Murmeln in der Kita

Ich habe ein sachlogisches Problem mit Murmeln im Kita-Alltag.

Ich habe keine Chance den Umstand zu ändern, aber ich möchte es verstehen und akzeptieren können, dass man Kinder mit gutem Gefühl in die Kita geben kann.

In älteren Posts findet man erschreckende Geschichten zu Murmeln im Kindergartenalter. Intuitiv empfinde ich das Spielzeug für das Kita- Alter und vor allem in der beruflichen Gruppenbetreuung als ungeeignet. Scheinbar bin ich damit alleine, überall gibt es tolle Ratgeber für Murmelspiele in der Kita.

In der uns zugeteilten Kita gibt es je Gruppe eine Murmelbahn. Teilweise auch in Gruppen mit 2-jährigen.

Argumente waren:
-Kinder lassen sich damit so toll beruhigen
-Faszination
-die Kinder liebten es

Sicherheitsbedenken wurde begegnet mit dem Argument, dass die Kinder keinen selbstständigen Zugang hätten und dass das Personal während des Spiels aufpasst.

Unbeantwortet blieb:
Was ist mit Kugeln, die nach dem Spiel liegen bleiben/ wegrollen/ eingesteckt werden?
Wie kann man ausschließen, dass die Aufsicht nicht gestört/ abgelenkt ist?
Kann man alle am Spiel beteiligten Kinder gleichzeitig im Blick haben?

Eine Kugelbahn mit großen Kugeln gäbe es schon und sei eine Ergänzung- keine Alternative.

Mir reichen die Argumente für Murmeln in der Kita nicht aus. Was ist so Besonders an Murmeln, dass bewusst Lebensgefahr relativiert und allgemein akzeptiert und damit legitimiert wird?

Natürlich kann man Kinder nicht vor allen Gefahren schützen, man sollte es aber zumindest so gut es geht versuchen und erst recht nicht wissentlich provozieren.

Erzieher müssen doch auch andere Mittel und Wege haben, Kinder zu beruhigen oder zu begeistern, müssen es Murmeln sein?

Ich finde, dass, wer Murmeln liebt und damit umgehen kann, doch privat zu Hause damit spielen kann.

Warum tut man den Erziehern so ein aufsichtsbedürftiges Spielzeug an? Der Erzieheralltag ist doch ohnehin anstrengend genug. Kindersicheres Spielzeug in einer kindersicheren Umgebung ist für mich absolute Grundvoraussetzung für die Erzieherarbeit, gerade auch bei immer größeren und heterogeneren Gruppen.

Wenn einige jüngere Kinder schon mit Murmeln spielen und bisher nichts passiert ist, bedeutet es, dass anders entwickelte Kinder leider zum darwinschen Opfer werden müssen? Haben nicht alle Kinder ein Recht auf Sicherheit und verantwortungsvolle Fürsorge?

Wenn es darum geht, Murmeln als Kulturgut institutionell den Kindern mitzugeben, weil sie ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Gesellschaftlichen Erbes sind (…die Oma hat schon stundenlang als Kind mit Murmeln gespielt…- wenn sie sich daran erinnern kann, war sie mit Sicherheit aber älter als 2 wahrscheinlich sogar älter als 5…), warum etabliert man es nicht in die Lehrpläne der ersten Klasse ( Kunst, Sport oder Sozialkunde), wenn die Kinder alt genug sind?

Was macht die Murmelbahn in der Kita so besonders und wichtig, dass die potenzielle Lebensgefahr für einzelne Kleinst- und Kleinkinder (die neugierigen Kinder, Kinder die schon immer viel in den Mund stecken, die die sich im Spiel mit anderen zu Blödsinn animieren lassen etc.) ignoriert und geleugnet wird? Oder übertreibe ich? Bin ich zu sehr auf die Gefahr fokussiert? Ich sehe halt nichts Tolles daran…

Mein Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs sagt ,dass die meisten anderen Verletzungen einfacher zu behandeln sind, als das Einatmen oder Verschlucken (glatter,runder Gegenstände). Trotzdem haben die Kinder zum Beispiel keinen Zugang zu kochendem Wasser, Kabeln, Feuerzeugen, spitzen Messern/ Scheren etc.. Dabei ist das Kühlen oder ein Druckverband verhältnismäßig schnell und einfach gemacht.

Wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

Kann mich jemand überzeugen, was für Murmeln in der beruflichen Kleinkinderbetreuung spricht. Wer kann meine Sicht auf die Dinge entkräften oder andere Perspektiven aufzeigen?

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Hm. Ich finde tatsächlich, dass du da etwas übertreibst. Ja, das verschlucken von Murmeln ist keine witzige Geschichte. Die meisten Murmeln sind aber zumindest so groß, dass man sich beim Verschlucken ich sag mal “anstrengen muss”. Ich kenne viele Kinder, die mal nen Legostein in der Nase hatten. Verschluckte Murmeln aber nicht.

Aber mal aus meiner Kita-Beobachtung: bei uns wird die Murmelbahn tatsächlich nur an ausgewählten Tagen mit der Erzieherin gemeinsam aufgebaut und unter Aufsicht bespielt. Anschließend weggepackt. Es ist noch keine Murmel liegen geblieben. In unserer Kita auch kein Kind dadurch verletzt worden. Gerade die kleineren Kids sind in meiner Beobachtung schon wahnsinnig fasziniert vom Zugucken und das tun sie dann auch hauptsächlich. Zuhause haben wir eine Kugelbahn mit großen Kugeln. Die wird auch heiß und innig geliebt. Ich finde das als Erwachsene immer noch super. Für mich steckt da inzwischen natürlich auch Konstruktionsfreude hinter. Mit den großen Kugeln wird sich aber auch gern mal auf den Kopf gehauen. Autsch. Also da hatten wir bislang mehr Verletzungen.
Ich will damit gar nicht sagen, dass ich eine Kugelbahn als Must-Have für eine Krippe sehe. Aber ich verstehe, dass es ein tolles Spielzeug ist und man es einsetzen möchte! Gefahren muss man in der Krippe und Kita in hundertfacher Weise jeden Tag umschiffen. (Ins Auge Piksen mit Stift oder Pinsel ist zum Beispiel so ein Alptraum von mir) Trotzdem kann man vieles machen, wenn man es eben gemeinsam macht.

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Ich verstehe es auch nicht. Ich verstehe auch nicht, wieso Kinder teilweise Lollies und Bonbons mitbringen dürfen, wenn sie Geburtstag haben. Also in einer Kita, in der Kinder von 1 bis 6 sind und die mein Sohn dann dort im Garten findet.
Ich verstehe auch nicht, warum es in einer Kita Schokoladenpudding als Nachtisch geben muss, wenn es drölfzig Alternativen gäbe, bei denen wahrscheinlich kein Kind den Pudding Vermissen würde und Süßigkeitenkonsum doch eher Sache der Eltern sein sollte. In einer Zeit, in der schon jedes 3. Kind (oder so ähnlich) übergewichtig ist.

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Beim Karnevalsumzug sollten unter anderem von den dort lebenden Anwohnern Kamelle geworfen werden-was unser Kind dann mitbrachte war überwiegend für Kita-Kinder vollkommen ungeeignet.

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Echt? Bei uns ist das komplett anders. Wir haben eine fast zuckerfreie Kita. Süßer Aufstrich darf nur am Mittwoch aufs Brot geschmiert werden. Ich finde das richtig gut:)

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Bei uns gibt es in der Krippe keine Murmelbahn. Eben nur die mit großen Kugeln. Ebenso im Kiga gibt es sowas nicht bei uns.

In der Krippe finde ich das auch ungeeignet. Im Kiga würde ich es ok finden wenn es wirklich gut betreut wird und man die Kugeln hinterher zählt. Das heißt natürlich dass keine 20 Kinder damit spielen. Aber das ist meine Meinung dazu. Meine Tochter ist an einem Stück zerkauter Karotte schon blau angelaufen als sie sich verschluckt hat. Ebenso war der Erste Hilfe Kurs in Bezug auf Murmeln und Erdnüsse auch eindeutig. Ich mag nicht mal gern diese kleinen Flummis.

Aber wär jetzt eine Murmelbahn in unserem Kindergarten, dann würd ich zwar nicht Juhu schreien aber ich würd es dennoch akzeptieren. Wenn mein Kind klein wäre, würde ich halt nochmal mit den Erziehern reden und nachfragen wie sie damit umgehen und meine Sorge erläutern. Die könnten sie sicher beruhigen. Dann wär es ok für mich.

Wär ich Leiterin der Einrichtung, würde ich kleine Murmeln nicht anschleppen

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"Meine Tochter ist an einem Stück zerkauter Karotte schon blau angelaufen als sie sich verschluckt hat."
Das hat meine Tochter mit Fleischwurst geschafft - verschlucken kann man alles, das muss weder hart noch rund sein.

LG

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Das stimmt. Aber Rund bleibt gern stecken und man kann es nicht weg klopfen. Murmeln in einer Einrichtung unter 3 würd ich schon verrückt nennen. Wenn was passiert wär der Erzieher ja schuld und daher würd ich dem Problem lieber aus dem Weg gehen. Aber das muss die Einrichtung eben selber entscheiden

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Ziemlich pathetischer Beitrag. Aber die Sorge dahinter kann ich einigermaßen nachvollziehen. Hat die Einrichtung kommuniziert, wie genau damit umgegangen wird? Also welche Regeln für das Spiel damit greifen? Was sagen sie denn zu deinen Befürchtungen?

Ich habe Glasmurmeln im Kindergarten (wir haben Kinder ab 2 Jahren und 9 Monaten) auch benutzt. Unsere Regeln waren:
- immer nur mit einem Erwachsenen; wenn dieser „weg“ muss, kassiert er die Murmeln ein
- festgelegte Anzahl der Murmeln, die immer gleich ist; jeder Erzieher weiß, dass es 3 Murmeln gibt, keiner gibt eine vierte raus
- beim Einkassieren werden die Murmeln natürlich gezählt
- Kinder, die noch gewohnheitsmäßig Gegenstände in den Mund nehmen, dürfen von Haus aus nicht mitmachen

Allerdings haben wir damit keine Murmelbahnen gebaut, sondern sie für das Montessori-Material oder in anderem Kontext eher mit therapeutischem Hintergrund genutzt (liegende Acht z.B.). Wobei selbst das Murmelbahn Bauen ja funktioniert, solange eben ein Erwachsener dabei bleibt. Ohne Aufsicht würde ich das nicht anbieten.

Das Problem ist, dass man nicht alle Eventualitäten regeln kann - leider. Sonst gäbe es keine Diskussionen um Nüsse, rohe Karotten, ganze Weintrauben und Salami im Kindergarten. Auch bei den Themen geht ja darum, wie informiert die (Fach)Kräfte sind und wie sie selbst das Risiko einschätzen. Zu einigen dieser Themen gibt es bei manchen Trägern Handlungsleitlinien oder Verfahrensanweisungen, aber oftmals eben auch nicht.

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Ja du übertreibst 🙈 die Erzieher kennen die Kinder, die sich noch gerne Sachen in den Mund stecken und haben da ein Auge drauf. Bei uns werden nicht viele Murmeln gleichzeitig verwendet (immer nur 3-4 Stück) und auch nur mit wenigen Kindern gespielt, sodass man einen Überblick behalten kann. Das ist auch nicht wirklich sehr Betreuungsintensiv 🤔 bei uns im U3 Bereich werden auch verschiedene Gesellschaftsspiele gespielt (zb Tempo kleine Schnecke, Obstgarten..) da gibt es auch Würfel, die die kleinen in den Mund nehmen könnten. Unter Aufsicht werden auch Scheren und Prickelnadeln von den kleinen benutzt

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Mein Sohn hat sich zum ersten Mal einen kleinen Stein in den Mund gesteckt und den runtergeschluckt, da war er über 2.
Vor 4 Wochen hat er zum 1. Mal Sand gegessen, er ist jetzt 2,5.
Normale Würfel und das Zubehör für Kinderspiele sind größer als normale Murmeln.

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Ich traue es einer Erzieherin definitiv zu, dass man 3 oder 4 Murmeln im Blick hat 😉 wenn du denkst, dass Würfel ungefährlicher sind als Murmeln (vor allem bei Kindern über 2/2,5, wo die Luftröhre/Speiseröhre schon etwas größer ist als bei zb 1 jährigen Kindern) dann solltest du dich nochmal etwas belesen....

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Der Begriff Kita ist ja ziemlich dehnbar.....im U2 Bereich habe ich noche nie Murmeln gesehen.

Danach bis 3 Jahre gab es Murmelbahnen.....wenn sich ein Kind diese Murmeln irgendwo hätte einführen können oder verschlucken....joah, Respekt....wäre wohl ein Eintrag im Guinessbuch geworden. Ich kenne jedenfalls kein Kind, was es schafft sich Murmeln in Größe eines Golfballes in die Nase zu schieben. Die nennt man aber wohl eher Kugelbahn.

Dann bleibt noch der Ü3 Bereich, mit einer tollen Murmelbahn, die man immer anders aufbauen konnte....der Hit bei den Kids. Und unsagbar schön mitanzuschauen, wie sie da gemeinsam (!) getüftelt und improvisiert haben, bis die Murmeln richtig rollen konnten. Wahnsinn, was sie da so für Ideen hatten. Ja, die Murmeln wurden von den Erziehern verwahrt und bewußt ausgegeben....aber nur aus dem Grund, weil sie sonst verschwunden wären...im Bällebad, zwischen den Kleinteilen der Spielküche.

Nein, tut mir leid, ich teile deine Haltung überhaupt nicht und es war auch nie mein Weg, meinem Kind eine extrem kindersichere (bis auf ein paar Ausnahmen: Treppenschutz, Kindersitz, Steckdosen) Welt zu schaffen, denn die existiert nicht. Mein Motto ist eher: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt....die Kinder müssen lernen in einer gefährlichen Welt zurechtzukommen, nicht andersrum.

Oben weiter schreibst du Kitaalltag, unten weiter Kleinkinderbetreuung....welche Altergruppe meinst du denn jetzt genau und um welche Murmeln handelt es sich....vielleicht ist es dann dein Problem für mich greifbarer.

Bearbeitet von Butterstulle
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Bei uns wird da genau aus diesem Grund differenziert. In der Krippe von 0-3 gibt es sowieso nur die großen Holzkugelbahnen. Im Kindergarten zum freien Spielen auch.

Ab und an nimmt sich im Kindergarten mal EINE Erzieherin ein paar Kinder in ein ruhiges Zimmer mit, baut mit ihnen eine Murmelbahn und jeder bekommt eine Murmel. Das sind aber nur 5-6 Kinder, abseits vom trubeligen Kiteleben. Das sind aber auch eher die älteren (4-5 Jahre), die da ausgewählt werden.

Die Vorschulkinder dürfen sich an der Rezeption Glasmurmeln holen für die große Murmelbahn im Garten und müssen sie danach wieder abgeben.

Ich denke, diese Lösung kombiniert irgendwie Sicherheit und Murmelspaß. Kleine Kinder und Glasmurmeln finde ich tatsächlich auch gefährlich. Ich weiß noch, wie ich bei unserem Sohn da noch mit 3/4 echt aufpassen musste. Er fand dieses Kühle im Mund immer total toll 🙄

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Ich bin auch nicht begeistert. Letztens hat meine 1-Jährige zu Hause mit einer Murmel gespielt. Es hat sich herausgestellt, dass der 4-Jährige seine Lieblingsmurmel in der Kita in die Hosentasche gesteckt hat und zu Hause ist sie wohl wieder rausgefallen und die Kleine hat sie gefunden.

Aber in unseren Kindergarten bekommen auch Kinder mit 12 Monaten ganze Weintrauben angereicht 🤷. Das werde ich beim nächsten Elternabend vorsichtig ansprechen, aber ich rechne damit, dass die meisten mich total nervig finden werden. Mit den Murmeln fange ich deshalb gar nicht erst an. Immerhin gibt's die bei uns nur im Ü3 Bereich. Dort hält sich die Kleine zwar wegen Personalmangel auch oft auf, aber eins nach dem anderen.

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Murmeln haben in der Kita nichts zu sehen,die Rutschen zu leicht im die Lunge.
Hatten wir in der Notaufnahme und Kind3 war danach mehrfach Schwerstbehindert
Murmeln gehören nicht in die Hände von Kitakindern

Bearbeitet von Erdbeerkuchen