Gewaltsam Medikamente verabreichen

Liebe Community,

ich bin gerade mit den Nerven am Ende und völlig aufgelöst und würde gerne eure Meinung zu dem Thema wissen.

Unser Sohn (24 Monate) hat eine Bronchitis und wir haben einen Hustensaft verschrieben bekommen, den er unbedingt einnehmen soll, damit es sich nicht zu einer Lungenentzündung entwickelt. Er ist leider momentan sehr schlapp und möchte weder etwas essen noch viel trinken. Egal was man ihm anbietet, es heißt "Ich bin satt". Wir haben jetzt quasi 3 Stunden versucht unseren Sohn den Hustensaft schmackhaft zu machen, mit allen kreativen Mitteln, die wir gerade parat hatten. Sobald wir ihm nicht Saft in allen möglichen Formen angeboten haben, hat er sich strickt mit extremen Schreien und Händen und Füßen gewehrt und immer wieder betont "Ich bin satt". Auch mit Erklärungen und konsequentem Ton hatten wir keinen Erfolg. Da wir morgen früh einen Kontrolltermin beim Arzt haben, wollte ich den Saft aussetzen und morgen nach einer Alternative fragen, für meinen Mann kam das aber nicht in Frage, weil wir "verantwortungsvolle Eltern sind und keine Lungenenzümdung riskieren". Wir haben somit unseren Sohn letzendlich auf einem Wickelaufsatz vom Reisebett festgeschnallt, ich habe seinen Kopf fixiert und mein Mann hat ihm den Saft verabreicht. Unser Sohn hat sich dabei so sehr gewehrt, um sich getreten und wie am Spieß geschrien. Ich habe dabei noch seinen Mund geöffnet, damit die Flüssigkeit nicht daneben geht. Die Prozedur dauerte etwa 2 Minuten, bis der Saft vollständig verabreicht wurde. Ich habe dabei geheult und heule jetzt noch. Wir als Eltern sind seine Bezugspersonen und setzen ihn eine solche Situation aus. Für mich ist das so ein extremer Vertrauensmissbrauch. Unser Sohn wollte sich danach auch von keinen von uns trösten lassen und hat sich quasi abgewannt. Ich mache mir so sehr Vorwürfe. Mein Mann sagt, dass ich übertreibe. Wie seht ihr das? Hat die seelische Gesundheit eines Kindes denn gar keinen Wert, wenn man die Alternativen abwägt? Ich muss dazu sagen, dass wir sehr sehr bedürfnisorientierte erziehen, unser Sohn wurde ewig getragen, schläft im Familienbett etc. Um so erschrockener bin ich darüber, dass bei einem solchen Thema unsere Meinungen so sehr auseinander gehen :-(

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Von einem seelischen Schaden würde ich nun nicht gleich ausgehen, das halte ich für stark übertrieben. Außerdem ist sein Bedürfnis ja auch, gesund zu sein und dafür sorgt ihr.
Eure Methode war vllt. nicht die beste Wahl und dein Weinen hat ihm bestimmt auch nicht gerade Sicherheit gegeben...

Klärt morgen erstmal, ob der Hustensaft sein muss (ich zweifle den Nutzen von Hustensaft generell an 🤔). Probiert es sonsr das nächste mal evtl. mit Ablenkung oder "Erpressung": Lasst ihn währenddessen oder danach ein kurzes Video schauen. Oder habt ihr vllt. so eine Spritze zu Hause, die beim Ibu-Saft dabei ist? Das finden Kinder interessanter als Löffel... Oder ihr gebt ihm den Hustensaft im Halbschlaf.

Prinzipiell würde ich nicht so ein großes Drama drum machen und zig mal fragen, ob er jetzt will... Wie beim Zähneputzen gibt es bei (wichtigen!) Medikamenten nunmal keine Diskussion. Und je schneller man es hinter sich bringt, umso weniger kann sich die Situation und die Angst hochschaukeln.

Und nein, ich bin nicht herzlos und drücke bei meinem Kind alles gewaltsam durch... Aber gewisse Dinge müssem nunmal sein.

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So machen wir es auch, Spritze aufziehen, hinhalten, im besten Fall wird es freiwillig genommen. Falls nicht, ab auf den schoß, kurz festhalten, rein in die backe und nach 30 Sekunden is das erledigt.

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Hallo,

Würde denn ein Gummibärchen oder etwas anderes Süßes als Anreiz für danach etwas bringen?

VG und viele gute Nerven

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Unser Sohn liebt Gummibärchen und da es die recht selten bei uns gibt, ist er immer sehr scharf darauf, wenn Oma und Opa mal welche mitbringen. Somit war das eines unserer ersten Ideen: Auf einem Löffel haben wir den Saft inkl. eines Gummibärchens gekippt, aber auch hier hieß es "Ich bin satt". Sogar ein einzelner Gummibär ohne den Saft wird abgelehnt, weil er einfach komplett schlapp ist durch das Fieber und der Bronchitis, so dass er gar nicht essen mag :-(

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Sorry, find ich auch voll daneben.
Entschuldigt euch bei eurem Kind und lasst sowas nie wieder vorkommen.


Kein Kind bekommt Lungementzündung, weils den Hustensaft nicht nimmt. Was für ein Schwachsinn.

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Eine bakterielle Bronchitis kann unbehandelt sehr wohl zur Lungenentzündung werden... Und da der Verlauf fließend is kann das auch schnell gefährlich für das Kind werden...

Wie würdest du handeln? Auf den Saft verzichten und einen Krankenhausaufenthalt riskieren?

Auch Kinder müssen lernen, dass es manche Dinge gibt, die man machen muss. Ob man will oder nicht... Und wenn es darum geht, dass ich mein Kind im blödsten Fall einer Lebensgefahr aussetze, wird die Medizin eben unfreiwillig genommen. So einfach ist das. Auch wenn ich dafür jetzt gesteinigt werde, mir egal 🤷‍♀️

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Eine bakterielle Bronchitis behandelt man mit einem Penicillin oder Cephalosporin in aller Regel.

Ein Hustensaft ist in der Regel ein Muko- und Sekretolytikum.

Das sind zweierlei ganz unterschiedliche Dinge.

Eine unabwendbare antibiotische Therapie sollte selbstverständlich durchgeführt werden. Eine Gabe eines Hustensaftes ist unter Gewaltanwendung nicht zielführend. Mehr Schaden als Nutzen.

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Hallo!
Unser Sohn hatte mit 3 Monaten eine Bronchitis. Der Saft hatte gar nichts gebracht. Wir haben dann etwas zum inhalieren (salbutamol) bekommen. Frag danach morgen doch noch mal und sag ausdrücklich dass das mit dem Saft gar nicht geht!
Lg

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Hmm. Ich finde man muss abwägen. Und scheinbar ist es ja wichtig, dass er den Saft nimmt...

Mein jüngster hatte Scharlach und musste Antibiotika nehmen. Da gab es kein wenn und aber. Da er aber erst 18 Monate ist, konnte ich ihn am schoß sitzend festhalten und es mit der Spritze in die backe geben. Mit Geschrei und winden und treten und und und... Nach drei Tagen hat er dann begriffen, dass es sein muss und hat freiwillig mitgemacht.

War das richtig? Wahrscheinlich nicht. Aber was wäre die Alternative gewesen? Ein schlimmere Krankheitsverlauf mit eventuellen spätfolgen? Da war ich lieber paar mal am Tag die böse.

Mein mittlerer hatte letztens spastische Bronchitis und musste alle 4 Stunden inhalieren. Auch nachts da eine beginnende Lungenentzündung im Raum stand. Die galt es zu vermeiden. Tagsüber hat er (2,5) brav mitgemacht, nachts schrie er dabei als ob ich ihn abstechen will und er hat um sich geschlagen. Bevor es aber in einem Krankenhausaufenthalt endet, musste er da auch durch. Genau wie ich.

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Hallo.

Ich kann gut verstehen, dass dir das nahe geht. Ich finde das ist immer Abwägungssache: Die Gefahr durch die Erkrankung, wenn Medikamente nicht genommen werden gegen die "schlimme" Erfahrung gewaltsam Medikamte bekommen zu haben. Eine Lungenentzündung würde ihn potentiell ins Krankenhaus bringen und das ist dann in meinen Augen weitaus unangenehmer als Saft zu nehmen.

Meine Kleine hat mit 1,5 Jahren ein Metallsplitter im Auge, der raus operiert werden musste. Danach musste sie 4 mal täglich antibiotische Augentropfen nehmen und das über knapp 3 Wochen. Es war sehr unschön, zu mal sie nach dem ganzen Stress niemanden an das verletzte Auge lassen wollte. Am Anfang hat sie auch einer fixiert und der andere getropft. Später ging es dann auch alleine. Wir waren alle sehr froh als die Zeit vorbei war.

Bei uns klappt Saft nehmen am besten aus einer kleinen Spritze mit Schokolade als Belohnung. Ich lege ihr Lieblingsschokolade neben hin und erkläre ihr, dass sie die haben darf, wenn sie die Medizin genommen hat. Seit sie gut 2 Jahre alt ist funktioniert das meist. Ansonsten sage ich kurz "Das muss jetzt sein. Das ist Medizin damit dein Auge wieder gesund wird", dann Schnapp ich sie, halte sie fest und gebe ihr ihre Medizin. Ich bin der Auffassung, dass eine stabile Beziehung das aushält und mein Kind mir auch weiterhin vertraut. Als Eltern hat man eben Verantwortung, auch wenn das heißt, dass man dafür manchmal unangenehme Aufgaben übernehmen muss.

Liebe Grüße und gute Besserung für den Kleinen

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Bei uns war es ähnlich. Außer das es schon eine Lungenentzündung war! Und da gibt es einfach keine Diskussion mehr ob etwas genommen wird oder nicht.

Auch mir war zum Heulen zumute... aber ich habe es unterdrückt um die Situation nicht noch für meine Tochter zu verschlimmern. Ich bin schließlich die Erwachsene und muss mich zusammenreißen.

Ich verstehe allerdings nicht wie Ihr so festgeschnallt habt? Wir haben sie auch festgehalten, ich saß auf dem hüpfball und wir eine Spritze benutzt (bei uns war es Antibiotikum). Ich habe dabei die Nase zugedrückt damit sie den Mund aufmacht und auch das Zeug nicht mehr ausspuckt. Das ging dann dadurch alles sehr fix und dann würde getröstet.
Irgendwann hat sie übrigens gemerkt das es ganz süß schmeckt und hat es die letzten Tage sogar ganz gerne genommen. :)

Ich bin auch bedürfnisorientiert unterwegs mit allem Pipapo.... aber wenn es um ernstzunehmende Krankheiten geht ist einfach Schluss.
Erkläre es ihm und entschuldige dich... aber gemacht werden muss es ja trotzdem. Vielleicht findet ihr ja noch einen schnelleren und einfacheren Weg.

Ich verstehe wie es dir geht. Aber verantwortungsbewusst ist das was ihr gemacht habt allemal!

Alles liebe!

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Wir haben ein Reisebett, welches einen Wickelaufsatz hat mit Anschnaller, damit die Babys nicht runterkullern. Diese Anschnaller hatten wir aber nie in Verwendung, sie sind quasi mit bei. Neben allen anderen Bestechubgsversuchen haben wir natürlich die konsequente "Schoß-Methode" auch ausprobiert. Aber Wir waren zu zweit nicht in der Lage unseren Sohn zu "bändigen". Er hat sich überstreckt, mit den Händen und Füßen um sich getreten und den Kopf mit einer Wucht hin und her gewunden, somit hätten uns auch hier zwei Hände gefehlt, um den Kopf festzuhalten :-(

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Meiner Kleiner, grade 3, verweigert auch jegliche Medizin.
Ich mische es immer mit ein bisschen Fanta, die er dann als Ausnahme mal bekommt. Das ganze mit Strohhalm aus dem Becher findet er super. Das Medizin drin ist, weiß er nicht.
So funktioniert es zumindest bei uns super.

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Denkt dran, dass er auch genug trinken muss. Er trocknet sonst aus und muss dann in KH an den Tropf. Kein Essen ist nich so wild.