Hallo zusammen,
nach einer Fehlgeburt im 1. Trimester mussten wir leider auch unseren Sohn in der zweiten Schwangerschaft am Ende des 6. Monats gehen lassen. Alle Untersuchungen waren immer einwandfrei und ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Bei der Feindiagnostik (DEGUM II) wurden dann völlig unerwartet schwerwiegende Fehlbildungen an allen(!) Extremitäten festgestellt, die von einem Spezialisten (DEGUM III) dann leider auch so bestätigt wurden:
- alle Röhrenknochen, teilweise stark, verkürzt
- Femur sehr stark gebogen
- beide Wadenbeinknochen (Fibula) fehlen komplett
- Füße fehlgebildet, schwere Fehlhaltung (nach außen)
- eine Hand fehlt komplett, die andere hat nur 3 Strahlen
- beide Füße mit nur 3 Strahlen
- Fixierung der Gelenke (Knie- und Ellenbogen)
Später, am Tag des Spätaborts, in der Klinik, kamen dann noch weitere Dinge hinzu, wie zu wenig Fruchtwasser & eine nun immer mehr auffällige Kopfform. An diesen Punkt war die Entscheidung jedoch schon gefallen. Die Organe & das Gehirn waren zu diesem Zeitpunkt auch (noch) unauffällig und zeitgerecht entwickelt.
Gerade der letzte Punkt (Fixierung der Gelenke) hat laut Ärzten sehr große Auswirkungen. Unser kleiner Schatz konnte sich dadurch nicht im Mutterleib großartig bewegen. Bei allen Ultraschalluntersuchungen, allein 7 mal nach der 21. SWW, war er immer in der selben Haltung, egal wieviel Mühe sich die Ärzte gaben ihn zum Bewegen zu Motivieren. Am Ende wussten wir nun leider auch warum...weil er sich nicht bewegen und seine Arme und Knie nicht strecken konnte. Leider werden dadurch lt. Ärzten auch keine/wenig Muskeln angelegt werden, da diese primär bereits durch die Bewegungen im Mutterleib angelegt und trainiert werden. Beim Ausbleiben von Bewegungen, weil es z.B. nicht möglich ist, wird an Stelle der (wenigen) Muskeln nur Bindegewebe angelegt. Das allein führt zu sehr vielen Folgeproblemen.
Wir haben uns sehr viel informiert, viel mit den Ärzten gesprochen, sehr viel im Internet recherchiert (was für Behandlungen/Operationen sind möglich, welche Einrichtungen gibt es...) und vieles mehr, aber leider konnten und haben uns auch die Ärzte sehr wenig bis keine Hoffnung gemacht, obwohl wir bereit gewesen wären große Opfer zu bringen. Einer kündigt seinen Job, Umzug in eine neue Wohnung, neues Auto, jährlich monatelang in Spezialkliniken verbringen und vieles mehr. Trisomie 21, das fehlen von beiden Armen oder Beinen etc. wären für uns keine Gründe für einen Spätabort gewesen. In diesem Moment hätten wir wahrscheinlich Freudentränen geweint, wenn es doch "nur" so etwas gewesen wäre.
Selbst DEGUM III Experten, die täglich viel sehen und erleben, meinten, dass die aktuelle Medizin an dieser Stelle an ihre Grenzen stößt und man durch die Kombination der Fehlbildungen keine bisher heute bekannte Therapie/OP/Prothese nutzen könne. Niemand traute sich auch irgendeine Verdachtsdiagnosen zu stellen.
Unser Schatz wäre laut den Ärzten wohl auch nicht in der Lage gewesen zu sitzen und es wäre ein lebenslanger schwerster Pflegefall geworden ("Er benötigt 4-5 Menschen für die Betreuung"). Das aber nur unter der Voraussetzung, dass nicht mehr dazu gekommen wäre, was sich leider in der Klinik am Ende der 24. SSW dann schon andeutete. Letztendlich zeichnete sich einfach ein Bild der Verzweiflung ab und egal wie viele menschenmögliche Opfer und Dinge wir erbracht hätten, es hätte unserem Schatz für sein Leben kaum etwas gebracht. Es gab einfach keine Perspektive oder positive Prognose.
Wir haben uns trotz der späten Diagnose noch einmal viel Zeit, knapp 3 Wochen, für die Entscheidung genommen und uns letztendlich für eine stille Geburt mit vorangehenden Fetozid entschieden. Diese Entscheidungszeit war sehr schwer, aber auch unheimlich wichtig und wertvoll. Wir haben bis zum letzten Tag mit unseren kleinen Schatz gesprochen, den Bauch eingeölt und gestreichelt, seine wenigen und schwachen Bewegungen ab der 24. SSW gespürt und ihm alles erklärt & uns entschuldigt, auch wenn es uns dabei jedes Mal das Herz zerrissen hat. :(
Abschließend bleibt zu sagen, dass wir nach der stillen Geburt noch einige Zeit mit unserem Schatz verbracht haben und uns auch am Folgetag, vor der Abreise, noch einmal in aller Ruhe mit ihm Zeit verbringen konnten. Diese Zeit war unglaublich wertvoll. Die Klinik, die Ärzte, Schwestern und Hebammen waren eine unglaublich große Stütze und wir waren froh, in dieser Zeit solche tollen Menschen um sich zu haben.
Falls jetzt noch jemand wach ist und bei dem vielen Text nicht eingeschlafen ist, dann sei noch die Frage gestattet, ob jemand ähnlich Diagnosen einmal bekommen hat oder ob jemand vielleicht sogar weiß, ob es sich um einen bekannten Gendefekt handelt. Chromosomenstörungen lagen für unseren Schatz nicht vor und auch die Humangenetik hat bisher leider nichts rausbekommen.
LG
24. SSW Spätabort - Erfahrung mit ähnlichen Diagnosen?
Hallo,
Erst mal mein Herzliches Beileid 😕 du arme …
Ich hab ähnliches durchgemacht ..
wir hatten in der 16 ssw die Diagnose bei der Feindiagnosik IUGR und schwere Plazentainzuifenz…
Die Ärzte habe uns auch wenig bis Garkeine Hoffnung auf ein gesundes Kind gemacht..
dann kam bei uns dazu das wir sehr wenig Fruchtwasser haben und unser Kind wohl möglich einen Gendefekt hat
Von Woche zu Woche hofften wir das alles gut geht .. uns wurde nie wirklich ich zu einem Abbruch geraten dennoch wurde uns gesagt das unser Kind zu 90% nicht überleben wird..
Leider wurde in der 27 Ssw kein Herzschlag mehr festgestellt 🥺
Dann wurde die Geburt eingeleitet.
Habt ihr eine Biopsie machen lassen?
Wir warten auf unsere Ergebnisse..
Dann wissen wir genau ob es eine Chromosom Störung war oder etwas was wir vererben ..
ich hoffe du hast gute Unterstützung..
mir hat es viel geholfen hier im Forum mit anderen Frauen die Ähnliches durchgemacht haben.
Du kannst mir gerne schreiben wenn dir das hilft 🥰
Alles gute !
Hallo,
Chromosomenstörungen wurden ausgeschlossen nach einer Fruchtwasserpunktierung und einer Blutabnahme über die Nabelschnur. Auch die Humangenetik konnte nichts finden und es wurde bereits auf 300+ bekannten Gendefekte hin getestet.
Für uns gegen einer Biopsie und Obduktion nach der stillen Geburt entschieden. Ersteres hätte wohl auch wenig gebracht, da bereits mehr als genug "Material" für Gentests vorhanden war.
Vielen lieben Dank aber für deine Worte und Aufmunterung!
Ich wünsch euch alles gute für die Zukunft 🌈♥️
Mein Beileid!
Hallo und mein Beileid zu euere furchtbaren Erfahrung. Ihr habt lange und viel gekämpft und ich kenne das Gefühl, dass man eine Erklärung/einen Grund haben möchte. Unser kleines Baby hatte erste Auffälligkeiten beim Organultraschall in der 21 Woche. Es fing an mit zuviel Wasser im Kopf und dann wurde es noch so viel mehr bei den Spezialisten. Letzten Endes haben wir uns auch schweren Herzens entschieden ihn gehen zu lassen. Wir haben ihn auch genetisch untersuchen lassen über Nabelschnurblut und bekamen telefonisich die Auskunft, dass nichts gefunden wurde. Im Obduktionsbericht wiederrum hieß es alles weise auf eine genetische Komponente hin. Als ich dann nochmal nachdrücklich den Genbericht anforderte stand drin, dass nicht genug Material vorhanden gewesen sei, um eine wirklich aussagekräftige Antwort über die genetische Komponente machen zu können. Es ist sehr schwer damit umzugehen, dass wir diese Antwort nie bekommen werden, aber ich fange langsam an, meinen Frieden damit zu schließen. Denn er ist unser Baby bei den Sternen, so oder so. Und auch die Liebe bleibt für immer so oder so.
Fühlt euch gedrückt
Hallo,
Euer Verlust und dass Ihr diese schwere Entscheidung treffen musstet, tut mir sehr leid. Es spricht sehr viel Liebe aus Deinem Text.
Vielleicht stellst Du Deinen Text nochmal ins Unterforum Pränataldiagnostik ein. Dort berät Barbara ("leu"), eine Ärztin für Humangenetik, ganz lieb.
Alles Gute Euch❤
Mein aufrichtiges Beileid 😭
Ich kenne mich da tatsächlich leider sich nicht aus aber wurdet ihr auf erbliche Gendefekte getestet?
Auf Gendefekte wurde getestet und es wurde leider nichts gefunden. Wir warten nun ab auf die noch ausstehenden Ergebnisse, ob es evtl. einen Gendefekt in Verbindung Mann <-> Frau gibt, aber die Ärzte meinten, dass das unwahrscheinlich ist und wahrscheinlich nichts dabei herauskommen wird.