habe gestern einer Mutter etwas unangenehmes gesagt, jetzt ist sie beleidigt ..

Hallo,

mein Sohnemann hat einen besten Freund, der sich (auch) in der Schule nicht an die vorgegebenen Regeln hält (z.B. schreit er immer nach vorne, ohne sich zu melden).

Die Mutter dieses Jungen fragt mittlerweile immer die anderen Kinder aus, ob das wirklich so ist - auch meinen Sohn, der gar nicht mehr zu ihm kommen mag (kein Problem, kommt er halt zu uns).
Gestern war dieser Junge hier, und die Mutter fragte dann mich, was unser Sohn denn so erzählt. Kein Problem, hab ich ihr halt den o.g. Punkt erzählt. Ihre Reaktion drauf: sie hat halt lebhafte Kinder (ihr größerer Sohn hat auch Probleme, er ist auch ein Auftreiber, aber es sind ja immer die Lehrer schuld #augen). Ja, ich hab auch lebhafte Kinder, aber auch solche müssen Regeln einhalten - meine Antwort.Sie darauf, sie hat ja jetzt auch Regeln (und genau in diesem *jetzt* liegt das Problem). Dann ist sie beleidigt abgezogen.
Die Jungs sind jetzt seit September in der Schule, klar muss sich das noch einspielen, aber Regeln kennt dieser Junge leider nicht, es fehlt einfach an Konsequenz. Ich kenne diesen Jungen jetzt seit 3 Jahren, und bei uns funktioniert es - nach anfänglichen kleinen Kämpfen - tadellos, was wir sagen, wird gemacht. Bei ihnen daheim wird echt den Eltern auf der Nase rumgetanzt.

Jetzt hab ich irgendwie ein blödes Gefühl im Bauch, hätte ich nichts sagen sollen?

LG Claudia

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Ich finde es immer schwierig, die familiäre Situation wirklich zu beurteilen, da man ja immer nur Momentaufnahmen hat.

Ich kenne z. B. ein 8jähriges Mädchen, deren Mutter neulich etwas genervt wirkte. Sie wurde gefragt (es waren mehrere Mamas anwesend), ob alles in Ordnung ist und sagte dann "Schenkt meiner Tochter ein Gehirn." Eine heftige Aussage. Sie erzählte daraufhin, dass zu Hause "alles scheiße" sei und es mit ihrer Tochter so gar nicht gut läuft. Auch in der Schule habe sie Probleme mit dem Sozialverhalten. Die Mutter wirkte ausgelaugt und kraftlos. Was soll man dieser Mutter nun sagen? "Tu dies, tu jenes, mach das so, mach das anders.... "?!? Hilft ihr das? Macht es die Situation für alle Beteiligten besser oder gibt es der Mutter nur noch mehr das Gefühl zu versagen?

Natürlich gibt es eine Million Erziehungstipps, wie man bestimmte Dinge in den Griff kriegen KANN. Ob das dann aber in der jeweiligen Situation auch hilft, steht auf einem anderen Blatt. Erziehung ist nichts einseitiges, schon allein deswegen, weil daran mehrere Personen (oder zumindest Mutter UND Kind) beteiligt sind. Es gibt nicht DEN Tipp.

Du rätst nun also dieser Mutter, dass sie Regeln braucht. Mag sein. Aber vielleicht liegen die Gründe für das Verhalten der Jungs irgendwo anders. Es ist nicht so, dass Kinder gut "mitmachen", wenn nur der Regelkatalog lang genug ist.

Bei uns läuft es ganz gut, abgesehen von kleineren Reibereien, die meiner Ansicht nach normal sind. Aber warum läuft es gut? Weil wir Regeln haben? Kann nicht sein, denn Regeln sind hier nicht das dominante Thema, wir haben sogar wirklich recht wenig Regeln. Ich denke es läuft vor allem deswegen gut, weil wir viel miteinander sprechen, das Kind ernst nehmen, uns Gedanken machen, viel Liebe schenken, geduldig sind und nicht erwarten, dass alles gleich immer so 100%ig klappt. Wir haben Spaß miteinander, versuchen unsere Erziehung kreativ und altersangemessen anzupassen. Wir fordern aber auch dort, wo wir denken, dass man das in dem und dem Alter erwarten kann. Aber wir gestehen uns auch ein, wenn wir evtl. schon zu viel gefordert haben und schalten einen Gang zurück.

Würde es jetzt nicht gut laufen und mir würde jemand sagen: "Ihr braucht Regeln!" würde mir das erstmal auch nicht wirklich helfen. Ich persönlich brauche etwas "Kopftätscheln", wenn ich Probleme habe. In dem konkreten Fall hätte ich dann vielleicht auch einfach mal gesagt, dass es heute bei uns wirklich gut lief. Lob ist übrigens auch ein wichtiger Motivator, den gerade die Familien oft vergessen, wo es nicht alles so toll läuft. Irgendwann - so mein Eindruck - werden nur noch die negativen Seiten gesehen. Die guten Dinge werden vergessen und dementsprechend auch dem Kind niemals gesagt.

Der o.g. Mutter habe ich übrigens erstmal nur zugehört, während die anderen Mamas gleich mit Tipps um die Ecke kamen. Dann habe ich überlegt und ihr gesagt, dass ihr Kind sich bei uns immer gut und tadellos benommen hat (wie übrigens alle Kinder, die hier sind), aber ein wenig verträumt wirkt, was nicht negativ gemeint, aber ein Grund für ihr Verhalten sein könnte. Daraufhin erzählte die Mama von der sehr phantasievollen Seite ihrer Tochter und hatte erstmal wieder ein Lächeln im Gesicht. Und dann war sie auch bereit für konstruktive Ratschläge wie z. B. sich selbst mal eine Auszeit zu gönnen, runter zu kommen und sich mal über kleine "Träumerle" zu informieren. Sie hat das so angenommen und es ging ihr auch noch besser dabei.

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Sehr gut geschrieben.
Danke für deine Worte.

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Hi,

ich bin auch oft sehr direkt, und manchmal ecke ich damit an.

Aber ich stehe dazu.

Das solltest Du auch.

Du hast es doch nur gut gemeint. Wenn die andere Mutter Kritik nicht annehmen kann soll das nicht dein Problem sein.

VG

Tattel

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Hallo,

wenn man mir so eine konkrete Frage stellen würde, würde ich natürlich die Wahrheit sagen. Ich hätte so reagiert wie du.

Im Übrigen finde ich "er schreit immer noch vorne, ohne sich zu melden" jetzt auch nicht sooo schlimm.

Natürlich ist es ein Regelverstoß, aber es gibt Regelverstöße, die ich schlimmer finde. Und es ist Aufgabe der Lehrerin, die Kinder in der Schule dazu zu bringen, sich an die Regeln zu halten.

LG,
J.

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Hallo,

doch, ich finde das schon schlimm, besonders weil jene Kinder drunter leiden, die sich immer melden und dann nicht mehr drankommen - zu denen auch mein Sohn gehört - und dann im weiteren schulischen Leben sich einfach nicht mehr melden, weils eh nichts bringt #schmoll. Ausserdem war das nur ein Beispiel, das halt aktuell grade im Raum stand, da sind durchaus noch andere Regelverstöße da (er hat auch nach vier Wochen zur Lehrerin gesagt: Du hast mir gar nichts zu sagen #schock).

LG Claudia

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Also doch so eine persönliche Sache, weil dein Sohn "leidet", da ein anderes Kind ihm quasi Möglichkeiten nimmt?

Zieh dich aus der Sache raus.

Der Bengel lernt es, früher oder später.

Seit September in der Schule bedeutet nämlich auch, dass er in der kurzen Zeit von knapp 3 Monaten viel lernen musste, das eine geht nun mal schneller als das andere.

Meine Tochter zB. ist ein sehr quirliges Kind, still sitzen fiel ihr schon immer schwer. Nun frage ich in regelmäßigen Abständen wie sie sich "macht". Gut, alles super, sie zappelt sehr viel, aber das bekommt man in den Griff. Sie bekommt Zusatzaufgaben, ich halte Sie dazu an sich in den Pausen ordentlich auszutoben....Und trotzdem gibt es Tage wo es "ausbricht", wo es ihr schwer fällt still zu sitzen.

Dazu kommt der Gewohnheitsfaktor. In der Kita gab es das klassische stillsitzen in der Form und Länge nicht. Kinder müssen lernen.

Genauso muss der Junge lernen sich zu melden, leise zu sein um das Klassenkollektiv nicht zu stören.

Von heute auf morgen aber, nein, das funktioniert nicht.

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Hallo,

ich bin auch von der direkten Sorte. Sie hat dich gefragt, dass du dann was sagst, was sie nicht hören will, kann dann halt passieren. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Schade finde ich es immer für die Kinder, die unter dem regellosen Leben leiden, weil sie in der Schule nicht parat kommen.

LG,
Denise

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Hallo!

Naja, die Mutter hat ja gefragt, von daher würde ich da auch offen sein.
Den Eindruck den man hat, kann man dann auch mitteilen, mehr aber auch nicht.
Durch die Blume reden ist auch nicht mein Ding, aber etwas 'Taktgefühl' muss man da schon reinbringen. Wenn mich eine Mutter fragen würde: Was würdest du den machen?! Dann würde ich wohl meine Meinung und Erfahrung mit ihr teilen. Einfach so 'Tipps' zu geben....nein, würde ich nicht tun, weil das meist auch falsch rüberkommt und nicht jeder darüber Glücklich wäre. Gibt ja unterschiedliche Erziehungsmetoden und man weiss ja auch nicht wie das in der anderen Familie so abläuft.

Was in der Schule läuft wäre mir speziell egal, da dies die Aufgaben der Lehrer ist ihn da zu bändigen. Diese müssen sich dann an die Eltern wenden.
Solange ein Kind sich bei mir Zuhause benimmt, passt das. Bei uns gibt es wenig Regeln, aber es gibt welche und daran wird sich auch gehalten.
Ich finde das Regeln auch von den Kindern verstanden werden müssen. Bei uns sind es alles logische Regeln und die kann meine Tochter nachvollziehen.

Davon abgesehen finde ich dieses Ausfragerei der anderen Kinder ziemlich daneben. Sie sollte sich mit den Lehrern oder eben Eltern (Wenn Regeln bei denen gebrochen worden sind) in Verbindung setzen und nicht die Kinder dauernd ausfragen. Auf die Idee käme ich gar nicht.

Du hast das ganz gut gemacht. Auch wenn manche Eltern das nicht gerne hören. Die Mutter beruhigt sich wieder und wenn nicht kannst du es nicht ändern. Sie hat ja gefragt, du hast dich ja nicht aufgedrängt.

LG Sonja

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Hallo und #danke für eure Meinungen!

Also, zuerst mal hätte ich das genauso gesagt, wenn mein Sohn nicht betroffen wäre (wg. Melden und drankommen).

Die Aussage, dass sich die Kinder nicht mehr melden bezog sich auf meine mittlerweile über 10jährige Erfahrung als Schülermama, nicht auf meinen Jüngsten. Und ich habe leider mit meinen beiden Großen die Erfahrung gemacht, dass durch die Bank alle Lehrer (egal welche Schulart) keine Antwort mehr wissen wollten, wenn jmd. die richtige Lösung bereits vorgerufen hatte. Und mir wurde immer gesagt, ihr Sohn meldet sich nicht bzw. arbeitet nicht mündlich mit - doch, taten sie, aber sie wurden einfach nicht gesehen (und auch nicht gehört, weil eben keine Reinrufer): Lehrer steht mit dem Rücken zur Klasse, fragt etwas und unterm Umdrehen wird von einem Schüler die Antwort in den Raum geworfen, der Lehrer dreht sich wieder zur Tafel und hat eben NICHT gesehen, wer sich meldet und wer nicht ...

Ein Beispiel zur Situation des Sohnes meines Jüngsten (ich blicke schon ein bisschen hinter die Fassade, bin ja wöchentlich mind. 1x dort seit 3 Jahren): Kind will Chips, Mama sagt nein (und trinkt weiter Kaffee), Kind geht in die Speis und holt sich Chips, Mama sagt nein, Kind lacht Mama an und macht die Tüte auf und isst, Mama steht genervt auf, nimmt die Tüte weg und schubst ihn in Richtung Spielzeug, Tüte liegt auf dem Tisch, Kind holt die Tüte und mampft lustig weiter, Mama gibt auf. Und das ist nur ein Beispiel, dass ich miterlebt habe (es wird auch mal auf dem Esstisch herumgetanzt, in der Küche auf Schränke gestiegen und ausgeräumt etc - und das, obwohl ja ein Besucherkind da ist).

LG Claudia

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"Kind will Chips, Mama sagt nein (und trinkt weiter Kaffee), Kind geht in die Speis und holt sich Chips, Mama sagt nein, Kind lacht Mama an und macht die Tüte auf und isst, Mama steht genervt auf, nimmt die Tüte weg und schubst ihn in Richtung Spielzeug, Tüte liegt auf dem Tisch, Kind holt die Tüte und mampft lustig weiter, Mama gibt auf."

Exakt dasselbe habe ich mit einer ehemaligen Nachbarin und ihrem damals 5jährigen Kind erlebt, nur dass es eine Kekstüte war.

War "toll" für mich, meinem damals 2jährigen Sohn verbieten zu müssen, noch mehr Kekse zu essen (ich hatte Angst, dass es ihm sonst schlecht wird), während das Nachbarskind fröhlich weitermampft, weil seine Mutter aufgegeben hat #aerger
(Auch ansonsten hat das Kind sich an keine Regeln gehalten, und den Eltern war es egal.)

Aufgrund meiner Erfahrungen mit meiner ehemaligen Nachbarin, dachte ich mir, dass du Ähnliches mit deiner Bekannten erlebt hast ;-)

"Und mir wurde immer gesagt, ihr Sohn meldet sich nicht bzw. arbeitet nicht mündlich mit - doch, taten sie, aber sie wurden einfach nicht gesehen (und auch nicht gehört, weil eben keine Reinrufer): Lehrer steht mit dem Rücken zur Klasse, fragt etwas und unterm Umdrehen wird von einem Schüler die Antwort in den Raum geworfen, der Lehrer dreht sich wieder zur Tafel und hat eben NICHT gesehen, wer sich meldet und wer nicht ..."

Sei mir bitte nicht böse, und versteh mich jetzt auch nicht falsch #zitter - aber ist es nicht etwas naiv von deinen Kindern, sich zu melden, wenn der Lehrer mit dem Rücken zur Tafel steht und natürlich nicht sehen kann, wer sich meldet?`

Hätten deine Kinder nicht nach der 1.schlechten Erfahrung lernen müssen, ebenfalls schnell reinzurufen, wenn der Lehrer eine Frage stellt und dabei mit dem Rücken zu den Kindern steht?

Bzw. hättest du als Mutter, nachdem du von deinen Kindern die Problematik erfahren hast, nicht am Elternsprechtag die entsprechenden Lehrer darauf ansprechen müssen?

Ein Reinrufen ohne Handheben sehe ich nicht als Regelverstoß an, wenn 1) der Lehrer gar nicht hinschaut, wer sich meldet und 2) der Lehrer das Reinrufen nicht als Regelverstoß ahndet, indem er das rufende Kind abmahnt (bei meinem Sohn in der Klasse wandert man auf einer "Sonne-Gewitter"-Skala eine Stufe Richtung Gewitter, wenn man reinruft) und ein Kind dran nimmt, das sich vorher gemeldet hat.

Mein Sohn ist ja erst im August in die Schule gekommen, und deine langjährigen Erfahrungen habe ich noch nicht, aber das Reinrufen in der Klasse meines Sohnes geahndet wird, weiß ich, und dass die Lehrer zu meiner Schulzeit zu 99,9 % geschaut haben, wer sich meldet, weiß ich auch.

Das meine ich, wie gesagt, gar nicht böse!

LG,
J.

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Hallo,

ich fass das auch nicht böse auf - man sieht ja auch als Aussenstehender manches anders ;-) (und das ist manchmal gar nicht schlecht!)

*Sei mir bitte nicht böse, und versteh mich jetzt auch nicht falsch #zitter - aber ist es nicht etwas naiv von deinen Kindern, sich zu melden, wenn der Lehrer mit dem Rücken zur Tafel steht und natürlich nicht sehen kann, wer sich meldet?`* - es meldeten sich ja die meisten, und ein paar Dazwischenrufer waren eben schneller, den Lehrern anscheinend egal #schmoll - und das zog sich leider durch die gesamte Schulzeit (Grundschule, Realschule, Mittelschule).
Natürlich habe ich die Lehrer darauf angesprochen, und nicht nur einmal, aber irgendwie ... manche haben es sich zu Herzen genommen, dann wars ein paar Wochen ok, und dann kam wieder der alte Trott :-(. Und anderen (v.a. den älteren Lehrern) wars irgendwie total schnuppe ...

In der Klasse meines Jüngsten wird das reinrufende Kind durchaus ermahnt, aber leider sind es ein paar, denen das überhaupt nichts ausmacht. Und genau das finde ich total erschreckend - die Kinder stehen sich doch auch selber das ganze Leben im Weg, weil sie nie gelernt haben, wann Schluss ist.

LG Claudia

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Wer mich fragt muss mit der Antwort leben. Ich kann sie ja nett verpacken, trotzdem tut die Wahrheit manchmal weh. Isso!