Mein Baby gehört zu mir, die Geburt meiner Tochter Lina

Hallo Mädels,

Jetzt bin ich dran, nachdem ich hier immer fleißig Geburtsberichte gelesen habe, schreibe ich euch meinen auch:

Sonntags musste ich, bei ET +10 (endlose Tage des Wartens, dass es endlich losgehen möge, hoffen, träumen, beten - irgendwann muss sie doch mal raus wollen?! Ich war genervt…) zur Einleitung ins KH. Hatte also genügend Zeit, meine Kliniktasche zu packen: Kliniktasche? Was werde ich denn im KH brauchen? Bademantel? Riesenunterhosen? Was trägt man denn zur Entbindung? Ich war maßlos überfordert, das einzige, was ich sicher wusste war, was mein Baby bei seinem Heimweg anziehen sollte - vorbildliche Mami ;-).
Also gut, wir sind dann früh los in die Klinik: “Wir kommen zur Einleitung”. Nachdem ich untersucht wurde, beschloss die Hebamme (viel zu sehr geschminkt die Dame, dachte ich mir), dass wir doch mit Tabletten einleiten sollten (die wird vor den MM gelegt, völlig schmerz- und wie sich später herausstellte auch wirkungslos ;-)). Dann hieß es, wir sollen alle zwei Stunden im Kreißsaal vorstellig werden. Mein Freund und ich “genossen” also die letzten gemeinsamen Stunden, ich schleppte meine +20 kg mühsam bei viel zu viel Sonne durch den Englischen Garten, Stopp bei jeder Parkbank (daran waren wir ja schon seit Wochen gewohnt)… Alle 2 Stunden sind wir dann munter in den Kreißsaal spaziert - ich war jedes mal ganz aufgeregt, wie weit wir wohl sind, bekam von der Hebamme allerdings immer nur: “Ne, leider immer noch bei 1 cm, Kopf ja immer noch abschiebbar, ich komm kaum ran” gesagt, im 2-Stunden-Rhythmus - Toll, so eine Einleitung…
Schlussendlich zog sich das Ganze über den Tag, bekam nachmittags Tablette Nr. 2 gelegt, um gegen 22 Uhr gesagt zu bekommen: “Ne, das wird heute nichts mehr, versuchen Sie zu schlafen, morgen wird es anstrengend!“ - Prima, Schlafen???? Daran war wohl kaum zu denken, wenn man auf der Wöchnerinnenstation liegt, aber kein Baby neben sich liegen hat, dafür aber die ganze Nacht mit Babygeschrei beschallt wird (nicht falsch verstehen, wünschte mir nichts sehnlicher, als einen - meinen - Schreihals beruhigen zu dürfen), ich schlief dann irgendwann bei dem RTL-Programm ein….
Am nächsten morgen (heute ist also der Geburtstag meiner Tochter? Wie aufregend…) bin ich zusammen mit meinem Freund also wieder pünktlich im Kreißsaal, diesmal hatte ich eine andere, recht resolute Hebamme mit scharfen Akzent (genau, ich brauche jemanden, der mir den Weg weist, bin schließlich neu hier…). Akupunktur! (aaah, ich hasse das - hab mich in der SS schon gedrückt), nagut, was man nicht alles tut, um seinem Baby auf die Welt zu helfen. Sie steckte Nadeln in mich rein, gefühlte 100, es waren 10 Stück.
Zwischendurch immer wieder Globuli, mjam - das soll helfen, nachdem Madame jetzt schon 11 Tage “überfällig” ist? Hat es (natürlich) nicht (ne, ich bin nicht sarkastisch…).
Also doch die etwas, sagen wir mal, krassere Variante: Wehentropf. Jetzt aber, es geht los. Die ersten Wehchen zeichneten sich auf dem CTG (drei Kreuze, dass ich von dieser Maschine endlich erlöst bin) ab - “TOOOLL, schau mal, es tut sich was!”
Ich wehte also vor mich hin, sie wurden langsam auch immer stärker (dank einer der Hebammen “Guten Tag, ich bin so-und-so, Sie sind also die “Einleitung von gestern?, ich stelle mal den Wehentropf etwas höher”). Dann kam wieder “meine” Hebi, checkte die Lage: unverändert. 2. Meinung von der Ärztin: unverändert.
Nagut, stellen wir den Wehentropf erneut höher, achja, und sprengen wir die Fruchtblase, sie muss heute raus. Kurz zuvor war ich noch ganz zuversichtlich, keine PDA zu brauchen: “ach, das geht noch, die PDA wäre schlimmer als die paar Wehen jetzt”, 10 Minuten später wären mir diese Worte im Halse stecken geblieben: “Wo ist der Anästhesist????”, ich bekam die PDA, danach ging es mir besser, allerdings stellte sich bei Blutuntersuchung heraus, dass meine Entzündungswerte zu hoch waren, Antibiotika, sicherheitshalber.
Ok, die PDA wirkte, der Wehentropf wurde wieder gestartet, ich bekam erneut Blut abgenommen (diese Vampire) - es war mittlerweile schon 17 Uhr… Dann ging plötzlich alles ziemlich schnell, Ärzte rannten rein und raus, checkten das CTG, untersuchten mich (ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen mich untersucht haben…), dann: “Wir müssen ihren Arzt (ich hatte einen Belegarzt für die Geburt) anrufen, die Entzündungswerte gehen nicht runter, wir haben einen Geburtsstillstand” - “Geburtsstillstand? Was heißt das jetzt????” - mir schwante schon, dass das nichts gutes bedeuten wird. Mein lieber FA am Telefon meinte scheinbar, dass wir jetzt schnell zusehen sollten, dass die Kleine auf die Welt kommt - und zwar ohne meine Hilfe… Kaiserschnitt.
“Kaiserschnitt???? Wie jetzt?” - Damit hatte ich nicht gerechnet… Mir ging plötzlich ziemlich die Muffe, schwitzte und zitterte am ganzen Körper, während zwei Schwestern mit Gewalt versuchten mir diese Strümpfe (so sexy) über die mit Wasser gefüllten Beine zu ziehen (schon erniedrigend). Ich sah im Gesicht meines Freundes das Wort “HILFE” geschrieben, als er dieses Formular über “Risiken und Nebenwirkungen” las… Ich bekam über den Zugang der PDA jetzt das Betäubungsmittel, und wurde von der Hebi (es war jetzt wieder die Geschminkte vom Vortag - “Sie sind ja immer noch hier?”) und meinem Schatz (der ganz tapfer versuchte, Händchen zu halten, obwohl er wohl am liebsten das Weite gesucht hätte) zum OP gefahren. Ich zitterte, war nackt unter der Decke, hatte wirklich richtige Angst. Wurde unten dann erstmal geparkt, war alleine in irgendeinem Vorraum, es war kalt, ich konnte meine Füße bewegen (Hilfe, muss das so??).
Irgendjemand holte mich dann dort ab (ab jetzt erkannte ich niemanden mehr, mit diesen komischen Masken), und man versuchte mich zu viert (!!!) von meinem Bett auf den OP-Tisch zu ziehen - ich hätte heulen können (hab ich glaub ich auch, vor lauter Scham). Da lag ich dann: Nackt, mit gespreizten Beinen, irgendjemand schmierte meinen Bauch mit Desinfektionszeugs ein, mir war kalt.
Man war dann doch so “gnädig” endlich dieses bescheuerte Tuch aufzuhängen, sodass ich nicht mehr sehen konnte, was dort unten geschieht. Mein Freund kam rein, endlich zwei vertraute Augen, eine warme Hand, endlich…. Jetzt warteten wir alle auf meinen Arzt, er kam dann leicht verspätet, aber gut gelaunt….
Mein Oberkörper zitterte, mein Freund flüsterte mir ins Ohr “Alles wird gut, denk an was schönes, denk an unseren Malediven Urlaub, Süße, weißt du noch?” - Dann das Wort aus der anderen, wirklichen Welt: “SCHNITT” (es schallt heute noch in meinen Ohren…), sie ruckelten in mir herum, ich spürte keinen Schmerz, nur ein drücken und ziehen, und dann sagte ich zu Eric: “Da ist sie…”, und dann begrüßte mich das süsseste Wesen der ganzen Welt mit einem lauten Schrei, ich durfte kurz ihr Händchen halten, einen Moment ihr Gesicht sehen, ich weinte… (“ob ich wohl weinen werde, wenn ich sie zum ersten mal sehe?”). Dann war ich allein, ohne mein Baby, ohne meinen Freund (er ist mit ihr mit) aufgebart in diesem Raum… Man nähte mich zu (das klingt genauso schlimm, wie es sich angefühlt hat). Schirr endlos dauerte es, bis sie endlich fertig waren, nebenbei hörte ich den Doc sagen: “oh, schöne Eierstöcke haben Sie, ganz prima” - Na, welche Frau hört solche Komplimente nicht gerne - ich hätten ihn würgen können….
Irgendwann waren sie dann endlich fertig mit mir, ich kam in den Aufwachraum, und mein Freund kam alleine zu mir, kurz darauf brachte man mir endlich MEIN BABY, mein wunderschönes kleines Baby, Lina Lauren…
Sie wog 3870 Gramm, war 55 cm groß und hatte einen KU von 36 cm.
“Gut, dass wir sie geholt haben, das wäre keine schöne Geburt geworden“, meinte der Doc abschließend noch - mir war alles egal, sie war da, sie lag auf meiner Brust, ich liebte sie von der ersten Sekunde - jetzt war alles egal. Wir verbrachten also die ersten 3 Stunden gemeinsam zu dritt, ohne viele Worte, mit dafür umso mehr Gefühl…
Irgendwann musste sie dann zur Überwachung auf die Kinderstation, ich kam in mein Zimmer, wieder allein. Um 5 Uhr in der Früh kam dann die Schwester mit meinem Baby auf dem Arm und den Worten: “Da hat jemand Sehnsucht” - seitdem geb ich sie nicht mehr her, “mein Baby gehört zu mir” J

Ich hoffe, ich habe niemandem Angst vor der Kaiserschnitt-Geburt gemacht, für mich fühlte es sich sehr schrecklich an, weil ich mich nie mit dem Gedanken beschäftigt habe, niemals zuvor überhaupt operiert wurde und auch nie stationär im KH war, im Endeffekt ist alles gut gegangen, die Narbe ist gut verheilt, ich kann wieder alles machen.

Ich wünsche allen, die die Geburt noch vor sich haben, alles Gute. Versucht diesen kleinen Moment, wo ihr euer Baby zum ersten Mal seht, vollends zu genießen, mit allen Sinnen zu erleben, es ist der bedeutendste, aufregendste und intensivste Moment, den es im Leben gibt, und er verändert alles J

Danke fürs Lesen,

LG, Jenny mit Lina (schlafend auf meinem Bauch)

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Hi Jenny,

du hast den Bericht echt gut geschrieben, auch wenn es sicher keine Traumgeburt war musste ich ein paarmal schmunzeln...

Den Augenblick, als du deine Tochter zum ersten Mal gesehen hast hast du total schön beschrieben. Ich wünsche euch alles Gute mit eurer Maus.

Lg Vicky

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Herzliche Gratulation zu deiner Lina.

Der Bericht ist genial geschrieben, danke dass du uns teilhaben lässt an deinem Erlebnis! Ach ja, und natürlich noch eine Gratulation zu den hübschen Eierstöcken ;-)

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Danke für den schön geschriebenen Bericht. Hab selbst Krankenschwester gelernt, aber nur 1 Jahr gearbeitet. es ist so schade zu hören, dass Patienten so erniedrigt werden, wo doch in der Ausbildung bestimmt überall viel Wert auf Intimsphäre und Umgang gelehrt wird. Offensichtlich wird das im Alltag häufig vergessen - schreckliche Vorstellung!
Ich finde es in den vielen Geburtsberichten, die ich in letzter Zeit lese (bin in 40+5) immer wieder bestürzend, wie wenig die Leute offensichtlich von dem verstehen was mit ihnen geschieht, warum welche Maßnahme ergriffen wird. manchmal würde es mich schon interessieren, warum oder ich kann nur den Kopf schütteln.
Ich wünsche einfach jedem eine möglichst komplikationslose Geburt. Es ist halt echt totale Ausnahmesituation, es geht um so viel. Mutter und Kind können in Gefahr sein und Emotionen schwappen absolut über. Um so wichtiger fr das klinikpersonal feinfühliger zu sein...
Dennoch: Versuche zu verzeihen
Alles Gute
Corina2

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#danke dir für den wunderschönen bericht!! musste fast heulen weils so schön war!!
wünsch euch alles alles liebe und viel spaß mit der kleinen!!

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Hallo Jenny,

herzlichen Glückwunsch zur kleinen Lina!

du schreibst, dass du während der Einleitung durch den englischen Garten gewandert bist - hast du zufällig in der Geisenhofer Klinik entbunden?;-)

LG, dalia

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Hey Dalia,

genau, das war der Ort des Grauens ;-)

Hast du auch dort entbunden?


Lg, Jenny

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achso, ich sehe gerade, dass du noch schwanger bist :-)
willst du denn in der Geisenhoferklinik deine Tochter auf die Welt bringen? Wenn du Fragen zur Klinik hast, kannst du dich gerne bei mir melden :-)

Lg, Jenny

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Hallo Jenny!

Ich bin ein großer Freund von detailverliebten, langen Geburtsberichten - meine sind genau so ausführlich, mit ALLEN vorhandenen Gefühlen und Gedanken geschmückt - warum sollte man seine Heldentaten auch kleinreden-/schreiben??? ;-)

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, deinen Bericht zu lesen und mir schossen sogar die Tränen in die Augen, hach!

Die Links zu meinen Berichten sind auf meiner VK, falls es dich interessiert.

Ich wünsche euch alles alles Gute!!!

Jana + Lena (3) + #stern + Karl (4 Monate)

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ein wunderschöner bericht - vielen, vielen dank dafür!!
und alles gute mit deiner kleinen.

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Hallo Jenny,

zuerst meinen Gklückwunsch zu Deiner Lina!
Ich habe noch immer Tränen in den Augen, weil Du einen ganz tollen Bericht geschrieben hast!!! Ich hatte eine ähnliche Entbindung und kann Dir daher voll nachempfinden (ich weine heute noch, wenn ich davon erzählen muss). Aber es lohnt sich allemal.... alles Gute Deiner kleinen Familie,
LG Mina + Maus (*25.10.07) + Wurm 12.SSW

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Suuuuuuuuper geschrieben!!!!!!!!!!! #pro
Herzlichen Glückwunsch zu deiner Maus!