Hey ihr alle (leider lang!)
Ich wende mich an euch aus sehr traurigem Anlass und in den letzten Tagen stecke ich regelrecht in einer richtig schlimmen Krise. Ich hoff ich bin in diesem unterforum richtig, wusste nicht wohin.
Ich hatte vor über zwei Wochen eine geplante stille Geburt und die Entscheidung darüber hat mich in den letzten Monaten regelrecht fertig gemacht.
Hier vielleicht noch mein thread von damals:
https://www.urbia.de/forum/172-praenataldiagnostik-schwangerschaftsvorsorge/5865454-multiple-auffaelligkeiten-erfahrung-von-leu?pp=43132094#p-43202537
Mein Baby hatte mehrere fehlbildungen, einige davon nicht weiter tragisch, Herz und Hirn aber ein großes Problem das mich in diese schlimme entscheidungssizuation gebracht hat: ein Teil des Herzfehlers war inoperabel (fetale kardiomyopathie), ein anderer wäre innerhalb der ersten Lebenstage zu operieren gewesen bzw. wären eventuell mehrere OPs nötig gewesen. Prognose meines babys war zuletzt dass sie entweder noch im Mutterleib verstirbt oder Sollte sie überleben würde sie grobe Probleme haben überhaupt die op Tauglichkeit zu erreichen weil sie im Wachstum so weit zurück lag/immer weiter zurück fiel und noch so viele andere Baustellen hatte. Vor allem in Kombination mit ihren hirnfehlbildungen (balkenagenesie und später kam auch noch lissenzephalie dazu) war klar dass sie ohne intensivmedizin nicht überleben würde. Im Bauch hatte sie anscheinend auch schon ihren ersten krampfanfall.
Dh ich stand vor der Entscheidung mein schwerstbehindertes baby bewusst auf die Welt zu bringen damit es mir gleich aus der Hand genommen wird, auf intensiv versorgt wird und mir dann mit hoher Wahrscheinlichkeit aber eben auch nicht sicher unterm OP Tisch verstirbt, ..oder es vorher „selbst“ gehen zu lassen. Palliative Geburt war zu meiner großen Verzweiflung auch nicht möglich weil es nicht friedlich und schmerzfrei abgelaufen wäre.
Ich war noch nie in einem so riesigen ethischen Konflikt .. mein Bauchgefühl fürs austragen wurde dann immer schlechter weil ich dachte sie kommt nur zur Welt um zu sterben, und das nicht mal in meinen Armen. Sie austragen kam mir so egoistisch vor..
Nur damit ich sie mal lebend halten darf obwohl sie total leiden würde. Dann kam der Abbruch und für diese gesamte Entscheidungsfindung habe ich mir eigentlich sehr viel Zeit gelassen und bin an sich auch dahinter gestanden. Aber seitdem ist mein Herz gebrochen und ich könnte nur noch heulen. Und auch wenn es in manchen Momenten sich richtig anfühlt frage ich mich seitdem: habe ich das richtige getan? Hätte ich sie lieber austragen sollen? Wie entscheidet man so etwas? Definitiv würde es mir seelisch besser gehen wenn ich sie selbst entscheiden hätte lassen wann sie geht .. Aber hätte ich ihr das zumuten sollen? Ich hab Angst dass ich nie drüber hinweg kommen werde..
Gerne bitte eure ehrliche Meinung..
Traurige Grüße, Beere
Ethischer Konflikt Hilfe, Meinungen
Liebe Beere,
es tut mir so weh, deine Worte der Verzweiflung zu lesen.
Ich bin mir sicher, dass mit einer derart schwerwiegenden Entscheidung immer Zweifel einhergehen. Du kanntest den Zustand und die Aussichten deiner Tochter, wie sie selbst nach schweren Operationen und der Hirnschädigung ihr Leben verbringen würde. Aus deinen Zeilen höre ich so viel Liebe heraus und du hast deine Entscheidung zum Wohl deiner Tochter getroffen, du wolltest sie nicht leiden lassen.
Ich hätte genauso entschieden, auch unter Qualen und Gewissensbissen, aber meine Kleine so leiden zu sehen, wäre für mich unerträglich gewesen.
Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft für die Zeit der Trauer.
Danke dir! 🙏
Liebe Beere,
es ist noch alles so frisch. Während der Schwangerschaft ist die Seele so verletzlich. Wie stark diese seelische Veränderung ist, fällt erst richtig auf, wenn es ein abruptes Ende gibt. Deine Seele ist momentan wie eine offene Wunde die verheilen muss. Vor allem auch deine Hormone müssen sich erst einmal wieder einpendeln. Das kann und wird seine Zeit in Anspruch nehmen. Ich denke die Gedanken, die du dir machst, sind wichtig um alles zu verarbeiten und um abschließen zu können. Es wird aber alles besser werden. Irgendwann in der Zukunft wirst du dir vermutlich sagen, dass es die richtige Entscheidung für dich und vor allem auch für dein Baby war. Ich wünsche dir viel Zeit zum trauern und dass du trotz der Momente des Trauerns wieder in deinen Alltag zurückkehren kannst.
Mit Gruß
Hallo 😞
Traurige Geschichte. Ich konnte jetzt nicht herauslesen in der wie vielten Woche es war.
Theoretisch egal, ändert nichts an meiner Meinung oder Situation.
Ich hätte mich für den selben Weg entschieden. Nichts anderes hätte sich richtig angefühlt. So viele Menschen schaut man sich an, in Dokus, oder sonstigen Videos, wo man sich fragt "oh Gott, was soll das für ein Leben sein?" Und dann kommst du in Spiel.... Eine Mama, die ihrem Kind aus Liebe das erspart. Und ja, auch dass du es dir selbst erspartst, ist zu 100% legitim und für mich auch zu 100% nachvollziehbar. Du hast alles richtig gemacht. Du hast dich entschieden und deshalb ist es richtig.
Du darfst trauern und du darfst auch zweifeln. Aber in all dem Gedankenkarussell darfst du niemals vergessen: ES WAR RICHTIG!
Und wenn dir 1000 andere Menschen sagen, dass dein Weg falsch war: "lass die Leute reden, bei Tag und auch bei Nacht .. lass die Leute reden...."
Ich drücke dich, und ziehe meinen Hut vor dir. ❤️
Hallo Beere, es tut mir sehr leid was du durchmachen musst.
Ich hoffe ich werde nicht gesteinigt wenn ich dein Gefühl, diese innere Zerrissenheit kenne, aber nicht in Bezug auf mein Baby (bin gerade nach langer Kiwu Zeit schwanger), sondern in Bezug auf meinen Hund. Ich will um Gottes um Willen niemanden verletzen, kränken oder meine Situation mit deiner gleich setzen, Trauer sollte sowieso nie miteinander verglichen werden. Aber ich glaube zu verstehen welchen Konflikt du mit dir ausmachst.
Meine Labbi Hündin war 13, die Altersbeschwerden hatte ich schön länger begleitet und versucht zu behandeln. Eines morgens wollte sie nicht mehr aufstehen, war schlapp. Geräusche von Wasser in der Lunge waren zu hören. Am Abend kam der Tierarzt um sie einzuschläfern. Er sagte mir hätte ich weitere 24 Stunden gewartet wäre sie durch das steigende Wasser erstickt. Durch quälende Maßnahmen hätte ich versuchen können sie am Leben zu erhalten, fraglich wie lange und wie es ihr dabei geht.
Ich komme zum Punkt. Ich wusste und weiß dass meine Entscheidung sie zu erlösen die einzig richtige war. Und trotzdem hab ich gelitten. Weil ich überhaupt in die Situation gekommen dass ein Leben durch meine Entscheidung beendet wurde. Sie nicht einfach eingeschlafen ist. Und schlimmer: ich habe entschieden dass ein Leben endet ohne in Austausch oder Erklärung gehen zu können. Ich konnte meinen Hund nicht fragen, mich nicht erklären, sie nicht darauf vorbereiten was gleich passieren würde. Ich habs einfach entschieden, zu Ihrem Besten und nicht aus egoistischen Gründen, weil ich mich nicht trennen möchte, es unter ihren Qualen weiter in die Länge gezogen.
Noch mal betont, ich ziehe auf gar keinen Fall einen Vergleich zwischen meinem Hund und deinem Baby. Mag mir gar nicht ausmalen wie es wäre, wenn ich in meiner Schwangerschaft in diese Situation gekommen wäre. 💔
Ich wollte nur versuchen dir zu helfen zu greifen, warum man in so eine moralische Krise gerät obwohl man weiß dass es die richtige Entscheidung war. Denn bei mir ist es schon eine Weile her sodass ich das besser reflektieren konnte.
Man möchte einfach nicht in die Situation kommen exakt über den Moment zu entscheiden, wann ein Leben beendet wird, noch dazu über jemanden den man über alles liebt.
Du schreibst genau meine Gedanken auf bei diesen Überlegungen.. Es ist so schwer weil man nicht fragen oder erklären kann.. Und Ich verstehe das total dass man da große Parallelen ziehen kann. Ich hab selbst meine Hündin mit 17 Jahren verloren und kann das außerdem auch sehr gut nachfühlen wie schlimm auch dieser Schmerz ist. Danke dir für deine worte und ich wünsch dir alles Gute für die Schwangerschaft!
Liebe Beere8 es tut mir unendlich Leid was euch wiederfahren ist😭
Ich kann nur von mir sprechen und sage das Ich genauso handeln würde.
Mach dir bitte KEINE vorwürfe 🫶
Du weißt garnicht wie lange es eure kleine geschafft hätte.
Es hätte sein können das sie sofort verstirbt oder das Sie sich Tage oder Wochen gar Monate quält.
Das war die richtige Entscheidung.
Wenn du so große Vorwürfe dir gegenüber hast frag doch mal bitte deinen FA oder die Krankenkasse das Sie dich vermitteln zu einer Psychologischen Beratung mit Kindsverlust.
Es könnte Dir helfen mit deinen Gedanken umzugehen🫶
Dein Mäuschen da Ober wird dir auf ewig dankbar sein das die Mami Sie von den Quallen erlöst hat🍀
Ich drücke dir ganz fest die Daumen das du Hilfe bekommst und deinen Gedanken bei Gesprächen frei Laufen lassen kannst.
Lg🍀
Hallo,
mir tut es sehr Leid für das, was du erlebst.
Wir haben etwas sehr Ähnliches vor ein paar Monaten durchmachen müssen (stille Geburt in der 25. SSW) und standen vor denselben Entscheidungen, die man eigentlich niemals im Leben fällen möchte.
Wie man so etwas entscheidet, dass können immer nur die Menschen beantworten, die selbst gerade vor genau solch einer Entscheidung stehen und meist gibt es darauf keine klare Antwort. Du fragst dich, ob es die richtige Entscheidung für dich war? Ja, da bin ich mir sicher. Für dich/euch war es in dieser Situation und zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung.
Du sagst auch, dass du dir viel Zeit genommen hast für diese Entscheidung. Das haben wir damals auch getan und das war sooo wichtig. Auch wir haben damals gehofft, dass sich unser Kleiner vielleicht doch noch allein auf die Reise begibt und uns diese eigentlich unmögliche Entscheidung abnimmt, aber dazu kam es nie.
Wir haben mit ihm bis zur letzten Minute geredet, es ihm erklärt, den Bauch eingeölt, seine leichten Bewegungen gespürt und soviel mehr...und wir haben ihn letztendlich aus Liebe gehen lassen. Wir stehen zu dieser Entscheidung und übernehmen dafür auch die volle Verantwortung. Auch für uns, also wir und für den Kleinen, war es damals, in dieser Zeit & in dieser Situation, der richtige Weg.
Sicher spielen bei solch einer Entscheidung auch immer Faktoren mit eine Rolle, die das eigene Leben oder die eigenen Interpretationen betreffen, aber man merkt allein an deinen Worten und deiner Zerrissenheit, dass du diese Entscheidung ganz sicher nicht aus Egoismus, sondern aus Liebe gefällt hast.
Ich bin mir sicher, könnte dein Kind dir nun etwas sagen, dann würde es sagen: "Danke, Mama.".
Und wer weiß, vielleicht kann es das ja irgendwann einmal...
Für dich ist das alles noch sehr frisch. Deine Gedanken sind ganz normal, egal ob berechtigt oder nicht. Nimm dir auf jeden Fall deine Zeit.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und verlier den Mut nicht, denn es wird besser. Darauf kannst du vertrauen!
Auch wenn es mir einfach nur unglaublich leid tut dass du auch in so einer Situation warst find ich es schön dass es möglich ist trotz der Trauer und dem Verlust seinen Frieden damit zu machen dass man entschieden hat.. Ich hoffe dass ich auch an diesem Punkt ankomme! Danke dir für deine Geschichte!
Ich möcht euch allen gern DANKE sagen für eure antworten und Meinungen!! Ich sehe in den letzten Tagen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und ich bin gerade so dankbar für die Meinungen von Außenstehenden!
Danke auch fürs Mut zu sprechen, und die tröstenden Worte.. Ich fühl mich so alleine und eure Beiträge haben mir einfach gerade so geholfen 🙏
Hallo!
Ich stand nach der Geburt meiner Zwillinge auch vor einer schwierigen Entscheidung für eines meiner Kinder.
Natürlich frage auch ich mich immer wieder einmal ob ich richtig entschieden habe, bzw. ob ich mich anders entscheiden hätte sollen.
Im Nachhinein Dinge zu betrachten ändert immer den Blickwinkel.
Mir hilft es in diesen Situationen mich an mein Bauchgefühl von damals zu erinnern.. Ich weiß, dass ich zu dem Zeitpunkt als ich meine Entscheidung getroffen habe voll und ganz hinter dieser Entscheidung stehen konnte.
Aus deinem Text lese ich ähnliches heraus.
Mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust und ganz viel Kraft für diese schwere Zeit!