Automomiephase hoch 50

Hallo,

Bis vor einiger Zeit dachte ich, dass diese ausgeprägte Autonomiephase an uns vorbei gerauscht ist, da mein Sohn (eigentlich) ein absolut pflegeleichtes Kind ist.
Seit ein paar Wochen ist er wie ausgewechselt. Unfassbar schlecht drauf, schreit viel und weint sofort sobald man etwas ernster wird, wenn er spielbesuch bekommt gibt es eigentl nur gezanke und Geheule weil er sein Spielzeug nicht teilen möchte.

Seit einigen Tagen kneift, kratzt und haut er mich auch wenn er vor Wut platzen könnte. Er hört sofort auf wenn ich ihm sage dass es reicht und dass es weh tut, aber macht’s doch immer mal wieder. Alles ist aktuell ein Kampf. Morgens das anziehen, das Essen, was wir jetzt unternehmen, usw. Er will von allem was ich möchte das Gegenteil.

Bei uns ist immer was los weil wir ne relativ große Familie haben und wir alle in der Nachbarschaft wohnen. Wir sehen uns fast täglich, ob geplant oder nicht. Wir sind auch sehr viel unterwegs.
Ich weiß, dass mein Sohn auch seine Ruhephasen braucht, er ist sehr Geräusch empfindlich und braucht auch nach Aufregung (wie zb die Kita) erst mal ein wenig Zeit um runter zu kommen.
Heute waren wir nach der Kita seit langem einfach mal nur zuhause. Wir waren in seinem Zimmer kneten, Bücher lesen, Lego bauen, Tonie hören, usw. Bestimmt 2-3 Stunden lang. Das Baby (4 Monate) hat in der meisten Zeit geschlafen, so dass ich mich ausschließlich auf ihn konzentrieren konnte. Und er war heute einfach so gut und entspannt drauf im Gegensatz zur letzten Zeit. Obwohl er erst recht schlecht gelaunt war nach der Kita.

Jetzt kommt mir natürlich der Gedanke, mute ich ihm zu viel zu? Vernachlässige ich ihn unbewusst wegen dem Baby? Hab jetzt ein total schlechtes Gewissen. Er wird im Januar 3, er ist selbst auch noch so klein. Ich weiß, dass ich manchmal geduldiger sein könnte aber hab momentan auch an manchen Tagen ne kurze Zündschnur, da die Nächte echt kurz und schlecht sind wegen dem Baby. Dann schimpf ich auf ihn, obwohl ich eigentlich weiß, dass er in dem Moment selbst nicht weiß wohin mit seinen Gefühlen.

Wir sind eure Kinder in dem Alter? Wie reagiert ihr auf diese krassen Wutanfälle?

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Ich glaube ehrlich gesagt, dass da nicht plötzlich die Autonomiephase aus dem Kind herausbricht, sondern dass es am Baby und auch daran, dass dein Verhalten sich durch das Baby verändert hat, liegt. Meine Kinder haben den gleichen Altersabstand und es ist einfach für alle in den ersten Monaten sehr herausfordernd. Dein Kind braucht jetzt keine strengen Erziehungsversuche, sondern ganz viel Verständnis und dass ihr Eltern auch bei schwierigem Verhalten liebevoll und zugewandt bleibt. Und so viel quality time, insbesondere von dir, wie eben im Alltag möglich ist. Es ist einfach maximal verunsichernd, wenn plötzlich ein anderes Kind in der Familie ist (stell dir vor dein Partner würde einfach eine zusätzliche Frau mit nach Hause bringen) und die Eltern gleichzeitig ungeduldiger und gereizter mit einem umgehen als vorher. Wie soll ein Kind das deuten? Ist es jetzt vielleicht unerwünscht in der Familie? Das alles ist Stress und bei erhöhter Anspannung reagieren Kinder natürlich auch mal impulsiver und aggressiver.

Das Verhalten hört von alleine auf, wenn das Kind sich wieder sicher in der Familienkonstellation fühlt und wieder mehr entspannen kann.

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Ich glaube auch, dass es an der Geburt des geschwisterkindes liegt. War bei uns genau so. Besonders zwischen dem 3-5 Monat. Aber auch davor und danach noch, nur eben nicht ganz so heftig. Bei uns hat viel Verständnis und Geduld geholfen. Ich habe mal gelesen, dass die Geburt eines geschwisterchen die erste richtige Lebenskrise für ein Kind darstellt. Also bei uns hat das definitiv gestimmt. Ich erkannte ihn fast nicht mehr. Inzwischen haben wir uns alle eingespielt und auch er hat seinen Platz gefunden. Es ist inzwischen wieder einfacher.