Regulationsstrategien

Ich hab mal eine Frage

Man hört überall, alle Gefühle sind ok, sollen begleitet werden, sonst staut sich das bei den Kindern auf und sie können damit nicht umgehen.
Soweit so gut, meine Tochter wird im Januar 2 und langsam kommen immer mehr Wutanfälle, wenn etwas nicht passt. Ich erkläre ihr, warum wir das so machen, nehme sie (wenn sie es zulässt in den Arm), benenne das Gefühl (meist Wut oder Enttäuschung) und bleibe bei ihr, bis der Ausbruch vorbei ist. oft versuche ich sie auch abzulenken, das klappt am Besten
Ein Beispiel: sie wollte Schoko im Supermarkt. Ich habe gesagt, sie darf sich eine Kleinigkeit aussuchen und dann müssen wir erst zahlen, bevor wir sie essen. Gab ein Geschrei bis nach der Kasse aber außer ihr erklären, warum das so gemacht wird, kann ich nicht. Muss sie dann auch schreiend in den Wagen setzen weil ich zahlen muss.

Aber meine konkrete Frage: wie vermittle ich ihr Strategien? Überall wird immer gesagt „begleite dein Kind“. Was heißt das? Ich will ihr ja auch nicht beibringen, dass sie bei Trauer immer schreien darf, dass der ganze Spielplatz was mitbekommt (wenn die Schaukel besetzt ist) oder bei Wut, dass sie auf etwas einschlagen soll.

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Ich finde man kann da durchaus nen Mittelweg fahren. Wenn es die Situation zulässt erklärt man mehr und nimmt sich Zeit für den Wutanfall, aber an der Supermarktkasse oder generell in Situationen wo es absolut nicht angebracht ist, kriegt er ne Ansage.
Zur Erziehung gehört meiner Ansicht nach nicht nur begleiten sondern auch vermitteln, dass wir uns in einer Gesellschaft mit Regeln und Normen befinden in der man nicht herum brüllt oder ausrastet wie es einem gerade passt. Ein bisschen zu arg Weichspüler ist das schon alles geworden mit dem ganzen „bindungsorientiert“ und „begleitend“ 😅 Ist ein toller Ansatz, keine Frage, aber es geht mal wieder zu sehr ins Extrem alles tolerieren zu müssen. Und manchmal ist ne deutliche Ansage in scharfem Ton zielführender als ne endlos Diskussion mit wütenden 90cm 😆🫣
Also so läufts bei mir - heißt aber nicht dass mein Kind ständig aufs Wort hört 🤣 ich versteh dich jedenfalls auf ganzer Linie dass man es manchmal echt nicht gebrauchen kann das Theater ^^

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Bindungsorientiert heißt doch nicht ewig (sinnlos) zu diskutieren oder einen endlosen Schreikrampf im Supermarkt zu unterstützen.

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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Im ersten Absatz deines ersten Textes habe ich dich so verstanden dass sowohl Alternativen als auch das Sich-Gestört-Fühlen ein Problem darstellen 🤷🏻‍♀️ ergo - soll/muss man das Verhalten scheinbar tolerieren 🤷🏻‍♀️ wenn ich den Text missinterpretiert hab - sorry 🙏🏻

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Warum willst du es nicht, dass es alle mitkriegen? Das ist ein Problem, finde ich. Auch, dass du Probleme mit einigen Alternativstrategien hast, ist problematisch. Was stellst du dir vor? Dass es einfach aufhört? Wut zu unterdrücken ist die schlechteste Lösung von allen.

Bei deinem Supermarktbeispiel hätte es bei meinen Kindern nur sehr selten ein Drama gegeben (und eines davon ist eine Dramaqueen!) und das hätte ich auffangen können mit „Nimm mal die Schokolade und bringe sie zur Kasse.“ 🤷‍♀️

Wutanfälle häufen sich, wenn die Kinder müde waren. Nimmst du auf so etwas schon Rücksicht?

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht was ich mit diesem Kommentar anfangen soll.

Ich habe gesagt, dass sie nicht lernen soll, dass man immer ein Riesen Gezeter macht. Nicht, dass es jetzt schon verboten ist

Außerdem weiß ich nicht, woraus du ließt, dass ich ein Problem mit alternativen Strategien hab. Das ist doch genau die Ursache dieses Posts, dass ich danach frage.

Und schön, dass es bei deinen Kindern nur selten n Drama im Supermarkt gab. Was soll ich damit anfangen? Glückwunsch! Und wie hilft mir das jetzt? N Tipp war nicht dabei

Ja ich nehme Rücksicht auf Müdigkeit, ich nehme auf jeden Anfall Rücksicht und wollte hier nach Erfahrungen/tipps fragen, wie das andere umsetzen

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„Bei deinem Supermarktbeispiel hätte es bei meinen Kindern nur sehr selten ein Drama gegeben (und eines davon ist eine Dramaqueen!) und das hätte ich auffangen können mit „Nimm mal die Schokolade und bringe sie zur Kasse.“ 🤷‍♀️“

Und was macht man wenn sich ein Kind, nicht ablenken lässt und schon gar nicht, wenn es wütend ist? So einfach habe ich bei meinem 2. Kind noch nie einen (beginnenden) Wutanfall auffangen können… Das Kind schmeisst sich dann 15-30min auf den Boden, wild hin und her von links nach rechts, will nicht angefasst werden etc…. Und ja, mein Kind interessiert es dabei überhaupt nicht, dass wir im Supermarkt, im Bus oder mitten auf dem Radweg sind, das ist dann zT nicht einfach zu händeln…

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Ich setze auf ein paar Basics:
1.) dem Kind ein Vorbild sein. Meist übernehmen die Kids das Verhalten der Eltern, so wie sie es vorgelebt bekommen. Das heißt für mich ich bleibe in solchen Wutanfall-Situationen einfach gelassen und ruhig. Mein Kind braucht in diesen Situationen auch eher seine Ruhe, heißt keinen Körperkontakt oder gar Anwesenheit, weil ihn das nur noch wütender macht. Wenn ich ihn 3-5min alleine wüten lasse, dann ist er meist wieder empfänglich für Erklärungen.
2.) ich kämpfe nicht jeden Kampf. Mit 2 Jahren war Junior auch eher unberechenbar beim Einkauf, also blieb er zu Hause. Simple und effektiv, bevor ich jedes Mal einen Ausraster im Supermarkt riskierte. 🤷🏼‍♀️
3.) Hunger, Durst, Müde und Wachstumsschub rufen besonders häufig Wutanfälle hervor. Gegen die ersten 3 Dinge kann man zumindest einigermaßen was tun und gegensteuern. 🙃

Bearbeitet von Pi.Ri
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Danke für deine Antwort 😊

Also heißt für dich, das Kind begleiten so viel wie, Gefühl akzeptieren, erklären, trösten wenn erlaubt aber keine Strategie mitgeben?
Habe das nämlich mal wo gelesen, dem Kind zB erklären, es könne seine Wut auslassen, indem es auf ein Kissen schlägt. Finde das aber hat fragwürdig

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Ich sehe meine Strategie in der "Gelassenheit". Mit der Zeit (und durch Wiederholung) wird das Kind lernen, dass Wut nichts schlimmeres ist und nicht mehr so arg ausrasten, sondern auch einfach gelassener reagieren, wenn etwas nicht so klappt wie gedacht - eben so wie Mama in den Situationen. So zumindest mein Plan. 😅
In der Zwischenzeit hat mein Kleiner aber auch immer sein geliebtes Kuscheltier an der Hand und da ist es für mich ok, wenn er das beißt oder rumwirft.

Ich hatte mal probiert ihm zu sagen, dass er bei Wut dolle mit dem Fuß aufstampfen soll, aber das klappt gar nicht. Ich glaube wirklich er muss da seinen eigenen Weg finden. Irgendeine gelernte Strategie kann er im Wutfall überhaupt nicht abrufen.

Bearbeitet von Pi.Ri
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Hallo,

Meine Tochter wurde im August zwei, und auch wir haben täglich mit Gefühlsausbrüchen zu tun. Ich frag mich auch immer wie weit man sowas begleiten kann in dem Alter. Während sie schreit hört sie kaum was ich ihr da sage oder erkläre, daher fasse ich mich kurz. Sowas wie Fäuste ballen oder ins Kissen schreien machen wohl erst ältere Kinder die die Wut bewusst rauslassen wollen.

Ich sage lediglich sowas wie "jetzt spürst du die Wut" oder "ach was für eine Enttäuschung" oder eben "das macht sehr traurig". Nur damit sie immer wieder das Wort mit dem Gefühl zusammen hat und es benennen kann. Mach ich in glücklichen, lustigen oder lieben Momenten auch so und sie beginnt nun es selbst zu sagen wenn sie gerade was Tolles erlebt.

Bei Gefühlsausbrüchen mit Geschrei und auf den Boden werfen erwarte ich mir sowas aber nicht, dass sie das jetzt erst mal benennt und bewusst erlebt. Da wird sie einfach überrant weils halt gerade nicht so läuft wie sie es sich vorgestellt hat. Ich nehme sie hoch und sitze es aus. Halte sie im Arm und geb ihr den Moment zum schreien. Wenn sie strampelt oder tritt setze ich sie ab, sanft, ich bleibe ruhig.

Im Laden reiche ich ihr meist ein Babybell während wir einkaufen, alles andere muss zuerst "gepiept" werden, also an der Kasse gescannt. Das versteht sie mittlerweile, wenns arg Geschrei gab hab ich es einfach ausgehalten (oder halt wenig konsequent ein zweites Babybel gegeben) 😉.

Die Ausraster werden gefühlt jeden Monat weniger. Das stellt sich von alleine ein.

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Was bei uns hilft; in den Arm nehmen, selbst ruhig bleiben (z.B. bewusst ruhig atmen, wenn ich selbst merke wie der Stresspegel steigt), ruhig und leise reden und etwas Zeit geben bis die stärksten Gefühle abgeflaut sind. Dann biete ich immer an, noch mal zu erzählen was passiert ist und beschreibe dann was passiert ist und was ich vermute wie es meinem Kind ging. Das klappt aber erst wenn der Anfall schon wieder fast vorbei ist. Ggf. erzähle ich dann später noch mal „die Geschichte“ darüber was passiert ist. Ich muss dazu aber sagen, dass mein kleiner (24M) wirklich richtig gut spricht und versteht, darum ist Sprache, neben körperlicher Nähe unser Königsweg.
Ich glaube, im heftigsten Gefühlssturm bringt benennen der Gefühle erst einmal nichts, weil das Kind zu sehr unter Stress steht, danach kann es besser einordnen was passiert ist.
An der Kasse würde ich auch erst mal kurz versuchen ob es mit kurzer Erklärung besser wird oder damit einzubinden (Schoki aufs Band legen, beim ausräumen helfen etc.). Und wenn das nicht klappt, Kind auf den Arm, schauen dass ich rasch zahlen kann und dann danach weiter beruhigen 😅
Bei uns kommen solche schlimmen Anfälle aber auch meistens dann vor, wenn z.B. der Mittagsschlaf ausgefallen ist oder der Hunger riesengroß usw. Dann bin ich innerlich auch meistens gnädig gestimmt 😄

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Wir lesen gerade das Buch "so viel wut" oder so ähnlich.
Da gibt es als Strategie stampfen, schreien, laufen etc.
Zu Hause zeige ich auch 'Kuscheltiere werfen'. Weil er in Wittsituation was zum werfen sucht und alles herumschmeißt was in der Nähe liegt. Also gebe ich ihm was zum werfen.

Keine Ahnung welche Strategie im Supermarkt gut wäre, hätte wahrscheinlich erklären und aussitzen gewählt 🤷

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Vielleicht gibt es einen Ball an einer Schnur oder ein "wertloses" Kuscheltier, das man an eine dicke Schnur binden könnte. Die wird dann an der Einkaufswagenstange festgebunden und so kann das Kind im EKW das Tier beliebt oft werfen, ohne es zu verlieren.

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Hallo, ich verstehe dich voll und ganz. Leider habe ich auch noch keine Strategie gefunden 🤣

Aber das Beispiel mit dem Supermarkt kenne ich hier ZU GUT!!! Meine Kleine ist auch so, die dreht durch obwohl ich ihr 5Mal normal erkläre dass wir zuerst zahlen müssen. Manchmal lasse ich sie eben schreien und beachte es nicht weiter und manchmal (wenn wir noch länger im Supermarkt sind) mache ich halt einfach die Tüte oder die Banane auf oder was es auch immer ist und gebe es ihr zum essen und zahle dann eben den geöffneten Artikel. Bis jetzt hatte ich noch nie ein Problem damit seitens Supermarkt… vl hilft dir das auch

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Was bei uns gut geklappt hat ist dass wenn ich merke er kriegt gleich wieder einen Meltdown und liegt schreiend am Boden- dann krieg ich den Anfall zuerst
Ich stampfe auf dem Boden und mache ein ihm ähnliches Drama- das irritiert ihn oft so dass ers glatt vergisst . Manchmal verstärkt es natürlich auch.
Es gibt auch sehr schöne Bücher -warum werde ich manchmal wütend Zum Beispiel.

Das mit dem Polster- das geht bei manchen Kindern, bei manchen nicht. Wir hatten einen Boxsack bei uns in der Kinderbetreuung,
das hat bei vielen gut geklappt, aber man muss wirklich gemeinsam mit ihnen reinhauen am anfang. Manche müssen schreien, manche Hauen, manche werden still, meiner will oft gehalten werden.Wichtig dass du dich bei deiner Strategie wohl fühlst und authentisch bleibst als Mutter. Ach ja, es gibt auch Gefühlekarten. Und natürlich Ruhe bewahren, obwohl das oft wirklich ein Kunststück ist ... Alles Liebe!

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Eine Freundin von mir hat auch eine zwei Jährige, sie gehen immer zusammen einkaufen mit einem BilderEinkaufszettel den die Kleine in der Hand hat und die Mama läuft hinterher.
Ist quasie einfach ein einlaminiertes A4 Blatt mit Kästchen. Und ein Haufen Bildchen wie Äpfel, Tomate, Nudel, Saft, Gummibärchen....
Zu Hause wird zusammen mit der Kleinen der Zettel mit Bildchen ausgefüllt (mit Tesa ankleben).
I'm Supermarkt hat die Kleine ihren eigenen kleinen Wagen und läuft vor der Mama und kauft von der Liste ein.
Dauert natürlich länger als wenn man sie nicht einbindet. Aber so lernt die kleine schon viele Lebensmittel, Farben und sogar Zahlen (z.b. zwei rote Äpfel). Ein Bildchen ist immer ihre "Belohnung", die sie sich aussucht selbstständig.
Ist klar, dass es kein Einkaufszettel mit 30Posten ist. Die Anzahl steigert man nach und nach. Ich glaub sie fing mit 3 Dingen an. Am besten immer im gleichen Supermarkt, da sich die Kleinen nach paar Malen super alleine zurechtzufinden und zügig alles von der Liste zusammengestellen.

Genau so werde ich es mit meiner Kleinen machen, wenn sie soweit ist. Vielleicht eine Idee auch für euch.

Alles liebe euch.