Hallo liebe Community!
Da ich immer sehr gerne Geburtsberichte gelesen habe, möchte ich anderen auch die Möglichkeit geben über meine erste Geburt zu lesen.
Am 6.08.24 um 14:32 Uhr erblickte mein kleines Überraschungsei das Licht der Welt.
Zu meiner Vorgeschichte... Ich bin ü30, zum ersten Mal schwanger bzw jetzt Mama, verheiratet und lebe seit über 2,5 Jahren in Malaysia. Mein Mann ist Einheimischer und wir haben hier eine kleine Strandbar und Campsite umgeben vom Nationalpark, wo wir auch leben. Sehr wild.
Ich selbst bin sehr naturverbunden, liebe das Leben am Strand und möchte auch meinen Krümel so naturnah wie möglich aufwachsen lassen.
Grundsätzlich wollte ich soo gerne eine Hausgeburt (natürlich nicht am Strand) hier im Dorf, wo wir ein Häuschen angemietet haben vor unmittelbar vor der Geburt und Wochenbett. Das ist aber leider in Malaysia nicht möglich, hier gibt es auch keine Hebammen die außerhalb von Krankenhäusern arbeiten.
Also entschied ich mich, nach langer Überlegung, für ein Privatkrankenhaus in der Nähe.
Natürlich könnte ich auch (und das wäre vieeeel günstiger) zum government Hospital gehen, allerdings könnte dort mein Mann nicht bei der Geburt anwesend sein, bei mir übernachten und ich hätte doch Sorge in der Situation Kommunikationsschwierigkeiten zu haben (mein Malay ist naja nicht so dolle, und englisch kann dort nicht jeder so flüssig wie im privaten Hospital).
Also buchten wir im privaten KH
2 Nächte/3Tage Paket.
Mein ET sollte am 11.08 sein, allerdings machte sich mein Überraschungsei am 6.08 auf den Weg.
Am ersten August zog ich von meinem geliebten Strand ins Dorf und wartete auf die Geburt. Könnte mich auch schon einrichten und entspannen als es dann um 4Uhr morgens los ging.
Ich bin wach geworden, weil ich Wehen gespürt habe. Erst dachte ich nicht daran, dass es schon Geburtswehen waren, denn ich hatte einige Wochen zuvor schon so eine Erfahrung nachts doch nach 2 Stunden schmerzhafter aber sehr unregelmäßiger Wehen, war es vorbei. Diesmal nicht.
Die Wehen waren gleich relativ regelmäßig. Es find an in 15 min Abstand, dann 10Minuten und dann relativ schnell waren es alle 7-8 Minuten und dauerten um die Minute jeweils. Die Intensität war erst wie leichte Periodenschmerzen die dann an der Intensität gewannen. Ich habe ziemlich am Anfang schon angefangen zu tracken.
Als ich dann nicht mehr liegen konnte, ich hatte das Verlangen mich zu bewegen, auf meinem Ball zu sitzen und vor allem auf allen Vieren bzw angelehnt an das Batt zu sein.
Mein Mann wachte durch mein Gewusel auf und ich sagte ihm, dass das Baby wohl entschieden hat geboren zu werden aber ich noch nicht ins Krankenhaus möchte.
Ich beruhigte ihn ein wenig und er legte sich wieder schlafen, und ich hätte meine Ruhe um mich ganz auf mich und das Baby zu konzentrieren.
Meditieren, Wehen verarmen, dazwischen versuchen so viel wie möglich mich auszuruhen.
Irgendwann hatte ich das permanente Gefühl pinkeln zu müssen und mir ist regelmäßig übel geworden. Weiß auch nicht warum, denn die Schmerzen waren total okay und aushaltbar.
So ging es bis ca. 8 Uhr morgens. Meine Wehen kamen in immer kleineren Abständen, immer intensiver aber noch total aushaltbar. Da war ich bereit mich langsam darauf vorzubereiten ins Krankenhaus zu fahren (30 Autominuten entfernt). Ich packte die letzten Kleinigkeiten für die Hospitalbag und beauftragte meinen Mann unseren Hund zum Freund im Dorf zu bringen.
Ich war total ruhig und entspannt, mein Mann wie ein leicht aufgescheuchtes Hühnchen. Er war soooo nervös, auch wenn er es nicht mir zeigen wollte. Ich dagegen voll in meinem Flow.
Gegen 10Uhr morgens waren meine Wehen schon sehr intensiv und in Abständen von ca. 3 Minuten und dauerten um die 1 Minute.
Also entschied ich mich, dass wir ins KH fahren. Da es ziemlich schnell voranschritt, machte ich mir Gedanken, dass es sonst bald "zu spät" fürs KH sein könnte und das würde ich meinem Mann nicht antun wollen ;) Hausgeburt mit mir alleine wäre für ihn der pure Horror.
Also holte er das Auto und ich krabbelte da rein. Sitzen konnte ich nicht, also war ich da im Vierfüßler, halb auf dem Sitz und halb in Fußraum.
Das Gewackel vom Fahren war ehrlich gesagt nicht besonders angenehm, vorallem weil die Straße auch Recht kurvig ist. Naja diese halbe Stunde war echt nicht die angenehmste Zeit haha.
Aber es war aushaltbar, immernoch war ich in meinem "Flow".
Angekommen im KH kam dann jemand mit dem Rollstuhl und schob mich rein.
Mein Mann musste das Auto erstmal noch parken.
In der Notaufnahme angekommen verlor ich meinen Flow. Ich mag einfach keine KH. Ich würde erstmal gefragt, was denn los sei... Hallo? Ich hab den erstmal im nicht sehr freundlichen Ton gesagt, dass ich offensichtlich Schwanger bin und mein Baby sehr bald geboren werden möchte.
Dann brach leichte Hektik aus und die schoben mich auf sie Geburtsstation wo mich die Schwestern empfingen, nachdem ich ihnen sagte und sie es selber sahen, dass meine Wehen alle ca. 2 Minuten kamen, wurde ich direkt in den Kreissaal gebracht.
Umgezogen und erstmal ans Ctg gehängt. Alles war wunderbar bis dahin aber der Stress des KH hat meine Wehen nun fast stoppen lassen, im Ctg waren kaum Wehen erkennbar und ich spürte sie auch kaum noch. Ich bat sie zu kontrollieren wie weit ich schon eröffnet war, zu meiner Enttäuschung lediglich ca. 5cm. Ich rechnete eigentlich mit mehr. Gut, das gab mir Zeit mich etwas auszuruhen. So ging es ca. 2 Stunden, bis ich mich richtig wieder entspannen konnte und meine Wehen endlich zurück kamen. Nun mit voller Wucht.
Sie wollten mich wieder an Ctg hängen, nur für 20minuten... das war echt nicht schön, auf dem Rücken wurden die Wehen echt sehr sehr schmerzhaft. Da das Ctg unauffällig, Baby gute Werte hatte und Wehen kräftig waren, sah ich es nicht ein mich auf dem Rücken zu quälen ganze Zeit. Also machte ich mich los und bewegte mich im Raum, kniete am Bett und veratmete die Wehen ganz gut.
Das Personal hatte mich echt genervt und ich bat sie mich nicht zu stören und nur ab und an nach mir sehen bzw ich würde rufen. Meinen Mann hab ich weggeschickt zum Mittagessen und mir Eistee zu bringen. Ich wollte völlige Ruhe.
Ca um 13:30 Uhr haben sie mich nochmals kontrolliert und ich war nur bei ca 6cm. Enttäuschung.
Dann wieder 20min Ctg, die ich wieder kaum auf dem Rücken aushalten konnte.
um kurz nach 14Uhr wurden meine Wehen so intensiv, dass ich sie nicht mehr ruhig veratmen konnte. Nun hatte ich auch den Druck nach unten immer stärker gespürt.
Mein Baby war soweit. Ich sagte es den Schwestern und mit der nächsten Wehe merkte ich wie mein Körper pressen wollte. Die Schwestern funkten den Doc an und sagten mir "nicht pressen, ich soll warten bis der Doc kommt"... ähm ich weiß noch, dass ich sie angeschrien habe, dass ich das Baby nicht zurück schieben kann und es jetzt kommt und der Doc halt rennen muss. Ist ja nicht mein Problem, dass er noch nicht da ist. 😉
Nach wenigen Minuten kam er auch und ich hätte zwei so heftige Wehen, dass ich richtig schreien musste und durch das Chaos eh aus meinem Flow gerissen wurde. Die Schwestern baten mir zum tausendste Mal Gas an (ich hatte keine Schmerzmittel oder sonst was) und diesmal sagte ich ja, eher damit die mich damit in Ruhe lassen. Naja ich hab bei der nächsten Wehe versucht Gas mit dieser Maske zu atmen aber es war unmöglich für mich und ich warf es einfach zur Seite. Der Arzt hat sich, für mich gefühlt, ewig umgezogen, Hände gewaschen und desinfiziert etc. Ich schrie nur, dass das Baby kommt (ich fühlte in meiner Vagina schon mit den Fingern das Köpfchen) und die Schwestern wollten die Fußablagen ans Bett anbringen, ich aber den nochmal gesagt (vielleicht auch angeschrien), dass ich im "doggy" gebären werde. Hat den nicht so ganz geschmeckt aber ich hatte mich schon so auf dem Bett so positioniert und ich bin eh definitiv sehr stur und meine Geburt läuft wie ich es will.
Dann kam die nächste Presswehen und ich merkte wie das Köpfchen austrat, gefolgt von der nächsten Wehe unmittelbar danach (vielleicht war es auch nur eine lange Wehe) und das Baby flutschte raus mit dem Fruchtwasser und mit was auch immer noch.
Der Arzt hat gerade so das Baby aufgefangen, sie waren alle wohl nicht so sehr bereit, dass es so schnell geht. ehrlich gesagt war ich auch sehr überrascht.
Aber in diesem Moment endeten abrupt alle Schmerzen.
Und ich hörte mein Baby schreien. Das war das Schönste Gefühl überhaupt.
Ich schrie nur "gebt mir sofort mein Baby" und wollte mich umdrehen aber sie sagten ich soll ganz kurz warten, die Nabelschnur sei kurz. Ich ließ sie die Nabelschnur aus pulsieren lassen, Papa hat sie durchgeschnitten und nun drehte ich mich um und bekam mein schreiendes Bündel auf die Brust gelegt.
Ich schaute zwischen die Beinchen - es ist ein Mädchen! Gleich an meine Brust gelegt und die Kleine find an sofort gierig zu saugen. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Alles gut. Die Plazenta kam auch unmittelbar quasie danach und ich verbrachte ca eine Stunde mit meinem Mädchen auf der Brust, bis wir ins Zimmer geschoben wurden.
Ich fühlte mich plötzlich so fit, eine Stunde danach bin ich schon auf die Toilette gegangen, könnte normal pinkel , hatte nur leichtes Brennen (Ring of fire?) . Ich bin mir sicher, nur durch diese Vierfüßler Position war es so leicht und ohne jegliche Geburtsverletzungen.
Trotz des Chaos im KH empfand ich die Geburt wunderschöne. Ich würde es gerne nochmal erleben, aber diesmal zu Hause. Für das nächste Baby hab ich überlegt nach Deutschland zu kommen um eine Hausgeburt anzustreben. Mal schauen.
Ich bin so gerne Mama, mein Baby ist so brav und lieb und leicht, ich kann kaum erwarten wieder schwanger zu sein und diese wunderschöne Reise nochmal zu erleben.
Danke fürs Lesen!