4Jähriger rastet oft aus

Hallo zusammen,

vorab: Sorry für den langen Text!

Unser großer Sohn ist jetzt 4 Jahre alt. Er ist eigentlich ein super lieber süßer Kerl, hat früh angefangen zu sprechen und interessiert sich für vieles bis ins kleinste Detail und kann sich das alles auch noch merken (z.B. 100 von Dinosauriernamen). So ein Gedächtnis wünschte ich mir manchmal auch noch😄

Leider rastet er immer mal wieder total aus, ohne für uns ersichtlichen Grund. Er schreit dann wie am Spieß, weint, haut und tritt. So plötzlich wie es gekommen ist, ist es dann auch irgendwann wieder vorbei, als ob jemand auf einen Knopf gedrückt hat. Wenn man versucht ihn zu beruhigen und fragt, was denn los sein, sagt er meistens gar nichts, oder dass er es selbst nicht weiß.
Gestern haben wir angefangen Fahrrad fahren zu üben. Er wollte gerne fahren und ich fand das auch sehr schön. Er hat es für den Anfang auch gut gemacht. Ich habe die ersten paar Mal hinten festgehalten und irgendwann einfach mal losgelassen. Da ist er auch ein paar Meter alleine gefahren ohne umzufallen. Aber je besser er gefahren ist, desto bockiger wurde er, bis er mal wieder total ausgetickt ist.
Anderes Beispiel: Wir sind im Garten. Mein Mann holt einen Ball raus. Da rastet unser Sohn wieder total aus. Als wir abends rein sind, hat er gefragt, ob er Fernsehen darf ( er darf abends eine halbe Stunde gucken). Wir haben Nein gesagt, weil er wieder für uns offensichtlich grundlos ausgetickt ist und uns gehauen hat. Als ich ihn später ins Bett gebracht habe meinte er dann, er wollte nicht, dass Papa seinen Ball nimmt ohne ihn zu fragen.

Vielleicht verlangen wir zu viel von ihm, aber er ist 4 Jahre alt, kann super sprechen und ist nicht auf den Kopf gefallen. Da kann er doch sagen, wenn ihm was nicht passt. Klar, sind Kinder in dem Alter auch mal bockig und trotzig, aber jedes Mal wenn ihres nicht passt, etwas nicht klappt oder einfach ohne für uns ersichtlichen Grund? Auch wenn er mal müde ist oder Hunger hat rastet er total aus. Auch da finde ich kann er sagen was los ist🤷‍♀️ Wenn ihm ein anderes Kind mal was wegnimmt oder was macht, was ihm nicht so passt stellt er sich auch hin und brüllt/weint los, bis wir kommen oder ein Erzieher wenn’s in der Kita passiert, um
die Situation zu klären. Da benimmt er sich noch wie ein Baby. Wie gesagt, vielleicht erwarten wir auch zu viel von ihm. Wie ist das so bei euren Kindern? Rasten die auch so aus bzw. verhalten sich so?

Liebe Grüße!

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Hy

Wir haben hier ein ähnliches Exemplar 😊
In manchen Sachen total weit und dann passiert eine Kleinigkeit und das Geschrei geht los. Bei unserem ist es meistens Wut (auf die Situation die ihm nicht passt). Ich denke er kann mit der emotion noch nicht richtig umgehen. Ist einfach emotional noch nicht so weit.

Ich versuche ihm zu erklären, dass er seine Wut in Worte packen soll und gebe ihm Verhaltensweisen vor. Das klappt mittlerweile ganz gut. Natürlich noch nicht immer aber es wird besser.

Vllt ist euer kleiner emotional auch noch nicht so reif wie in anderen Punkten. Versuch ihm zu erklären was dieses Gefühl ist (er will nicht das Papa seinen Ball nimmt....dann soll er es Papa sagen auch gerne bestimmt. Woher soll Papa das sonst wissen)

Ich denke es wird mit der Zeit besser wenn die impulskontrolle weiter ausgereift ist. Bis dahin wünsche ich euch gute Nerven

2

Habt Ihr ihm angekündigt, dass Ihr Fernsehen streicht, wenn er ausflippt?

Zum einen finde ich Strafen wegen einer altersgerechten Reaktion aufgrund von Unvermögen die Situation anders zu lösen, falsch.

Unangekündigt wäre es genau das, was Euer Sohn macht. Aus heiterem Himmel ein Hammer. 🤷

Ich denke auch, dass er emotional noch mehr wie ein Kleinkind ist. Da brauchen gerade Jungs oft bisschen länger.

Sprecht mit ihm über Gefühle (nicht nur Wut - alle Gefühle). Wie man sie bei sich selbst erkennt. Wie man sie bei anderen erkennt. Wie man damit umgeht. Er muss es noch lernen.

Und habt Nachsicht. Er ist noch klein.

Ja, sie reden (insbesondere über ihre Fachgebiete) wie ein Schulkind, aber emotional sind Vierjährige viel viel näher an Dreijährigen, als an Schulkindern. ;-)

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Vielleicht zuerst die Gute Nachricht: Dein Kind ist völlig normal und die Wutausbrüche mit treten, schreien, wüten gehören dazu.

Die Frage ist, wie du zukünftig damit ungehen möchtest und ich kann dir wirklich empfehlen, dass du dir eine wissenschaftliche Erkenntnis verinnerlichst, die Erkenntnis erleichtert den Umgang enorm:

Tritt nun noch ein Stresserlebnis während der Autonomiephase ein, z. B. wenn ein Erwachsener etwas verbietet, wird die vernünftige, geduldige linke Gehirnhälfte unserer Kinder sogar komplett ausgeschaltet und die rechte Seite trifft alle Entscheidungen und duldet keinen Widerspruch. Das Kind wütet. Es wirft sich auf den Boden, schreit, tritt, spuckt, haut und ist ganz allgemein gesagt völlig außer sich. Wer da mit Worten das Kind erreichen möchte, hat schlechte Karten - die linke Gehirnhälfte ist gerade im Urlaub. Das Kind hört eigentlich nur "Blablablabla, Paul, blablablabla." Kein Wunder, dass unsere üblichen Beruhigungsversuche so destaströs fehlschlagen - sie verstehen uns einfach nicht! Sie können uns nicht verstehen. 

Nun ist also die linke Gehirnhälfte so gut wie ausgeschaltet und die rechte Gehirnhälfte wütet und wütet und wütet und die Eltern stehen verloren und unschlüssig vor dem Kind und wissen nicht weiter. Ansprache funktioniert nicht. Anfassen macht alles noch schlimmer. Uns gehen die Optionen aus. Kind allein wüten lassen und abwarten, bis es vorbei ist? Klar, kann man machen, das dauert aber für alle Beteiligten gefühlt ewig und hinterlässt eine völlig verausgabte Familie.

Hier kommt die wirklich spektakuläre Fähigkeit der rechten Gehirnhälfte ins Spiel, die uns in solchen Wutmomenten im wahrsten Sinne des Wortes viel Leid erspart: sie kann nach Karp nonverbale Kommunikation ganz wunderbar entschlüsseln. Mimik, Gestik, Tonfall, all das kommt im Gehirn auch während eines Wutanfalls an!

Wenn man also mithilfe von Stimme und Körpersprache das aufgebrachte Kleinkind anspricht und seine Gefühle widerspiegelt, kann man ihm helfen, sich schnell zu beruhigen. Das klingt jetzt erst mal seltsam, klappt aber wirklich ganz hervorragend bei allen trotzigen Kinder.

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Hallo, Das ist echt ein super Tipp ich habe auch einen 4 Jährigen Sohn bei dem wir genau diese phasen haben. Kannst du mir ein Beispiel nennen, also wie man genu reagiert? Was man eventuell sagen könnte/sollte. Das wäre super Lieb Dankeschön

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Hallo, 🤗
also ich finde das, je nach Charakter des Kindes, ehrlich gesagt mit 3 oder 4 nicht so ungewöhnlich. Er hat in seinem Kopf mittlerweile wahrscheinlich schon ganz konkrete Vorstellungen, was er will, wie was ablaufen soll und was er nicht will. Was davon abweicht frustriert ihn. Der Erwachsene ist frustriert, steckt erst mal die Faust in die Tasche und telefoniert abends mit der besten Freundin, geht zum Sport oder denkt sich, das mache ich dann morgen so, wie ich es will. Das Kleinkind / Kind hat solche Strategien halt noch nicht und geht hoch. Kommen Faktoren wie Müdigkeit hinzu umso schlimmer. Kennen wir hier auch zu Genüge, phasenweise schlimm, dann ist es fast weg, dann wieder schlimmer. 😅 Mit 4 finde ich könntet ihr versuchen zu erklären, dass er ruhig sauer/traurig/enttäuscht sein darf, dass er aber nicht hauen darf oder nicht rum schreien soll und statt dessen doch mal versuchen soll, so oder so zu reagieren, wie auch immer ihr die Reaktion halt für angemessener fändet. Klappt sicher nicht sofort, aber mit der Zeit, wenn die Impulse besser kontrolliert werden können, bestimmt immer besser... 🙂

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In solchen Situationen zu schimpfen u zu strafen ist kontraproduktiv- wir haben hier einen „Löwen „ der bei solchen Geschichten dann direkt angesprochen wird. Getreu dem Motto : oh je - ist der Löwe in dir wieder wild geworden - das nimmt hier oft die erste Aggression u mein Sohn lächelt dann meist - wir überlegen dann zusammen wie wir denn weiters vorgehen sollte der Löwe weiters so brüllen - spinnen ... jemand anderen zu Schimpfen ist leichter zu verdauen, in einer ruhigen Minute klären wir es dann bei Bedarf nochmal dass das Gefühl nicht schön war, angeschrien zu werden.

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Hehe witzig 😊 bei uns ist es die Motzkuh oder der Brüllaffe...wobei die Motzkuh auch mal bei der Mama sein kann 🙈zum Glück erkennt unser Kind das bereits und kann mich darauf ansprechen 😅

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Mein Sohn sagte auch schon ganz verwundert: Mama 😳du hast ja auch so einen Löwen 🦁😳

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Wir haben mit unserem Sohn Wut als "Wutball im Bauch" visualisiert und Methoden, wie dieser verkleinert werden kann.

Schreien an sich ist nicht schlimm, macht aber uns Eltern viel Stress, deshalb führen wir ihn in solchen Fällen (möglichst ruhig) zu einem Kissen/Decke/Matratze und leiten ihn an, dort hinein zu schreien, bis der Wutball wieder ganz klein ist. Wir feuern ihn dann auch richtig an, machen teilweise mit, bis er lachen muss😊

Wenn ich beim Abholen aus der KiTa eine Grundspannung bemerke, machen wir das auch präventiv.

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Stimme den Vorschreiberinnen zu. Aber wichtig wäre mir noch zu sagen :grade wenn er sprachlich so gut ist, überschätzt ihr vermutlich seine Fähigkeiten zur Kommunikation über Gefühle. So eine meta Ebene kriegen die Kids noch nicht hin in dem Alter. Kognition (denken, Sprache etc) ist nicht das Gleiche wie Emotion und im Hirn ganz woanders lokalisiert.
Und das zweite:es geht nicht darum, ob für euch der Grund ersichtlich ist! Es gibt einen Auslöser und für deinen Sohn ist es Grund genug. Sonst würde er das nicht machen denn für ihn ist das auch ein unangenehmer Zustand. Dieser Gedanke hat mir sehr geholfen!