Hallo miteinander,
ich entschuldige mich jetzt schonmal für meinen langen Post. Ich muss mir das heute einfach mal von der Seele schreiben, weil ich einfach nicht mehr kann und im totalen Gefühlschaos feststecke.
Mein Mann (37) und ich (32) versuchen nun schon seit Mai 22 ein Kind zu bekommen. Im August 23 erhielten wir dann die Diagnose Azoospermie. Diese Diagnose hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Wir haben lange überlegt, ob wir eine Tese wagen und uns dann dafür entschlossen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich einen Kinderwunsch habe und mein Mann auch sein Leben ohne Kind gut findet.
Wir warten aktuell auf die Ergebnisse der Genetik und seit 2 Tagen könnte ich nur noch durchdrehen. Ich könnte schreien und weinen vor Wut. In mir herrscht ein Tornado des Gefühlschaos und ich beginne mich damit auseinanderzusetzen, nie ein leibliches Kind haben zu können. Denn Samenspende kommt für uns nicht in Frage. Und es tut so verdammt weh. Wie kann denn ein Thema, was einen soviel Glück bringen soll, auch gleichzeitig die schlimmste Lebensphase bisher darstellen. Und gefühlt alle rennen mir mit Babybäuchen entgegen. Und ich kann nur zugucken, nett lächeln und sobald die Haustür geschlossen ist weinend zusammen brechen. Das ist gerade reiner Psychoterror. Womit haben wir das verdient? Ich fühle mich vom Schicksal verhöhnt. Und soll ich jetzt dazu verdammt sein mein Leben lang neidisch allen bei der Familienplanung zuzusehen?! Mein Leben ist momentan echt zum kotzen.
Und schlimm finde ich auch diese unterschiedlichen Gefühle. Mal geht es mir ok, mal könnte ich zusammen brechen oder denke mir, wieso machen wir überhaupt eine Tese. Erfolgschancen sind doch eh beschissen. Wieso nicht einfach aufgeben. Und ich weiß auch nicht wie ich jemals akzeptieren soll niemals leibliche Kinder zu haben. Es zerreißt mich gerade total.
Wer sich den Post bis hier durchgelesen hat, danke! Ich musste einfach mal Dampf ablassen
Gefühlschaos Azoospermie
Ich stelle es mir ziemlich besch***en vor, in deiner Lage zu sein, was den Kinderwunsch angeht! Der erste Schock ist ja bei dir schon vorbei, du hast dir, die letzten zwei Monate, bestimmt so wahnsinnig viele Gedanken gemacht. Könnte mir vorstellen, dass du das Gefühl hast, zu verbittern, oder so . Wegen dieser aussichtslosen Situation. Aber ich denke ,deine Wut wird der Akzeptanz weichen . Vielleicht findet ihr ja doch noch eine Lösung, die für euch beide in Frage kommt.
Hallo Isabell,
dein Gefühlschaos ist vollkommen verständlich und es braucht seine Zeit um all diese Emotionen zu verarbeiten- Wut, Trauer, Verzweiflung und (Selbst-)Mitleid waren monatelang mein Begleiter als wir 2019 die Diagnose Azoospermie bekommen haben.
Wir hatten Glück im Unglück und bei meinem Mann war es ein Gendefekt, bei dem vereinzelt Spermien gefunden werden und auch die Tese war erfolgreich. Unsere Tochter kam nach mehreren Rückschlägen letztes Jahr auf die Welt.
Mir hat es aber auch (psychisch) geholfen einen Plan B zu haben, in unserem Fall Samenspende und Adoption im Ausland.
Ich drücke euch die Daumen für ein gutes Ergebnis bei der Genetik 🍀
Die Diagnose muss nicht automatisch das Ende bedeuten, aber der Weg und die Warterei sind trotzdem nicht einfach.
Den einen Tipp den ich habe: Redet offen miteinander und verliert euch als Paar nicht. Macht Dinge die euch gut tun und ablenken.
Alles Liebe und Gute
Lady
Hallo,
Wir waren auch in dergleichen Lage. Diagnose aspermie (kein ejakulat). Ich habe meinen Mann dann mak gefragt, ob er in 10 Jahren es sich nicht vorwirft, dass wir es doch probieren hätten sollen. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir mit "alles versucht, aber nicht geklappt" irgendwie klarkommen würden, aber mit "nicht geklappt, weil nicht versucht" eben nicht.
Ich war auch oft am Boden zerstört. Dann im März 22 die positive Tese meines Mannes. Im September musste ich dann die 1. ICSI abbrechen (am Punktionstag) wegen Corona und habe nur noch Rotz und Wasser geheult (wir sind fast Selbstzahler). Im November dann der 1. richtige Versuch. Von 8 Eizellen konnten mit dem Tese Material nur 2 befruchtet werden und eine schlummert gerade friedlich im Bett.
Mein Tip: sprich darüber! Je mehr im Freundes/Familienkreis darüber bescheid gewusst haben, umso besser konnte ich damit umgehen und die lästigen Fragen nach Nachwuchs haben nachgelassen.
Danke für eure Antworten. Es tut gut zu lesen, dass trotz der Diagnose nicht alles verloren ist. Ich will ja auch positiv denken, aber es gelingt mir einfach nicht. Wir haben die Tese nichtmal gemacht und ich beginne mich schon damit auseinanderzusetzen kein eigenes leibliches Kind bekommen zu können. Mein Mann ist auch noch nicht bereit über Alternativen nachzudenken. Er will einen Schritt nach dem anderen gehen und irgendwo hat er auch Recht. Immerhin haben wir bis Ende des Jahres zumindest dann das Ergebnis der Tese.
Zusätzlich muss ich sagen, dass wir als Paar schon offen mit dem Thema umgehen. Wir binden es jetzt nicht jedem auf die Nase, aber die nahe Familie und Freunde wissen Bescheid. Bisher haben auch alle sehr einfühlsam reagiert, bis auf meine Schwägerin die gerade selbst ein Kind erwartet...
Aber ich kann und will meinen Mann nicht mit jedem Gefühlsausbruch belasten. Er merkt eh schon, dass es mir schlecht geht und ich eine Menge durchmache und das wegen einer Diagnose die an ihm liegt. Es tut ihm so leid das er mir das nicht geben kann, was ich mir wünsche. Da möchte ich ihn manchmal einfach nicht spüren lassen, wie sehr es mich doch mitnimmt.
Ich war in deinem Alter, als auch wir die Diagnose bekamen und mir ging es damals genauso wie dir. Wir hatten eine positive TESE aber auch 7 Jahre später noch kein Kind. Zu Beginn war man sich sicher, dass bei unserer guten Blastorate und -qualität wir schnell ein Kind haben werden aber Pustekuchen.
Was ganz wichtig ist, sich vor der TESE Gedanken machen, wie es bei einem negativen Ergebnis weitergeht, das Loch in das du fällst wird sonst sehr tief.
Eins kann ich dir aber aus der Sicht 7 Jahre in der Zukunft sagen: In deinem Alter bekommen jetzt alle Kinder und es ist hart zuzusehen, wie man übrigbleibt. Viele Freundschaften sind bei uns dadurch zerbrochen. Aber deren Kinder werden größer und zu mindestens bei mir kommt immer mehr der Gedanke, dass ich mir aktuell gar kein Kind mehr wirklich vorstellen kann.
Ich sehe seit 7 Jahren, was es bedeutet Kinder zu haben bei meinen Freunden und weiß nicht, ob ich das wirklich will. Man lernt mit der Zeit zu zweit glücklich zu sein.
Du Arme, lass dich drücken!
Ich kenne dieses hilflose, erwürgende Gefühl, wenn man vor den Scherben eines Lebenstraums steht. Warum trifft es ausgerechnet uns? Warum bekommen gefühlt alle so mühelos Nachwuchs, nur wir nicht? Warum muss mein Mann dieses harte Schicksal, nämlich Unfruchtbarkeit, ertragen? Als wir die Diagnose Azoospermie erhielten, hätte ich wochenlang nur weinen, schreien und vor Wut kotzen können.
Bei uns kam dann nach der genetischen Diagnose der nächste Hammer, der uns komplett zerstörte: Mein Mann hat Klinefelter, und ich habe eine genetische Translokation. Das bedeutete für uns, dass mein Mann gar keine Spermien produziert, und ich habe eine sehr hohe Chance für Fehlgeburten und Behinderungen. Und als Sahnehäubchen bekamen wir dann auch noch erzählt, dass wir beide die Gene für Mukoviszidose tragen - selbst ohne die Unfruchtbarkeit wäre unser Kind also höchstwahrscheinlich schwer krank gewesen. Mit Samenspende + PID hätten wir eventuell einen gesunden Embryo bekommen, das wollte mein Mann aber nicht.
Ich war in den Wochen danach ein Wrack.
Wir haben uns nach einer gewissen Zeit der Trauer aber aufgerappelt und nach Alternativen gesucht. Erst wollten wir eine Adoption angehen, dann entschieden wir uns aber für eine Embryonenspende im Ausland. Diese doppelte Spende war für uns beide in Ordnung, weil das Kind so von keinem von uns abstammte.
Schönes Ende dieses ganzen Albtraums: Ich habe vorhin unsere kerngesunden Zwillingsmädchen, made in Tschechien, zur Kita gebracht.
Es gibt also immer einen Weg - man muss sich nur Zeit lassen und den Weg finden.
Wir haben die Diagnose Azoospermie im Mai 2021 bekommen und es hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen und das Gefühlschaos war schlimm. Da wir dann noch viel Diagnostik gemacht haben verging ein bisschen Zeit um es sacken zu lassen. Wir haben eine Tese gemacht die leider negativ war. Davor meinte mein Mann eine Samenspende kommt nicht in Frage. Noch im Aufwachraum als der Urologe gesagt hat es ist nichts da, sagte er er möchte unbedingt Kinder und wir machen mit Samenspende weiter. Unsere Tochter wird nächste Woche 1 Jahr alt und die Samenspende war das Beste was wir in dieser Situation machen konnte und für meinen Mann ist es überhaupt kein Thema mehr das die Kleine nicht die gleichen Gene hat wie er. Wir entdecken soviele Charakterzüge von ihm in ihr.
Danke, dass ihr eure Erfahrungen mit mir teilt. Es tut gut zu lesen, dass man nicht alleine ist.
Wir müssen einfach irgendwie unseren Weg finden und ich habe das Gefühl, das dauert auch noch etwas. Ich habe angedacht mal zu einer Beratungsstelle zu gehen. Ich werde psychologisch schon betreut. Aber ich denke für uns als Paar könnte das auch wervoll sein. Durch den Verlust einer nahestehenden Freundin dieses Jahr habe ich gelernt, dass man die meisten Dinge im Leben eh nicht beeinflussen kann. Alles ist im Fluss und wir können nur versuchen auf der Welle zu surfen, den Moment zu genießen und das Beste aus dem zu machen was wir haben. Keiner weiß aktuell ob wir leibliche Kinder haben werden oder wie es bei dem Thema für uns weiter geht. Aber ich weiß, dass ich einen liebenden Mann jetzt schon habe und ihn um nichts auf der Welt missen will.
Ich möchte euch jetzt auch an meinen positiven Gefühlen und meiner guten Laune teilhaben lassen. Die Ergebnisse der Genetik sind bei uns beiden vollkommen unauffällig und mein Hormonstatus ist laut Kinderwunschklinik wohl auch ganz wunderbar. Ich würde wohl auch nur wenig stimuliert werden müssen für die ICSI, weil meine Reserven so super sind.
Ich weiß, dass wir noch einen sehr langen Weg vor uns haben. Aber für uns war es jetzt irgendwie schon ein Meilenstein und wir sind sehr erleichtert 😌
Jetzt warten wir auf den Termin für die Tese...