Ihr Lieben,
ich schleiche mal vom Babyforum zu Euch - unsere Kleine ist erst knapp 11 Monate alt.
Unsere Situation ist leider von Anfang an schwierig...obwohl wir nach einer langen Kinderwunscheit nun eigentlich total glücklich mit unserem Wunder sein sollten. Doch es ging schon im Wochenbett los, dass mein Mann sich um 180 Grad drehte (er ist eigentlich ein total gutmütiger, friedfertiger Mensch und ich hätte niemals gedacht, dass er so sein kann) und mir noch im Krankenhaus viel Druck machte.
Streittheman waren vor allem die Schwiegereltern (bis heute) und unsere Tochter, da sie leider sehr sensibel ist, von Anfang an viel weinte, bis heute stark fremdelt usw....
Dazu kommt, dass meine Freunde und Familie leider weit weg wohnen. Zwar habe ich in der Zwischenzeit Kontakte zu anderen Mamas hier geknüpft, aber das ist natürlich nicht das Gleiche wie "zuhause" zu sein. Mein Mann ist wenig zuhause (Job/Sport) und kann sich nur 2x unter der Woche abends eine Stunde um die Kleine kümmern. Am Wochenende auch nur stundenweise.
Mich stört das nicht - ich bin gerne Mama, aber über die Monate geht es natürlich an die Substanz rund um die Uhr die Kleine zu versorgen. Da sie sehr anhänglich ist, konnte ich die ersten Monate nicht einmal alleine aufs WC, Besuch hat sie nicht ertragen...sie kommt bis heute nachts alle 2-3 Stunden. Ich möchte mich nicht beklagen, merke aber, dass meine Tage irgendwie immer dunkler werden...ich traurig bin, Mühe habe manchmal viel mit ihr zu sprechen, zu lachen, zu spielen. Manchmal bin ich einfach nur froh, wenn sie ein bisschen schläft.... Wenn mein Mann zuhause ist, gehen wir uns aus dem Weg bzw. ich ihm...sonst gibt es nur Streit, weil er fragt, wie oft ich die Woche bei seinen Eltern war usw...und ich kann´s eh nicht recht machen.
Ich habe Angst, dass ich ihr schade, dass ihr unsere Situation (die Streitereien, die Eiszeit hier) schadet, dass ich zu wenig für sie tue....ich habe Angst, ich erkenne vielleicht ihre Bedürfnisse nicht oder oder oder.
Ich will gar nicht größer ausholen - nur, damit ihr kurz meine Situation ein bisschen kennt.
Nun habe ich beim Verein "Schatten und Licht" viel gelesen, mich in einem Zentrum für seelische Gesunheit beraten lassen.... Dort riet man mir unbedingt aus der häuslichen Situation mal rauszukommen. Das hieße jedoch 4-8 Wochen Aufenthalt stationär. Wenn ich schon denke "Psychiatrie"...könnte ich heulen....wie soll ich meiner Tochter später mal erklären, dass sie mit mir dort war?!?
Sie ist momentan auf einem guten Weg - knüpft langsam Kontakte zu anderen, wird offener, ist nicht mehr so ängstlich. Ich habe Angst das zu zerstören durch einen Klinikaufenthalt...wobei es hieß, es wäre für sie nicht unbedingt schlecht dort zu sein, zumal als Vorstufe zur KiTA/Tagesmutter.... Daher mal meine Frage....hat jemand Erfahrung mit solchen Behandlungen oder auch nur einem späten Baby-Blues? Gerne natürlich auch via PN. Wäre dankbar für Erfahrungen, Gedanken, Tipps....
Dankeschön
Martina
Jemand Erfahrung - später "Babyblues" und "Mutter-Kind-Behandlung"
Ich persönlich denke, dass der Aufenthalt von daher nichts bringt, weil die Gesamtsituation nicht stimmt.
Wenn man ein anstrengendes Kind hat und dann mal Auszeit und dann wirds besser - da macht das Sinn.
Aber solange eure Situation zu Hause so ist - finde ich bringt es nichts. Weil du würdest zurück kommen und es wäre alles wie vorher.
Hast du mal mit deinem Mann gesprochen? Liebst du ihn noch? Liebt er dich noch?
Warum ist ihm Sport wichtiger als seine Familie? Warum hat er nicht mal am Wochenende Zeit für euch?
Oder hat er schon aufgegeben? Du schreibst ihr streitet wegen dem Kind.... Es könnte auch sein, dass du seine Meinungen und Ansichten nicht ernst nimmst und er deswegen sich auch nicht mehr viel dafür interessiert und lieber zum Sport geht anstatt mit dir darüber zu streiten weil er findet du machst etwas falsch. Und ja ich finde auch Mütter machen Dinge falsch, die Väter durchaus anders sehen. Ich denke man muss da ein gesundes miteinander finden, die Dinge ausdiskutieren und GEMEINSAM zu einer Lösung finden mit der beide Leben können. Wer auf dem STqandpunkt steht "ich bin die Mutter, ich bestimme alles alleine" braucht sich nicht wundern wenn die Männer sich dnan nicht mehr einbringen. Ob es bei euch so ist weiß ich natürlich nicht - es ist nur ein Gedanke.
Wieso willst du nicht zu seinen Eltern fahren? Die könnten dich doch auch etwas entlasten. Oder geht das nicht weil du findest das Kind ist dazu zu sensibel. Dann verstehe ich den Streit mit deinem Mann, wenn er das anders sieht.
Ich denke ihr müsst dringend eure Familiensituation besprechen und da hilft es nichts 8 Wochen weg zu fahren. Ihr müsst über eure Probleme reden!
Ansonten hilft es vielleicht auch zurück in den Beruf zu gehen- zumindest halbtags. Da kommt mein auch ein bisschen raus. Ob man sich allerdings weniger belastet fühlt kann ich nicht sagen.
Danke Dir,
ich kann hier natürlich nicht so ausfürhlich schreiben...daher kommt vieles sicher nicht klar rüber...
So fahre ich z. B. nicht NICHT zu seinen Eltern, aber eben nicht täglich und ich möchte auch nicht täglich unangemeldeten Besuch. Seine Eltern sind etwas "anstrengend" und auf unsere Tochter bezogen relativ rücksichtslos.... So wurde sie aus dem Schlaf geholt, wenn man nun eben grade mit einem Baby spielen wollte oder sie erschreckt, weil sie dann "so lustig" geweint hat. Sie war anfangs einfach sehr schreckhaft und braucht bis heute ihre Zeit um anzukommen. Aber es wird nach wie vor ohne darauf zu achten teilweise noch im Autositz losgekitzelt (was sie hasst) usw. Das sind Dinge, die ich nicht akzeptiere - dass es anders geht sieht man bei Freunden oder anderen Verwandten. Lässt man der Kleinen ihre Zeit und lässt sie ankommen...läuft es wesentlich entspannter ab und die Kleine hat Spaß. Da das aber bei seinen Eltern auch nach Monaten nicht akzeptiert wird, habe ich die Besuche eingeschränkt....es macht keinem Spaß und sie ist hinterher ziemlich durch den Wind.
Eine Hilfe sind die Schwiegereltern auch daher nicht, da sie leider von Kindern "keine Ahnung" haben...mein Sohn wuchs bei der Oma auf. Es handelt sich also nicht unbedingt um das, was ich meiner Kleinen gewünscht hätte...Großeltern zum kuscheln, spielen...einfach Vertrauenspersonen.
Der Witz ist - mein Mann sagt selbst, dass er mit seinen Eltern keine großen Treffen will - sie sind ihm zu anstrengend. Aber ich soll am besten jeden zweiten Tag hin. Ehrlich gesagt sind mir da Treffne mit anderen Mamas oder Freunden, die mit unserer Kleinen gut können einfach auch wichtiger. Grade weil sie eher schüchtern ist, hoffe ich, dass sie so ein bisschen gute Erfahrungen sammeln kann und Freude entwickelt. Da es immer besser bei ihr klappt denke ich, das ist kein verkehrter Weg.
Auch wenn ich ganz bestimmt viel falsch mache - dass man Kinder nicht "abhärten kann" indem man es ständig stressigen Situationen aussetz, in denen es angefasst, gekitzelt, erschreckt wird obwohl es das nicht möchte...das gehört glaube ich nicht dazu. Wobei natürlich jeder anders mit den Kindern umgeht...Papas, Onkels, Tanten...das ist schon richtig und auch absolut gut so. ABER es muss beiden Seiten damit gut gehen finde ich. Bei den Schwiegereltern ist es aber eher so, dass sie spielen wollen, also muss die Kleine das auch und zwar das, was die Oma/der Opa lustig findet. Das finde ich persönlich nicht ok.
Sport war bei ihm schon immer ein Thema - nicht erst, seit wir streiten - daher denke ich nicht, dass es eine Flucht vor mir ist. Auch sonst lasse ich ihn machen...wenn er zuhause ist, dann ist das "Papa-Zeit"...wenn die Kleine dann rote Socken zur pinken Hose trägt, dann ist das so. Schon im Krankenhaus war es mir wichtig, dass auch er wickelt & Co.
Zum Thema Job - ich werde im Winter wieder in Teilzeit 60 % einsteigen. Ich habe einen recht verantwortungsvollen Job inklusive Führungsaufgaben - an Beschäftigung wird es mir demnach nicht mangeln.
Bei der stationären Therapie wäre auch ein Teil in Richtung Paartherapie dabei - eben um die Konflikte aufzuarbeiten. Ich bin quasi nicht 8 wochen einfach nur "weg". Das wäre natürlich völliger Quatsch, da hast Du vollkommen recht!
Die Behandlung besteht aus verschiedenen Säulen quasi. Ein Aspekt wäre eben auch wie Du schreibst aufzutanken, aus dem Teufelskreis rauszukommen und quasi mal "von außen mit Abstand" auf die Situation zu schauen. Darüber hinaus ist ein Teil der Behandlung quasi mir gewidmet um verschiedene traumatische Erfahrungen der letzten Monate zu verarbeiten, sie hinter mir zu lassen. Ein weiterer Teil besteht darin auf die Mutter-Kind Beziehung zu schauen, dass ich eben nicht ständig Angst haben muss da was kaputt/verkehrt zu machen usw. Der Kontakt zu anderen Müttern und Kindern ist ebenfalls hilfreich im Fall unserer Tochter vielleicht.
Ich hoffe, ich konnte es jetzt ein bisschen besser beschreiben....das ist alles so verworren...daher hab ich bestimmt wieder was vergessen, sorry.
Danke Dir nochmals für Deine Anstöße!
Alles Liebe
Martina
....."mein Sohn wuchs bei der Oma auf"...
...es muss natürlich "mein Mann" heißen, sorry...!
Hallo, irgendwie hört es sich für mich übertrieben an gleich eine stationäre Therapie zu machen. Das ist für meine Begriffe so was wie der letzte Ausweg, wenn es nicht mehr weiter geht. Ich kann natürlich nicht abschätzen wie schlecht es dir wirklich geht, aber das was du schreibst klingt noch sehr sortiert und nicht verzweifelt. Jetzt meine ich natürlich nicht, dass du warten sollst bis du verzweifelt bist, aber ich finde stationär eine Spur zu hart. Und auch nicht den richtigen Weg, denn wie es klingt hängen viele deiner Probleme mit der Beziehung zu deinem Mann zusammen. Da wäre eine Paartherapie angebrachter.
Erfahrungsgemäß wird es nach dem ersten Jahr einfacher, auch mit besonders sensiblen Kindern. Meine Maus ist jetzt anderthalb, und in den letzten Monaten hat sich viel zum besseren verändert. Auch mein Mann kann jetzt mehr mit der Kleinen anfangen, vielleicht ergibt sich so etwas ja auch bei euch. Alles Gute.
Danke Dir für Deine ehrliche Meinung...
Ja "sortiert" bin ich...ich bin leider ein absoluter Kopfmensch. Aber das hilft mir im Moment leider nicht...im Gegenteil. Ich denke und denke und denke....und trotzdem wacht man morgens manchmal auf (wenn man mal geschlafen hat) und das Gedankenkarussel geht sofort wieder los - man möchte sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen...aber man muss funktionieren, man hat ein Kind, möchte, dass es glücklich ist. Das über zehn Monate...das zehrt einfach. Natürlich steht momentan im Vordergrund das Eheproblem, aber auch nur, weil es einfach alles überdeckt und meine letzten Reserven aufgebraucht hat. Es gibt leider noch andere Baustellen. Das voneinander zu trennen ist natürlich schwer...
Alles Liebe
Martina
Hallo Martina,
als meine Tochter 8,5 Monate alt war, habe ich den totalen Tiefpunkt erreicht gehabt. Die Schuldgefühle ihr gegenüber ahben mich aufgefressen und ich war in einem Strudel aus Angst, Scham, Schuldgefühlen, Müdigkeit, Erschöpfung.
Wir waren dann beim Hausarzt, ich erinnere mich noch, dass dort ein Werbeplakat für ein Nahrungsergänzungsmittel zur Behandlung bei Depression direkt vor meiner Nase hing und ich dann einfach davon vorlas. ALLES passte, bis auf Aggresivität und Selbstmordgedanken nahm ich alle Symptome an mir wahr, im Nachhinein weiß ich, dass ich auch meinem Mann gegenüber sehr aggresiv in dieser Zeit aufgetreten bin. Fehlen also nur die Selbstmordgedanken.
Jedenfalls machte mir meine Hausärztin, wie zuvor schon meine Hebamme, klar, dass ich auf jeden Fall schnell und umfassend Hilfe brauche und sie mir keinesfalls die Wartezeit zu einer ambulanten Therapie zumuten möchte und auf gar keinen Fall Antidpressiva verschreibt wenn ich nicht ständig unter Beobachtung sein kann. Sie wieß mich in eine Psychiatrie in unserer Stadt ein und sagte ich solle einfach darauf bestehen meine Tochter dorthin mitzunehmen.
Mit allerletzer Kraft kümmerte ich mich um einen Platz in einer Mutter-Kind-Einrichtung. 4 Tage später war ich dort, es ging total schnell.
Bereits beim Vorgespräch habe ich festgestellt, dass die Patienten dort auf Station auch nicht verrückter sind als ich. Die erste Woche war trotzdem schlimm. Ich habe es auf meinem Zimmer nicht ausgehalten und auch nicht außerhalb, trotzdem war es nicht schlimmer als zu Hause.
Dann ging es langsam bergauf. Abends wenn meine Tochter im Bett war musste ich ja im Aufenthaltsraum sitzen und zwangsläufig irgendwann mit den anderen Patienten sprechen. Aber auch tagsüber gab es für uns beide viel zu tun. Einzeltherapie, Elterngruppen, Babyschwimmen, Babymassage, Krabbelgruppe, Sporttherapie, Gitarrenunterricht.
Es war eine gute Zeit, nach 5 Wochen bin ich nach Hause, voller Angst. Aber nach 5 Wochen in der Psychiatrie kann man auch mal Lagerkoller haben. Nach 3 Wochen durften wir das erste mal übers Wochenende nach Hause. Ich bin fast ausgerastet an diesem Samstag morgen. So ging es aber sehr vielen Patienten. Jeden Freitag wenn der Ausgang besprochen wurde, mussten die Schwestern viele von uns nötigen nach Hause zu gehen. Im Krankenhaus war einfach alles besser.
Auch wenn dir andere Leute versuchen werden etwas anderes zu erzählen. Es hilft definitiv das Umfeld zu wechseln. Wenn du dich änderst ändert sich auch das Verhältnis zu deinem Mann, dein Kind wird sich wahrscheinlich auch verändern. Meine Tochter ist in der Zeit noch fröhlicher und offener geworden.
Es gibt in den meisten Einrichtungen auch Angehörigengruppen und Gespräche, du wirst Mittel zur Selbsthilfe an die Hand bekommen wie du deinen Alltag anders organisieren kannst, dich von Menschen abgrenzen kannst die dir nicht gut tun etc.
Ich kann dir nur den Rat geben "tu es" höre auf die Fachleute, die wissen was hilft.
Die postpartale Depression ist die Depression mit den besten Heilungschancen wenn sie entsprechend behandelt wird. Wie bei jeder Erkrankung sollte man da Ärzte und medizinisches Fachpersonal zu Rate ziehen und nicht Doktor Google.
Das ist etwas schwierig, denn gerade bei den seelischen Erkrankungen denkt jeder mitreden zu können. Schließlich war jeder schon mal müde, überfordert, traurig … Ich habe mich lange nicht getraut meine Gefühle auszudrücken, bis meine Hebamme mir sagte: "Schau mal bitte in den Spiegel und frage dich ob du auch Krebs verheimlichen würdest. Du hast eine lebensbedrohliche Erkrankung die behandelt werden muss. Wenn du nicht handelst kannst du daran sterben." das hat mir die Augen geöffnet. Und genau wie ich mit Krebs nicht auf den Behandlungsratschlag von jemandem hören würde der schon mal ein gutartiges Geschwür mit ein bisschen Kräutertinktur von Oma behandelt hat, höre ich nicht mehr auf Ratschläge von Leuten die nicht betroffen sind was meine Depression betrifft.
Ich kann dir eigentlich auch nichts raten weil deine Situation anders ist als meine, aber mir, meiner Tochter, unserer Beziehung hat die stationäre Behandlung unglaublich gut getan.
Wenn du magst schreib mir gerne eine PN!
Ich drücke dich! Alles, alles Gute!
Hallo und
auch Dir herzlichen Dank!
Es ist wirklich so, dass niemand, der je eine depressive Episode hatte, das wirklich nachvollziehen kann. Mit "gesundem Menschenverstand" und logischem Denken kommt man da einfach nicht weiter. Von außen sieht es immer so einfach aus, aber wenn man drin steckt....
Danke Dir für Deine Offenheit und Deine Erfahrungen!!!
Alles Liebe
Martina
Hallo Martina,
ich mag Dir garnichts raten oder so, sondern einfach nur antworten (ich ,kenne' Dich noch aus dem Interst. KiWu-Forum).
Ich finde es super, dass Du ,die Flucht nach vorne' antrittst und Dir Hilfe gesucht hast!!!
Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit!
LG
Black
Hallo und
Dankeschön!
Ja, es kostet schon sehr viel Überwindung....zumal diese Mutter-Kind-Stationen immer an die PSYCHIATRIE angeschlossen sind und da kommt man sich wirklch gleich vor, als wäre man irre...das macht irgendwie Angst...
Alles Liebe
Martina