur ein Richter aussprechen.

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Ohja ups 😅😅 Schlafmangel und Übelkeit lassen grüßen 🙈🙈

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Huhu. Ich bin Krankenschwester, arbeite auf der Chirurgie seit 11 Jahren.
Ich habe trotz Gefahrenanalyse ( keine infektiösen Pat etc etc. Du kennst das... theoretisch soll man vieles nicht und kommt dann doch nicht drum herum) in meiner 1 SS 2019 am Patientenbett weiter gearbeitet- bis im 5 Monat ein Patient im Delir einen Infusomat nach mir geworfen hat. Wir haben oft delirante Patienten post operativ. Das war aber nicht das einzige ,was das Fass zum überlaufen brachte. Unterbesetzung.. Stress, keine Zeit für Toillete oder trinkpause.. stand dann am Wochenende auch allein im FD mit einem Schüler 2 Kurs auf Station mit 35 Patienten.. mega. Ging gar nicht. Einer infektiösen Patientin ging es dann auch schlecht... tja bin/musste natürlich rein. Wurde dann auch reanimationspflichtig. Naja hab mich dann beschwert und bin zum Betriebsarzt und wurde dann für den Rest der SS an den Schreibtisch versetzt ,hab da quasi Sekretärin/MFA Arbeit gemacht. War ok. Mein Sohn wird jetzt 5 🥰
Eigebtlixh hab ich tatsächlich sehr gerne schwanger weiter als KS gearbeitet. Ich hab auch gerne noch schwanger Patienten versorgt, gewaschen, geduscht, Verbände gemacht ( ganz ehrlich eigentlich weiß man ja wie es geht und die Gefahr gaaaar nicht so groß) ich hatte auch keine Sorge wegen mal Blutzucker messen oder so kleinkram. Was man natürlich auch nicht mehr darf. Die Umstände aber.. der massive Stress, die schlechte Besetzung, die Verantwortung haben es aber unmöglich gemacht.
2 SS hab ich mich krankschreiben lassen anfangs bis ich die Umstände klären konnte, kam dann aber vorher zur FG ( nicht durch die Arbeit)
3 SS (jetzige ) ich hab kurz vor Weihnachten positiv getestet und das Jahr noch zuende gemacht wegen den Feiertagen und falls es wieder nicht hält. Dann hab ich mich krankschreiben lassen ( mir gings eh nicht gut) und dann mit meiner Chefin gesprochen, Gefahrenanalyse etc. Ich arbeite jetzt als Caremanager ( ohne Ausbildung, wurde nur etwas angelernt) und bin arbeite außer bei denVisiten und Einzelgesprächen patientenfern. Wenn ich mit Pat oder Angehörigen über Weiterversorgung spreche, setze ich immer ffp2 auf.
In großen KH werden sie dich nicht mehr ins BV schicken, die haben genug Möglichkeiten dich anders zu beschäftigen. Kodierung , Sozialpädagogische Dienst etc. Ich fands gar nicht sooooo schlecht. Ist auch spannend mal ne andere Seite kennenzulernen. Bin jetzt aber 31 ssw und hab langsam keine Lust mehr auf Arbeit , wie sicher viele 🤣 wird ja alles anstrengender und da beneide ich die anderen schon manchmal die in kleinen KH oder Altenheimen sofort raus sind und ihren Jahresurlaub nicht opfern müssen ,weil sie einfach nicht mehr können :)
Eins noch. Der FA hat eigebtlich kein Recht dich ins BV zu setzen , wenn keine gesundheitlichen Gründe vorliegen. Da bei uns der Job der Gefährdungsgrund ist, MUSS das BV vom AG kommen oder er dich entsprechend versetzen wie mich. Oder eben mutterschaftskonforrm einsetzen. Beschwer dich bei deiner PDL persönlich, sag das du so nicht arbeiten magst, was dich stört, am besten mit konkreten Beispielen und fordere das sie dir einen neuen Arbeitsplatz sucht. Die werden schon was finden. Aber wenn man nichts sagt wird nichts passieren.
Alles Gute dir

Bearbeitet von Chrissi297