Unsere Tochter ist im Oktober in der 20. SSW von uns gegangen. Mein Freund war mir in allem eine Stütze. Ohne ihn hätte ich die Zeit in der "Klappse" verbringen müssen.
Vielleicht hat er zu viel verdrängt, vielleicht hat er immer versucht für mich da zu sein, und seine Trauer ganz vergessen.
Jedenfalls ist er seit gestern nicht mehr wiederzuerkennen. Er hat nie über seine Trauer gesprochen, er wollte es vermutlich auch nicht. Denn ich kam nie richtig an ihn ran.
Er wirkt extrem niedergeschlagen und ist aggressiv gegen mich.
Er ist unglaublich fahrig und alles ist meine Schuld. Jedes Wort von mir ist falsch. Wenn ich ihn in den Arm nehmen möchte, geht er weg- Dann fällt ihm plötzlich ein, was er machen muss.
Ich habe selbst große Angst vor dem morgigen Tag. Aber ich dachte immer: Zusammen schaffen wir das. Jetzt ausgerechnet vor der Beerdigung pflaumen wir uns ständig an. Das ist so furchtbar, ich fühle mich unserer Kleinen gegenüber schuldig, dass wir es nicht mal hinkriegen zusammenzuhalten. Ich habe sogar schon fast das Gefühl, dass er mich danach verlassen will. Vielleicht sind es wirklich nur die Nerven, ich habe keine Ahnung.
Wie hat sich Eurer Partner verhalten?
Bin verzweifelt.
Morgen ist die Beerdigung unserer Kleinen-und Freund total gereizt. Hilfe
Es tut mir sehr sehr leid für euren riesigen Verlust !
Wie du schon erkannt hast, können Männer traurige Dinge verdrängen, ihre Trauer unterdrücken und/oder sie nicht nah an sich ranlassen, um für ihre Partnerin da zu sein und zu schützen.
Er hat dich stets unterstützt und das ist super,aber seine Trauer ist dadurch vielleicht etwas zu kurz gekommen. Und diese kommt jetzt hervor, so kurz vor einem der intimsten Ereignisse. Die trauerphase ist sehr wichtig und sie äussert sich wo durch seine Aggressionen und schlechten Launen. Da du es schon mit trösten versucht hast, gebe ich dir den Tip, ihn einfach zu lassen. Manchen ist es lieber, in solchen Momenten zwar zu wissen, jemand ist da und stärkt den rücken, möchte aber für sich allein sein. Er braucht im Moment diese Zeit, um überhaupt zu realisieren, was da passiert ist. Das kam vielleicht etwas zu kurz, da er dich unterstützt hat und dich nicht allein lassen wollte. Was ja auch gut so ist, aber er hat sich vielleicht dabei vergessen. Gib ihm am besten etwas Zeit.
Ich glaube nicht, dass er sich trennen wird. Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht, aber eine Trennung? Ich denke, er hat andere Sachen im Kopf.
Mein baby ging in der 11./12. Woche zu den Sternen, es gab keine Bestattung oder ähnliches. Leider. Mein Partner hat den ganzen Tag geweint, als er es erfahren hatte. Ich habe bis heute nie vor ihm geweint, da ich es nicht möchte. Es geht also auch umgekehrt. Das war ebenfalls im Oktober. Wir sind heute noch traurig, aber es wird besser.
Ihr könntet ja nach der Beerdigung nochmal reden, wennr bereit ist. Oder später. Aber so lange er nicht möchte, dann ist es so. Ihr werdet es sicher schaffen. Es ist euer baby, euer Verlust und irgendwann ist man gezwungen darüber zu reden. Den Gedanken, er könne sich trennen, würde ich zunächst beiseite schieben. Sonst würde es einfach noch mehr Trubel in seine Gefühlswelt bringen und in deine auch.
Ich hoffe, ihr schafft es und ich wünsche euch so viel kraft.
Liebe bayi,
es tut mir wahnsinnig leid, was mit deiner Tochter passiert ist. Meine Zwillinge sind in der 19. Woche zu den Sternen gegangen.
Wir hatten die Beerdigung 2 Wochen später und der Tag war wahnsinnig schwer. Mein Mann war auch die ganze Zeit immer für mich da. Hat mir Kraft gegeben oder einfach auch nur mal im Arm gehalten, wenn die Tränen nicht aufhören wollten. ich glaube schon, dass seine Trauer etwas zu kurz gekommen ist. Männer oder eine andere Person trauert ja auch ganz anders, als man selbst.
Vielleicht hat er jetzt Angst vor dem großen Schritt. Eine Beerdigung ist immer hart, noch dazu wenn es die eigenen Kinder sind. Manche wollen ja auch nicht in der Öffentlichkeit weinen. Vielleicht hat er davor Angst. Den Gefühlen freien Lauf lassen.
Gibt ihm Zeit und versuche es nicht persönlich zu nehmen. Ich bin mir sicher, ihr schafft diesen schweren Tag zusammen.
Ich wünsche euch von Herzen viel Kraft und alles Gute.
Liebe Grüße
Mir tut Euer Verlust Leid und auch das es in Euer Beziehung zur zeit schwer ist. Ja, Männer trauern anders...
Ich würde auch die Situation zur zeit nicht überbewerten.
Vielleicht hats du eine Freundin, oder noch besser wäre gemeinsame Freunde, die Dich/Euch zur Beerdigung begleiten?
Du kannst natürlich Deinen Partner nicht zwingen und Männer wollen auch nicht gedrängt werden, aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass Dein Partner mit jemand redet (einem Freund oder jemand ganz Außenstehendes). Bei uns gibt es einen Männerstammtisch für verwaiste Väter.
wertvoll, die auch nicht weiß, ob ihr Mann den Verlust verarbeitet hat
heute ist der 10. geburtstag/todestag meines sohnes. mein damaliger partner und ich waren schon getrennt, als elias starb und während der letzten phase (als er noch lebte), da haben wir uns teilweise fast zerfleischt aus lauter verzweiflung, angst, wut, trauer, panik - so viele gefühle, die jeder für sich hatte und dann noch in dem anderen sah. keiner weiß, wie es weitergeht und gleichzeitig glaubt man, dem anderen eine stütze sein zu müssen oder glaubt, das erwartet der andere, oder fordert es für sich selbst ein. ich empfand es damals so, als balancierte ich auf einem drahtseil und unter mir ist eine schlucht. obwohl wir getrennt waren, haben wir aber doch eine unheimliche gemeinsame stärke als eltern entwickelt (haben noch eine tochter zusammen), die wir uns auch bewahrt haben und ausbauen. aber das ist ein weg, das ist nichts, was man plötzlich hat.
die beerdigung des eigenen kindes .. ich hatte solche angst damals vor diesem tag. und er gehörte auch zu dem weg dazu, der letzte gemeinsame weg mit dem kind, das letzte, was man aktiv für und mit seinem kind macht.
vertrau auf eure beziehung, als eltern seid ihr jetzt schon lebenslang verbunden! und welche form der trauer jeder für sich findet - das darf kein anderer bestimmen. dein freund darf schreien, toben und schubsen - genauso wie du das auch dürftest. je mehr raum jeder für sich und seine gefühle hat und je ehrlicher man darüber spricht, desto verständnisvoller kann man miteinander umgehen.
für euren weg wünsche ich dir ganz viel kraft und mut!
Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure wundervollen Antworten und Hilfestellungen.
Ihr habt recht, Männer trauern anders. Das hat sich dann in seiner Reizbarkeit niedergeschlagen.
Die Beerdigung war sehr schön und so liebevoll gestaltet. Und der Sarg war so niedlich gestaltet und mit einer wunderschönen Schleife drappiert. Die Angst vor der Konfrontation war vollkommen unberechtigt. Wir konnten das kleine Särglein sogar selbst zu Grabe tragen. Diese Momente sind so wertvoll und unvergesslich. Und auch als Paar haben wir alles durchgestanden an diesem Tag. Ohne Kabbeleien, ohne Hickhack. Davor hatte ich ja die ganze Zeit Angst, dass unsere Tochter dann zu kurz kommt, weil wir uns nicht hinkriegen.
Aber es lief alles wie von selbst. Wenn es darauf ankommt, halten wir zusammen. Das hat mich auch enorm beruhigt und mir gezeigt, dass ich solche Reizbarkeiten vielleicht wirklich nicht zu sehr überbewerten sollte.
Auch habe ich erneut sehen dürfen wie sehr er sein Kind liebt. Und dass das eigentlich alles ist, was ich mir für unsere Kleine wünschen kann.
Schön, dass ihr das so erleben konntet. Und wenn es mal wieder zu Konflikten wegen der unterschiedlichen Trauerweise kommt, dann denke an dieses gemeinsame erleben zur Beerdigung.
wertvoll