Hallo,
ich habe vor etwa drei Wochen gemerkt, dass ich schwanger bin und werde am Freitag einen Abbruch durchführen lassen. Mein Partner und ich sind beide Anfang dreißig, seit etwa zwei Jahren zusammen, wohnen in verschiedenen, benachbarten Städten und sehen uns aufgrund der Entfernung meist am Wochenende. Wir waren uns recht schnell einig, dass wir beide gerade kein Kind haben wollen.
Ich bin zufrieden mit dieser Entscheidung, finde sie aber trotzdem schwer und fühle mich sehr verletztlich. Deshalb wünsche ich mir Unterstützung von meinem Partner - dass er sich nach meinen Bedürfnissen erkundigt, versucht, mich zu unterstützen, und zu mir kommt, wenn ich ihn brauche. Auch vor dem Abbruch. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass er das tut und hätte gern eure Einschätzung.
Von Donnerstag bis Sonntag (also vorgestern) war ich bei ihm, auch, weil ich mich in meiner WG nicht wohlgefühlt habe. Davor hatten wir uns 6 Tage nicht gesehen. Ich habe am Wochenende auch für uns gekocht und war ganz guter Dinge. Er wollte Sonntag dann alleine sein - ein Bedürfnis, das ich verstehe - hat es mir aber sehr grob kommuniziert und mir klar zu verstehen gegeben, dass er mich loswerden möchte, obwohl er wusste, dass ich am liebsten geblieben wäre. Und das in meiner momentanen Situation. Es folgte ein Streit und dann eine ziemlich emotionale Diskussion, in der wir uns über unsere Überforderung ausgetauscht haben. Er war erkältet und hat in 10 Tagen eine wichtige Prüfung, die ihn nervös macht und meinte, er kommt an seine Grenzen. Allerdings muss er bis dahin nicht arbeiten. Ich muss regulär weiterarbeiten und er weiß, dass ich auf meiner Arbeit hohem Druck ausgesetzt bin. Er wusste auch, dass ich mich in meiner WG wie gesagt gerade nicht gut fühle.
Gestern und heute hat er sich telefonisch nach mir erkundigt, war aber recht zurückhaltend. Ich habe beide Male gesagt, dass ich gern vor dem Eingriff, zu dem er mich begleiten will, noch einmal mit ihm über den Streit und das traurige Gespräch am Sonntag sprechen möchte. Er hat darauf ausweichend geantwortet und vorgeschlagen, das am Telefon zu machen, obwohl er solche Gespräche eigentlich nicht gern per Telefon führt. Ich habe das verneint, weil mir das nicht genug war. Außerdem sagte er, dass er am Mittwochabend auf eine Party möchte, um da Freunde zu sehen.
Mich macht das extrem traurig. Ich möchte dieses Gespräch nicht erst am Abend vor dem Abbruch führen und danach werde ich dafür keine Nerven haben. Mir steht eine Abtreibung bevor und ich fühle mich verletzlich und allein. Ich habe das Gefühl, dass er gerade versuchen sollte, so gut wie möglich für mich da zu sein, auch, wenn es schwer für ihn ist. Ich verstehe, dass ihn die Gesamtsituation belastet, aber kann er sein Bedürfniss nach Ruhe und Party nicht mal zurückstellen?
Für mich ist das auch eine Situation, die mich an der Beziehung und ihrer Zukunftsfähigkeit zweifeln lässt. Eine Abtreibung ist ein krasser Moment im Leben einer Frau. Wenn er jetzt nicht gut für mich da sein kann, wann denn dann?
Was meint ihr?
Wenig Unterstützung von Partner vor Schwangerschaftsabbruch - wie reagieren?
Das sehe ich genauso. Zumal ein solcher Einschnitt auch zu einer Trennung führen kann wenn man es als paar nicht aufarbeitet.
Ich würde ihm den ernst schon sagen und auch Präsenz einfordern. Und auch nach dem Eingriff. Entzieht er sich, dann weg mit ihm. Mein Freund war immer für mich da und unsere Beziehung hält das auch aus obwohl wir beide traurig waren / sind. Ihr müsst ein Team bilden / sein.
Danke für deine Antwort! Gab es Momente an denen dein Partner mal nicht mehr konnte und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?
Sagen wir so, er hat sich hilflos gefühlt aber er war halt immer da und hat sich sehr viel Mühe gegeben da zu sein für mich. Ich würde ihn genauso auffangen. Es ist für den Mann auch nicht unbedingt leicht. Aber deiner lässt dich schon arg hängen finde ich und im Stich. Auch wenn er mitkommt. Kannst auch gerne eine Nachricht schick n.
Hallo, reden und einander zuhören und verstehen wollen, was der andere meint – ich glaube auch, es geht nur so in einer Partnerschaft. Also sage deinem Partner, wenn nötig, immer wieder, was du von ihm brauchst.
In einem Thread hier schreibt dazu ein Mann aus seiner Sicht und es wird unter anderem deutlich, wie sehr man in so einer Ausnahmesituation aneinander vorbeifühlen und -reden kann.
Es erfordert von beiden einiges und du kennst es vielleicht von den letzten drei Wochen auch so. Du bist mit der Entscheidung zufrieden und findest sie aber trotzdem schwer und fühlst dich verletzlich. Man erlebt es als Frau anders als der Mann, das ist Fakt. Also ja, sag’ ihm, was du von ihm brauchst.