Hallo an alle!
Meine 4,5 jährige Tochter ist stark weitsichtig. Sie hat folgende Werte:
links + 5,00 -1,50 180°
rechts + 2,75
Ich bin auch sehr stark weitsichtig. Der Augenarzt meinte aber erst, das es sein kann dass sie einmal ohne Brille auskommen kann. Doch jetzt - bei unserem letzten Besuch vor ein paar Wochen bekam sie ein noch stärkeres Glas links und der Arzt sagte das sie immer eine Brille braucht.
Ich bin jetzt total verunsichert.
Hat denn jemand ähnliche Erfahrungen oder kennt jemand einen Spezialisten???
Ich hab Bedenken dass sie jetzt ihre Augen gar nicht mehr anstrengt, sodass sie immer schlechter werden!
Ich bin dankbar für jede Antwort!!
Tschüss Tanja
4,5 Jährige stark weitsichtig!
Hallo Tanja,
auch unsere Töchter sind extrem weitsichtig. Da wir inzwischen einiges an Erfahrungen durchmachen mußten, kann ich Dir nur raten, falls es irgendwie für Euch machbar wäre, nach Berlin zu Dr. Wulff zu fahren. Er ist Spezialist, aber leider kein Kassenarzt. Dennoch: wenn es für Euch machbar ist, dann fahrt dorthin!
Unsere Große hat auch so unterschiedliche Augen wie Deine. Sie ist inzwischen neun, das Problem wurde lange Zeit nicht ernstgenommen bzw. richtig behandelt und sie hat nun nur noch 20% Sehkraft auf dem schwachen Auge. Deshalb auch mein dringender Rat. Für Eure Tochter ist es noch nicht zu spät.
Mit unserer Mittleren und unserer Jüngsten waren wir vor kurzem dort (wenn auch eher wegen Schielen; doch die Mittlere ist auch weitsichtig mit jeweils 4,5 Dioptrien) und ich bin sehr froh darüber, weil er wirklich genau untersucht, alles sehr gut erklärt und einfach sehr sehr erfahren ist. Übrigens, wir kommen auch aus Bayern (hab ich in Deiner VK gesehen).
Viele Grüße
Claudia
Hallo Tanja!
Meine kleine Tochter (heute 7) trägt seit ihrem 3. Lebensjahr eine Brille. Sie hat damals mit + 2,75 auf bd. Augen angefangen und hatte auf dem li. Auge nur noch 30% Sehkraft!
Wir waren in Essen in der Augenklinik, wo sie mit Atropien getropft wurde und die dort dann die aktuellen Werte festlegten.
Sie machten uns leider keine große Hoffnung, daß es besser werden würde, eher schlechter! Heute hat sie auf dem li. Auge +6,0 und auf dem re. +5,0 und hat jetzt auch noch eine zunehmende Hornhautverkrümmung! Leider schielt sie auch sehr stark und wir müssen jetzt auch zweigeteilte Gläser haben für sie; wo ich ein zeimlich schlechtes Gefühl habe!
Warst Du schon mal in einer Sehschule? Die wird meist vom Augenarzt angeboten, ansonsten im Branchenbuch schauen!
Wenn ich Dir irgentwie helfen kann, dann schreibe mir; ich wäre froh, wenn ich mich mit jemanden austauschen kann, der auch solche Erfahrung macht!
Du kannst Kontakt über meine VK aufnehmen!
Alles Gute,
Andrea
Hallo Andrea,
ich arbeite als Orthoptistin in einer Sehschule und falls du Fragen hast, kannst du ruhig mal über VK schreiben.
Die zweigeteilten Gläser sind eine sogenannte Bifokalbrille und werden eingesetzt, wenn der Schielwinkel in der Ferne kleiner ist als in der Nähe. Sie sollen dazu dienen, die - in diesem Fall- den größeren Schielwinkel verursachende Scharfeinstellung in der Nähe (auch Akkommodation genannt, dabei stellt die Linse durch stärkere Krümmung das Bild in der Nähe scharf. Leider geht bei Schielern durch die Anstrengung des Scharf Stellens auch das Auge stärker nach innen - stark vereinfacht dargestellt).
Das Nahteil der Brille nimmt dem Auge die Arbeit des Scharf stellens ganz oder teilweise ab (je nachdem, wie stark das NAhteil ist) und das Auge steht dadurch entweder ganz gerade mit beidäugigem Sehen oder zumindest ist der Schielwinkel mit Brille in Ferne und Nähe gleich, so dass eine Operation zur Geradestellung der Augen erfolgen kann.
Da es so viele verschiedene Schielformen gibt, sind in meiner Erläuterung jede Menge entweders oder sonstige Einschränkungen enthalten - natrülich kann ich auch keine Ferndiagnose stellen, da ich dein Kind nie gesehen habe...
Im Allgemeinen wird eine Bifokalbrille jedoch wirklich nur verordnet, wenn sie auch etwas bringt - sprich doch deine Orthoptistin oder den Augenarzt mal an!
LG
Andrea + Jonathan (fast 8 Monate alt)
Hallo Tanja,
also es ist folgendermaßen. Bei der ersten Brillenbestimmung, bei der meistens Tropfen (Atropin, Cyclolat oder Mydriatikum) verabreicht werden, läßt meistens die Linse im Auge nicht ganz locker. Durch Krümmung der Linse kann deine Tochter die Weitsichtigkeit selbständig ausgleichen, was allerdings für die Augen sehr anstrengend ist und wegen der ungleichen Werte der beiden Augen auch nur auf dem weniger weitsichtigen Auge gemacht wird. So sieht sie auch ohne Brille - wenn sie sich anstrengt - auf dem linken Auge scharf, mit dem rechten allerdings nicht, da die Linsenkrümmung immer mit beiden Augen gleichstark ist, es können also nicht verschiedene Weitsichtigkeiten beider Augen sondern immer nur eine Seite ausgeglichen werden.
Dies hat zur Folge, dass das unscharfe Bild des rechten Auges von der Sensorik im Kopf weggeschaltet wird, da es beim Sehen stört und das wiederum führt dazu, dass das rechte Auge deiner Tochter schlechter wird und eine Schwachsichtigkeit oder zusätzlich auch ein Schielen entwickelt.#
Wird die erste Brille verschrieben, so muss diese täglich getragen werden, damit das vorher benachteiligte unscharf sehende Auge eine Chance hat, durch das jetzt scharfe Bild eine gute Sehkraft zu entwickeln. Nach einigen Wchen wird dann die Sehschärfe kontrolliert und nach ca. 3 Monaten (zumindest bei uns) nochmal eine Brillenbestimmung durchgeführt, um den latenten Rest der Weitsichtigkeit (der trotz der Tropfen manchmal noch nicht festgestellt werden kann beim 1. Mal, da die Linse im Auge eben das Ausgleichen/Krümmen so gewöhnt ist, dass sie nicht komplett locker läßt; erst duch das Tragen der Brille kann beim 2. Mal Tropfen der "nachgelockerte " Rest der Weitsichtigkeit erkannt werden - ich hoffe, das ist einigermaßen verständlich erklärt) festzustellen und - wie bei deiner Tochter- die Brille nochmals zu verstärken. Das hat also nichts mit einem Messfehler zu tun.
Es ist nur wichtig, das die Brille wirklich richtig ist als o die volle Weitsichtigkeit auskorriegiert wird und ich muss deinem Arzt rechtgeben, mit diesen Werten wird deine Tochter vermutlich immer eine Brille tragen müssen, denn die Weitsichtikeit wird zwar während des Wachstums oftmals geringer aber eben auf beiden Augen gleichmäßig. Selbst wenn deine Tochter im Erwachsenenalter insgesamt 2,75 dpt geringer wird, so bleibt ja immer noch die Restweitsichtigkeit auf dem rechten Auge ebenso wie die Hornhautverkrümmung (die sich nicht verwächst)
Sollte bei dem Sehstest mit der Brille herausgekommen sein, dass das rechte Auge noch deutlich schlechter ist als das Linke, so wird man vermutlich eine Abklebetherapie beginnen, bei der je nach stärke der Schwachsichtikeit des rechten Auges stunden- oder Tageweise das bessere (linke) Auge abgeklebt wird, um die Sehkraft des schwächeren Auges zu "träinieren". Das klappt in der Regel in diesem Alter noch relativ gut, kann allerdings ein langjähriger Prozess sein, da jedes Kind unterschiedlich auf die Therapie anspricht (die im übrigen spätestens mit ca. 12 Jahren abgeschlossen ist, da dann die Sensorik des Auges voll ausgereift ist - abdiesem Zeitpunkt kann man die Sehkraft des Auges nicht mehr (durch Abkleben) steigern.
LG
Andrea + Jonathan (fast 8 Monate alt)
PS: Ich arbeite übrigens in einer Augenarztpraxis als Orthoptistin in einer Sehschule und führe genau diese Abklebetherapien bei Kindern wie deiner tochter durch -also, wenn du noch Fragne hast, ich stehe gerne zur Verfügung