Ex-Schreibaby-Mamas unter euch? Flashbacks,Trauer und schlechtes Gewissen

Hallo ihr Lieben,
normalerweise treibe ich mich hier eher im KiWu-Forum herum.
Mein Sohn ist 18 Monate alt und wir hibbeln gerade auf´s zweite Wunder.

Mein Sohn ist das wertvollste Geschenk überhaupt für mich. Aber leider hatten wir einen sehr schweren Start. Die SS war leider geprägt von Todesfällen in der Familie, mein Stresslevel dauerhaft hoch. Die Geburt traumatisch (Saugglocke bei Herztonabfällen) und mein Sohn die erste Zeit das, was man im Volksmund als "Schreibaby" betiteln würde. Wir waren beim Kinderarzt und beim Osteopathen.Organisch wurden keine Auffälligkeiten gefunden, kein KISS oder ähnliches.

Wir haben uns die erste Zeit mehr schlecht als recht so durchgeschlagen. Ich war psychisch teilweise echt am Ende und auch körperlich total ausgelaugt.
Einkaufen und solche Kleinigkeiten waren die reinste Nervenfolter für mich! Ständig diese Angst vor dem Schreien.

Jetzt geht es meinem Sohn super! Er ist kaum krank, immer am lachen, ein echter Dickschädel und Sonnenschein und super entwickelt.

Das Problem habe im Moment eher ich!

Mich holt die Vergangenheit oft ein, ich habe so ein schlechtes Gewissen und mache mir Vorwürfe. Ich suche die Schuld bei mir. Warum war er ein Schreibaby? Hatte er zu wenig Milch erwischt und war ständig hungrig? Habe ich ihn zu kalt angezogen?
Hätte ich ihn länger bei mir im Bett schlafen lassen sollen? (Ich habe ihn mit drei Monaten ausquartiert weil ich nicht schlafen konnte beim Dauerstillen)

Geht es jemanden ähnlich? Hat jemand Lust sich mit mir auszutauschen?

Ich freue mich über jede Antwort!

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Hallo,

also wenn er jetzt super drauf ist, kannst Du doch garnicht so viel verkehrt gemacht haben #liebdrueck

Lass die alten Zeiten hinter Dir und schau nach vorn !

LG! Katrin

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Danke dir! Der Gedanke hilft mir. Ich höre das oft, auch von Außenstehenden.
Aber dann sind da diese schwachen Momente,da reicht ne Pampers-Werbung und ich breche in Tränen aus.

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Hallo,

ich kenne diese Schuldgefühle und das ich die Vergangenheit nicht loslassen kann.
Bei mir ist es ganz schlimm in Bezug auf die traumatische Geburt, ebenso wie Begebenheiten in der Schwangerschaft und dass ich mit unserem Schreikind keine Unterstützung erfahren habe sondern mir von außen noch mehr Schuld eingeredet wurde. Ich hab es eben schon in einem anderen Thread geschrieben, egal wie sehr man weiß, dass die anderen Quatsch reden, irgendwas bleibt immer hängen.

Bei mir haben sich diese Schuldgefühle bereits im ersten halben Jahr mit meiner Tochter so sehr verstärkt, dass ich irgendwann den Eindruck hatte gelähmt zu sein. Ich konnte keine Entscheidung mehr treffen, ohne nicht Höllenqualen zu leiden weil ich Angst hatte etwas falsches zu tun und meinem Kind zu schaden. Manche Situationen holen mich da immer wieder ein.

Mir hilft nur eine Psychotherapie die mir immer wieder bewusst macht, dass alles gut läuft so wie es läuft. Ich muss mir mantramäßig selbst die Konsequenzen der anderen Entscheidung vor Augen halten und dass die, die getroffen wurde gut war.

Bezogen auf die Geburt ist das z.B. "Es war zum Besten des Kindes. Die Ärzte haben mir geholfen loszulassen um mein Kind gesund auf die Welt zu holen."

Liebe Grüße
Lady Una

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Ich danke dir. Ich habe sogar das Angebot eine Traumatherapie zu machen. Leider habe ich wieder einen Rückzieher gemacht. Ich kann so schlecht Schwäche zeigen...
Das Mantra ist gut,
ich dachte lange,dass ich schuld war,dass es meinem Sohn schlecht ging. Weil ich mir eine Schmerzinfusion geben lies und die Fruchtblase bei 9 cm gesprengt wurde. (Beides nach über 24 h Wehen)

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Hey,

an deiner Stelle würde ich eine Therapie machen. Ich selbst habe kurz vor der Geburt etwas schreckliches erlebt und habe mich nur für meinen Schatz zusammen gerissen damit ich ihn einw Woche später zur Welt bringen konnte.
Er hat die ersten 4 Monate auch nur geschrien, auf mir geschlafen oder fast gar nicht. Ich habe als er 8 Wochen alt War Schlafstörungen bekommen. Meine aufmerksame Hausärztin gab mir Tipps und sagte wir müssen im Auge behalten ob es eine Depression wird. Da ich in meinem Leben nie Schwäche zeigen durfte (Prägung in der Kindheit) habe ich natürlich abgeblogt und mich "zusammen gerissen".

Tja alles wurde schlimmer. Schlafen konnte ich kaum. Alles war eine Qual, sogar das aufstehen. Ich habe jeden Tag geweint. Als mein Mann nach Weihnachten eine Nacht nicht zu hause war bin ich zusammen gebrochen.

Seit dem bin ich wegen einer Wochenbettdepression in Therapie und ich bereue es keinen Tag. Ich bin so glücklich und kann das Leben wieder genießen. Du kannst dich gerne über eine privatnachricht melden und ich erzähle dir was du wissen möchtest.
Alles Gute :-)

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Hallo wunderlandbewohnerin,

kann dich gut verstehen :-)
unser Sohn wurde mit auch mit der Saugglocke geholt. Hatte dadurch eine Fahlstellung des Kopfes, er konnte den Kopfnur auf der linken Seite ablegen, wir waren beim Osteopathen...aber unser Zwerg schrie bis zu 4 Stunden am Stück täglich....kein tragen, keine Milch nichts hat geholfen :-(

Die ersten 12 Wochen waren für mich als Mutter unerträglich, mein Kind hat geweint und geschrieen, ich konnte nicht helfen...fühlte mich auch so hilflos und unzulänglich. In meiner Erinnerung sind diese ersten Lebenswochen unseres Sohnes grau und nicht so rosarot Baby-ist-da-große-Freude geprägt.

Nach 12 Wochen wurde es besser, ich traute mich langsam mit unserem Sohn nach draussen...fühlte mich freier, konnte Luft holen, genießen Mama zu sein. Bis er 5,5 Monate war...da habe ich ihn blau gefunden in seinem Zimmer im Bettchen (vorweg es ist alles gut gegangen) mit Baby-Notarzt, Krankenhausaufenthalt Es wurde als SIDS-Vorfall eingestuft...unser Kind musste bei jedem Schlafen fortan an den Monitor zur Atem und Sauerstoffüberwachung. Der Monitor musste also immer mit, da er zu dem Zeitpunkt noch öfter am Tag geschlafen hat....Später stellte sich heraus das er Säuglingsepilepsie hat...dieser erste Vorfall war wohl ein Anfall....dieses hat sich 2 Mal wiederholt als er 8 Monate war. Wir waren noch 2 Mal im Krankenhaus.

Ich überlege immer, ob ich etwas falsch gemacht habe, und hätte auch gerne eine "rosarote Babyzeit" gehabt.....aber ich kann es nicht ändern, kann die Zeit nicht zurückdrehen. Deshalb habe ich für mich beschlossen nach vorne zu schauen, mit der Vergangenheit abzuschließen und mich zu freuen, dass es unserem Kind heute gut geht.

Eine Zeit lang hatte ich auf Schritt und Tritt nur Angst um ihn...es hat gedauert, das abzulegen, aber ich habe es geschafft.

Er wird Übermorgen 21 Monate er läuft, lacht viel und spricht schon ganz gut....er ist ein Trotzkopf...wie ich. Ich bin stolz auf ihn und stolz diese "grauen" Zeiten mit ihm gemeistert zu haben. Wir sind ein Team #verliebt, auch die unschönen Sachen, haben uns zu diesem Team gemacht.

Versuche nach vorne zu sehen, du machst deine Sache als Mama gut, sonst hättest du nicht so einen fröhlichen kleinen Dickschädel.

Liebe Grüße
Sternchen

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Danke für deine Worte!
Du hast mir sehr geholfen. Wir sind ein super Team. Wir sind uns unendlich nah. Ich habe durch meinen Schatz so viel gelernt und erfahren. Ich kann mir nicht vorstellen,dass Liebe tiefer gehen kann :-D
Um genau das geht es. Nichts war rosarot bei uns. Meine Erinnerungen sind auch "grau". Alles in Dunkelheit gehüllt. Ich muss dazu sagen,dass ich eine postnatale Depression hatte, die meine Frauenärztin mit den Worten:" Ich weiß nicht,was ihr Problem ist" kommentiert hatte.

Ich habe keine Fotos aus dem Kreißsaal, das vermisse ich. Ich war einfach nur froh,dass er lebt und gesund ist, da war mir das alles egal.
Mein Freund war total überfordert, hat mich viel alleine gelassen. Im Kreißsaal und danach. (Er hatte seine Mama und seinen Cousin in meiner SS verloren)

Was du erlebt hast tut mir sehr leid! Dass mit diesen Vorfällen. Ein Alptraum!

Denkst du über ein zweites Kind nach?

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Hallo,
komme leider erst jetzt zum Antworten. :-)
Eine "einfühlsame" Frauenärztin hast du da :-( ich würde drüber nachdenken zu wechseln. Dir hätte bestimmt damals geholfen werden können.

Fotos aus dem Kreißsaal habe ich nur eines, wo unser Sohn drauf ist. Keines von Ihm uns mir gemeinsam...das macht mich auch ein wenig traurig. Aber nach der Geburt, war ich einfach nur alle...und habe gar nicht drüber nachgedacht.

Das mit den Vorfällen war schrecklich, für mich die pure Angst. Mein Mann war arbeiten, ich war alleine mit dem Kleinen. Da nach hatte ich erstmal Angst mit dem Baby alleine zu sein.

Ein 2. Kind ist nicht geplant. Da ich vor unserem Sohn bereits ein Sternchen hatte und mir das sehr zu schaffen gemacht hat. Dann ist diese Form von Epilepsie vererblich (beide Söhne meiner Cousine hatten das auch, da wir aber keinen regen Kontakt haben, habe ich dass erst später erfahren) das ist auch ein Punkt, wo ich Respekt vor einem weiteren Kind habe. Und ich bin schon 39, da ist der Babyzug langsam auch abgefahren :-( Sollte es passieren, ist es willkommen. Aber plänen und für ein Baby üben...nein.

Wenn du mehr wissen möchtest, oder reden willst, kannst du mir gerne per PN schreiben.
LG
Sternchen

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Hallo,

ich hatte ein Schreibaby, dass mich oft an meine Grenzen gebracht hat.

Aber irgendeine Schuld habe ich bei mir nicht gesucht. Meine Tochter hat seit Geburt Hashimoto. Es ist zwar nicht bewiesen, aber vielleicht war das die Ursache.

Zumal ich mit ihr überall hingehen konnte. Sie war unterwegs immer ein richtiger Sonnenschein. Nur zu Hause nicht.

Im Nachhinein habe ich überlegt, ob Tragen einen Sinn gemacht hätte, aber leider kam ich mit dem Tragetuch nicht zurecht und hatte auch niemanden, der mir damit hätte raten können.

Aber sonst. Man kann nicht alles richtig machen, man tut als Mutter sein Bestes und gut ist es.

GLG

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Danke für deine Antwort. Später war es bei uns auch so,dass man mit ihm unterwegs den größten Spaß hatte. Mir kam es oft vor, als würde er die Abwechslung geniessen. Aber anfangs war es ( so die ersten 3-4 Monate) wirklich so,dass er wie eine tickende Zeitbombe war. Auch im Wagen. Schreien aus dem nichts. Ich habe die ersten 4 Monate voll gestillt. Und war,bzw. bin halt auch nicht der Typ,der dann mitten in der Öffentlichkeit gleich drauf los gestillt hat.Zumal das auch mitten im Winter war.

Ich gebe und gab immer mein bestes. Ich wollte nur das beste für ihn. Er ist alles für mich. Aber trotzdem sind da diese Selbstzweifel.
Auch das mit dem Tragen! Er war im Tuch auch quengelig manchmal und ich habe so geschwitzt durch die Hormonumstellung und habe es einfach nicht ertragen auf längere Zeit.

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Ach ja was für eine harte Zeit du sprichst mir aus der Seele...

Meine bekam später noch den Nacht schreck dazu ein Phänomen das kann ich nur dazu sagen.

Aber, ich musste erst mal lernen wieder Mensch zu sein mit allem drum und dran.... Mit Freude und leidleid mit Tränen Frust und Wut, mit Grenzen liebe. Ich habe auch lange das Gefühl gehabt alles verpasst zu haben einmal noch von vorne anfangen. Aber das geht nun mal nicht. Ich erfreue mich heute an jedem Fortschritt und bin stolz auf mein Kind und was wir gemeinsam geschafft haben.

Alles Gute dir