Zweite TESE oder Spendersamen?

Hallo liebe Community,

ich wende mich erneut an euch, weil hier schon viel Hilfe und Trost gefunden habe.

Kurz zu unserer Geschichte:
Ich bin mittlerweile 37 und mein Mann noch 43.

Mitte letzten Jahres haben wir erfahren, dass mein Mann Aszoospermie hat. Das war ein großer Schock. Dann ging es los mit Kontrollspermiogrammen und vielen Untersuchungen. Die Diagnose bestätigte sich. Die Blutwerte waren alle in Ordnung, auch die Hormonwerte waren alle in der Norm und die untersuchten Gendefekte konnten ausgeschlossen werden.
Im Januar war es dann soweit: Stimulation bei mir, letzten Dienstag TESE und Eizellentnahme. Es gab 5 Eizellen, von denen vier reif waren und laut Biologin war die Qualität auch ok. Wir setzten große Hoffnung in die TESE, aber nach über vier Stunden wurden nur fünf Spermien gefunden, die nicht reif waren. Es gab eine Nullbefruchtung. Ich war völlig am Boden zerstört.
Die Biologin meinte, dass hier ein Gendefekt vorliegen muss und sprach von einem "heavy infertility problem", das nur weniger als 5% der Männer betrifft. Das war einfach nur die Totalkatastrophe.

Nun wurde uns zunächst empfohlen, uns an die Uniklinik in Brüssel zu wenden, das man dort viel mehr Möglichkeiten habe, die Spermien mit speziellen Inkubatoren aufzubereiten.

Heute mussten wir wieder in die Ambulanz, da mein Mann starke Schmerzen hat und der rechte Hoden sehr angeschwollen ist. Die Urologin hat uns die Klinik in Münster empfohlen, da Prof. Dr. Kliesch führend auf diesem Gebiet sei. Sie sagte auch, selbst wenn eine Befruchtung stattgefunden hätte, wäre das mit unreifen Spermien ein Risiko.

Mein Mann möchte eigentlich keine zweite TESE machen und steht dem Gedanken, es mit Fremdsperma zu versuchen, relativ offen gegenüber. Mir fällt das sehr schwer, da ich mir immer eigene Kinder gewünscht habe, und zwar mit dem Partner, den ich liebe.

Hat jemand von ähnliche Erfahrungen oder Geschichten und kann mir berichten, wie euer Weg verlief?

Sorry für den langen Text!

Bearbeitet von Sharisade
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Hey, tut mir leid was ihr schon hinter euch habt. Mein Mann hat ebenfalls die Diagnose Azoospermie. Bei der Tese konnten nur ganz wenige brauchbare Spermien gefunden werden. Im Endeffekt hatten wir drei icsis mit eigenem Material. Keine davon war erfolgreich. Nach langer Überlegung haben wir uns dann für Spendersamen entschieden und tatsächlich hat die erste IUI geklappt. Unsere Tochter ist mittlerweile 4 Monate alt und wird nicht weniger geliebt wie ein genetisch eigenes Kind.
Für meinen Mann wäre eine zweite Tese nicht in Frage gekommen. Die Chancen wären auch wirklich nicht gut gewesen. Ihr müsst euch überlegen ob diese Strapazen es wert sind oder ob Samenspende vielleicht doch eine Option ist.
Bei Fragen oder Redebedarf meld dich gerne.
Alles Gute 🍀

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Hallo Jules,

ich freue mich, dass ihr diesen Weg gefunden habt und so glücklich seid! ♥️

Ich vermute mein Mann wird keine zweite TESE mehr machen. Er ist nicht wehleidig, leidet aber wirklich sehr.

Ich hätte halt so gerne von ihm ein Kind und würde gerne noch nicht aufgeben.

Ich weiß einfach nicht weiter. Und ich bin schon 37...

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Hallo 👋

Ich kann sooo gut nachvollziehen wie es dir geht! Fühl dich gedrückt 😘

Mein Mann hat die Diagnose Kryptozoospermie, also nur geringfügig besser. Beim feld-Wald-Wiesen-Urologen, der nicht sonderlich motiviert schien bezüglich spermiogrammen, war einmal kein Spermium zu finden, einmal eins. In der Kiwu waren es dann 49, davon aber nur 12 motil. Testosteron an der unteren Grenze, FSH an der oberen, aber beides im Normbereich. Genetik unauffällig. Da er am Tag meiner ersten PU trotz bester Vorbereitung nicht auf Kommando "konnte" mussten meine 16 reifen Eizellen eingefroren werden. Durch OHSS und Weihnachten hat sich die Weiterbehandlung so oder so gezogen, daher hat er es noch 2 mal prbiert, oh e Erfolg. Dann die Entscheidung zur TESE. Im Januar dann war die TESE dann. Der Urologe, der mit der Kiwu zusammenarbeitet, und die kiwu waren eigentlich guter Dinge, dass die TESE erfolgreich sein wird. Tjaaaa.... Pustekuchen. Es wurden zwar vereinzelt Spermien gefunden, aber nicht genug zum einfrieren. Man hätte sie nie wieder gefunden. Zentrifuge kann man da nicht nehmen, weil es die Spermien kaputt gemacht hätte. Erfolgsaussichten in Münster hat der Urologe als nicht so hoch eingeschätzt. An dem Tag war für mich erstmal alles vorbei. Ich hab Rotz und Wasser geheult. Mein Mann hatte nämlich vorher gesagt, Spendersamen kann er sich nicht vorstellen.
Die Kiwu hat uns ein Gespräch mit Petra Thorn nahegelegt (würde ich euch auch ans Herz legen, das hat uns beiden sehr geholfen!). Sie ist Psychologin und hat sich auf Paare spezialisiert, die nicht 0815 sind und eine Familie gründen.
Danach hat mein Mann sein Go für Spendersamen gegeben. Wir haben den für uns perfekten Spender gefunden. Er sah als Kind aus wie mein Mann. Meine Schwiegermutter hat das Bild von dem Spender für meinen Mann gehalten (ernsthaft, nicht gespielt!).
Im April hab ich dann den künstlichen kryozyklus angefangen, meine Eizellen wurden aufgetaut und befruchtet. Ich war sooo guter Dinge. Und Bäm, wieder hat das Schicksal gesagt "ätsch"! Von meinen 16 reifen Eizellen haben 9 das Auftauen nicht überlebt, von den übrigen 7 konnten 3 befruchtet werden. Das hat gesessen.
Ich hatte dann einen Tag 3 Transfer mit einem 9-16-Zeller. Die anderen beiden wurden weiter beobachtet. Eine blasto wurde eingefroren, die andere verworfen. Also 2 von 16 bwz ein Achtel war nutzbar. Für mich ein herber Schlag 🙈
Schwanger wurde ich mit dem 9-16-Zeller, hatte aber bei 5+3 eine FG. 3 Tage vorher Blutung und ein Dottersack im US zu sehen. Bei 5+3 hatte ich die Fruchthöhle in der Hand 😭 Also ein Pausenzyklus, dann die kryo mit der Blasto in Juli. Wieder schwanger, Blutung, HCG-Krimi weil erst ungewöhnlich hoch 3109 bei ES+17, übers Wochenende Hoffnung geschöpft trotz Blutungen, Dienstag dann die Schocknachricht: HCG auf 100, da stimmt was nicht! Laut Kiwu war es eine biochemische Schwangerschaft. Wieder Pausenzyklus und Genetik und Gerinnung bei mir. Beides unauffällig. Im Oktober dann die 2.ICSI. erst etwas ernüchternd,weil beim US nur 6-7 Follikel zu sehen und die Ärztin wollte mit triptofem auslösen wegen dem OHSS beim ersten Mal. Ist dann aber doch auf Ovitrelle umgeschwenkt. Ich war am Tag de PU so auf Adrenalin, dass ich 10 Minuten nach Narkose meine Mailbox abgehört habe😅 Ergebnis war bombastisch:
11 Eizellen, davon 10 reif, 10 befruchtet,10 absolut zeitgerecht entwickelte Achtzeller an Tag 3 😍 man könnte der Biologin ihre Begeisterung am Telefon anhören, sie konnte es wohl selber kaum glauben. An Tag 5 hatten wir sage und schreibe 7 Blastos! Also 70% blastorate 😁 eine würde mir transferiert, 4 haben wir noch auf Eis. Ich würde schwanger 🤰 und es blieb dieses Mal. Alle guten Dinge sind drei 😅. Am Anfang hab ich noch sehr gezittert wegen Blutungen und ich war doch relativ verunsichert, aber mit jeder Woche und jeder Bewegung, die ich gespürt habe würde ich ruhiger. Im Juli 2022 kam unsere Tochter dann mit Karacho auf die Welt und hat uns sofort verzaubert.mei. Mann liebt sie über alles und geht absolut toll mit ihr um 😍 und sie sah als Baby absolut aus wie er als Baby. Sie hat immernoch einige Ähnlichkeit mit ihm. Meine Schwester, die nichts davon weiß, hat auch schon mehrmals gesagt, dass sie das oder das von ihm hat 😉

So, das war unsere Geschichte bis hierher. Ich hoffe, ich könnte dir etwas Mut machen! Wenn du Fragen hast oder Redebedarf melde dich gerne!

P.S.: ich würde, wenn du dich damit anfreunden kannsty eher zu Spendersamen tendieren. Ob eine zweite TESE wirklich erfolgreich sein wird...ich wage es ehrlich gesagt zu bezweifeln. Es bringt v.a. Schmerzen und Beschwerden für deinen Mann und noch mehr Unsicherheit mit sich....
Die Entscheidung müsst aber ihr selbst für euch treffen! Lasst euch die Zeit die ihr braucht. Ihr müsst euch nicht so schnell entscheiden wie wir.

LG
Fledily mit Elli (18 Monate alt 🥰♥️)

Bearbeitet von fledily89
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Liebe Fledily,

vielen lieben Dank für deine Antwort und dass du deine Geschichte geschildert hast.

Das mit Petra Thorn werde ich mal in Angriff nehmen.

Ich habe jetzt mal noch renommierte Kliniken angeschrieben, aber wir haben uns auch schon mit dem Thema Samenspende auseinandergesetzt und auch diesbezüglich einen Termin angefragt.

Was mich so belastet, ist mein Alter. Meine Uhr tickt und ich habe Panik, dass es nicht mehr klappt.

Das macht mir Mut. Denn das ist auch eine Sorge, wenn das Kind gar keine Ähnlichkeit mit meinem Mann hat. Das klingt oberflächlich, aber unsere Gesellschaft stigmatisiert leider sehr oft.

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Hey,

ich würde eine zweite TESE machen, und das dann aber bei Dr Schulze in Hamburg. Er findet wohl immer Mal Material. Er gibt den Patienten auch meist ein Hormon-Medikament, auch wenn die Hormone in der Norm sind. Und anschließend kommt die TESE.

Wenn es mit der zweiten TESE nicht klappt, könnt ihr noch schauen, ob eine Spendersame für euch in Frage kommt.

Die zweite TESE hätte ich daher gemacht, weil ich mich kenne…ich hätte mich immer gefragt: was, wenn es geklappt hätte.

LG

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Hallo,

ja, so geht es mir auch. Ich möchte gerne alle Optionen angewägt und ausgeschöpft haben. Das Blöde ist, dass mindestens ein halbes Jahr dazwischen liegen soll und ich schon 37 bin und dieses Jahr im Oktober 38 werde. Trotzdem möchten wir gerne eine Zweitmeinung einholen.

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Hi du,

das tut mir total leid, fühl dich gedrückt! 💐

Ihr könntet euch noch zur Mikro-TESE beraten lassen, es gibt da unterschiedliche Ansichten was erfolgversprechender ist.

Bei meinem Mann wurde während der OP schon untersucht ob Spermien gefunden wurden, damit der Operateur wusste, ob sie noch weiter suchen oder genug Proben haben. Die Proben wurden dann eingefroren, damit man falls nötig für mehrere ICSIs Material hat. So musste ich auch erst in die ICSI-Stimulation starten als wir wussten dass es Spermien gibt.

Seinen Vitamin-D-Wert könnte dein Mann auch prüfen lassen falls noch nicht geschehen, da gibt es wohl auch einen Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit.

Ich habe auch Freunde die mit Fremdsperma Kinder bekommen haben, ich glaube die Entscheidung kann einem niemand abnehmen und man muss "nur" als Paar mit sich im Reinen sein welchen Weg man geht. 🫶

Liebe Grüße
🐻 32. SSW nach ICSI und Mikro-TESE in Berlin

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Hallo Beerchen,

vielen Dank! Das ist nochmal neuer Input, in den ich mich einlesen werde und den ich mit meinem Mann besprechen möchte.

Es ist einfach so verzwickt und macht mich total fertig.