Hallo, ihr Lieben. :)
Ich möchte hier meinen Erfahrungsbericht zu meinem medikamentösen Schwangerschaftsabbruch mit euch teilen. Ich hätte mir selbst mehr Erfahrungsberichte gewünscht und möchte so wenigstens einen winzig kleinen Teil dazu beitragen, dieses Thema zu enttabuisieren und darüber aufzuklären. Ich möchte hier betonen, dass jede Frau das Recht hat, frei über ihren Körper zu bestimmen und sich bei dieser Entscheidung von niemandem beeinflussen lassen sollte. Nun zu meinem Erfahrungsbericht: Vor dem Abbruch müssen ja zahlreiche Termine wahrgenommen werden - die Schwangerschaft muss von einem Arzt oder einer Ärztin bestätigt werden und da der Abbruch nur dann nicht strafbar ist, wenn die Beratungsregelung eingehalten wird, muss ein Gespräch mit einer staatlich anerkannten Konfliktberatungsstelle wahrgenommen werden. Außerdem muss ggf. ein Termin bei der Krankenkasse zum Zwecke der Kostenübernahme erfolgen und wenn das alles erledigt ist, kann der Termin für den Abbruch vereinbart werden - allerdings nicht bei dem gleichen Arzt oder der gleichen Ärztin, der oder die die Schwangerschaft festgestellt hat. Ich hatte schon mal einen operativen Abbruch und habe mich dieses Mal für die medikamentöse Variante entschieden. Ich wusste nicht genau, was mich bei dem Arzttermin erwartet, da es hieß, dass wir entweder nur alles Weitere besprechen oder dass ich direkt schon die erste Tablette erhalte. Der Termin fand am Montag statt und dauerte nur ca. 15 Minuten. Der Arzt untersuchte mich vaginal, gab mir ein Merkblatt und auch schon die erste Tablette (ich glaube, Mifepriston). Die anderen beiden Tabletten (Arthrotec 75) solle ich am Mittwoch nehmen. Er sagte, dass ich von der ersten Tablette nichts merken werde und dass diese quasi keine Wirkung hat, was natürlich Unsinn ist. Ich hatte zwar keine Schmerzen, aber Mifepriston hebt die Wirkung von Progesteron auf und verhindert somit die Weiterentwicklung der Schwangerschaft. Und durch Mifepriston löst sich die Gebärmutterschleimhaut, was ich auch gemerkt habe (hat sich angefühlt wie starker Ausfluss). Am Mittwoch um 11.00 Uhr nahm ich dann die anderen beiden Tabletten und vorsorglich auch schon etwas Ibuprofen ein. Knapp eine halbe Stunde später hatte ich sehr starke Schmerzen, die dann aber auch relativ schnell nachließen. Außerdem setzte eine Blutung ein, die von der Art und Stärke wie eine mittelstarke Regelblutung war. Wie ihr vielleicht schon habt rauslesen können, hat mich der Arzt leider nicht wirklich gut aufgeklärt und ich hatte ihn so verstanden, dass am Mittwoch schon alles rauskommt. Dementsprechend war ich erleichtert, dass die starken Schmerzen nur kurz anhielten und die Blutung einfach nur einer mittelstarken Regelblutung glich. Am Donnerstag blutete ich ganz normal weiter und mir war unfassbar schlecht, sodass ich mich mehrmals übergeben musste. Was ich nicht wusste - das Schlimmste, der eigentliche Vorgang, lag noch nicht hinter mir und erwartete mich erst am Freitag. Am Freitag wachte ich frühmorgens von den stärksten Schmerzen, die ich je hatte, auf. Ich krümmte mich vor Schmerzen, wimmerte und verlor sehr viel Blut und Gewebe. Nach der Einnahme zahlreicher Ibuprofen waren die Schmerzen ab dem frühen Abend wieder erträglich, sodass ich sogar einen kleinen Spaziergang mit meinem Freund machen konnte. Ich habe das Gefühl, dass leichte Bewegung wie Spazierengehen den Prozess beschleunigt. Während des Spaziergangs sagte ich noch zu meinem Freund „Oh, ich merke, wie da gerade schon wieder ein riesiger Blutklumpen rauskommt“. Als ich dann zuhause auf der Toilette war, sah ich in der Binde etwas, das irgendwie anders aussah als das Blut und Gewebe, was ich zuvor ausgestoßen hatte. Irgendwie glaube ich, dass es das Embryo war (würde ja auch mit den starken Schmerzen an dem Tag zusammenpassen). Keine Sorge, das sah natürlich kein bisschen menschlich oder so aus, sondern nur wie ein Zellhaufen, was es zu diesem Zeitpunkt faktisch ja auch ist. Am Freitag verlor ich weiterhin recht viel Blut und Gewebe. Am Samstag, also gestern, war die Blutung wieder moderat und die Schmerzen sind auch deutlich weniger geworden. Ich habe etwas Sorgen, dass das Embryo vielleicht doch noch nicht vollständig ausgestoßen wurde und dass ich wieder so schlimme Schmerzen wie am Freitag haben werde. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass das Embryo am Freitag ausgestoßen wurde. Anfang September muss ich zur Nachkontrolle. Der Abbruch war für mich persönlich definitiv die richtige Entscheidung, nur hätte ich mich rückblickend vielleicht doch lieber für die operative Variante entschieden. Bei mir war und ist der medikamentöse Abbruch deutlich zeitaufwendiger und mit stärkeren Schmerzen verbunden als der operative. Ich hatte mich für den medikamentösen Abbruch entschieden, da der operative Eingriff in der nächsten Stadt, relativ weit weg von zuhause, stattgefunden hätte und ich wollte in dieser verletzlichen Situation keinen Menschen auf dem Rückweg begegnen und lieber zuhause sein. Es war auch irgendwie ganz „gut“, zuhause in meinem Safespace zu sein, aber zwischendurch wäre ich auch lieber unter ärztlicher Aufsicht gewesen, weil es mir am Freitag schwerfiel, selbst einzuschätzen, ob mein Zustand noch im Rahmen oder schon bedenklich ist. Ich hoffe, dass mein Erfahrungsbericht für die ein oder andere Frau nützlich ist und wünsche allen, die so etwas durchmachen, weiterhin viel Kraft und Stärke. Hört immer auf euch selbst und egal, wie ihr euch entscheidet, ihr schafft das. Ihr könnt mir auch gerne Fragen zu dem Thema stellen.
Erfahrungsbericht: Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
War ja klar, dass hier die "Lern verhüten"-Keule ausgepackt wird. Die mag bei manchen ja echt angebracht sein. Dazu fehlen hier aber definitiv die Infos.
Ich finds stark, dass du da cool reagierst und das von dir abprallen lässt. Das spricht dafür, dass du mit beiden Beinen im Leben stehst.
Falls andere nach Erfahrungen suchen: eine Fehlgeburt ist technisch gesehen oft nichts anderes als eine Abtreibung. Das heißt, weitere Erfahrungsberichte findet man unter MA, also Missed Abortion. Das heißt, der Embryo ist im Mutterleib verstorben (oder das Herz hat gar nicht erst angefangen zu schlagen) und der Körper hält dennoch an der Schwangerschaft fest. Dann braucht es häufig eben eine "Abtreibung". Und da stehen schließlich die selben Optionen im Raum wie bei einer "richtigen" Abtreibung: medikamentös oder Ausschabung/Absaugung. In Deutschland wird fast immer zur Ausschabung geraten, in anderen Ländern zu Medikamenten.
Müsste ich persönlich nochmal entscheiden, würde ich Medikamente wählen. Ja, es ist viel Blut. Ja, es tut weh. Aber man hat die Chance, sich zu verabschieden. Man kann es sich zuhause mit ner Kuscheldecke gemütlich machen. Kaba schlürfen. Weinen.
Die Ausschabung sah bei mir so aus, dass ich trotzdem cytotec bekam, um die Ausschabung vorzubereiten, und bei mir wirkte es sofort. Tja, und dann war kein OP-Saal frei. Ich "durfte" meine Fehlgeburt also nüchtern (auch kein Wasser!! Sollte ja eben operiert werden) auf der Toilette des Zweibettzimmers hinter mich bringen. Ausgeschabt wurde ich dann spät abends trotzdem. Ich war wegen dem Blutverlust so entkräftet, ich habs nur noch über mich ergehen lassen, Hauptsache ich durfte dann endlich heim. Und endlich essen und trinken.
Ich fand das so dermaßen abartig respektlos. Es war mein persönliches Highlight von Negativerlebnissen in Krankenhäusern.
...schon allein deshalb verhüte ich jetzt penibel, obwohl wir beide unfruchtbar sind und besagte Fehlgeburt nur eine Station im jahrelangen Kampf um unser kleines Wunder war.
Wünsche dir alles Gute. Bleib wie du bist, ich hoffe du musst da nicht nochmal durch 🍀
Hallo, du Liebe. :) Es tut mir leid, dass du so eine schreckliche Erfahrung im Krankenhaus erlebt hast. Das ist ja wirklich ein unfassbarer Fehler seitens der Ärzt:innen, der so nicht hätte passieren dürfen. Ich hoffe, dass du das Ganze gut verkraften konntest und dass du nun gesund und glücklich bist. Und von ganzem Herzen ein riesiges Danke für deine lieben Worte - die bedeuten mir echt viel! Ja, wenn Leute falsche Urteile treffen, ohne die Hintergründe zu kennen, kann ich da ganz gut drüberstehen, weil ich 1. weiß, dass die Urteile falsch sind und ich 2. weiß, dass ich definitiv ein besserer Mensch bin als diese verurteilenden Personen. Trotzdem kann ein blöder Kommentar auch weh tun. Und ich finde es gut und wichtig, dass du betonst, dass ein medikamentöser Abbruch quasi eine (absichtlich herbeigeführte) Fehlgeburt ist - so können Betroffene besser recherchieren und sich vielleicht auch besser etwas darunter vorstellen. Für mich war das Zuhausesein auch das entscheidende Argument dafür, den medikamentösen anstelle des operativen Abbruchs zu wählen. Bei mir dauert(e) der Abbruch länger als erwartet und war, zumindest am Freitag, auch weitaus schmerzhafter als erwartet. Ich weiß nicht, ob ich rückblickend - mit dem Wissen, das ich jetzt habe - doch den operativen anstelle des medikamentösen Abbruchs gewählt hätte. Das ist für mich schwer zu sagen. Ich bin froh, dass ich scheinbar das Schlimmste überstanden habe und hoffe, dass alles so funktioniert hat wie es sollte. Vielen lieben Dank nochmal und ich kann nur zurückgeben: Bleib so wie du bist! <3
Guten Morgen Equality,
vorweg möchte ich sagen: grundsätzlich habe auch ich die Meinung, dass jede Frau selber darüber entscheiden sollte, ob sie eine ungeplante Schwangerschaft austrägt. Das hat niemand zu bewerten, zu be- oder verurteilen.
Ich habe hier schon einige Berichte von Frauen gelesen, die über Ihren Abbruch berichtet haben. Ich finde es mutig, und sicherlich auch hilfreich für die ein oder andere ratsuchende Frau. Dein Bericht ist teils sehr detailliert, was ich auch gut finde.
Dennoch schwingt bei mir beim Lesen ein Gefühl mit, dass Du Dir der Ernsthaftigkeit des Themas irgendwie nicht so Recht bewusst bist. Du schreibst, Du hattest bereits einen Abbruch, der war aber operativ. Ich habe mich beim Lesen wirklich gefragt, ohne es jetzt böse oder angreifend zu meinen, ob ein Abbruch für Dich dann scheinbar ein so "lockeres Thema" ist, dass Du es immer wieder in Kauf nimmst, ungeplant Schwanger zu werden?
Versteh mich nicht falsch, ich weiß, ein Kind passt nicht immer in jede Lebenssituation, es ist der falsche Zeitpunkt, man hat kein Geld, keine Arbeit, will vielleicht keine Kinder - whatever. Und ja, es gibt auch Verhütungspannen. Aber dann ist es DEINE Aufgabe für eine passende, sichere und vor allem funktionierende Verhütung zu sorgen. Und wenn diese nicht klappt (ich weiß dazu ja keine Details weil Du dazu auch nichts geschrieben hast) dann musst Du Dir Alternativen suchen. Immer wieder Abbrüche können ja nicht die Lösung sein, oder?
Für alle ratsuchenden Frauen noch ein wichtiger Hinweis:
Die Krankenkassen übernehmen, zumindest in Deutschland, nur dann die Kosten für einen Abbruch, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: aus medizinischen Gründen, aus kriminologischen Gründen oder, wenn das Einkommen nicht ausreicht. Ansonsten trägt man die Kosten selbst.
Alles Gute.
Du schreibst, diese Entscheidung habe „niemand zu bewerten, zu be- oder zu verurteilen“ und tust genau das. Dein erstes falsches Urteil über mich: Die Ernsthaftigkeit des Themas sei mir nicht bewusst. Dein zweites falsches Urteil über mich: Abbrüche seien für mich ein lockeres Thema und ich würde es immer wieder in Kauf nehmen, ungeplant schwanger zu werden. Dein drittes falsches Urteil: Es sei meine Aufgabe, für eine sichere und funktionierende Verhütung zu sorgen. Da gebe ich dir natürlich absolut Recht. Übrigens gehören zur Verhütung immer zwei und mein Freund und ich sorgen für eine sichere Verhütung. Wie du sicher weißt, ist kein Verhütungsmittel 100 %-ig sicher und es kann trotz der korrekten Anwendung von Verhütungsmitteln zu einer Schwangerschaft kommen. Du hast so viele falsche Urteile über mich gefällt, ohne die Hintergründe zu kennen. Du hättest mich auch einfach fragen können, ob und wie wir verhütet haben, wie es zu den Schwangerschaften gekommen ist, wie es mir damit geht usw. und dir dann meinetwegen ein Urteil bilden können. Aber solche falschen Verurteilungen von sich zu geben ohne die Hintergründe zu kennen, ist menschlich schwach.
Danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht, der kann bestimmt der einen oder anderen hier die Entscheidung zwischen medikamentösen oder operativen Abbruch erleichtern. Darf ich fragen in welcher SSW du den Abbruch gemacht hast?
Lies über die moralinsauren Kommentare hier am besten hinweg. Dein Bericht wird bestimmt von vielen Frauen gelesen, die aktuell vorhaben abzutreiben. Aber es melden sich leider meistens nur die oberlehrerhaften Moralprediger. Die verurteilen aus Prinzip jede Frau die abtreibt. Dabei können sie ja gar nicht wissen, welche Gründe zu dieser Entscheidung geführt haben.
Ich wünsche dir Gesundheit und alles Gute!
Entschuldigung aber wenn man liest ,dass es bereits die zweite Abtreibung ist, da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Hoffe der Frauenarzt klärt über Verhütung auf. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Frauen ,die keine Kinder wollen , nichts auf eine vernünftige Verhütung geben.
"Ich kann es nicht nachvollziehen, dass Frauen ,die keine Kinder wollen , nichts auf eine vernünftige Verhütung geben."
Das ist eine ziemlich pauschalisierte und dämliche Aussage, sorry. Ich verstehe deinen Frust absolut, da es sich hier bereits um die zweite Abtreibung handelt, aber sowas wie der hier geschilderte Fall sind Einzelfälle.
Die allergrößte Mehrheit der Frauen, welche klar und deutlich keine Kinder in diese Welt setzen möchten, kümmern sich auch fundiert darum und verhüten dementsprechen konsequent.
Bitte nicht alle Frauen über einen Kamm scheren.
Huhu,
Haben dir die Ärzte kein Buscopan empfohlen?
Ich kann anhand deiner Schilderung verstehen, dass du den operativen Eingriff als weniger schlimm empfandest.
Ich hatte zwei chemische Abbrüche - Heugabeln runter - MA und Windei. Beim Ersten hatte ich nur das Medikament vom Frauenarzt und ein paar 400er IBU. Gott sei Dank arbeitet meine Tante in einer Klinik und hat mich dann aufgeklärt was jetzt wie passiert und was ich machen kann. Leider war der Prozess schon im Gange wo ich die Tipps mit Bewegung und Buscopan bekommen hatte.
Da hatte ich auch solch unangenehme Schmerzen. Wurde dann besser als ich das Buscopan hatte (geliehen von der Nachbarin)
Beim zweiten Mal mit Wärme, Nestreinigertee und den Buscopan vom Start an war es körperlich erträglich. Und natürlich - die Bewegung. Die bringt es echt. Sollten einen auch eigentlich die Kliniken sagen
Aus meiner Erfahrung kann es jetzt über eine Woche lang Bluten. Wenn ich das richtig gesehen hatte, wars du ja schon in der 8ten..da kann es auch zwei Wochen sein ab Abbruch. Da bitte nicht erschrecken/ wundern.
Alles gute dir, dass alles abgeht.
Hallo, du Liebe. :) Tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. Ich hoffe, du hast das gut überstanden. Und ganz vielen lieben Dank für deine warmen Worte und deine tollen Tipps! Buscopan wurde mir nicht empfohlen. Es hieß lediglich, ich könne Ibuprofen oder ein ähnliches Schmerzmittel einnehmen. Buscopan hat mir aber ohnehin noch nie gut bei Regelschmerzen geholfen - ich bin da eher der Ibu-Typ. :D Ich habe an manchen Tagen auch deutlich mehr Ibus genommen als man sollte, da die Schmerzen wirklich kaum erträglich waren. Heute hat bislang eine 600er Ibu gereicht. Die 600er habe ich erst heute bekommen, davor hatte ich auch nur die 400er. Ich glaube und hoffe, dass ich das Embryo am Freitag ausgestoßen habe und dass die Blutung die nächsten ein bis zwei Wochen so bleibt wie heute oder schwächer wird. Kontrolltermin ist Anfang September, dann weiß ich mehr.