Hallo
Nun ja…. jetzt ist es soweit…
Am Freitag wäre der errechnete Geburtstermin unseres Kindes und was soll ich sagen… Ich kann kaum atmen. Ich kann sehr schlecht damit umgehen. Desto näher dieser Tag rückt, desto schlechter geht es mir. Mein Alltag besteht seit Oktober 2022 nur noch nur aus Panikattacken, Tränen, Therapiemaßnahmen, Schweigen, Nachdenken, Selbstvorwürfen, Unwohlsein, den Alltag bewältigen und meinen Kindern versuchen eine gute Mutter zu sein. Die Zeit ist nahezu nur so an mir vorbei gerannt. Und es wird nicht besser. Im Gegenteil. Ich dachte der Schmerz wird mit der Zeit weniger werden, aber weit gefehlt. Ich wünschte ich würde zu denjenigen gehören, die besser mit einer Abtreibung umgehen können. Die überzeugt sind das die Entscheidung richtig war. Die nach vorne schauen können. Die trotzdem lachen können und wieder „leben“. Wie war es bei euch? Wie schafft man es wieder „glücklich“ zu werden? Wird der Schmerz leichter? Mich würde interessieren welche Erfahrungen ihr gemacht habt… vor allem wenn die Abtreibung schon längere Zeit her ist.
Geburtstermin
Meine zweite Abtreibung ist 10 Jahre her , die andere fast 30.
Keine der beiden Abbrüche hab ich bedauert, bereut oder psychische Probleme gehabt.
Meine erste Abtreibung mit Anfang 20 war in Holland, da ich schon in der 16.Woche war, als ich merkte dass ich schwanger war, der Abbruch war zwei Wochen später.
Ich war sehr dankbar dass man mir dort noch helfen konnte und ich nicht wie in D dazu gezwungen gewesen wäre, eine absolut ungewollte Schwangerschaft fortzusetzen.
Die zweite Abtreibung hatte ich mit Anfang 40, ich hatte zwei Kinder, damals 12 und 9.
Zuerst dachte ich, ich bekomme das Kind, dann wurde mir aber klar dass ich das nicht möchte.
Ich wollte nicht nochmal von vorne anfangen, nicht nochmal den ganzen Stress und Einschränkungen bis ich 60 oder älter bin.
Dieser Abbruch war dann in der 9.Woche ganz legal in Deutschland.
Auch da war ich nur froh, dass ich nicht mehr schwanger war.
Am Geburtstermin war ich erleichtert , dass ich nicht mit Neugeborenem da saß und mir wurde nochmal sehr deutlich dass ich richtig entschieden hatte.
Also, das was du durchmachen musst , kenne ich so nicht und finde das auch sehr extrem.
Bist du sicher, dass nichts anderes mit rein spielt?
Also welche Faktoren sind sonst nicht gut in deinem Leben, warum kannst du das nicht hinter dir lassen und hältst so sehr an dem Verlust fest?
Was steckt hinter diesem Nicht los lassen können?
Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute denn ich kenne aus dem Umfeld auch niemanden den eine Abtreibung so aus der Bahn geworfen hat.
Und ich kenne einige Frauen die abgetrieben haben.
Manche waren traurig eine Zeit lang oder denken ab und zu noch daran aber so extrem wie bei dir, das habe ich noch nie mitbekommen.
Daher meine Vermutung dass da mehr hinter steckt als die Abtreibung.
Danke für deinen Bericht.
Das freut mich sehr für dich das du so gut damit umgehen kannst und ich wünschte es wäre bei mir auch so.
Und zu deiner Vermutung… das wüsste ich auch gerne. Ich bin sehr einsam mit diesem Geheimnis und konnte bis jetzt mit niemanden darüber reden und werde es auch nicht können. Mein Umfeld ist sehr ablehnend diesem Thema gegenüber. Für keinen würde eine Abtreibung in Frage kommen und alle sind sehr religiös/katholisch. Nur mein Mann weiß es und mit ihm möchte ich nicht darüber reden. Ich habe mich damals sehr von ihm in Stich gelassen gefühlt und diese Wunde ist bis heute nicht verheilt.
Es tut ganz weh, was du schreibst, es muss echt schlimm sein für dich.
Ich hab grad überlegt, wenn du sehr religiös geprägt bist: vielleicht hilft dir, wenn du dich an eine Instanz aus dem Wertesystem in dem du lebst wendest?
Es gibt auch religiöse Konfliktberatungsstellen oder Seelsorger. Auch anonym.
Die dürften es vielleicht nicht lobpreisen. Aber in ihrer Weltsicht wird bei tiefer Reue auch verziehen, warum bist du da härter als die Vorgaben, mit denen du aufgewachsen bist?
Ich würde der Trauer bewusst Raum geben am Geburtstag und am Jahrestag. Wenn du trauerst ist es nunmal so, dass die Trauer einen Platz braucht, sie kann sonst nicht verarbeitet werden.
Es ist ja erstmal egal, warum du auf diese Weise trauerst. Das erste Jahr ist bei jedem Verlust das Schwerste. Nur weil du es nicht willkommen heissen konntest heisst es ja nicht, dass du es nicht geliebt hättest oder das Leben gering geachtet hättest.
Du hast eine Entscheidung für euch alle treffen müssen und vielleicht würdest du sie jetzt anders treffen, vielleicht wieder gleich. Manchmal kann man leider nicht nur seinem Herzen folgen.
Aber nur weil du entschieden hast darfst du trotzdem trauern, das ist ok. Es gibt übrigens auch Trauerbegleiter, wäre das etwas für dich? Oder eine Hebamme, auch die begleiten trauernde Mütter.
Ich wünsche dir alles Gute und einen erträglichen Tag morgen