Mein Kind steht ständig unter Strom

Hallo an alle,

Ich mache mir inzwischen wirklich Sorgen um meinen 22Monate alten Sohn.
Er steht gefühlt den ganzen Tag unter Strom,kann sich keine 5 Minuten selbst beschäftigen geschweige denn still sitzen.

Eigentlich ist alles mit ihm ein Kampf,er mag nicht in den Hochstuhl und wütet dann am Tisch und schmeißt alles runter,auf den normalen Stuhl mag er aber auch nicht.
Spazieren gehen geht nur noch ohne Wagen,muss er mal an die Hand dann brüllt und tobt er, reißt sich los und läuft weg.
Wenn ihm was nicht passt oder nicht nach seinen Kopf geht,dann ballt er die Fäuste,wird knallrot und zittert richtig.
Dann fängt er an ganz kurz und schrill mehrmals hintereinander zu schreien und steigert sich rein.
Er zwickt,haut und tritt seine zwei großen Geschwister und uns Eltern dann und ist kaum zu bändigen.
Er hat sogar schon nach der Katze getreten.


Wir nehmen ihn aus der Situation raus,erklären immer wieder und sagen energisch Nein.
Er macht es trotzdem und lacht noch dabei,inzwischen glaube ich er macht es schon absichtlich.

Solche Situationen kommen mehrmals täglich vor,ich habe inzwischen schon keine Lust mehr mich mit Freunden zu treffen oder Ausflüge zu machen.
Überall fallen wir auf und die Leute gucken schon nach uns,mir ist das fürchterlich unangenehm.

Mit meinen zwei älteren Kinder hatten wir nie solche Probleme,die sind nie irgendwo negativ aufgefallen.

Noch dazu kommt das der Kleine extrem Mama bezogen ist,mein Mann darf fast nichts machen ohne das er wieder ausflippt.
Will der Papa ihn zb anziehen dann wirft der Kleine sich zu Boden,windet und verweigert sich komplett oder macht sich steif.
Manchmal schmeißt er sich auch nach hinten,schon mehrmals hatte er sich dabei den Kopf eingehauen weil wir ihn nicht mehr halten konnten.
Einmal hat er so heftig seinen Kopf gegen meinen gedonnert,das meine Lippe aufgeplatzt ist.

Das ist doch kein normales Verhalten mehr,oder?
Ich weiß auch nicht mehr wie ich mit diesen Situationen umgehen soll,entspannt bleiben kann ich damit nicht mehr.
Unsere Kinderärztin findet ihn nicht auffällig aber so einen Ausraster hat sie auch noch nicht erlebt.
Körperlich ist er top fit aber ich mache mir Sorgen ob er vielleicht ein anderes Problem hat.

Kennt jemand so ein extremes Verhalten,ist das noch normal oder bin ich einfach verwöhnt von meinen zwei pflegeleichten Kindern?

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Normal ist relativ 😅

Du schreibst, das dir sein Verhalten unangenehm ist, bzw das du dich deswegen schon nicht mehr mit anderen treffen magst. Ich kann das verstehen (dazu gleich mehr) allerdings ist diese Einstellung schade. Damit drückst du ihm ja schon einen Stempel auf. Ich bin der Überzeugung, dass die kleinen sowas merken und sich ihr Verhalten dann unnötig potenziert. Getreu dem Motto "ich weiß was du von mir hältst, ich setze jetzt einfach noch einen drauf".

Das gleiche gilt für deine Einschätzung "das ist nicht normal".
Ich glaube, da müsstest du an deiner Einstellung arbeiten.

Ich kann dich gut verstehen. Auch wir haben so einen raufbold. Nach einer total entspannten Tochter (schlief nach 3 Monaten durch, hat brav gegessen, sehr folgsam) kam der kleine Racker und hat uns gezeigt "so, da bin ich. Das darf ruhig jeder merken".
Das Verhalten meiner Tochter war derart vorbildlich, dass wir oft angesprochen wurden wie lieb sie doch ist. Mit der Zeit gewannen wir den Eindruck "ja cool, dann haben wir wohl alles richtig gemacht, wir sind top Eltern " 🙈
Daraus entstand bei mir ein Verhalten, für das ich mich inzwischen sehr schäme. Ich habe Mütter von lebhaften Kindern in meinem Kopf den Stempel "oh, die bekommst nicht so gut hin" aufgedrückt. Eben weil es bei uns so gut klappte.

Kann es sein, dass es dir bei deinem beiden großen so ging?
Es ist toll, wenn alles flutscht und man der Gesellschaft super formbar Wesen liefert.
Bei meiner großen konnte lch nach 6 Monaten mein altes Leben nahezu komplett wieder aufnehmen. Beim kleinen (22 Monate inzwischen) habe ich höchstens 25% zurück "erkämpft".

Vergleiche deine Kinder nicht. Es gibt sie, die folgsamen, lieben Kinder, die akzeptieren, das in der Mama auch eine Ehefrau und Frau mit Bedürfnissen steckt. Es gibt Kinder, die lassen sich nicht bei Seite schieben, sie akzeptieren keinen Aufschub, keine "Konkurrenz".
Nach 2 lieben Kindern ist es vielleicht auch seine Methode sich seinen Platz zu erkämpfen.

Du kannst mich gern per PN anschreiben, dann können wir uns gegenseitig "ausheulen". Mein Junior bringt mich auch jeden Tag einmal an den Rand des Wahnsinns...
Du bist nicht allein.
Versuche ihn so anzunehmen wie er ist.

Jup, er ist ein starker Charakter. Überleg mal wie toll das eigentlich ist. Ihm wird in der Zukunft keiner so leicht einen Bären aufbinden. Er wird, wenn du ihn unterstützt in seinem starken Charakter, den Mut haben, seine Meinung zu vertreten.

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Er ist halt voll in der Trotzphase/Autonomiephase und lebt sie richtig aus 😅 doch, das ist normal, meines Wissens nach.

In meinen Augen macht ihr schon alles richtig (aus der Situation nehmen, nein sagen, usw). Man muss ne Balance finden (was darf er entscheiden, wo entscheidet ihr?) und das ist schwer 😅

Er wird sicher mal richtig selbstbewusst 🙊

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Danke für deine Antwort,beruhigt mich ein kleines bisschen das es andere Mütter als normal empfinden.

Wie gesagt,ich kenne das so heftig von meinen zwei älteren Kinder nicht und bin manchmal ziemlich erschrocken über den kleinen Wutzwerg.
Ich hoffe diese Phase geht schnell vorbei und ich habe meinen lieben,kleinen Jungen wieder.

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Hallo,

unsere Tochter (13) war in dem Alter auch sehr schwierig.
Dafür war sie mit der Trotzphase durch, als einige Kinder erst damit anfingen. ;-)

Sie brauchte immer glasklare Regeln, Ansagen und Konsequenzen. Ausnahmen oder wenn sie das Gefühl hatte, dass jemand sich nicht ernsthaft durchsetzen wollte oder konnte, führten zu mehr Problemen.
Sie wollte möglichst die ganze Zeit bespaßt werden, und war immer aktiv, nicht wild, aber wuselig.

Bei Ausrastern lief es am besten, wenn sie wenig Aufmerksamkeit bekam.
Wenn sie sich brüllend auf den Boden geworfen hat, habe ich sie aus dem Weg gelegt, mir die Gegend angeguckt und zwischendurch mal freundlich nachgefragt, ob sie bald fertig ist. Wenn man sich da selbst aufregt, ruiniert man nur seine Nerven. Bringen tut das gar nichts.
Wir haben sie zu Hause in ihr Zimmer verfrachtet, wenn sie gewütet hat, weil sie sich da viel schneller beruhigt hat, als mit Publikum. Trösten oder was auch immer da sonst empfohlen wird, funktionierte bei ihr überhaupt nicht. Da hat sie sich nur immer mehr reingesteigert und fing dann auch an, nach uns zu schlagen oder zu treten.
Ich glaube, da war sie aber schon 2,5 oder so.

Natürlich gucken alle, wenn so ein Wutzwerg loslegt. Aber jeder, der sich etwas besser mit Kindern auskennt, weiß, dass die nicht alle pflegeleicht sind, egal, was die Eltern machen.
Das muss man ignorieren.

Das "Problem" bei unserer Tochter war lediglich, dass sie sehr willens- und durchsetzungsstark ist. Außerdem ist sie nicht gerade geduldig, wenn etwas nicht funktioniert.
Später und heute ging und geht das mit der Willensstärke aber in eine positivere Richtung. Gruppenzwang ist ihr z.B. fremd. Sie spricht bei Lehrern und anderswo offen an, was sie stört. Sie übernimmt gerne Führungsrollen und Verantwortung.
Also, das muss auf Dauer nicht schlecht sein.

Aber wenn solche Kinder in der Trotzphase ihren starken Willen entdecken und merken, dass sie damit nicht unbedingt durchkommen, wird es eben heftiger, als bei leicht lenkbaren Kindern.

Es kann auch sein, dass Dein Sohn etwas hat. Aber AD(H)S oder ähnliches kann man sowieso erst im Grundschulalter sicher feststellen. Kleine Kinder haben öfter Phasen, wo sie so wirken, was sich aber auswächst.

LG

Heike

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Glückwunsch zu einem völlig normalen kind. Es gibt eben solche ubd solche kinder und das bedeutet nicht, das mit ihm etwas nicht stimmt.
Die problematik liegt hier viel eher in der gesellschaft und (vermutlich) in deinem denken wie ein kind zu funktionieren hat.
Ich schreibe das gerne so überspitzt weil viele es so besser verstehen. Ich entschuldige mich auch schonmal für die schreibfehler, ich schreibe mit aktivem wirbelwind auf und um mich.

Mein kind ist ähnlich veranlagt. Aber er ist nunmal so. Er hat einen lebhaften charakter aber es stimmt alles mit ihm.

In dem alter sind kinder in der trotzphase. Sie handeln viele dinge mit sich selbst aus, setzen eigene regeln, probierem und testen und fragen reaktionen und gefühle ab um daraus für die zukunft zu lernen.
Konsequenz, regeln uns aushalten sind hier oberstes gebot. Je unangenehmer es dir ist ubd je mehr das für dein kind ersichtlich ist umso mehr wird es dich in richtung reaktion drängen.
Ein vermeidungsverhalten ist da meiner meinung nach der falsche ansatz. Akzeptiere dein kind so wie es ist und begleite es statt ihm mit gedachter negativität zu begegnen. Weniger das sehen was er nicjt kann dafür mehr das was er kann. Oftmals hilft daa schon.

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Vielen Dank für deine Antwort.

Es ermutigt mich etwas das ich scheinbar nicht die einzige mit so einem aktiven Kind bin.

Ich möchte ihm auch gar nicht in irgendeiner Weise negativen gegenüber treffen oder so denken,aber manchmal bringt er mich wirklich am Rande der Verzweiflung.
Besonders wenn dann Kommentare von Außenstehenden kommen wie :du hast das Kind ja überhaupt nicht im Griff,er tanzt euch auf der Nase rum,total verzogen...usw.

Es tut mir total leid das mein kleiner so gesehen wird und ich scheinbar schuld daran bin.
Ich zweifel dann an meiner Erziehung und denke ich mache was falsch oder habe versagt.

Ich nehme ihn so an wie er ist aber vielleicht spürt er dann meine Verunsicherung.
Konsequent sind wir in unserer Erziehung und die wenigen Regeln die es gibt,müssen eingehalten werden.

Ich werde auf jeden Fall versuchen ihn noch besser zu begleiten und ein bisschen gelassener bei Ausrastern zu werden.

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Die negativen gedanken schleichen sich auch hier immer wieder mal ein ABER wenn ein außenatehender auf die idee käme nur in irgendeiner weise mein kind wegen seinem charakter zu verurteilen dann würde eine granate hochgehen.
Ich sage den menschen auch das nein kind anders ist aber er ist wundervoll so ubd das sage ich auch.

Du schreibst "die wenigen regeln die wir haben", das wäre bei uns schon nicht möglich. Unser kleiner mann braucjt struktur an der er sich langhangeln kann und feste regeln und davon einige mehr als manch anderes kind. Wir kommen klar damit auch wenn fast jeder tag in mehrfachen dramen endet. Es wird besser werden.

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Das ist von Außen leider so gar nicht zu beurteilen. Generell kann dieses Verhalten, auch so stark ausgeprägt, völlig normal sein, wenn es dir aber so verkehrt vorkommt dann lass es einfach noch bei einem anderen Arzt abklären. Wenn du wirklich findest das es WEIT über normales Verhalten hinausgeht. Dafür gibt es auch Anlaufstellen über den Kinderarzt zum SPZ z.B.
Solches Verhalten kann normal sein, muss es aber nicht. Und wenn es eher doch nicht ganz normal ist, ist es super zu verstehen warum es so sein könnte...

Ausprobieren könnte man für einen gewissen Zeitraum auch einfach einen ganz klar, und fest strukturierten Tagesablauf. Wirklich mal 2 Wochen genau die gleichen Abläufe. Kann sehr anstrengend sein, vor allem mit mehr als einem Kind... kann sich aber eventuell lohnen, falls ihm in irgendeinem Bereich die Sicherheit oder Struktur fehlt...

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Danke für deine Antwort.

In wieweit sein Verhalten über das normale Maß hinaus geht kann ich schwer einschätzen,wahrscheinlich weil meine zwei Großen so pflegeleicht waren.
Als Baby war er auch total entspannt,so richtig heftig verhält er sich seit ca.einen halben Jahr.

Die Kinderärztin findet ihn nicht auffällig und auch im Kindergarten habe ich schon das Gespräch gesucht,es gab keine negativen Rückmeldungen und er verhält sich normal.

Eigentlich denke ich das wir einen geregelten Tagesablauf haben .
Ich werde mir da aber nochmal ganz genau Gedanken dazu machen und noch mehr Struktur reinbringen.

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Meine Tochter ist gefühlt seit der Geburt so. Wenn es jetzt „nur“ in der Trotzphase so ist, dann hast du deine Antwort. Wenn er aber schon immer intensiv war, dann ist er vielleicht gefühlsstark? Dazu gibt es eine Facebook Gruppe. Bei meiner Tochter muss ich ganz genau hin schauen. Sie klettert mit 14 Monaten überall rauf, springt runter, dreht sich im Kreis, macht ungewollt Saltos, weiss genau was sie will und kämpft sich zu ihrem Ziel durch, auf Teufel komm raus. Sie ist eine Entertainerin durch und durch, braucht ständig Publikum. Alleine geht schon mal garnichts. Schon immer. Innerhalb einer Minute machen wir teilweise alle Gefühlsspektren durch. Für mich ist es suuper anstrengend. Aber für sie ist es ein absoluter Vorteil in unserer Ellenbogen-Gesellschaft. Sie weiss definitiv auf sich aufmerksam zu machen. Den gaaanzen Tag. Obwohl ich mich echt ausgelaugt fühle, bin ich doch auch stolz auf ihren willensstarken Charakter. Für sie wird kein Hindernis zu gross sein und sie wird die Welt im Sturm erobern.