Von der Seele schreiben

Nun bin ich auch hier und kann es noch immer nicht glauben. Ich, die zwei mal direkt im ersten Zyklus schwanger wurde, die schon eine völlig komplikationslose Schwangerschaft hinter sich hat mit einem kerngesunden, wundervollen Sohn als Resultat. Als ich Ende April den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt - den es auf Grund von Übelkeit gar nicht gebraucht hätte - war die Freude erst noch verhalten, zu viel Angst vor der erneuten Schwangerschaftsübelkeit, der heftigen ersten Geburt und der anstrengenden Babyzeit. Trotzdem stellte sich nach und nach die Freude ein. In der 8. Woche bin ich zum Frauenarzt gegangen, dort sah man das Herz bereits schlagen und mein ET wurde auf den 28.12.18 ausgerechtnet - der Geburtstag meiner geliebten Oma, die vor einigen Jahren verstorben ist. Wir haben uns vorgestellt, wie wir Weihnachten mit Neugeborenem an unserem Kamin sitzen, oder wie ich hochschwanger und genervt unter dem Weihnachtsbaum sitze und darauf warte, dass es endlich los geht. Wir wollten unbedingt nochmal einen Urlaub ans Meer machen, da wir uns nicht sicher waren, ob wir das nächstes Jahr mit Baby und Kleinkind machen können. Also waren wir zwei Wochen auf einer schönen Insel. Am Samstag kamen wir zurück und von Sonntag auf Montag Nacht begann der Albtraum, ich wachte nachts, weil ich auf die Toilette musste und bemerkte Blut. Ich weckte meinen Mann und nach einigem hin und her ebschloss ich alleine ins Krankenhaus zu fahren, da ja jemand auf unseren Sohn aufpassen musste. Ich kam im Krankenhaus recht schnell dran und als der Arzt schließlich den Ultraschall durchführte, nach einiger Zeit sagte wir müssten an ein anderes Gerät und auf dem Gang auch noch eine Hebamme rief, sie solle bitte mitkommen, ahnte ich bereits was das hieß. Auch am besseren Gerät: Kein Herzschlag mehr. Der Arzt meinte es wäre noch nicht so lange her. Rechnerisch wäre ich bei 12+3 gewesen. Ich wurde nach Hause geschickt und sollte mich am nächsten morgen nüchtern um 8.30Uhr wieder in die Notaufnahme begeben. Auf dem Weg durch die langen Krankenhausflure wurde mir schwarz vor Augen und ich musste mich kurz hinlegen. Schließlich bin ich nach Hause gefahren, mein Mann hat zu Hause auf mich gewartet und wir haben zusammen gweint, konnten den Rest der Nacht natürlich nicht mehr schlafen. Am nächsten Morgen sind wie gemeinsam ins Krankenhaus, ich dachte der Termin um 8.30 wäre ein fixer Termin, aber leider läuft hier alles etwas anders (wohnen im Ausland) und das ganze lief über die Notaufnahme, so dass ich sehr lange warten musste. Schließlich wurde ich erneut von einem völlig unsensiblen Gynäkologen untersucht, der kein Wort gesprochen hat und mich sehr grob untersucht hat. Er hat nichts erklärt, gar nichts... leider war er derjenige der später auch den Eingriff und das Entlassungs"gespräch" durchgeführt hat. Ich wurde auf ein Zimmer mit 3 sehr viel älteren Frauen gelegt, die auch alle auf einen EIngriff gewartet haben. Ich war die ganze Zeit nur am Weinen und wurde natrülich demenstprechend gemustert. Nicht einmal kam jemand vom Personal, der irgendetws zu mir gesagt hätte, ein kleines Wort des Trosts, einfach gar nichts. Vielleicht weil mein Mann an meiner Seite war, ich weiß es nicht. Gewünscht hätte ich es mir trotzdem anders. Der Eingriff wurde schließlich erst um 13.45Uhr durchgeführt, ich war seit dem Vorabend nüchtern, hatte fürchterlichen Durst und Kopfschmerzen. Von dem Gefühl ein Kind ohne Herzschlag in sich zu tragen, von dem man sich bald endgültig verabschieden muss, will ich gar nicht anfangen.Das warten war das schlimmste und ich habe zwar geheult wie ein Schlosshund als ich in den OP geschoben wurde, aber war gleichzeitig auch erleichtert, dass ich bald nach Hause gehen dürfte. Die Narkose empfand ich als sehr erlösend und hätte am liebsten noch eine gehabt. Nach dem Eingriff wurde ich wieder auf das Zimmer geschoben, bekam nach einiger Zeit zu trinken und zu essen und wurde schließlich zum Entlassungsgespräch mit dem Ar***loch-Arzt gebeten. Während des "Gesprächs" hat er ein Privattelefonat mit einer befreundeten Ärztin geführt, der er von der guten Südtiroler-Küche, insbesondere den Knödeln, vorgeschwärmt hat. Er hat mich keines Blickes gewürdigt. Ich saß ihm tränenüberströmt gegenüber und wartete darauf, dass er irgendetwas zu mir sagt, stattdessen hat er sich absolut nicht stören lassen. Schließlich kam mein Mann vom Gang dazu, weil er das Telefonat auch gehört hatte. Daraufhin hob der Arzt den Blick, schaute mich fragend an, zeigte mit dem Daumen erst nach oben dann nach unten: es sollte wohl die Frage sein wie es mir geht. Ich nickte nur und er unterschrieb mir die ENtlassungspapiere und telefonierte lachend weiter. Ich bat meinen Mann ihn zu fragen, ob er uns sagen könnte wann der Herzschlag des Kindes aufgehört hat. Mein Mann fragte ihn laut ins Telefonat hinein und er antwortete kurz, dass man das nicht genau sagen könne, er vermute 15-18 Tage, aber ohne Symptome könne man das nicht sagen und es sei sowieso eine völlig unwichtige Frage! Für mich war es wichtig zu wissen. Da ich den Gedanken sehr viel tröstender finde, dass es schon länger her ist habe ich beschlossen dem blöden Arzt zu glauben und nicht dem aus der Nacht. Beim Hinausgehen erklärte mir eine Krankenschwester noch schnell, was ich alles nicht tun dürfte und, dass ich in 4 Wochen nochmal zu einer Kontrolle kommen solle. Sie hat dann schnell hinzugefügt, dass ich da auch zu einem Privatarzt gehen könnte - was ich auch tun werde! Die Behandlung im Krankenhaus war unterirdisch, ich wünsche keiner Frau, dass sie jemals so einen respektlosen Umgang in einer solchen Situation erfahren muss. Das hat die Sache für mich noch unerträglicher gemacht. Ich habe keinerlei Informationen bekommen, einfach gar nichts! Seit ich wieder zu Hause bin, geht es mir besser, auch wenn es mich noch sehr oft überkommt und ich einfach weinen muss. Ich bin direkt am Tag darauf wieder Arbeiten gegangen, aber ich wollte mir einfach mal alles von der Seele schreiben. Ich mache mir auch Vorwürfe weil ich gleich zu Beginn der Schwangerschaft krank war und zwei mal ANtibiotikum nehmen musste. Hätte ich eher zum Arzt gehen sollen oder auf das Antibiotikum verzichten sollen? War der Urlaub zu anstrengend? Zu viel Sonne? Habe ich meinen Sohn zu viel getragen? War die Wanderung im Urlaub zu anstrengend? Ich mache mir so viele Gedanken und all die Sprüche, dass es bestimmt bald wieder klappt, helfen mir nicht. Ich wollte DIESES Kind, nicht irgendeines. DIeses eine, das ich im Ultraschall gesehen habe und auf das wir uns schon gefreut haben!

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Liebe lalaura!

Ich kann dich so so so gut verstehen und nachempfinden, wie du dich fühlst. Also zwar nicht die schrecklich absurde Behandlung im Krankenhaus, für die man einfach keine passenden Worte findet, aber wir sehr du DIESES Kind vermisst. Man stellt sich auf diesen kleinen Menschen mit der Zeit ein, stellt sich vor wie es ist Weihnachten, Geburtstage und die nächsten Urlaube gemeinsam in neuer Familienkonstellation zu verbringen. Mein Kind hätte fast mit seinem Papa Geburtstag gehabt. Wie der nun verlaufen wird, kann ich mir heute noch nicht vorstellen. Nun ist alles vorbei und wieder muss man sich neu orientieren. Ich muss mir beispielsweise einen neuen Job suchen, obwohl ich ganz andere Pläne für die nächste Zeit hatte. Ich hab nicht mal den „Luxus“ in ein gewohntes Arbeitsumfeld zurückzukehren, wo einen vielleicht liebe Arbeitskollegen auffangen und man wenigstens seine Arbeit kennt. Ich muss wieder alles von vorn beginnen und niemand weiß, was ich persönlich gerade für ein Schicksal zu ertragen habe, muss mich beweisen und wieder die unerschütterliche Führungskraft sein. Es ist einfach so schwer mit diesem Verlust umzugehen. Ich warte derzeit immer noch auf meinen natürlichen Abgang, mein Frauenarzt scheint auch der unsensibelste Arzt zu sein und so komme ich mir ziemlich allein gelassen vor mit meinem Weg. Ich kann mich immer wieder nur damit trösten, dass unser kleines Mätzchen nicht gesund war. Ich wünsch dir alles gute! 🍀

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Danke für deine lieben Worte, auch wenn es nichts besser macht, tut es irgendwie gut zu wissen, dass es anderen auch so geht! Ich wünsche dir viel Erfolg im neuen Job und vor allem nette Kollegen, denen du wenn die Zeit gekomme ist vielleicht von allem erzählen kannst. Alles Gute!

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Du hast mit Sicherheit nichts falsch gemacht, ich trage meinen Sohn auch (13 kg) muß ihm oft hinterher rennen und und und, wenn man ein Kleinkind Zuhause hat bleibt sowas nicht aus.
Und damit wirst du nichts angerichtet haben.
Wenn so "früh" das Herzchen aufhört zu schlagen war es bestimmt nicht gesund.
Mir tut es leid wie sie mit dir in der Klinik umgegangen sind, sowas ist wirklich nicht schön und vorallem respektlos dir und der Situation gegenüber.
Ich kann dich auch verstehen das du jetzt sagst das du genau dieses Kind wolltest. Aber (auch wenn du es nicht hören magst) es wird kommen das du mit einem gesunden Baby schwanger wirst und auf dieses solltest du dich genauso freuen.
Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute dur die Zukunft 🍀
Lg Dorry

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Liebe Dorry,
der Kopf weiß auch, dass es daran nicht liegen kann, aber die Gedanken kreisen und sich dagegen zu wehren ist verdammt schwer. Ich danke dir für deine lieben Worte, es hat gut getan das alles aufzuschreiben.

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Hallo meine liebe,
es tut mir so wahnsinnig leid, dass auch du leider dein Baby verloren hast. Ich kann dich jedoch beruhigen, du hast nichts falsch gemacht!! Wahrscheinlich war es einfach nur Pech, ein Fehler im Bauplan, der leider dazu geführt hat. Auch dass du deinen Sohn getragen hast, hat in diesem Stadium der Schwangerschaft keinerlei Auswirkungen darauf, vorausgesetzt du hast keine zervixinsuffizienz.
Ich habe bei meinem 1. Kind noch im schichtdienst im Krankenhaus gearbeitet und viel Sport gemacht, bei meinem 2. Kind ebenfalls viel auf den Beinen gewesen und auch gereist, beim 3. Kind musste ich mein 2. sehr viel tragen. Und das waren so ca. 12-13 kg ständig auf dem Arm. Die Kinder sind alle gesund und ich hatte problemlose Schwangerschaften. Eine intakte Schwangerschaft kann so schnell nichts stören, während bei einer nicht intakten Schwangerschaft auch Bettruhe gar nichts bringt. So war es dann bei mir letztes Jahr und vor 2 Wochen erneut. Ich habe nichts gehoben, keinen Haushalt gemacht, ich habe viel geschlafen. Dennoch verlor ich meine Kinder. Es klingt hart, aber die Natur irrt sich leider nicht. Sie selektiert Babys aus, die aufgrund von Störungen nicht überlebensfähig wären. Vielleicht hilft es dir zu wissen, dass die Natur und dadurch auch hilft ein gesundes Kind zu bekommen. Schau, indem ein krankes Kind frühzeitig von uns geht, haben wir körperlich auch eher wieder die Chance und Kraft auf eine erneute und diesmal vielleicht gesunde Schwangerschaft. ... das hat mir meine Hebamme damals gesagt, es hat mir geholfen das zu verstehen ... ein Baby kommt zu uns wenn es das selbst möchte, wir können nicht immer den Zeitpunkt bestimmen so wie es uns passt. Zu dir wird auch noch ein wundervolles Baby kommen, aber dafür musst du und wir alle hier und einfach gedulden :-))
Wünsche dir viel Kraft und alles liebe 💕

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"Eine intakte Schwangerschaft kann so schnell nichts stören, während bei einer nicht intakten Schwangerschaft auch Bettruhe gar nichts bringt."

Danke, dieser Satz hilft mir. Ich muss ihn mir nur immer wieder in Erinnerung rufen. Ich wünsche auch dir alles Gute und hoffe, dass unser aller Geduld nicht zu sehr strapaziert wird.

Und da ich ja im Krankenhaus keinerlei Informationen bekommen habe, wollte ich mal in die Runde fragen ab wann man wieder schwanger werden darf? Mir ist momentan zwar sowieso noch nicht danach, aber wer weiß, meine vergangenen Kinderwünsche haben sich immer sehr schnell eingestellt. Und ich finde zu dem passenden Zeitpunkt nach einer Ausschabung verschiedenste Angaben im Internet.

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Hey,
mir wurde nach der Ausschabung letztes Jahr gesagt, dass ich nur eine Periode abwarten soll, damit sich die Schleimhaut einmal aufbaut und dann abblutet und danach durften wir wieder loslegen. Ein Freund von mir ist Gynäkologe und sagt immer lieber 3 Monate warten, jedoch vielmehr wegen der Psyche als aufgrund des Körpers. Eine Schwangerschaft wird sich sowieso erst dann einstellen wenn der Körper und sie Seele dazu bereit sind.
Ich finde es schrecklich wie du im Krankenhaus behandelt wurdest! Fehlgeburten mögen zwar ganz natürlich sein, dennoch hat man als Frau das Recht auf eine menschenwürdige Behandlung und Empathie in einer solchen Situation! In den meisten Fällen hat man sich auf das Baby gefreut und es ist ein trauriges und einschneidendes Erlebnis für jede werdende Mutter ihr Baby zu verlieren, egal wie weit man war !! Diesem Arzt würde ich gerne mal begegnen und dem die Meinung geigen! Ob der mit seiner Frau auch so umgehen würde??!! Ich war auch schon öfters im Ausland im Krankenhaus, wurde stets höflich behandelt! Ich hoffe dass das eine Ausnahme war. Es tut mir sehr leid dass du in dieser Situation auch noch so unverschämt behandelt wurdest.

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Das tut mir leid....... hoffe, Du kannst das alles bald verarbeiten und wieder nach vorne sehen. Eine solche Behandlung durch Aerzte und medizinisches Personal ist wirklich unglaublich ruecksichtlos. Du bist nicht zufaellig evt. in England und musstest in ein NHS-Krankenhaus, oder??

Alles Liebe,
Vanillie

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Liebe Vanillie, danke, das hoffe ich auch! Ich hätte mir die Behandlung im Krankenhaus auch anders gewünscht und frage mich warum manche Menschen Arzt werden...
Ich bin nicht in England sondern in Italien.
Dir auch alles Liebe!

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Liebe lalaura,

mein Beileid zu deinem Verlust! Ich wollte dir gerne antworten, da ich ebenfalls schreckliche Erfahrungen während der stillen Geburt unseres Sohnes im Krankenhaus gemacht habe. Das hat aus diesem tragischen Erlebnis ein sehr traumatisches gemacht.
Zuerst konnte ich daher gar nicht richtig trauern. Es war sehr schlimm. Ich habe nicht mehr geschlafen, nicht gegessen, wieder geraucht.
Mir hat es geholfen, alles nieder zu schreiben. Nach der Beerdigung habe ich ein Beschwerdeschreiben verfasst, in dem ich alles detailliert beschrieben habe. Das habe ich an die obersten Verantwortlichen geschickt. Den ärztlichen Direktor, die Pflegedienstleitung, die Geschäftsführung. Es war so sachlich wie möglich und enthielt alle Fakten.
Es hat wirklich Wellen geschlagen. Die Personen mussten schriftlich Stellung nehmen und es gab personelle Konsequenzen. Wir hatten noch ein persönliches Gespräch.
Sicher hat es unseren Sohn nicht zurück gebracht, aber mir war wichtig, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Das hat keine Frau verdient in den schlimmsten Stunden derart behandelt zu werden!
Mir tat es gut, meine Wut raus zu lassen. Es hat etwas die Ohnmacht genommen.

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest, damit umzugehen und es zu verarbeiten.

Alles Gute

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Liebe Carla, es tut mir wahnsinnig leid, dass du deinen Sohn still zur Welt bringen musstest! Und ich kann dir nur zustimmen: Solch eine Behandlung im Krankenhaus soll und darf gerade in so einer Situation nicht sein. Ich werde das ganze noch etwas sacken lassen und wenn ich keine Ruhe finde, dann werde ich wohl dasselbe tun wie du und an das Krankenhaus schreiben. Es hat schon gut getan hier mal alles rauszulassen.
Alles Gute für dich!