Hallo und guten Abend!
Ich bräuchte mal einen Rat.
Mein Mann und ich leben seit 2 Jahren getrennt, sind aber noch verheiratet. Er wohnt seit der Trennung alleine in unserer gemeinsam finanzierten Immobilie. Die Kredite laufen jetzt im Frühjahr aus und er möchte das Haus alleine weiter finanzieren. Ich habe seit der Trennung nicht mehr mitbezahlt, da meine Miete (2 Kinder, Wechselmodell) fast die gleichen Kosten im Monat verursacht. So haben wir uns geeinigt.
Ich möchte gerne aus der Finanzierung raus. Er würde mich vorerst teilausbezahlen, sodass ich keine Verantwortung mehr habe aber etwas finanziellen Spielraum. Er finanziert das Haus für weitere 5 Jahre, bis die Kinder aus der Schule raus sind. Dann will er voraussichtlich verkaufen und ich würde dann den Rest erhalten. Ehrlich gesagt habe ich dem vorerst mündlich nur deswegen zugestimmt, weil es das Beste für die Kinder ist. Sie lieben beide Zuhause.
Wir würden dann notariell festhalten, dass ich dann nur anteilig die Hälfte von dem bekomme, was das Haus bis zur Trennung wert war.
Im Grunde finde ich das auch fair, da ich ja nicht mehr drin gewohnt habe. Andererseits habe ich mal irgendwo gelesen, dass er ja umsonst meine Hälfte mitbewohnt. Und aus meiner Familie (Schenkung) kam ein großer finanzieller Teil der Gartenarbeiten (20.000€).
Ich möchte keinesfalls Streit und bisher sind wir auch recht friedlich damit umgegangen.
Nun meine Frage: Kann mir jemand sagen, von wem ich mich beraten lassen kann? Ich kenne weder den aktuellen Wert des Hauses noch weiß ich, ob dieser Weg so in Ordnung ist oder mir mehr oder weniger zusteht. Weiß ein Anwalt alles dazu? Kann der auch Hauswerte bestimmen? Ich suche quasi die eine Person, die mir da weiterhelfen kann...
Ich bin auch sehr dankbar für eure Erfahrungen.
Grüße :))
Immobilie nach Trennung
Makler machen auch Wertermittlungen für Häuser. Das kostet halt, wenn man das Haus dann gar nicht über den Makler verkaufen will.
Ich würde mit diesem Anliegen an einen Makler (oder sogar zwei und dann den Mittelwert bilden ) herantreten und ehrlich sagen, worum es euch geht.
Am besten hat man für so eine Wertermittlung alle Unterlagen zusammen: Kaufurkunde, alle angefallenen Handwerkerrechnungen usw. Eigenleistung mal zusammenschreiben.
Dann könnt ihr einen Zeitpunkt X festsetzen und klarstellen, dass jedem die Hälfte dessen zusteht, was das Haus zu diesem Zeitpunkt wert ist.
Idealerweise ist das der Verkaufs-Zeitpunkt...
Was ihr noch mit der Frage anstellt, wer wie viel Geld eingebracht hat... wer wie viel selbst gemacht hat... wer wie lange mietfrei wohnen durfte...
da würde ich einen Anwalt für Scheidungsrecht ins Boot holen. Die machen das ja öfter.
Ich würde zuerst zur Bank gehen, bevor ich zum Makler oder Anwalt gehe. Je nachdem, was noch offen ist und wie hoch das Gehalt deines Noch-Ehemanns ist, wird sie da nämlich nicht mitmachen, da du als Schuldner wegfällst. Ihr müsst sie also sowieso fragen, ob sie eure Pläne mitträgt. Vermutlich wird sie zudem einen eigenen Gutachter beauftragen, der den Wert des Hauses einschätzen soll.
Es muss zwar nur bedingt dein Problem sein, wenn dein Mann das Haus nicht alleine abzahlen darf, aber falls ihr euch nicht richtig krachen wollt, würde ich mich nicht querstellen.
Will die Bank das Risiko, nur noch einen Schuldner zu haben, nicht eingehen, werdet ihr das Haus jetzt schon verkaufen müssen, damit du an dein Geld kommst.
Du solltest dazu auf jeden Fall eine/n Anwältin/Anwalt befragen, denn nach euren bisherigen Überlegungen wärst du sehr stark benachteiligt.
Die Schenkung deiner Familie und dein Anteil am Haus (was bisher abbezahlt wurde) stecken im Haus und stehen dir somit aktuell nicht zur Verfügung. Du kannst das Geld also im Moment nicht in eine eigene Immobilie investieren oder irgendwo anlegen. Dadurch verlierst du jeden Monat Geld.
Da ihr noch verheiratet seid, ist das ganze noch schwieriger. Muss einer von euch Unterhalt für die Kinder zahlen? Muss einer von euch Trennungsunterhalt für den anderen zahlen?
Auch dafür empfehle ich dir, dringend eine Anwältin oder einen Anwalt hinzuzuziehen.
Am saubersten wäre es, wenn ihr nun die Scheidung durchzieht und das Haus verkauft (er kann es dir auch abkaufen, wenn er die Mittel dazu hat). Dann könnt ihr außerdem berechnen lassen, ob laufender Unterhalt zu zahlen ist, ob Entschädigungszahlungen zu leisten sind (wenn jemand von euch beruflich zu gunsten die Familie zurückgesteckt hat) und wie die Verkaufssumme aufzuteilen ist. Schenkungen, Erbe und Vermögen aus der Zeit vor der Ehe werden dabei rausgerechnet. (Sprich: Die Schenkung ist z.B. zusätzlich auf deiner Haben-Seite, unabhängig vom Hauswert).