(Schöne) Unfreiwillige Hausgeburt von Neyo

So, wo fange ich den an...? Am besten am errechneten ET am Ostermontag den 17.April.
Da hat sich zum Glück noch nix getan, weil ich unbedingt einen Stier (ab 21.April - bin halt auch einer ) haben wollte. Am nächsten Tag hatten wir den routinemäßigen Termin beim FA und da wäre ich fast umgekippt, als er sagte, dass der MM 3cm offen sei und alles ganz weich und eben ein super Befund zum baldigen Entbinden. Haltet mich für verrückt, ich dachte nur oh nein und der Doc machte mir auch sehr wenig Hoffnung, dass ich es noch bis zum "Stier-Freitag" schaffen werde.
Wir also alles für die Betreuung unsere Tochter organisiert und mit der Familie Wetten abgeschlossen, wann das Baby kommt.
Wie es kommt, so kommt´s eben und es passierte weder den Dienstag, den Mittwoch und auch den Donnerstag nichts! Der Doc fand es am Donnerstag nur faszinierend, dass wohl der Wille der Mutter so ausschlaggebend ist und wollte schon die Zeitung informieren, wenn es am Freitag immer noch drin ist.
Tja, auf den Artikel warte ich immer noch.......Und dann haben wir einen wahrscheinlich fatalen Fehler gemacht: wir mussten am Samstag zum CTG ins Krankenhaus fahren, wo man wieder MM 3cm, dehnbar auf 4cm und nullinger Wehen feststellte - ein ganz normaler Befund für eine Zweitgebärende.
Neue Woche, neues Glück und mein Doc freute sich schon mich am Montag ET+7 wiederzusehen.
Ich will nur dazwischen sagen, dass ich mich zu dem Zeitpunkt superwohl gefühlt habe, trotz der ganzen üblichen SS-Beschwerden und auch überhaupt nicht ungeduldig war.
Tja, und dann meinte der Doc ich solle doch jetzt mal nach Hause fahren, in Ruhe mein Köfferchen packen und langsam in KH fahren...MM bei 4cm und es fehle wohl nur noch ein klitzekleiner Anstoß, damit es losgeht - ihn hätte es auch wahnsinnig gereizt die Fruchtblase aufzumachen.
Gesagt, getan, mein Mann hat sich schon gefreut, weil ihm die Warterei zu doof war, dass es jetzt endlich losging. Im KH dann aber die große Enttäuschung (für meinen Mann): man hatte ja die Werte vom Samstag und sowohl Ärztin als auch Hebamme, meinten, dass ich ohne die immer noch fehlenden schmerzhaften Wehen wieder nach Hause gehen könnte (wenn ich wolle), da sich am Befund nichts wesentlich geändert hatte. Da wir nur 10min entfernt wohnten, für mich kein Problem. Aber den Hinweis, wir könnten uns schon in 2 Stunden oder auch erst in 2 Tagen wieder sehen, bekamen wir noch mit. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, weil ich den Tag als gut erachtete um zu Entbinden.
Nun wollte ich auch nicht mehr tatenlos warten und habe am Abend gegen 8 einen Wehencocktail zu mir genommen, der dann auch prompt ne Stunde später mit Übelkeit und Durchfall gewirkt hat....mehr nicht.
Nachts um 1:00 bin ich dann putzmunter aufgewacht und hab mich vor den Fernseher gesetzt. Wieder Durchfall. Mir war schon ein wenig Bammel, denn ich hatte gelesen, man solle den Wehencocktail nur unter Aufsicht im KH oder einer Hebamme zu sich nehmen, da er zu ernsten Kreislaufproblemen (wg. Durchfall) führen könne.
Gegen 2 Uhr nachts bin ich dann noch in die Badewanne, da das ja ebenfalls wehenfördernd sein soll. Und da war sie, die aller erste halbwegs schmerzhafte Wehe die ich bis dahin hatte - aber noch lange nicht stark genug, um sie veratmen zu müssen. Ich kannte mich ja schließlich aus, es war ja mein 2tes Kind.
Allerdings wieder Durchfall, also raus aus der Wanne. Ich verfluchte den blöden Cocktail und bereute ihn getrunken zu haben. Und diese Darmkrämpfe dazu waren auch schrecklich. Moment mal, dachte ich, als ich mich bzw. meinen Bauch im Spiegel sah.. der wird hart und "verformt" sich wie in einer Wehe. Aber egal, mein Verlangen nach Fanta war größer und ich hab mir meinen Bademantel angezogen und bin in die Küche. Da, der nächste Krampf oder besser.... Wehe.
"Schnell ab ins Schlafzimmer und meinen Mann wecken, bevor ich vor Kreislaufproblemen und Durchfall-Darm-Krämpfen umkippe." dachte ich. Im Schlafzimmer konnte ich grad noch den Namen meines Mannes sagen, als der nächste Krampf kam. Der hatte erst garnicht reagiert - dachte wohl er träumt - dann ist er aus dem Bett gesprungen.
Jetzt kommt der unangenehme Teil: wir haben es den grad noch aufs Klo geschafft, wo es dann unten und oben gleichzeitig rauskam - wirklich unangenehm!
Jetzt hatte ich realisiert, dass es Wehen sind, aber nicht wie sie sein sollten, langsam ansteigen, Höhepunkt und wieder abfallend. Sie waren plötzlich und in unbeschreiblich schmerzhafter Weise da, hielten an und gaben mir überhaupt keine Chance sie zu veratmen. Ich konnte nur schreien. 2 Sekunden Pause und die nächste. Mein Mann wollte meinen Vater(wegen unserer Tochter) und den Notarzt anrufen, ich hab ihn aber nicht weggelassen, weil ich nicht allein sein wollte. Er sagte noch, komm zieh dich an und wir fahren jetzt ins KH, aber zu dem Zeitpunkt war mir klar, dass wir das niemals mehr schaffen, was ich dann auch rausschrie. (Schreien war ab da eh mein einziges Mittel mich auszudrücken)
Grad so vom Klo runter hat mein Mann es geschafft den Notarzt und meinen Papa zu verständigen, als ich anfing zu schreien, dass das Kind kommt.
Ich kann nicht sagen, dass ich Angst hatte, aber ich war total überrollt von dem was da passierte, diese unbekannten, unglaublichen Schmerzen und ganz unwirkliche Situation.
Es war mittlerweile 2:30 (oder besser: erst) als ich im Wohnzimmer, vor dem Terrassenfenster angelehnt, meinen Mann wieder anschrie, dass das Kind jetzt kommt und er schauen sollte. Er verneinte es aber und verunsicherte mich total damit. Ich setzte mich zu Boden und in dem Moment kam mein Vater gleichzeitig mit den Sanitätern. Ich schöpfte ein wenig Hoffnung auf Hilfe, aber Pustekuchen.
Ein Sanitäter hielt mir absolut unbeholfen die Hand, der andere telefonierte und ich schrie mir die Seele aus dem Leib.
Nachdem ich in die absolut verzweifelten Augen des Sanitäters geblickt hatte - der so einen "I want to go to RUI" Blick drauf hatte - wusste ich, dass ich/wir auf uns allein gestellt waren. Ab da musste ich pressen, einmal, zweimal und dann passiert es fast gleichzeitig: Kopf in der Fruchtblase kommt, Fruchtblase platzt und das Köpfchen ist schon halb Richtung Oberschenkel gedreht, draußen. Mein Mann!! kniet zwischen meinen Beinen, leitet mich an, nochmal zu pressen und da ist er. "Meine" Hebamme entwickelt die Nabelschnur von Hals und Arm und kuckt sogar noch ob der Mund frei ist.
Es war 2:50 und wir haben unseren Sohn zur Welt gebracht.
Danach ging es noch echt chaotisch bei uns zu, jede Menge Leute (Notarzt, Kindernotarzt, 4 Sanitäter) sind rumgewuselt, Nachbar hatten wegen meines Geschreis´ sogar die Polizei gerufen....

Ich hatte mir meine zweite Entbindung irgendwie anders vorgestellt, aber im nachhinein würde ich es trotz dieser unglaublichen Schmerzen lieber wieder in 20min machen, als in ein paar Stunden mit "normalen" Wehen.

unsere Daten:

Neyo Mael
3490gr / 50cm / KU 34,5cm und kerngesund

Liebe Grüße und für die Geduld beim lesen
Pia