Stolz oder Grenze? hin und her gerissen (Lang)

Lange lese ich hier schon mit und traue mich heute, Rat für meine eigene Geschichte zu suchen...

Akute Situation:
Im Onlinedating Sam kennen gelernt.
Erstes Date Ende Mai.

Trotz beide 50:50-Elternschaft und Jobs haben wir es geschafft, uns in 2 Monaten 14 Mal zu treffen, tw "nur " zu einer sexy Mittagspause.
Da er zentral wohnt war ich öfter bei ihm als er bei mir.

Wir haben ein sehr ähnliches berufliches Umfeld und verstehen uns auch sonst sehr gut, sind uns in vielem ähnlich.

Ich wusste vom Schreiben im Mai, dass er noch im Trennungsjahr ist, aber erst 4 Wochen nach dem ersten Date meinte er, dass er Angst vor Konsequenzen im Scheidungsprozess hat, wenn er sich in der Zeit neu bindet und die Noch-Frau das rausfindet.
Habe das erstmal so akzeptiert und die Zeit genossen, aber dann doch immer wieder ziemlich gelitten, wenn er sich mal nen Tag nicht gemeldet hat usw…

Vor 2 Wochen ist er mit Kind und Großeltern in Urlaub gefahren.
Davor hatten wir ein fantastisches Wochenende und am letzten Tag ein Gespräch, wo wieder die Scheidung Thema war und er mir angedeutet hat, dass die Situation sich ein bisschen geändert hat "Du kannst schon Körpersprache verstehen, oder?!" er sich aber weiterhin Sorgen macht und darauf bedacht sein muss, dass sein Privatleben privat bleibt.

Ich hatte dann blöderweise erwähnt, dass ich (ob der mangelnden Verbindlichkeit) in seiner Abwesenheit 2 Dates geplant habe und nicht weiß, ob ich die wahrnehmen kann und soll und er meinte, er kann mir dabei nicht helfen, ich soll das entscheiden und er will das nicht wissen.
Ich wollte da nur ehrlich sein, war trotzdem richtig richtig blöd von mir, ich weiß.
Hab die auch nicht wahrgenommen, nur zur Info.
Er war dann am Anfang des Urlaubs auch sehr kurz angebunden vom Schreiben her usw bis wir das dann per WA über 2,5 Stunden ausdiskutiert und begraben haben.

Danach war der Kontakt wieder besser, Fotos von ihm und Kind, Eltern, Erkundigung nach meinem Tag, Reaktion auf meine Fotos usw...
Mich hat aber gestört, dass er sich nicht dahinter geklemmt hat, mich möglichst schnell nach dem Urlaub wieder zu sehen und habe dann erwähnt, dass wir uns ja am 22.8. (morgen) auf nen Knutscher am Nachmittag sehen können.
Er hat gleich den Kalender gezückt und übermütig mit mir geplant, dass wir uns dann sehen zum Knutschen oder vielleicht mehr, je nachdem, wieviel Zeit wir beide haben.
Jetzt ist er gestern wieder zuhause angekommen, heute hat er noch das Kind und Urlaub.

Nun hat er sich seit Donnerstag wieder nur ganz sporadisch und knapp gemeldet und ich mich dann auch nicht…
Gestern Abend hat er dann ausführlicher geschrieben, dass sie wieder gut angekommen sind, er Wäsche macht usw und ab Dienstag wieder "der Alltag mit vollem Programm" beginnt, dass er das Kind ins Bett bringt und “bis später” - es kam aber nichts mehr - bis jetzt - obwohl er frei hat.

Einerseits denke ich mir, dass das Interesse nicht groß genug ist, wenn er sich nicht zeitnah meldet und versucht, sicher zu gehen, dass wir uns morgen sehen (Jagdtrieb), andererseits finde ich es entspannt, wenn ich davon ausgehen kann, dass Treffen, die wir vor einer Woche ausgemacht haben, fix sind (sowas hatten wir schon in der Vergangenheit, dass ich gefragt hatte, ob sich was geändert hat und er war irritiert und für ihn stand es fest)(Vertrauen, Verlässlichkeit).

Soll ich ihm proaktiv absagen, dass aus dem Treffen morgen nix wird und ich anderweitig verplant bin (Sport), soll ich abwarten, was von ihm kommt, soll ich mich entspannt drauf einlassen und sich die Dinge entwickeln lassen..?
Oder ist eh alles ne Red flag?

Ich schwanke total zwischen diesen 2 Polen und bin nicht sicher, ob so eine Absage Stolz ggf Drama oder gesunde Grenze wäre und ob ich mir etwas “vergebe”, wenn ich ihn “machen” lasse?

Wieso bin ich gerade so unsicher?

Generelle Themen von mir:

Bin nach außen selbstbewusst, laut, groß, stark, innerlich oft unsicher bzgl Fremdwirkung.
Wecke oft nicht den Jagdinstinkt oder eher nur am Anfang, wenn ich nicht regelmäßig zurückschreibe und mein Interesse noch nicht so groß ist.

Ich bin eher direkt, nicht verspielt, aber durchaus ziemlich witzig und unterhaltsam.
Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass sich Leute unter Druck gesetzt fühlen von mir, meiner Energie, meiner Angespanntheit (immer unter Strom, wurde spät mit ADHS diagnostiziert)(viell auch von meiner Leistungsfähigkeit..?)

Bearbeitet von Lananschie
1

Hallöchen…

also in erster Linie kann ich dein Karussell an Gefühlen und Gedanken total nachvollziehen.
Du willst ihn nicht unter Druck setzten und ihm den Raum geben den er braucht. Gerade, wenn er eh in einer eher schwierigen Situation steckt bzgl. frischer Trennung und Scheidung.
Da muss man als Nachfolge-Frau ganz schön viele Nerven aufbringen.

Was ich hier jetzt nicht rauslesen kann ist ob ihr mal darüber gesprochen habt wohin das führen soll. Worauf kannst du dich da “berufen”? Ist es ihm ernst mit dir und strebt er eine gemeinsame Zukunft an oder sieht er das gerade eher als was lockeres & unverbindliches.
In mein Augen sind das wichtige Grundlagen um für sich selbst die Grenzen abstecken zu können. Wenn man weiß woran man ist, kann man sich auch schon viel eher etwas entspannen. Was willst du von und oder mit ihm? Was ist dir wichtig? Setzte deine Prioritäten, kommuniziere diese offen und ehrlich. Teilt ihr da die Ansichten oder gehen die arg auseinander.. Verbieg dich nicht um ihn “zu halten”.

Was das bevorstehende (irgendwie noch offene) treffen angeht: Frag ihn ganz direkt. Sag ihm, dass du dir gerade nicht sicher bist ob er das noch auf dem Plan hat und du sonst andere Pläne hättest.

Also .. wie gesagt.. überdenke was du möchtest, frag ihn wie er die Lage sieht und dann entscheide ob das was für dich ist oder ob dir das eigentlich nicht gefällt. Denn dann, lass ihn weiter ziehen. 😊

4

Vielen vielen Dank für deine Antwort und die Nachfrage
Da ist vieles dabei, was mich zum Nachdenken bringt.

Wenn er sich deutlicher ausdrücken würde würde es mir wahrscheinlich leichter fallen, das abzuschätzen und, wie du so schön sagst, zu entspannen.

Ich finde es eigentlich viel zu früh, drüber zu sprechen und bei Männern zählen ja auch eher Taten als Worte, daher möchte ich gerne die Tatsache, dass wir bereits ein paar mögliche Zeiten für Dates für September und Oktober vereinbart haben, er sich Gedanken macht, was wir unternehmen könnten und die Vertrautheit, wenn wir uns sehen nach vorne stellen.

Aber irgendwie habe ich doch ein größeres Bedürfnis nach mehr Kommunikation, wenn wir uns nicht sehen können und nach der o g Klarheit..

Ich bin mir nicht sicher, ob das schon Verbiegen ist oder einfach "nur" Akzeptanz und Geduld erfordert

Vor dem ganzen online Dating war ich die Ruhe in Person und jetzt ein 16jähriger Teenager im Körper einer fast 40jährigen, das ist doch wirklich verrückt 🙈

2

Er ist Vater, hatte Urlaub mit der Familie und ist im trennungschaos. Der alltägliche Wahnsinn schwingt eh bei jedem mit.
Ich sehe (um deine Worte zu nutzen😉) nur eine red flag auf deiner Seite.
Ich glaub eher das du ihn so vergraulest, also bleib entspannt wenn du ihn magst und mach ein wenig ruhiger.

Bei Unsicherheiten kannst du ihn doch einfach fragen, ihr seit doch erwachsen.

3

Danke für deine Einschätzung und die Ehrlichkeit
Leider fühle ich mich gerade gar nicht erwachsen, sondern wie ein verrückter Teenager 🙈

Ich verstehe selbst gerade nicht so richtig, warum es mir so schwer fällt, mich zu entspannen.

Irgendwo drückt er da mit seinem Verhalten was, wo ich wahrscheinlich mal hinschauen sollte, da haste vollkommen recht 😇
..

5

Ich agiere nur noch nach der Devise „Nur Klarheit schafft Klarheit“ und sage, was ich fühle, mir wünsche und erfrage direkt Antworten, um Umklarheiten aus den Weg zu räumen. All das Taktieren und „Sich den Kopf des anderen-Zerbrechen“ oder gar patriarchale Glaubensätze wie „Willst du gelten, mach dich selten“ haben immer zu noch mehr Kuddelmuddel oder Verlängerung von Leiden geführt.

Wenn du sagst, wo du stehst, kann er sich dazu positionieren. Könnte doch eigentlich alles ganz einfach sein, oder?

In deiner Selbstbeschreibung finde ich mich übrigens durchaus wieder, bin nur nicht mehr bereit, meine Intensität und Leistungsstärke auf ein mittelmäßiges Niveau abzusenken, nur damit ich nicht anecke.

Bearbeitet von Wachtelei
8

Ich bin begeistert von deiner Devise/ Einstellung und dass du Ähnlichkeit in meiner Beschreibung findest..

Hast du bestimmte Erkenntnisse oder Strategien, die dich an den Punkt gebracht haben? So als Tipp für mich? 😇

Falls nicht, freue ich mich sehr für dich, dass du diese Entwicklung machen konntest und so bei dir bist 💪🙏

Danke nochmal

9

So lebensweise bin ich leider nicht.

Ich habe nur zig Mal die Erfahrung gemacht, dass mich weder Spielchen spielen oder mich wider meiner Natur an etwas anzupassen niemals zu etwas Gutem führt.

Und so lange ich mich „gedimmt“ und angepasst hatte, hatte ich auch immer das Gefühl, dass mich eigentlich niemand so richtig kennt, was wiederum dazu geführt hat, dass ich mich ziemlich einsam gefühlt habe.

Drum hab ich begonnen, mich anderen so zuzumuten wie ich bin.

Das hat mich vor der Verlängerung hoffnungsloser Affären bewahrt und mir die Partnerschaft gebracht, die ich heute führe und mit der ich sehr glücklich bin.

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6

Bei einer neuen Beziehung spielt natürlich irgendwo die Unsicherheit mit.

Aber von dem was du schilderst finde ich, dass er ernsthaft und ehrlich klingt. Wenn er sich nicht immer zeitnah meldet, ist das auch einfach, weil er mit Kind und sonstigen Verpflichtungen gut zu tun hat, oder er sein Smartphone vielleicht auch nicht immer in jeder Lebenslage zur Hand hat.

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Danke für deine verständnisvolle Antwort und deine Einschätzung

Im Grunde kann ich es aus eigener Erfahrung absolut verstehen, dass der Alltag zeitintensiv ist und es gibt genug Arbeitstage voller Meetings,an denen ich mich selbst bei Leuten erst spät zurück melde 🙈

Da driften sicherlich Ratio und Emotion (und Hormone 😇) auseinander..

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"Ich hatte dann blöderweise erwähnt, dass ich (ob der mangelnden Verbindlichkeit) in seiner Abwesenheit 2 Dates geplant habe und nicht weiß, ob ich die wahrnehmen kann und soll "

Sicher, dass er das vergessen kann? Ich könnte es nicht.

Ich habe den Eindruck, du machst ihm einerseits zu viel Druck, um eine Verbindlichkeit bestätigt zu bekommen, und andererseits sagst du dann so etwas.

Nimm Mal etwas Tempo und Druck raus und vereinbart nur Exklusivität. Und dann schaut, wie sich alles entwickelt.

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Ich kann die konstruktive "Kritik" gut annehmen und gebe dir absolut recht, dass ich da etwas ambivalent bin/war

Ob er es vergessen kann wird sich zeigen..

Den Tipp bzgl Exklusivität zu vereinbaren finde ich richtig gut als konkreten "kleinen" Schritt und als Signal in beide Richtungen - mal sehen, wann sich da ne gute Gelegenheit ergibt..

Druck rausnehmen ist darüber hinaus sicherlich ein Thema für mich, generell, nicht nur in dieser Situation.. ein guter Reminder, daran zu arbeiten und mir das als Entwicklungsziel zu setzen.