Überreiztes Kind (3J) / ADHS (?) / Hochsensibel (?)

Vorsicht: langer Text

HILFE! Ich verzweifle. Mein Großer ist die Tage 3 Jahre alt geworden und geht seit Oktober in den Kindergarten. Davor war er 2J in der Krippe in einer anderen Einrichtung. Wir sind im September umgezogen und im Juli 23 bekam er einen kleinen Bruder.

Alles etwas viel. Das verstehe ich. Bis zum Umzug war er mehr oder weniger entspannt in der Krippe. Wir bekamen öfter gesagt, dass er hauen würde, Auszeiten am Tisch waren für ihn ein Geschenk als eine Strafe. Dort orientierte er sich viel an anderen (kleineren) Kindern und sprach - trotz wahnsinnig guter Sprachentwicklung - immer mehr Babysprache

Nun im aktuellen Kindergarten orientiert er sich an einem sehr aktiven Kind und spuckt, kreischt, spricht eine sonderbare Sprache, nennt alle „blöd“, kratzt, beißt, zwickt, tritt… und es wird gefühlt immer schlimmer. Wenn ich ihn abhole (14Uhr) ist anfangs alles super. Ich hol erst ihn aus seiner Gruppe und dann holen wir gemeinsam seinen Bruder aus der anderen Gruppe. Dann auf dem Weg zum Auto geht es los (kreischen, ziehen, stehenbleiben, stampfen, weglaufen, …), im Auto tritt er um sich und kreischt, spuckt sich klatschnass. Zu Hause geht es meist weiter. Oft hört er dann auf gar nichts, spuckt sich weiter an, läuft weg, schreit, beißt, kneift, haut, tritt….).

Ich vermute, dass er überreizt ist durch die Eindrücke im Kindergarten, weiß aber nicht, wie ich ihm beim Regulieren helfen kann. Meist richtet sich seine Wut (oder was immer es ist) gegen seinen kleinen Bruder, dann werde ich auch wütend und laut. Grundsätzlich versuche ich aber ruhig zu bleiben ind ihn seine Emotionen (sofern er sich oder anderen nicht wehtut oder etwas dabei kaputt macht) leben zu lassen.

Die Erzieher hatten bisher keine Zeit/Kapazität, um sich mit uns über unserem Problem zu unterhalten. Natürlich weiß ich auch, dass er in der Autonomiephase steckt, aber ist das alles noch Autonomiephase oder steckt da etwas anderes dahinter? Ich erkenne mein Kind einfach nicht wieder.

Auffällig ist auch, dass er sehr schnell Routinen etabliert und die dann nicht mehr ablegen kann/will (er wiederholt sich oft (z.B. muss er nach Papa schreien wenn er nachts aufwacht obwohl er bis vor ein paar Monaten durchgeschlafen hatte oder zumindest wieder alleine zurück in den Schlaf gefunden hat; er muss bei jeder roten Ampel sagen „es geht weiter“ etc.), er entwickelt Ticks (letztens hatte er sich immer seine Nase am Ärmel abgewischt und nun macht er das immer in stressigen Situationen ohne dass sie ihm läuft), mit seinen 3 Jahren kann er alle Zahlen von 0-20 lesen, einige Buchstaben (groß und klein) und ist sprachlich super weit.

Seit 2 Wochen will er nicht mehr in den Kindergarten und weint morgens. Ich denke aber dass das wieder eine Routine ist, denn weder er noch die Erzieher können mir sagen, was passiert ist, er weint auch immer erst ab der Garderobe und wenn ich ihn am Nachmittag abhole erzählt er freudestrahlend wie toll sein Tag war und dass er morgen wieder in den Kindergarten gehen will.


Meiner Mwinung nach bräuchte er noch Mittagsschlaf, den es aber im Kindergarten nicht mehr gibt. Manchmal fahre ich nachmittags herum, dass der Kleine und der Große schlafen können.der Große schläft zu 99,9% mit ein. Abends kommt er trotzdem gut in den Schlaf.


Alles dreht sich gerade nur um ihn. Der Kleine kommt fast zu kurz und ich sehr an meine Grenzen. Mein Mann auch, denn er muss sich nachts um ihn kümmern, wenn er alle 2h wach wird.

Ist das alles noch normal oder spricht da was für ADHS, Hochsensibilität, o.ä.? Ich will ihm und uns gerne helfen, weiß aber nicht wie. Ich denke über eine Tagesmutter nach. Ab Januar beginne ich wieder mit der Arbeit. Zu Hause lassen kann ich ihn also nicht.

1

Ich kenne mich damit nicht gut aus. Wäre ich in der Situation würde ich folgendes machen:

Sofort auf ein Gespräch mit der Erzieherin drängen. Das sollen sie nächste Woche mit dir führen. Ja, das muss möglich sein. Denn ihr braucht ja Rückmeldung. Nicht abwimmeln lassen

Kannst du deinen Sohn sonst mittags abholen damit er schlafen kann? Meiner hätte es mit gerade 3 nicht geschafft bis 14 Uhr im Kiga zu bleiben ohne Schlaf. Da wäre er auch total drüber gewesen und hätte nur noch gebockt usw usw

Ansonsten gibt es auch immer kostenlose erziehungsberatungsstellen. Da mal anrufen? Vlt haben die noch gute Tipps für euch ❤️

2

Also bevor du deinem Kind irgendeine Diagnosen andichtest, was glaube ich auch so ein Internet Phänomen ist, oder dir nun in einem anonymen Laienforum mit diesem kurzen Bericht wirklich hilfreiche Ratschläge für euer Familienleben erhoffst, würde ich wirklich mal ausführlich mit den Menschen sprechen, die sich mit kleinen Kindern auskennen, viele Vergleichsmöglichkeiten haben und die deinen Sohn jeden Tag sehen. Nämlich seine Erzieher. Eine zweite Anlaufstelle wäre ein ausführliches Gespräch mit dem Kinderarzt, der einem dann ggf. weitere Beratungsstellen vermitteln kann. Alles andere ist doch stochern im Nebel. Das kann alles und nichts sein und sowieso sind 99% von allen möglichen Diagnosen in dem Alter überhaupt noch gar nicht feststellbar.

Was ich dir sagen kann, ist, dass mein Sohn auch ein anderer Mensch ist, wenn der richtig müde und überfordert ist und das fing auch so round about mit 3 an. Nicht so extrem, wie du es beschreibst, aber durchaus knackig. Jetzt mit 4 und wo nach der Geburt des Geschwisterchens wieder mehr Routine eingekehrt ist, ist es auch schon merklich entspannter geworden.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
5

Moment Moment 😊 ich DICHTE gar nichts an und bin einfach auf der Suche nach Eltern, die ähnliche Erfahrungen mit ihren Kindern gemacht haben und bei denen eine gewisse Diagnose festgestellt wurde bzw um hilfreiche Tipps zu bekommen, um meinem Kind zu helfen sich zu regulieren. Ich lese diverse Bücher, suche den KiA auf, das Gespräch mit den Erziehern und will mich an Beratungsstellen wenden. Schade, dass man hier oft Anschuldigungen statt hilfreiche Tipps bekommt. Danke für deine persönliche Geschichte. Ich fahre die zwei teilweise rum, dass sie schlafen können, aber oft ist die Laune beim Großen dann auch nicht besser. 😫

10

Tut mir leid. Aber solche Posts gibt es recht häufig und eine Überschrift, wo dann schon von ADHS die Rede ist, liest sich dann auch immer schon mit einem gewissen Augenrollen.

3

Hast du mal versucht ihn zu kuscheln/zum Auto zu tragen und ihm Essen zu geben?

Für mich klingt es nicht super problematisch. Ihr habt einfach den Schlüssel noch nicht gefunden.

6

Ich würde ihn gern kuschelnd zum Auto tragen, hab aber eben noch den Kleinen dabei, den ich tragen muss, weil der noch nicht laufen kann. Das zerreißt mir immer da Herz, weil der Große oft fragt, ob er auf den Arm kann. Der Kleine geht aber nicht in den Kinderwagen, also rebelliert einer von beiden definitiv

8

Kannst du dein jüngeres Kind 5-10 Minuten später abholen, damit dein erstes Kind etwas Zeit mit dir bekommt? Wenn er es schon so sagt, dann wird eher hier der Hund begraben liegen.

Es gibt auch Tragen für ältere Kinder oder eben zwei Kinder auf dem Arm…

weiteren Kommentar laden
4

Besteht die Möglichkeit deine Jungs eine Zeit zu Hause zu lassen?

Mein Mädchen hatte auch so eine Phase (nicht ganz so heftig). Eine ganz bewusste zu Hause Ruhe und Mama Zeit hat geholfen. Das war nicht einmal so lange. Zwei drei Tage ohne Haushalt sondern einfach nur das Mama Kind Konto wieder auf 100% bringen. Da du zwei Kids hast, vielleicht sogar mit Papa zusammen!?

7

Ich würde ihn gern zu Hause lassen, weil ich auch denke, dass er vielleicht mehr Nähe braucht.


Wir müssen aber beide arbeiten. Bei meinem Arbeitgeber habe ich nun auch schon unterschrieben, dass ich ab Januar zurückkehre. Da komm ich jetzt nicht mehr raus. Ich versuche aber beiden Jungs die Nähe/Liebe/Aufmerksamkeit gleichermaßen zu geben. Der Papa kommt erst 18Uhr nach Hause. Manchmal hat er Homeoffice aber auch dann arbeitet er natürlich, ist aber früher verfügbar.

13

Es geht drum, dass du ein paar Tage Urlaub nimmst. Wenn du ab Januar zurückkehrst, dann müsste das doch jetzt möglich sein? Vielleicht auch als Exklusivzeit für den großen?

9

Ich würde mir zuerst die Situation in der Kita anschauen. Alle wissen, dass die meisten Kitas unterbesetzt sind, außerdem kann ein "offenes Konzept ", das schlecht umgesetzt wird (Personalmangel, wenig pädagogisches Fachpersonal) dazu führen, dass kaum eingegriffen wird, wenn die Kinder untereinander übergriffig und wild sind - also weit weg von sinnvoller pädagogischer Arbeit. Wenn du irgendwie die Möglichkeit hast, verschaff dir selbst ein Bild davon.

Fehlender Mittagsschlaf tut sicher sein Übriges.

Das würde ich erst einmal abklopfen, bevor ich an hochsensibel (dazu gibt es eh keine offizielle Diagnose, ist kein anerkanntes "Krankheitsbild") oder dergleichen dächte.

11

Meine Tochter hatte in dem Alter auch öfter solche "Meltdowns" nach dem Kindergarten und ist definitiv hochsensibel, wobei die Ursache bei euch ja erstmal egal ist.
Eindeutig ist er überfordert und braucht da etwas Unterstützung.

Bei uns hat geholfen:
- nach dem Kindergarten direkt Traubenzucker & Trinken anbieten (sie hat beim Spielen immer drauf vergessen & reagiert einfach stark drauf)
- Runterkommphase danach (bei uns war das 30min ruhiges Kinderfernsehen; Kuscheln wollte sie nicht)
- Nachmittage so entspannt wie möglich gestalten, also wenig Termine oder "Funktionierdruck"
- positive Exklusivzeit, Situationen wo man schimpfen muss möglichst vermeiden (zB Waldspaziergang statt einkaufen gehen)
- Ausflüge in die Natur / körperlich auslasten (klettern, laufen, hüpfen)

Bei uns wurde es mit zunehmendem Alter (ca 4;6) deutlich besser, wobei meine Tochter jetzt mit 6 immer noch mehr Ruhe & Auszeiten braucht als andere Kinder.