Kindeswohlgefährdung in Kita

Guten Abend.

Vor wenigen Tagen wurden wir Eltern instruiert, dass ein Fall eröffnet wurde, bezüglich eines Verdachtsfall zu grenzüberschreitenden Übergriffen unter Kindern. Offiziell wissen wir nicht viel, inoffiziell fand natürlich Austausch mit betroffenen Eltern statt.

Grausame Details. Täterkind ist/war vermutlich selber Missbrauch zu Hause ausgesetzt. Dementsprechend hat er vermutlich Dinge getan, die er von zu Hause kennt: Penis in den Mund nehmen bis was kommt - eine der "harmloseren" Dinge!

Ein Opferkind ist bereits in Therapie, kann kein Nähe mehr zulassen usw. Ganz furchtbar alles. Details erspare ich an dieser Stelle.

Die Kita verharmlost alles, das Täterkind sei auch nur ein Kind und sei gar nicht so böse ect.

Aktuell läuft eine Befragung aller Beteiligten, dokumentieren. Dann wird ausgewertet und entschieden ob eine Gefahr bestand/besteht.

Ja, es ist grausam für das Täterkind - keine Frage. Aber nach allem was passiert sein soll ist es für uns Eltern unbegreiflich wie wir unsere Kinder dort in Sicherheit wissen sollen, wenn das Täterkind weiterhin dorthin geht. Es würde geschaut werden, was aber der Personalmangel nicht glaubhaft erscheinen lässt.

Einige Eltern haben die Plätze gekündigt. Andere haben kein Glück und finden keine Plätze. Eine Mutter hat nun angeblich trotz aller Maßnahmen (Kitaufsichtsbehörde, Kinderschutzbund und Jugendamt) Anzeige gegen die Kita erstattet.

Wir haben Angst. Angst, dass das eigene Kind das nächste Opfer sein könnte. Die Kita ist alle die Monate - die wir anderen Eltern von nichts wussten - sehr larifari mit der Sache umgegangen. Dem Kind wurde nur wenig Glauben geschenkt.

Wir alle haben unser Misstrauen in die Kita zum Ausdruck gebracht. Dennoch geht das Leben weiter und wir müssen unsere Kinder dorthin schicken.

Wie kann man mit so einer Situation zurecht kommen?
Mich plagen nur noch negative Gedanken voller Sorge um mein Kind...

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Eine Bewertung der Situation nur anhand dieser Schilderungen ist unmöglich.
Du schreibst von Täterkind und "verteufelst" es. Wie du aber ebenfalls schreibst scheint es doch selbst Opfer zu sein. Und zwar Opfer eines Erwachsenen, also eines völlig überlegenen Menschen, wahrscheinlich (statistisch gesehen) sogar einer Bezugsperson bzw einer vertrauten Person. Man sollte also durchaus mit diesem Kind auch Mitleid haben!
Ja, ihr Eltern habt kein Vertrauen mehr, was erstmal naheliegend ist. Aber letztlich wissen die Erzieher jetzt sehr genau was passieren kann und haben sicherlich ein extra Auge auf das entsprechende Kind und das Verhalten zu anderen. Wenn das Kind aus der Kita ausgeschlossen würde, käme es wohl in eine andere... Es ist nicht schuldfähig und verliert also auch keinen Rechtsanspruch auf einen Platz... In einer anderen Kita hat man dann vllt weniger ein Auge drauf. Das ganze kann aber natürlich auch eine Chance sein, denn das Kind und die Familie dahinter wird es nun wohl schwer haben nochmal Anschluss zu finden.
Solche Situationen sind schrecklich und zwar für alle Seiten: "Täter", Opfer, Eltern, Erzieher, Kita-Leitung und Träger. Sicherlich ist jeder bemüht jetzt alles richtig zu machen. Von Seiten der Kita und/oder des Trägers scheint nicht alles korrekt gelaufen zu sein, aber manchmal wirken Situationen auch erstmal harmloser als sie waren und man merkt erst im Nachhinein, dass man wohl hätte anders reagieren müssen.

Ich hoffe ihr findet einen guten Weg.

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Also tut mir leid, aber du würfelt da ein paar Sachen durcheinander. Ja, das Täterkind ist auch ein Opfer - aber nicht im Kitakontext und der Kitakontext ist das einzige, was die TE etwas angeht. Was da in der Familie vor sich geht ist Sache vom Jugendamt (und so schlimm kann es wohl nicht sein, wenn das Kind noch nicht aus der Familie genommen wurde) und nicht Sache der TE. Ihre Aufgabe ist es, ihrem eigenen Kind eine Kindheit oder Übergriffe zu ermöglichen.

Und Schuldfrage und Kitaplatz haben so gar nichts miteinander zu tun. Du kannst jederzeit von der Schule suspendiert werden und trotzdem schulpflichtig sein und aus dem Kindergarten bis zum Abschluss der Ermittlungen ausgeschlossen werden ohne seinen Kitaplatzanspruch zu verlieren.

Und das Kind, wenn es sogar bekannt ist, und erst Recht die Familie, wenn über diese solche Details bekannt werden, wird auch ganz sicher nicht in der Kita mehr glücklich werden. Oder würdest du dein Kind zu einem Spielenachmittag dahin schicken?

Der einzig richtige Weg ist hier Klärung der Vorwürfe während das Kind aus der Kita genommen ist und danach ggf. Eingliederung oder Übergabe an Pflegefamilie, Integrationshilfe, anderen Kindergarten, je nachdem was das Kind braucht.

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Ich Würfel nichts durcheinander. Ich habe lediglich dafür plädiert, das Kind eben nicht nur als Täter zu sehen. Denn sonst wird es schnell zum Monster stigmatisiert, obwohl es vielleicht einfach schwer traumatisiert ist.
Die Aussage, dass es in der Familie wohl nicht so schlimm sein wird, weil sonst das Jugendamt ja schon involviert wäre, ist hoffentlich als Witz gemeint.... Es gibt unzählige Beispiele wo Kinder über Jahre von einem Elternteil sexuell missbraucht werden und niemand es mitbekommt, also auch das Jugendamt nichts macht.
Das Jugendamt ist übrigens auch im Kita Fall mit zuständig, als Aufsichtsbehörde des Trägers.
Klar kann das Kind vorübergehen ggf. ausgeschlossen werden, aber eben nicht dauerhaft. Und ich habe ja selbst geschrieben, dass ein Wechsel in eine andere Kita sinnvoll sein kann, weil die Familie sonst eh dort keinen Anschluss mehr finden kann.

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Ist euch denn bekannt um welche Kind es sich handelt? Vermutlich ist es anonym, oder? Ich finde schon, dass es einen Unterschied ist, ob es Marie aus der Häschengruppe ist, mit der mein Sohn noch nie Kontakt hatte und haben wird im Kindergarten mit 150 Kindern oder ein Kind aus der gleichen Gruppe.

Ich kann eure Sorgen verstehen und kann auch absolut verstehen, dass die Kita hier das Vertrauen verspielt hat. Ich habe selbst in der Kita Missbrauch erfahren müssen (allerdings durch eine Erzieherin) und habe durch Scham viele Jahren gebraucht, bis ich mich jemandem vollumfänglich anvertrauen konnte.

Das Täterkind hätte bis zum Abschluss der Ermittlungen der Kita verwiesen werden müssen. Ich würde ab dieser Stelle auch noch einmal Druck machen. Ich bin Lehrerin und bei uns gab es auch einmal so einen Fall, auf den ich aus Anonymitätsgründen nicht weiter eingehen will. Aber dort haben die Kinder sich immer wieder beschwert und es ist nichts geschehen, obwohl das Kind regelmäßig massiv gewalttätig wurde. Schließlich haben alle Kinder und Eltern einen Brief geschrieben, auf dem jeder unterschrieben hat, dass die Kinder Angst haben und die derzeitige Situation nicht tragbar ist und bei der nächsten Gewaltat eine Anzwige folgen wird, man aber nicht auf die nächste Gewalttäter, die zu 100% kommen wird, warten möchte. Dadurch, dass nun etwas gesammelt schriftlich vorlag, hat der Schulleiter dann angemessen reagiert/reagieren können. Habt ihr euch als Eltern bereits gesammelt an den Träger gewandt? Oder sind es nur einzelne Mütter die Spielplatztratsch gemacht haben? Ich denke das ist in dieser Situation nämlich die einzige Möglichkeit, die ihr letztlich habt.

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Wir wissen welches Kind es ist. Und es geht eben noch jeden Tag weiter in die Kita. Das ist eben sehr beunruhigend, es betrifft ja die Gruppe meines Kindes.

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Da wäre dann wohl ein ernstes Gespräch der Elternvertrwter mit den gesammelten Unterschriften gegenüber der Kitaleitung angebracht.

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Das ist ja ziemlich drastisch und ich kann deine Sorge auf jeden Fall verstehen. Wenn ihr jetzt instruiert wurdet, habt ihr dann auch die Kontaktdaten eines Ansprechpartners bekommen? Wer leitet jetzt diese Ermittlungen? Dahin würde ich mich wenden und die Sorgen schildern. Am besten macht das der Elternverteter für die gesamte Gruppe.

Ich frage mich, wie sowas überhaupt passieren kann - offenbar kein Einzelfall sondern gehäuft. Da wäre mein Vertrauen in die Kita vermutlich auch dahin. Zumindest würde ich ab jetzt 100% Transparenz in der Aufarbeitung einfordern
(unter Einhaltung von Datenschutz).

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Sensibilisiert ihr euer Kind für Übergriffe?
Mein Körper gehört mir und wenn jemand anderes das nicht respektiert sofort den Erzieher*innen melden. Das wäre jetzt mal mein erster Ansatz. Ich hoffe allen Betroffenen - auch dem Täterkind - wird nun adäquat geholfen. Das TäterKind sollte jedoch - auch zum Schutz des oder der Opfer aus dem Kindergarten genommen werden. Ich will es gar nicht stigmatisieren, die ganzen Hintergründe dazu sind einfach nur schrecklich, aber ich glaube nicht, dass den Beteiligten geholfen ist, wenn es bleibt. Auch ihm selbst nicht.

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Ich gehe das Buch "Mein Körper gehört mir" öfter mit ihm durch. Der Täterjunge ist wohl schon 2 Jahren mal auffällig gewesen. Da wurde die Familie zu Beratungsstellen geschickt und kurzzeitig wurde dem Vater auch das Umgangsrwxhr entzogen. Wurde aber aufgehoben, da man nichts beweisen konnte. Beim Elternabend kam der Vater auch immer nur mit Sätzen wie "Aussage gegen Aussage" oder "Komisch, dass niemand was gesehen hat" usw... Aktuell laufen ja noch die Gespräche mit der Kinderschutzbeauftragten und jeder äußert sein Unmut darüber, dass das Kind noch da ist. Geändert wird nichts.

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Der Kinderschutzbeauftragte ist vom Jugendamt? sich würde das auch unbedingt parallel an den Träger kommunizieren.

Hier im Ortsteil gab es einen ähnlichen Fall in einem Kindergarten eines kirchlichen Trägers. Die Kita hat alles runter gespielt bis es einen ziemlich heftigen Vorfall gab. Die Sorgen der Eltern wurden weiter nicht gehört. Am Ende war das Thema in der Presse und die Kita hat erst gehandelt als ihnen nachts „Mittäter!“ und schlimmeres mit Farbe in den Hof geschmiert wurde.

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Hallo
Das tut mir wirklich leid, was sich in der Kita deines Kindes abspielt.
Ich bin wohl anderer Meinung als die anderen Antworter/innen auf deine Frage:
Mein Kind würde keinen Fuß mehr in die Kita setzen oder ich würde darauf bestehen, dass es die Gruppe wechselt. Ich habe als Mutter die Pflicht, mein Kind zu schützen vor seelischen und körperlichen Schäden. Punkt . Und ich kann mein Kind nicht WISSENTLICH, das dem nicht so ist, täglich an einen Ort bringen, wo der Schutz nicht da ist.
Das Täter/bzw Opferkind tut mir leid, ich weiß, dass es nicht dafür kann und sein Verhalten ein Hilferuf ist, aber mein Kind kann deshalb nicht Opfer werden.
Das kein neuer Kita Platz aus dem Boden gestampft werden kann ist klar. Ich würde die Leitung informieren, mein Kind kommt nicht mehr vorerst, ich würde schriftlich an die Stadt/ den Träger schreiben, warum mein Kind nicht mehr kommt und abwarten. Wenn sich das Problem nicht löst und da kein Weg gefunden wird, dann kann mein Kind dort nicht hingehen. Gleichzeitig würde ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen für einen Platz in einer anderen Einrichtung ( was wahrscheinlich unglaublich schwierig wird).
Ein I-Helfer wäre vielleicht eine Lösung für das ausführende Kind. Eine Person die 24/7 in der Einrichtung mit vor Ort ist und hilft. Das ist aber ein langer Weg bis dahin.

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Ich denke mal emotional wäre das der Reflex der meisten hier. Nur wenn beide Elternteile arbeiten kann man schlicht nicht einfach auf einen Betreuungsplatz verzichten. Natürlich riskiert man deshalb nicht die Unversehrtheit des eigenen Kindes. Aber nachdem nun bekannt ist, was passiert ist, würde ich erwarten und vermutlich auch darauf vertrauen, dass alles getan wird um weitere Übergriffe zu unterbinden.

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Ich bin hier dann wieder anderer Meinung. Der Umgang der Kita mit der Situation gehört definitiv kritisiert. Zumindest der Umgang bis zum Bekanntwerden. Was hier im Nachgang passiert und aus welchen Gründen das Kind weiter in dieser Einrichtung betreut wird, wissen die anderen Eltern doch nicht und das ist auch richtig so. Das Kind ist ja nicht nur Täter, sondern auch ein Opfer. Da helfen dann auch alle Mutmaßungen nicht.

Fakt ist doch, dass glücklicherweise die wenigsten Erzieher und Kitaleiter wirkliche Erfahrung (außer vielleicht Schulungen) damit haben.
Diese Kita wird nun begleitet und im Umgang mit Missbrauch angeleitet. Sie sind sensibilisiert für ein solch schlimmes Thema und machen die gleichen Fehler bestimmt nicht wieder, sondern reagieren eher früher als später.

Eine andere Kita vielleicht schon, da sie vielleicht noch gar keine Berührungspunkte mit dem Thema haben und noch in einer "heileren" Welt agieren. Das schützt nur leider nicht davor.

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Ich bekomme schon Bauchschmerzen wenn ich hier lese. Mein Sohn kommt demnächst in den Kindergarten und da liest man sowas. Wie furchtbar für die Opfer, andererseits wie furchtbar für das "Täterkind" wie furchtbar es diesem Kind sehr wahrscheinlich immer wieder gehen muss und nun hat es sein Traum nach außen getragen. Ich hoffe die öffentlichen Stellen versagen hier nicht wie so oft und befreien dieses KIND, unschuldig und hilflos in seiner Seele (wo solche sexuellen Dinge eigentlich überhaupt noch kein Thema wären) aus seiner persönlichen Hölle.

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Ohne auf die anderen Begleitumstände näher eingehen zu wollen, aber mich wundert folgendes:
wenn Euch / der Kita / dem Träger bekannt ist, dass Kind X aus der Einrichtung höchstwahrscheinlich / mit ziemlicher Sicherheit sexuell durch einen Erwachsenen missbraucht wird, ist das doch ein Fall für den Staatsanwalt, da hier höchstwahrscheinlich eine Straftat begangen wird/wurde...

Aber gut. Ich als Mutter sehe den Rest zwiegespalten. Klar wäre meine erste und wichtigste Intention meine eigenen Kinder zu schützen und zwar in dem ich einerseits gegenüber der Kita (persönlich und im Verbund mit der Elternvertretung) darauf bestehen würde, dass die Kinder ohne jeden Zweifel so weit als möglich vor unerwünschten Übergriffen geschützt werden. Zweitens würde ich mein Kind dafür - mehr als sowieso schon! - sensibilisieren, dass jedwede Handlung mit und an ihr sowie in ihrem Beisein, die von ihr unerwünscht ist, sofort gemeldet wird und zwar sowohl bei den Erziehern, als auch bei den Eltern (uns).
Das auffällige Kind sofort komplett aus der Kita zu verbannen halte ich jedoch eher für falsch. Natürlich muss es besonders beaufsichtigt werden, aber vielleicht ist gerade die Kita der sichere Hafen für dieses Kind? Was wenn es, durch seinen Ausschluss, gerade einem mutmaßlichen Täter (m/w/d) ausgesetzt wird, der mit Sicherheit aus seinem Nahfeld kommt?

Und auch die Aussage "so schlimm kann es nicht sein, sonst wäre es ja nicht mehr in seiner Familie", finde ich kritisch. Gibt es weniger "schlimme" Formen von sexuellem Missbrauch, wegen dem sich Kinder "nicht so anstellen" sollen, weil es ja "nicht so schlimm" ist?

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An sich eine sehr gute Antwort, aber man kann doch das Kind nicht eins zu eins betreuen. Dafür ist kein Personal da. Es braucht ja nur mal aufs Klo zu gehen, wo ein anderes Kind ist, und dort passiert was. Ihm den Toilettengang zu verbieten, bis das andere Kind wieder da ist, dürfte auch schwer möglich sein, jemanden mitschicken vermutlich auch.
Und wenn nachher durch ein traumatisiertes Kind 20 andere auch traumatisiert werden, das kann es doch auch nicht sein. Zumal nicht alle Eltern sich ernsthaft darum kümmern würden, was nicht unbedingt böse Absicht sein muss.

Also würde ich sagen, das Kind muss gehen. Sicherer Hafen hin und her. Ein sicherer Hafen sollte die Kita auch für die anderen Kinder sein.

Ich frage mich nur: wenn es Hinweise auf Missbrauch in der Familie gibt, warum ist dann das Jugendamt noch nicht im Boot? Oder muss der Täter erst in Flagranti erwischt werden, was natürlich schwer ist, wenn er nachts ins Kinderzimmer kommt? Man könnte das Kind doch einem Psychologen vorstellen, ich denke, der wird wissen, welche Fragen er stellen muss, um herauszufinden, was dem Kind zu Hause passiert und durch wen.

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Ich finde aus den vorangegangenen Nachrichriten wird schon deutlich, dass da ermittelt wird durch Staatsanwaltschaft und auch Jugendamt, also sowohl auf Seiten der Familie als auch in der Kita.