Hallo ihr Lieben! Ich habe Fragen zur Traumabewältigung, vielleicht kann mir hier jemand helfen oder gibt mir Anregungen, wie ich dieses Thema angehen kann. Es geht um meine mittlerweile 4jährige Tochter, die panische Angst vor den Geräuschen des Abflusses hat, also wenn das Wasser durch das Rohr geht.
Der Hintergrund (hat sie uns mitgeteilt): Sie hatte mit fast 3 Jahren eine Erfahrung, die bis heute in ihr steckt und jetzt erst so richtig sie belastet, da sie selbstständig ans Waschbecken geht und die Toilettenspülung benutzt. Damals hat sie im Sommer mit Wasser im verschlossenen Waschbecken und Kleinigkeiten (Figuren etc.) gespielt. Wir wussten das von den Kleinigkeiten nicht. Dann hat sie den Abfluss aufgemacht und eine Metallhaarspange ist durch das Metallrohr durchgefegt. Sie hing stellenweise etwas fest, daher dauerte ihr Durchgang länger und es war extrem laut, ich hab es zwei Räume weiter gut hören können. Das etwas, was ihr bedeutet hat plötzlichen laut einfach ins nichts verschwindet, hat sie m.E. traumatisiert. Damals war sie auch total panisch. Heutzutage kommt es wieder vermehrt hoch.
Was wir bislang gemacht haben: Viel geredet, Mut zugesprochen, begleitet bei den Tätigkeiten oder sie in ihrem Beisein ausgeführt und Videos zum Abwasserkanal etc. gezeigt. Alles half bislang nicht wirklich. In der Kita ist dieses Verhalten nicht, ich habe aber erfahren, dass meine Kleine dort selten auf die Toilette geht. Die Waschbecken sind auch sehr ruhig dort.
Sollen wir weitermachen wie bisher (erklären, begleiten, ...)? Sollen wir ihr die ihr unangenehmen Tätigkeiten abnehmen oder sie zwingen diese zu machen? Würde dadurch ihre Angst bleiben? Gibt es noch etwas, das wir noch nicht ausprobiert haben? Wenn sie älter ist und die Angst noch da ist, käme wohl eine Therapie in Frage?
Manch einer wird das hier für banal halten, ich nehm es aber mittlerweile echt ernst. Meine Tochter zittert und atmet schneller und unregelmäßig, wenn sie damit konfrontiert wird. Sie hat die pure Panik im Gesicht. Da sie bestätigt hochsensibel ist, nimmt sie manches etwas intensiver wahr, als andere Kinder, das kommt noch hinzu.
Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe jemand kann mir helfen. Teilt gerne auch mit, wie es euch mit einem Kindheitstrauma ging/geht. Ich möchte meine Tochter besser verstehen können und ihr helfen, so gut ich kann.
Traumabewältigung 4jährige
Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber ich kann dir von mir berichten.
Ich hatte als Kind (4-7 etwa) panische Angst vor Feuer. Wirklich Panik.
Kerzen, Kamin, Lagerfeuer egal was auch Teelichter oder Wunderkerzen, nichts ging... Das Trauma rührte wohl von einem Laternenfest her, bei dem Laternen Feuer gefangen hatten und abgebrannt sind. Ich muss da etwa 2-3 gewesen sein und ich kann mich daran bruchstückhaft noch heute erinnern!
Die gute Nachricht, es hat sich absolut ausgewachsen. Ich liebe heute Lagerfeuer und Kerzen.
Was mir damals geholfen hat:
Nicht unter Zwang in die Situation müssen.
Das Andere Rücksicht genommen haben, ohne die Angst zu bestärken. Also mir wurde gesagt, dass die Kerzen auf dem Tisch nicht gefährlich sind, solange wir alle am Tisch sitzen. Aber wenn ich das so doll nicht mag, dann pusten wir sie halt aus.
Am schlimmsten waren Situationen aus denen man nicht heraus konnte und sich auch nicht alle nach einem richten konnten. Aber Rückblickend haben diese Situationen vielleicht auch geholfen, die Panik zu verlieren, solange man eine Bewältigungsstrategie hat. Zum Beispiel wurden im Kindergarten natürlich Geburtstage gefeiert und dort standen dann Windlichter auf dem Tisch. Da gab es leider keine Diskussion und meine einzige Rettung war es mir einen Stuhl zu schnappen, der so weit von einer Kerze, wie möglich weg stand.
Ich denke hier hätte es noch mehr geholfen, wenn die Kerze direkt vor mir für mich ausgemacht worden wäre, ich die Kerzen vor den anderen Kindern aber hätte ertragen müssen.
So richtig geholfen haben positive Erfahrungen mit Feuer. Zum Beispiel Erklärung, dass bei Windlichtern nun wirklich nicht viel passieren kann und dort haben es meine Eltern auch einfach mal (weit weg) demonstriert. Windlicht an, Teelicht umgekippt, Aha Erlebnis, Teelicht geht einfach aus. Manche Situationen mussten ausgehalten werden. Aber!! weit weg
Versuch die Situationen nicht zu vermeiden (ums Hände waschen oder Spülen führt kein Weg dran vorbei und ich denke, dass versteht sie), aber biete ihr Strategien an, damit klar zu kommen. z.B. Mama spült die wirklich lauten Dinge und sie steht daneben oder etwas weiter weg. Oder sie bekommt Kopfhörer, entweder nur zum dämpfen oder sogar mit Musik drauf. Oder ihr stellt die angstmachende Situation im Kleinen nach, bis es nicht mehr schlimm ist. Wie reagiert sie zum Beispiel, wenn Wasser zwar geräuschvoll aber nur in einen Eimer läuft? Oder ist es eher das Rohr, dann vielleicht durchsichtigen Plastikschlauch kaufen und etwas extra durchspülen und unten wieder auffangen. Das einzige was man nicht machen sollte, aus meiner Erfahrung mit Zwang, also gegen ihre Mitarbeit sie in die Situation zu stecken oder dass sie ihr nicht entfliehen kann.
Vielen Dank für deine Antwort, diese hat mir bisher am meisten geholfen, weil du als Betroffene schreibst. Meine Tochter scheint gerade selbst eine Bewältigungsstrategie zu entwickeln. Entweder lässt sie jemand anderes spülen und wartet heimlich im Flur, um es entfernt zu hören, aber nicht zu sehen. Oder sie fragt nach meiner Hand und spült dann selbst weg. Das hat mich sehr überrascht, dass sie dies von sich aus tat, sie drückte meine Hand aber auch extrem fest. Sie war auch sehr stolz auf sich. Es wurde jetzt auch deutlich, dass es ihr Angst macht, wenn das Klo mal verstopft ist, was bei uns häufiger vorkommt, v.a. wenn zu viel Klopapier genutzt wurde. Das ist ein "Kontrollverlust", den sie noch nicht akzeptieren kann. Dass wir dieses Problem lösen können, ist noch nicht zu ihr durchgedrungen, obwohl wir es ihr zeigen. Denke, dass die Zeit es richten wird. In der Kita ist es nicht so, aber dort wurde uns auch schon bei anderen Dingen berichtet, dass sie sich selbst unter starken Druck setzt, bis es ihr zu viel wird und sie weinend zusammenbricht und sich zurückzieht. Sie geht auch alleine aufs Klo, aber dann wirklich ganz alleine, es darf niemand in Hörreichweite sein und sie braucht Zeit. Zudem macht sie nie Groß dort, wodurch sie weniger Klopapier braucht, also ist es leiser und es kann nicht verstopfen. Das ist wohl ihre Strategie in der Kita. Bei Oma und Opa geht es übrigens absolut gar nicht, denn die Spülung ist extrem laut. Die Großeltern wissen aber nichts über ihr Problem und spülen einfach später, denn meine Tochter rennt aufs Klo und rennt dann wieder weg, ohne zu spülen und ohne was zu sagen. Ihr ist es auch unangenehm anderen das zu erklären, das teilte sie mir mit.
Vielleicht nur einn Ansatz, das kann aber auch total in die falsche Richtung gehen und ein Experte bin ich nun auch nicht...
Unsere Tochter ist nicht hochsensibel, ich kenne mich daher nicht damit aus. Aaaaber - je mehr Gewese wir hier um eine Sache machen, desto heftiger und schlimmer reagiert sie darauf. Eine Krankheit, Verletzung oder kleiner Unfall wird immer schlimmer und dramatischer, je mehr wir uns damit beschäftigen, davon reden, etc.
Vielleicht wird ihre Angst immer mehr bestätigt, dadurch, dass sie ständig thematisiert wird.
Keinesfalls würde ich ihr Tätigkeiten abnehmen, die sie im Alltag selbstverständlich machen muss, z.B. Hände waschen, Zähne putzen oder Toilettenspülung bestätigen. Ich würde auch offen gestanden nichts zum tausendsten Mal erklären, was man schon zig mal erklärt hat. Denn sie WEIß durch die Erklärungen ja, was Sache ist, erneute Erklärungen ändern also nichts.
Da dieses Problem im KiGa nicht auftritt würde ich davon ausgehen, dass es an zu Hause und vielleicht an euch und eure Reaktion / Umgang mit dem "Trauma" geknüpft ist.
Vielleicht kann es also helfen, wenn ihr Waschbecken und Toilettenspülung auch wieder als etwas Normales anseht und nicht immer wieder so sehr thematisiert, was mal passiert ist.
Auf jeden Fall ernst nehmen. Aber vermeiden/abnehmen geht nunmal nicht. Sie muss ja nach der Toilette abspülen und Hände waschen. Aber ich würde alles tun, was es ihr leichter macht. Z.B. dabei bleiben, Rücken streicheln, Kopfhörer...
Zur Hilfe bei der Bewältigung kann ich nichts sagen. Eins meiner Kinder hatte auch starke Ängste. Die haben sich mittlerweile verwachsen. Wir haben die Ängste aber immer ernst genommen und mit dem Kind Strategien entwickelt, wie es die Situationen mit unserer Hilfe bewältigen konnte.
Alles Gute!
Ich denke, sie zu zwingen wird völlig nach hinten losgehen. Allerdings halte ich auch nicht viel davon sie komplett von der Thematik abzuschotten, so wird sicher auch keine Besserung eintreten. Wir hatten längere Zeit ein ähnliches Problem mit dem Rauchmelder. Der ging in der Kita beim Kochen an, er ist - wie halt ein Rauchmelder sein soll - extrem laut und die Kinder müssen sich unglaublich erschrocken haben. Mein Sohn hat sicher ein Jahr lang Angst vor Rauchmeldern gehabt und ich weiss jetzt in jedem Geschäft wo sie hängen, er wollte in unserem Haus die Räume nicht mehr betreten, wo welche hängen, etc. Er hatte auch wirklich Panik davor. Ihn zwingen, allein in sein Zimmer zu gehen: UNMÖGLICH, er hat gebrüllt vor Angst. Wir haben viel geredet (auch in der Kita und sogar danach im Kindergarten wurde es mit ihm beredet) und ich hatte den Eindruck, rein von der Logik her versteht er völlig, dass das Teil nützlich ist und mit Absicht so laut brüllt, aber die Angst war da. Also bin ich halt immer mit ihm wo hin, auf's Klo, etc. Und gerade, als ich jetzt Deinen Post gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass das Thema schon seit längerem nicht mehr erwähnt wurde... Warum? Keine Ahnung, es hat sich einfach komplett im Sand verlaufen, irgendwann war es kein Problem mehr, ganz von selbst...
Ich denke es wird sich verwachsen, je älter sie wird desto weniger wird sie Angst vor dem Abfluss haben und irgendwann ist es kein Thema. Wir hatten hier ein komplett anderes Thema und auch kein Trauma aber es war sehr schwierig. Jedenfalls war unsere Lösung dass ich sie solange begleitet habe wie sie es wollte. Es hat seine Zeit gedauert, aber mittlerweile ist es kein Thema mehr. Ich würde sie überhaupt wenn möglich nicht in die Situation bringen. Hände waschen muss sie natürlich, aber wieso kannst du nicht auch mal für sie spülen. Wenn du das eine Weile für sie übernimmst, wird sie es irgendwann wieder von selbst machen. Und ich würde es auch nicht mehr thematisieren. Wenn sie darüber redet würde ich natürlich antworten, aber ich würde damit locker umgehen. Damit es die Chance hat im Sand zu verlaufen. LG
Ich hoffe, du verstehst meine Antwort jetzt nicht falsch - ich habe auch die anderen Antworten nicht gelesen. Ihr habt ja schon viel probiert, wahrscheinlich außer die Sache mal zu ignorieren. Meine Tochter hatte eine Zeit lang panische Angst vor unserem Staubsauger-Roboter (so ein flacher runder für den Boden)... Nach der Anschaffung war sie zunächst begeistert und das Ding hat sogar einen Namen. Von einen auf den anderen Tag hat sie gebrüllt wie am Spieß, wenn ich ihn angemacht habe. Sie hat völlig panisch geweint, geschrien und gezittert. Erst dachte ich, es sei Spaß aber sie steigerte sich da richtig rein. Ich hab es ernst genommen aber habe es damit wahrscheinlich wirklich verstärkt. Sie bekam durch dieses "Getue" (das klingt böse, ich weiß, dass es nicht bewusst war) Aufmerksamkeit. Irgendwann hab ich es sanft ignoriert. Z.B. Den Sauger angemacht, wenn sie draußen war - aber drauf geachtet, dass sie es trotzdem mitbekommt, wenn sie reinkam. Letztlich war diese stückweise Konfrontationstherapie erfolgreich, auch wenn sie heute noch manchmal anfangen will.
Wie ist es denn woanders? Oder wenn Oma (o.a.) bei euch mal mit ihr ins Bad geht? Könnte das mal jemand versuchen - so tun als wäre nichts? Daran würde man schon gut erkennen, ob es wirklich ein "Trauma" ist, oder sie sich nur reinsteigert...
Ansonsten am besten mal beim KiA ansprechen, der vermittelt ggf. Adressen zu einem Kinderpsychologen.
Also mir hat (im Nachhinein betrachtet) und bei meiner Tochter auch geholfen
- ruhig bleiben
- ernst nehmen
- klammern lassen
- da sein
- zu hören (ohne kommentieren)
Verstärkt wurden Ängste durch
- drauf einreden
- zwingen
- Unsicherheit von Erwachsenen: handeln, nicht handeln, was jetzt
- alles abnehmen (komm, ich mach das selbst / Botschaft: das kannst du nicht, traust dich nicht , traue ich dir nicht zu)
- Unruhe reinbringen
- Gefühle wegreden
- Erklärungen suchen oder kommentieren
Auch wenn ich sonst viele Gefühle benenne, bei Angst half vor allem ruhig bleiben, dem Kind die Möglichkeit lassen, sich wie ein Äffchen an mir festzukrallen und warten bis sie von sich aus rauslukt.
Keine extra Aufmerksamkeit!
Aber auch kein wegschieben oder "loswerden".
Sicherheit JA, Aufmerksamkeit NEIN
zuhören, wenn sie erzählt. Aber eben nicht so ein spannendes tolles Erlebnis erzählen zu hören, sondern eher ein zu hören, wie wenn jemand einen Monolog hält, der einen nicht interessiert.
Natürlich interessieren mich die Gefühle des Kindes schon, meine Ausstrahlung meine ich damit.
Meine hatte eher bei sozialen Bereichen Angst.
Zwei, die sich im Film zankten ging ihr nachts noch im Grundschulalter nach.
Anderes, was ich als Kind mit Angst erlebt hatte, fand sie eher spannend.
Jemand hat bei uns etwas vergessen: gefühlter Weltuntergang. Einmal habe ich die Person informiert, auch wenn mir klar war, dass es abgeholt wird, beim zweiten Mal reichte dann der Hinweis, dass die Person es wieder abholen wird.
Sie war zwar panisch und neben sich, brauchte auch ihre lange Zeit bis sie sich beruhigte. Beim zweiten Mal aber merkte ich den Unterschied, dass sie einfach Zeit brauchte, Sicherheit, Nähe, Sicherheit zittern zu dürfen ... sie brauchte keine Lösungsaktion, nur Zeit.
Und meine Ruhe. Ich bin da und strahle Sicherheit aus.
Bei sozialen Themen gab es so einiges. Auch bei Büchern, die altersgerecht waren. Da litt sie dann mit anderen mit und brauchte oft Zeit und klammern dürfen, so beruhigte sie sich dann selbst.
Schnell weiterlesen, Situation übergehen, darüber reden oder versuchen sie zu lenken, machte es nur schlimmer. Sie schien das Gefühl in dem Moment mit Sicherheit zu durchleben, bis sie sich wieder sicher fühlte. Dann durfte ich auch umblättern.
Direkte Kommuniktion war sie mutig.
"Da sie bestätigt hochsensibel ist..."
Wer hat das bestätigt? Und warum?
Das klingt doch, als wärt ihr, warum auch immer, mit eurer Tochter schon bei einem Fachmann gewesen.
In diesem Fall würde ich DEN ansprechen. Denn offenbar ist diese Angst nicht das erste Problem, das deine Tochter hat - denn solange alles OK und das Kind ausgeglichen und glücklich ist, lässt man doch keine Diagnostik laufen.
Also können Tips, die hier von anderen Müttern kommen, bei deiner Tochter mit ihren Baustellen und ihrer Vorgeschichte u.U. nach hinten losgehen.
Außerdem habt oder kennt ihr doch schon einen Fachmann - bei Zittern, beschleunigtem Atem etc würde ich da sofort wieder aufschlagen...
LG!
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Damit sollte das Problem schnell gelöst sein.
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