Erwartungen anderer nach Fehlgeburt

Hey ihr Lieben,
ich muss mir etwas von der Seele schreiben. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder hat ein distanzierteren Blick als ich und kann mir weiterhelfen:

Ich hatte vor drei Monaten einen Missed Abort in der 10SSW. Seit dem darf ich mir zwischenzeitlich immer wieder anhören, dass wir uns Zeit lassen sollen, weil man schließlich ein Kind nicht so schnell ersetzen sollte. Höchstwahrscheinlich ist es nett gemeint – ich weiß es nicht.

Durch diese Art der Kommentare habe ich mich zunächst total unter Druck gesetzt gefühlt, nicht zu früh wieder zu starten – aber unser Kinderwunsch war schlussendlich stärker und für uns war/ist klar, dass unser Sternchen durch nichts ersetzt werden kann.

Nun bin ich wieder in der 7SSW schwanger und habe nun etwas Angst vor den Reaktionen, wenn wir die Schwangerschaft verkünden. Immerhin erfülle ich scheinbar nicht die Erwartungshaltung mir genug Zeit zum trauern zu nehmen (obwohl ich immer noch Trauer verspüre).

Eigentlich müsste es mir egal sein, was die anderen denken. Ich bin aber noch geschockt von den vielen unangebrachten Reaktionen nach meiner Fehlgeburt. Da wurde mir z.B. kurz nach Diagnose gesagt, dass wir ja total Glück hätten und wir nun die Chance hätten ein glückliches kinderloses Leben zu führen.

Entsprechend habe ich nun Angst vor weiteren Reaktionen und zudem fühle ich mich ständig beobachtet; im Sinne von wie es einem geht, was man isst oder trinkt. Vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein.

Kennt das jemand? Und wer ist von euch kurz nach einer Fehlgeburt wieder schwanger geworden und wie hat euer Umfeld reagiert? Gab es blöde Kommentare, weil es manchen zu schnell ging und wie habt ihr reagiert?

Ich danke euch 🌷

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Ich glaube auf die ungewollten Reaktionen des Umfeldes muss man sich insbesondere wenn man schwanger ist oder dann auch Kinder hat (Thema Erziehung) ein ganz dickes Fell zulegen.
Es wird nicht aufhören weil irgendwer hat immer ne Meinung.
Du darfst lernen, da wegzuhören oder schlagfertig zu antworten und dich auf dich zu konzentrieren 😊 ja diese ganzen Ratschläge sind sicher gut gemeint, aber es geht in deinem Leben ja um DICH und in eurer Beziehung ja um EUCH 🌸

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Ich finde es toll, dass du von „weghören lernen“ spricht. An sowas habe ich noch nie gedacht, dass dies auch ein Werkzeug sein kann, um den Fokus aus sich selbst zu legen. Ich glaube mein Fokus liegt nämlich gerade tatsächlich auf all den anderen Menschen und deren Meinung. Und das wirft mich aus der Bahn. Danke, dass hilft mir schon sehr weiter 🌷

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Ja ich versuche mit in solchen Situationen dann immer zu sagen :“nah, vllt hast du ja auch grad einen Grund das dazu zu sagen, der für dich wichtig ist“
Weißt du wie ich meine? Aus meinem Umfeld sagten nach der Fg einige zu mir Sachen wie „wenigstens weißt du, dass du schwanger werden kannst“ oder „es war ja eh noch kein richtiges Baby“. Das fand ich im ersten Moment ganz schlimm und bin dann aber drauf gekommen, dass es einfach schwer ist, die Emotion wirklich einfach auszuhalten und das ein Versuch ist, mir dir die Trauer zu nehmen (also ein guter Grund für die Aussagen).

Im Endeffekt ist es aber bei allen im Leben so. Wenn jemand was sagt, sagt das viel mehr über die Person aus, die das gerade sagt, als über den Inhalt des gesagten 😊 zumindest meistens.
Mit der Haltung nehme ich einiges einfach nicht mehr an und nicht persönlich sondern denke mir, dass die Person schon ihre Gründe hat für das gesagte.

Das mit dem warten nach der FG, redet sich vllt einfach weil man dadurch einen Tipp geben kann (jeder weiß ja gerne Dinge und kann sein Wissen weiter geben) und sich selbst besser fühlt und dem anderen vllt auch noch hilft (denkt man sich so)

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Hallo 🙃

Ich hatte im Mai eine FG in der 9. SSW und bin jetzt wieder in der 11. Woche schwanger. Meine ganz persönliche Konsequenz nach der FG war, dass ich die Schwangerschaft länger für mich behalte, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Umfeld mehr unter der FG litt als ich. Dadurch hatte ich das Gefühl, meine Lieben traurig gemacht zu haben.

Bei mir war es im Grunde genau andersrum als bei dir, vielleicht auch weil ich schon 37 bin. Mir haben alle versichert, dass ich nach der FG sicher schnell wieder schwanger werde und dann alles gut geht. Das hat mich dann extrem unter Druck gesetzt, weil ich das Gefühl hatte, dass alle nur auf die freudige Nachricht warten.

In dem Zusammenhang kann ich deinen Eindruck aber bestätigen. Ich hatte auch das Gefühl, dass jeder meiner Schritte, jedes Verhalten dahingehend analysiert wurde, ob ich schwanger sein könnte.

Für mich war es sehr befreiend, mich davon zu lösen und das kleine Geheimnis vorerst für mich zu behalten.

Ich drücke dir die Daumen, dass deine Schwangerschaft gut verläuft und du im nächsten Jahr ein gesundes Baby im Arm halten darfst 🍀

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Hey, danke für deine Worte. Ich schätze auch, dass ich inzwischen immer mehr das Bedürfnis entwickle, es auch länger geheim zu halten. So wie du schreibst, es wirkt sehr befreiend.

Interessant aber, dass du den Eindruck hattest, dass andere mehr unter der FG gelitten haben. So einen Moment hatte ich auch mal. Ich blieb total verwirrt zurück und dachte mir nur dass die Rollen irgendwie vertauscht waren. Ich dachte es liegt irgendwie an meiner Art…aber dann kann ich da mit deiner Erfahrung besser differenzieren.

Ich danke dir. 🌷 ich wünsche dir auch eine positiv verlaufende und entspannte Schwangerschaft 🍀

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Hallo du,

erstmal mein herzliches Beileid.

Wir haben im Januar unseren Sohn in der 19.SSW gehen lassen müssen. Für meinen Mann stand schon direkt nach der Geburt fest, dass wir nicht länger warten werden als es nötig ist, dass wir es nochmal versuchen.
Wir hatten im Mai nochmal eine Fehleinnistung und seit Juli bin ich wieder schwanger.
Das Problem, dass unser Umfeld uns dazu aufgefordert hat, dass wir uns Zeit lassen sollen, hatten wir in dem Sinne nicht. Trotzdem haben wir von der Fehleinnistung niemandem erzählt und die aktuelle Schwangerschaft erst sehr sehr spät bekannt gegeben.
Was das Thema Trauer und Zeit lassen betrifft. Sind wir mal ehrlich, der Verlust eines Kindes wird immer schmerzhaft sein. Egal ob jetzt oder in 20 Jahren, wenn man sich fragt, was aus dem Knopf geworden wäre. Diese Trauer wird mit der Zeit leichter zu ertragen, aber sie wird immer da sein. Daran wird sich nichts ändern. Aber gegen die Trauer eines unerfüllten Kinderwunsches kann was tun.
Wenn sich jemand diesbezüglich wirklich einen (wie ich finde sehr übergriffigen) Kommentar erlaubt, würde ich das auch genau so sagen.
Dass das Umfeld natürlich wachsamer ist, wenn man mal schwanger war, ist klar. War hier auch so. Ich hab mal abgelehnt, einen Kaffee zu trinken und wurde direkt angesprochen, ob was im Busch ist. Das ist wahnsinnig unangenehm, vor allem, wenn dann vielleicht schon was im Busch sein sollte.

Ich wünsche euch alles Gute für die Schwangerschaft :)

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Ich finde es sehr schön, wie du zwischen der Trauer über den Verlust und der Trauer über den unerfüllten Kinderwunsch differenzierst! So sehe und empfinde ich das auch.

Lg, babyelf (6+1) mit 👧🏻🧑🏻 an der Hand und ⭐⭐⭐👼🏻⭐⭐ im Herzen

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Ich danke dir 🌷! Ich schätze besser als meine Vorrednerin @babyelf kann ich es wirklich nicht ausdrücken!

Ich wünsche dir alles Gute 🍀

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ich muss mich etwas kürzer halten, weil ich gleich zur Arbeit muss...erstmal tut es mir natürlich, wie allen anderen total Leid...für uns alle. Ich hatte vor 2 Monaten, Ende August, einen missed Abort in der 10. sssw. Früher, als der Kinderwunsch noch nicht präsent war und ich muss sagen auch bei meiner ersten Schwangerschaft, habe ich da gar nicht richtig drüber nachgedacht was so etwas bedeutet. Andere Menschen können sich da oft nicht richtig einfühlen und meinen es noch nicht einmal böse. Ich selbst war nach der FG und besonders am Tag der Ausschabung total traurig, das hat mich extrem mitgenommen. Aber es wurde sehr schnell besser. Ich habe Tag für Tag gemerkt wie meine Seele alles verarbeitet hat. Es ist ein Verlust der sehr weh tut, aber einen Krümel in der 10. ssw zu verlieren ist doch noch etwas anderes, als zB. nach Geburtstermin. Es gibt viele Paare, die gleich wieder starten. Also mach dir da bloß keine Gedanken!

"dass wir ja total Glück hätten und wir nun die Chance hätten ein glückliches kinderloses Leben zu führen"...das ist leider das Problem in der Gesellschaft heute. Alle tun so als ob sie kinderfreundlich sind, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Man tut so, als ob man Frauen fördert, aber die Natur der Frau wird systematisch unterdrückt und negiert. Daraus resultieren dann viele seelische Probleme.

Gerade heute morgen habe ich darüber nachgedacht, dass Selbstbewusstsein ja bedeutet, dass das eigene Bewusstsein bei einem selbst zentriert ist - also wenn man so will, die Aufmerksamkeit und der Fokus der Wahrnehmung liegt bei einem selbst und eben nicht bei den anderen. Das hat nichts mit Durchsetzungskraft und Egoismus zu tun, so wie es heute in der Gesellschaft immer vermittelt wird. Auch wenn die Wahrnehmung bei einem selbst liegt, hat jeder Mensch die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen. Aber auch das verschwindet in der Gesellschaft immer mehr, weil das Wort "Selbstbewusstsein" einfach falsch verstanden wird.

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Danke für deine Antwort 🌷. Tatsächlich habe ich mir zuvor gar keinen Kopf gemacht, wie viel Trauerzeit angebracht wäre. Weder bei mir, noch bei anderen. Ich habe mich intuitiv auf mein Gefühl verlassen bzw. auch auf das Gefühl meines Partners. Die Unsicherheit kam erst mit den wiederkehrenden Kommentaren und dem damit verbundenen Druck und unangenehmen Gefühl, dass sich meine jetzige Schwangerschaft falsch anfühlen würde. Ich glaube auch, dass es genau das ist, was mich am meisten stört. Also wie ich es selbst interpretiere.

Ich finde es aber schön, dass du von Selbstbewusstsein als „sich selbst bewusst sein“ sprichst. So sehe ich das auch. Ich habe auch anhand der Antworten und Erfahrungen hier schnell gemerkt, dass ich meinen Fokus definitiv verlagern und mir selbst mehr Raum geben muss.

Danke 🍀

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Ich habe insgesamt 4 frühe Fehlgeburten (7.-10. Ssw) und einen Spätabort in der 21. Ssw hinter mir. Ich glaube, ich kenne mittlerweile JEDEN Spruch, den Andere in so einer Situation zu einem sagen. Ich habe sehr lange unter diesen Kommentaren gelitten, auch wenn sie vermeintlich nett gemeint waren.

Nach dem Spätabort war eine der häufigsten Aussagen "Das werdet ihr euch doch wohl jetzt nicht noch einmal antun, oder?!"

Zuerst habe ich noch versucht erklärend zu antworten. Aber irgendwann bin ich immer stiller geworden und mittlerweile spreche ich gar nicht mehr darüber, ob noch ein Kinderwunsch vorhanden ist oder nicht.
Fakt ist, die Leute wissen nicht was sie sagen sollen und wie sie damit umgehen sollen. Eigentlich kann man es ihnen auch nicht übelnehmen. Es ist einfach eine herzzerreißende Situation.

Ich bin gerade wieder frisch schwanger und habe beschlossen es so lange es geht geheim zu halten (aus mehreren Gründen). Dafür lebe ich mich hier im Forum aus 😆.

Ich wünsche dir eine wunderschöne Schwangerschaft!

Lg, babyelf (6+1) mit 👧🏻🧑🏻 an der Hand und ⭐⭐⭐👼🏻⭐⭐ im Herzen

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Danke für deine Worte 🌷

Ich glaube ich stecken genau hier drin:
„Zunächst habe ich noch versucht erklärend zu antworten“. Und damit triffst du es bei mir total auf den Punkt. Denn ich möchte mich eigentlich gar nicht erklären. Gerade eben möchte ich mich einfach nur freuen und hoffen, dass alles gut geht. In meiner Vorstellung muss ich mich aber irgendwie dafür erklären, warum ich so handle, wie ich handle. Danke…irgendwie habe ich mein Verhalten gar nicht so eingeordnet bzw. auch mein Bedürfnis, was ich brauche und möchte. Das hilft mir total weiter.

Ich wünsche dir auch eine ruhige und entspannte Schwangerschaft. Sind sogar gleich weit ☺️🍀

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Pfeif auf die anderen!
Hier geht es NUR um euch!
Sei froh u dankbar, dass du wieder schwanger bist - uns blieb dieses Glück bis jetzt verwehrt.

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Es tut mir so leid, was Ihr durchmacht. In Gedanken umarme ich Dich 🫂

Es ist schwer, mit Reaktionen von Außenstehenden klarzukommen. Ich selbst habe da auch so einiges erlebt. Im Dezember 1996 hatte ich eine FG, damals 10. SSW.

Zeitgleich bekam ich damals von meinem Arbeitgeber die Kündigung, weil ja nun der Kündigungsschutz wegfiel und ich vor der Schwangerschaft schon auf der "Abschussliste" gestanden hatte. (Mein Arbeitgeber musste Stellen abbauen.)

Das Ergebnis dieses persönlichen Verlustes und des Jobs waren dann fast drei Jahre Wochenend-Ehe, weil mein Mann noch mitten im Studium war und ich einen Job 100 km vom Wohnort entfernt fand.

Diese Zeit zwischen Dezember 1996 und Dezember 1999 waren emotional so hart, dass ich mich im Nachhinein frage, wie wir das alles eigentlich durchgestanden haben?

Zu Deiner Frage nach einer Strategie:

Ich habe den Leuten, die etwas Tröstliches sagen wollte, geantwortet: "Bitte sag' einfach nichts. Ich weiß, dass ihr Anteilnahme ausdrücken wollt. Dieser Gedanke genügt. Ich danke dir."

=> Die Leute waren dann irgendwie erleichtert, wirklich nichts sagen zu müssen.

Alles Liebe und Gute für Euch 🙏

LG
Daniela

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Ergänzung: Ja, ich bin nach der FG dann tatsächlich wieder schwanger geworden, allerdings erst im Dezember 1999, also genau drei Jahre später.

Diese lange Zeit dazwischen war von uns so eigentlich nicht geplant. Ich wäre gern eher wieder schwanger geworden. Aber für uns war es dann in Ordnung so. Und inzwischen ist unser Wunder von damals erwachsen und fährt als Bäcker zur See 😃

Eine schöne, unbeschwerte Kugelzeit wünsche ich Dir. Ich hoffe das Allerbeste für Euch und Euren kleinen "Insassen" 💕