Ich möchte meine Trauer hier gerne mit euch teilen.
Vor 9 Wochen habe ich unser erstes Kind zur Welt gebracht.
Unser Intimleben war bislang in Ordnung. Wir mögen beide Intimität, jedoch ist er wenig proaktiv. In den ersten Jahren habe ich oft und gerne den Anfang gemacht. Mir fiel die Einseitigkeit offen gestanden gar nicht so richtig auf. Ich bin seine erste Partnerin und ich schob das zu Beginn auf seine Unerfahrenheit. Nach einigen Jahren fiel es mir erstmals auf. Das führte auch zur Krise, doch ich habe gelernt, damit umzugehen. Ich liebe ihn sehr. Er ist mein bester Freund, mein engster Vertrauter und eine Trennung zog ich in Erwägung und spürte, dass ich das nicht wollte. Wir haben das besprochen und es wurde etwas besser.
Während des Kinderwunsches hatte ich den Eindruck, dass er sich noch mehr zurückzieht als davor. Er hat sich selbst unter Druck gesetzt. Das hat mich wütend gemacht, weil ich mich ohnmächtig gefühlt habe. Er wollte dieses Kind fast mehr als ich und meidet mich dann in der entsprechenden Phase?
Nun, es hat geklappt.
Während der Schwangerschaft war seine Libido quasi nicht mehr vorhanden. Das war für mich verständlich und in Ordnung. Er hat sich dieses Kind unheimlich gewünscht und hatte Angst, dass wir es verlieren.
Nach der Geburt hat ihm die Ärztin vor Ort eingetrichtert, dass wir auf jeden Fall die Nachsorgeuntersuchung abwarten sollen. Dass ich ihm erklärte, dass ich mich fit fühlte und der Wochenfluss nach den sechs Wochen vorbei war, half gar nicht. Ich lese hier manchmal auch von 2 Wochen, daher dachte ich, dass ich schon mit sechs Wochen Wochenfluss lange genug dabei war. Mein FA gab dann nach 7 Wochen das Go. Alles ist bestens verheilt.
Doch mein Mann kommt nicht in Fahrt. Und ich bräuchte gerade etwas mehr Proaktivität. Ich übernehme die Nächte mit Kind komplett alleine, was wir so abgemacht haben. Das Kind stillt in der Nacht sehr viel, wird alle zwei Stunden wach, da habe ich nichts davon, wenn er es übernimmt. Dadurch bin ich allerdings sehr müde und wünsche mir von ihm, dass er diesen Part übernimmt. Ich habe ihm das auch oft gesagt. Dass ich mich gar nicht mehr als Frau fühle. Dass ich gerade von ihm Aktivität brauche. Übrigens sagt er oft, dass er finde, wir haben zu wenig Intimität.
Ich merke wie ich immer mehr in die Mutterrolle versinke. Noch wehre ich mich dagegen, da ich vermeiden möchte, mich ganz in dieser Rolle zu verlieren und mich als Intimpartnerin aufzugeben.
Heute hätte er Gelegenheit gehabt Kondome zu kaufen. Er bevorzugt diese Verhütungsmethode und dann ist das für mich auch in Ordnung. Doch irgendwie kam er nicht aus dem Haus. Ich habe ihm signalisiert, dass ich mich über Kondome im Haus seher freuen würde, falls sich doch mal ein Fenster mit dem Baby auftut (derzeit eher nicht möglich).
Der nächste Supermarkt liegt fünfzehn Minuten fußläufig von uns entfernt.
Mir gehen langsam die Ideen aus und ich merke, wie ich diesen Teil meines Lebens von ihm abspalte. Dank der Hormone ist es für mich in Ordnung, dass ich nur für mich in den Genuss der Lust komme, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damit weiterhin leben möchte.
So eine Flaute hatten wir noch nie.
Ich komme ihm mit allem entgegen. Verhütungsmethode durfte er mit festlegen. Kondome wären jetzt nicht das Mittel meiner Wahl gewesen, aber gut. Er fühlt sich damit am Wohlsten.
Meine Idee war, dass er Angst vor einem weiteren Kind hat. Daher habe ich mit ihm gesprochen, ob wir doppelt verhüten sollten. Das will er aber auch nicht.
Optisch habe ich natürlich Narben auf dem Bauch, da ich primär dort zugenommen habe. Das sah in der Schwangerschaft toll aus, ein schlanker Körper, schlanke Beine und dann eben der Kugelbauch.
Auch sind nach den Wochen noch fünf Kilo mehr da, gerade am Bauch und der Taile.
Insgesamt habe ich allerdings gut abgenommen. Die derzeitigen Veränderungen erscheinen mir nicht gravierend. Wenn ich ihn anspreche, dann sagt er, er findet mich körperlich attraktiv. Das macht es fast noch schlimmer. Würde er sagen, dass er mich nicht so anziehend findet, dann könnte ich die Situation wenigstens verstehen.
Er war während der Geburt übrigens NIE im unteren Bereich. Darauf habe ich großen Wert gelegt und das vorher mit ihm besprochen. Mein Mann hat sich stehts an meinem Kopfende aufgehalten. Er hat also das, was dort unten geschah nicht gesehen. Wir haben davor explizit darüber gesprochen, dass er das auch nicht tun soll. Ich weiß natürlich nicht, ob er sich dann während ich genäht wurde daran gehalten hat, denn da befand er sich mir gegenüber beim Wiegen und Vermessen des Kindes, doch dann kann man doch mit mir sprechen. Außerdem war da ja schon das "Schlimmste" entfernt.
Wenn es irgendeinen Grund geben würde, dann könnte ich damit umgehen. Aber so ist "alles in Ordnung" und er rührt mich dennoch nicht an.
Ihr könnt da nichts ändern, ich kann mir den Mund fusselig reden, aber es tut gut, diesen Aspekt einmal mit euch zu teilen. Mich gruselt es vor der Idee, mich irgendwann in der Mutterrolle zu verlieren.
Ich möchte mit diesem Mann mein Leben teilen. Doch so kann es auch nicht weiter gehen.
Mann vermeidet Intimität nach Geburt
Sexualität ist ja nun nicht nur was körperliches. Mir scheint, als reduzierst du alles, was damit zu tun hat, auf deinen Körper.
Wie sieht es denn auf der emotionalen Ebene bei ihm aus? Findet er dich Begehrenswert? Gebt ihr euch Liebkosungen, sexuelle Anspielungen und solche Dinge?
Hast du Mal mit ihm über seine Gefühlslage gesprochen? Das würde ich als erstes tun, als ne Anspielung auf Kondome. Die sind ja dann egal, wenn er nicht möchte.
Ihr müsst darüber reden und über die Kommunikation zur sexuellen Ebene finden. Nicht durch zwang. Du kannst nicht sagen, dass du dich wieder Begehrenswert fühlen willst und er ist auf einmal in der Rolle des Erfüllers.
Versuche bitte, ihn zu verstehen, was da los ist, was er fühlt, was in ihm vor geht. Nicht fordern, keine Anspielungen, keinen Druck.
Danke für die Antwort. Ja, es reduziert sich auf diesen Aspekt, weil es genau an diesem mangelt.
Wir nehmen uns in den Arm, wir halten auch Händchen, sind in der Kommunikation und im Alltag respektvoll miteinander. Wir lachen gerne. Ihm fehlt das (abendliche) Kuscheln derzeit, das mit Baby anders ist. Dass wir getrennt schlafen war jedoch sein Vorschlag.
Bislang habe ich Intimität initiiert und dafür fehlt mir derzeit die Kraft. Wenn das für dich als "Anspruchshaltung" verstanden wird, dann danke ich dir für die Rückmeldung. Vielleicht hilft es ja, wenn ich es "lockerer" sehe und ihm mehr Zeit einräume.
Geredet haben wir über das Thema schon oft. Meistens kann er aber erst rückblickend sein Verhalten erklären (zum Beispiel der Druck, den er sich in der "Hibbelzeit" vor der Schwangerschaft gemacht hat). Auch da habe ich ihn oft gefragt, wie es ihm geht, was er empfindet, ob er Unsicherheiten hat. Verneinte er alles.
Erst jetzt kann er sagen, dass er sich selbst unter Druck gesetzt hat, dass es jetzt klappen muss.
Euer Baby ist erst 9 Wochen alt.
Bitte überstürze nichts- das Babyjahr ist hart, da sollte man keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen.
Sprich mit ihm, teil ihm deine Wünsche mit.
Was sagt er denn dazu?
Danke für die Rückmeldung.
Ich habe den Eindruck, dass er Dinge im akuten Moment nicht reflektieren kann.
Er sagt, dass er mich attraktiv findet und sich nach Nähe sehnt. Er sagt natürlich, dass er die Veränderungen und Einschnitte mit Baby sehr hart empfindet und nicht damit gerechnet hat. Seine Hoffnung war, dass das Baby im Beistellbett quasi durchschläft und nur ab und an (leise) aufwacht, um gestillt zu werden.
Nun sind unsere Nächte so schlecht, dass wir getrennt schlafen seit er wieder arbeiten ist, damit er tagsüber nach der Arbeit mitanpacken kann. Das klappt für uns gut, ihm fehlt natürlich das Kuscheln.
Mich irritiert das, weil wir im Vorfeld darüber gesprochen haben, dass es so kommen kann.
Wir bleiben im Gespräch und mir ging es nach dem Niederschreiben meiner Trauer und Ohnmacht auch viel besser, vielen Dank.
Hey,
ich wollte dir nur mal eben einen Erfahrungsbericht da lassen.
Mein Mann hat mich ab einigen Wochen vor Geburt quasi gar nicht mehr angefasst. Zwar immer wieder gesagt, wie sehr er mich liebt, aber alles, was zuvor unsere Intimität ausgemacht hat, eingestellt. Wir hatten die gesamte Schwangerschaft über quasi überhaupt keinen Sex, gegen Ende der Schwangerschaft hat er aber zusätzlich auch jegliche andere Form von Intimität eingestellt.
Ich selbst wäre nach der Geburt ausnahmsweise scharf gewesen (was bei mir normal eher die Ausnahme ist). Ich habe mich auch körperlich attraktiv gefühlt und hätte mir Wertschätzung für meinen Körper erhofft.
Bei mir hat das Ganze dazu beigetragen, dass ich in die Wochenbettdepression gerutscht bin...
Jetzt ist das Kind ein Jahr alt, und was soll ich sagen - mein Mann ist wieder der Alte! Er sagt nun selbst, es scheinen die Hormone gewesen zu sein. Er fasst mich wieder an, massiert mich, hat Lust auf mich. Blöde nur, dass auch meine Unlust zurück ist 😅 aber somit sind wir immerhin wieder auf dem vorherigen langjährigen Stand, mit dem wir uns arrangiert haben.
Ich nehme noch immer niedrig dosierte Antidepressiva, , der FA meint, im Winter würde er die auch nicht absetzen. Ich bin aber zuversichtlich, die kommendes Frühjahr absetzen zu können.
Ob es elegantere Lösungen gegeben hätte... Keine Ahnung. Da es unser einziges Kind bleiben wird aber auch für mich nicht mehr relevant.
Etwas, das ich an dieser Stelle zumindest noch kurz erwähnen möchte... Bei ihm entwickelte sich während der Schwangerschaft auch großes Verlangen nach einer anderen Frau. Ich selbst hätte damit auch kein großes Problem gehabt, es kam letztlich aber nichts zustande. Mit der jetzt wieder auffrischenden Lust auf mich ist diese andere Frau wieder abgeschrieben. Ich nehme diese Entwicklung zur Kenntnis.
Ich weiß nicht, was für einen Streich die Hormone ihm da gespielt haben. Aber das war mal eben eine heftige Krise, die wir da hatten und ich bin froh, dass wir die überstanden haben 😊