1. Weihnachten ohne Bruder - wie damit umgehen?

Guten morgen,

wusste nicht, welchen Thread der richtige ist, aber da es um Weihnachten geht, schreibe ich mal hier.

Mein Bruder hat sich im Alter von 29 Jahren sein Leben genommen.

Wir sind alle psychisch ziemlich fertig, es war knapp drei Wochen her.

Den Kindern möchte ich ein "normales" Weihnachten ermöglichen, sofern dies überhaupt möglich ist. Meine Große meinte, sie könne nie mehr glücklich werden. Der Mittlere meinte, er wollte es so und akzeptiert es gut. Der Kleine fragt ständig nach ihm, was meine Eltern, besonders meinem Vater, die Tränen in die Augen treibt. Meine Mutter steht unter Beruhigungstabletten, mein Vater lässt sich Montag wieder welche verschreiben.

Dem Kleinen zuliebe möchte ich eigentlich zeigen, wie schön Weihnachten ist. Oft kann ich meine Trauer auch gut vor ihm verbergen. Aber wie sollen wir mit meinen Eltern umgehen?
Sie in Ruhe lassen? Besuchen?

Da leider schon einige hier einen lieben Menschen verloren haben, wollte ich euch fragen, wie ihr das erste Weihnachten ohne einen geliebten Menschen verbracht habt?

Würde auch gerne mit dem Zwerg und den Großen auf den Weihnachtsmarkt. Ihm gefallen die Lichter so sehr. Doch die Weihnachtslieder würde ich kaum ertragen. Ach Manu, es ist so schwer ohne dich. Gestern konnte unser Vater dich nicht einmal mehr am Grab besuchen weil er meinte, sonst dreht er komplett durch. Pass gut auf ihn auf, er ist so schwer krank und pumpt sich mit Tabletten voll.

Danke für eure Tipps und Hinweise

Babydestiny

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Guten Morgen,

mein aufrichtiges Beileid, es tut mir sehr sehr leid. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie Du und vorallem Deine Eltern sich fühlen.

Ich habe meinen Vater vor langer Zeit ca. 9 Monate vor Weihnachten verloren, er starb sehr plötzlich. Meine Mutter und ich hatten große Angst vor der Weihnachtszeit und vor allem vor Hl. Abend. Wir feierten immer in großer Runder mit mehreren Verwandten und mein Vater war immer sehr lustig und brachte Stimmung rein. Wie sollte das werden ohne ihn? Aber es wurde trotzdem ein schöner Abend, wir haben auch gelacht und natürlich viel an ihn gedacht. Wir haben Karten gespielt, das hat uns abglenkt. Uns hat gut getan, dass wir eben nicht alleine waren, sondern eben Verwandte da waren.

ABER: Der Tod meines Vaters war wie gesagt schon ein Dreivierteljahr vorher, wir hatten Zeit zu trauern und konnten uns mit dem Verlust meines Vaters schon auseinandersetzen. Ich denke, für Euch ist es noch so früh, Deine Eltern versuchen wahrscheinlich gerade, nur die nächste Stunde rumzukriegen.

Sei einfach für Deine Eltern da. Sag Deinen Kinder, dass ihr feiert, aber es sein kann, dass es eben immer wieder mal traurig wird, weil ihr Deinen Bruder so vermisst. Denkt einfach an ihn, ich denke, er wollte euch nicht wehtun, er hat nur keinen anderen Ausweg mehr gesehen.

Ich wünsche Euch alles alles Gute und dass es irgenwann nicht mehr so weh tut. Und ich hoffe, dass Deine Eltern dies verkraften.

Liebe Grüße

Leah

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Hallo!

Leider weiß ich genau, wie es Dir / Euch geht. Nur, das mein großer Bruder vor drei jahren kurz nach Weihnachten uns verlassen hat.
Das erste Jahr ist verdammt hart. Und Weihnachten bleibt noch jahrelang schwer.
Wir haben versucht, Weihnachten anders zu gestalten als früher, die alten Rituale schaffe ich nicht mehr. Das passt nicht mehr, einer fehlt, ich kann nicht mehr so feiern wie früher. Wären die Kinder nicht, hätten wir Weihnachten sicher ausfallen lassen.
Wir haben das erste Jahr eine befreundete Familie eingeladen und zusammen den Abend verbracht - einfach nur, damit es andersist als früher. Hat uns gutgetan, dass wir so ein wenig abgelenkt waren.

Ich denke, normales Weihnachten feiern, ist so kurz nach dem Suizid weder möglich noch angemessen. Ihr steht alle noch unter Schock. Die Kinder spüren doch sowieso Eure Trauer - lieber offen damit umgehen. Die Eltern? Schwieriges Thema, bei uns ist offene Kommunkation leider kaum möglich, in anderen Familien habe ich gehört, soll das woll gehen.
Es gibt eine schöne Geschichte im Netz, ich finde sie gerade nicht - sie beschreibt, wie ein Familienvater am Heiligen Abend einen Zweig aus dem Christbaum geshcnitten und zum Grab des Verstorbenen gebrachthat. Die Lücke im Baum ist für alle sichtbar und durch den zweig ist die Verbidung mit dem Grab da, so ungefähr.
Ich bringe jedes Jahr einen Teil des Christbaumschmucks zum Grabund in der dunklen Jahreszeit stehen am Grab und bei mir vor der Haustür zwei "Zwillinglaternen, die so oft brenne, wie möglich..

Kennst Du das AGUS-Forum bzw. die Homnepage? Würde ich Dir sehr empfehlen, das ist sicher in diesem Fall die bessere Plattform zum Austausch mit ebenfalls Betroffenen und es gibt viele wertvolle Hinweise und Hilfen (www.agus-selbsthilfe.de).

Zum Weihnachtsmarkt: Gibt es vielleicht jemand anderen, der mit Deinem Zwerg hingehen könnte? Oder Du nimmst wenigstens noch eine gute Freundin mit, damit Du Dich ein wenigabsetzen kannst, wenn´s gar nicht mehr geht?

Die erste Zeit ist so verdammt schwer. Ich wünsche Dir viel Kraft und Menschen, die Dir zuhören können...
Wenn Du magst, kannst Du mich gerne per PN anschreiben.

Ich fürchte, meine Gedanken sind etwas wirr, mir laufen gerade sleber die Tränen...

Liebe Grüße
Geyerwalli

3

#pro

4

Ich hab´dem Link zu der Geschichte gefunden:

http://nuernberg.agus-selbsthilfe.de/texte-und-gedichte/die-luecke-im-baum.html

5

Hallo,

mein Vater verstarb am 2.12.2010, völlig unvorbereitet.
Zu diesem Zeitpunkt lag mein Mann schon über 3 Monate im Krankenhaus auf der Intensivstation.

Unser Weihnachtsfest haben wir in Gedanken an meinen Vater so gefeiert, so, wie er es gerne hatte: im Kreise seiner Lieben. Meiner Mutter stand der Sinn überhaupt nicht nach Feiern aber wir haben sie nicht alleine (hatte sie sich gewünscht) gelassen sondern die ganzen Tage immer mitgenommen.

Im letzten Jahr haben wir dann unser Weihnachtsfest auch ohne meinen, inzwischen verstorbenen, Mann gefeiert, da bin ich dann von meiner Familie aufgebaut worden.

Dieses Jahr werden wir hoffentlich wieder ein, fast, ganz normales Fest feiern. Das wünschen wir uns jedenfalls. Aber es werden immer zwei wichtige Personen am Familientisch fehlen.

LG

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Hallo,

erstmal Herzliches Beileid. #kerze

Mein Vater ist 2007 zwei Tage vor Heilig Abend überraschend verstorben.
Ich hatte eigentlich keine Lust, Weihnachten zu feiern, aber dann hätte ich erst recht irgendwo gesessen und nur darüber nachgegrübelt, was auch niemandem etwas genutzt hätte.
Wir hatten sogar Weihnachtsgeschenke von ihm unterm Baum, die er schon eingepackt hatte. :-(
Meine Tochter war damals ein 3/4 Jahr alt, und wir haben mit meinen Schwiegereltern gefeiert.

Ich würde an Eurer Stelle Deine Eltern fragen, ob sie mit Euch feiern möchten oder nicht.
Ansonsten feiert Ihr eben ohne Großeltern, aber ausfallen lassen, würde ich es nicht. Wie gesagt, man sitzt dann bloß irgendwo und macht sich traurige, sinnlose Gedanken.
Daß der Kleine immer nach Deinem Bruder fragt, ist zwar einerseits schlimm aber andererseits kann man das auch positiv sehen, weil sein Onkel ihm offensichtlich etwas bedeutet hat.
Mein Vater hat mal angefangen zu weinen, als ich ihn recht ausführlich nach seinem Vater ausgefragt habe, der ca. 30 Jahre vorher an Leukämie verstorben war. Aber ich denke, auch wenn die Erinnerung ihn traurig gemacht hat, fand er es trotzdem schön, daß ich Interesse an meinem Opa hatte, den ich nie bewußt gekannt habe.

Kann nicht jemand anders mit den Kindern auf den Weihnachtsmarkt gehen als Du? Zum Beispiel der Papa alleine oder Freunde von Euch oder die Großeltern der anderen Seite? Nach Weihnachtsmarkt wäre mir damals auch nicht zumute gewesen.

LG

Heike

7

Hallo ihr,

vielen lieben Dank für eure lieben Worte.

Der Weihnachtsmarkt fällt dieses Jahr wohl aus. Keinem ist danach. Der Kleine darf dann hier die Lichter bestaunen.

Weihnachten wird nicht ausfallen, soviel ist sicher. Auch wenn wir alle (außer dem Kleinen) Angst davor haben. Aber da werden wir wohl durch müssen.

Was am Nikolaustag wird, steht in den Sternen. Mein Bruder hat immer sehr gerne den Nikolaus gespielt. :-(

Wünsche euch einen schönen Sonntag.