Wie wird er selbstbewusster?

Guten Abend an alle, ich habe da mal eine Frage an euch: Ich habe einen 9 Jährigen Bruder, der die 3. Klasse besucht. Die Lehrerin wollte, daß alle Kinder ein Buch per Videoaufnahme vorstellen ( ca. 5 Min. ). Mein Bruder ist im allgemeinem eher anfangs schüchtern, später legt sich das aber ziemlich. Bei Referaten oder Vorstellungen ist er aber immer sehr nervös, wie heute auch. Er hat ständig beim vortragen geschluckt, so als würde er fast ersticken. Dies ist Ihm aber garnicht so klar gewesen, erst als er sich das Video ansah, trotzdem hörte er damit nicht auf. Ich Bitte euch hiermit um Tipps, wie man allgemein die Kinder selbstbewusster daran gehen lassen kann, mein jetzt 20. Jähriger Bruder war damals genauso ( ist es heute noch), meine Schwester und ich genau das Gegenteil.
Vielen Dank schonmal:)

1

Hallo,

grundsätzlich würde ich sagen:
Loben, loben, loben. Wenn er die Sicherheit hat, dass er das kann, legt sich die Aufregung.
Wenn es fünf mal geklappt hat, darf es beim 10.Mal auch schief gehen. Wenn man beim ersten Mal ausgelacht oder zu stark kritisiert wird, braucht man 20 weitere Erfolge, um sicher zu werden.

So eine Videopräsentation selbst zu sehen ist natürlich Hardcore. Da würde ich ganz sachlich bleiben und immer positiv formulieren:
Das ist inhaltlich sehr gut. Das hast du schön formuliert. Wenn du das Schlucken weglässt, wirkt es noch überzeugender.

Also; erst loben. Dann Kritik so äußern, dass man den Eindruck hat, dass das das Tüpfelchen auf dem i ist ;-)

LG!

4

Vielen lieben Dank für die Antwort und den Tipp, werde uch aufjedenfall öfter darauf achten :)

2

Ich denke eher es ist etwas was er unbewusst tut um Stress abzubauen, vielleicht sogar eine Art Tick. Das haben Kinder manchmal und nicht immer kann man es sofort abgewöhnen. Es gibt sich aber meist irgendwann von selbst.

Grundsätzlich ist es eher nicht so sinnvoll von einem Drittklässler zu erwarten, dass er aus sich selbst heraus genauso Vorträge hält, wie man das selber so gewohnt ist. In der dritten Klasse ist diese Situation noch praktisch neu und noch eher selten und auch Vorträge halten will gelernt sein.

Mit Selbstbewusstsein hat das nur am Rand was zu tun. Es braucht schlicht Übung, Übung, Übung und eine sehr gute Vorbereitung. Je vertrauter die Situation wird, je mehr ich weiß, was ich sagen will, desto besser kann ich das rüber bringen und desto normaler werde ich dabei. Die ersten Vorträge haben wir wirklich gefühlte 20x zu Hause gehalten. Solange bis die Kinder ihn rückwärts und vorwärts singen konnten.

Wie begrüßt man sein Publikum, was sagt man zum Abschied, wie erregt man Aufmerksamkeit, wie bekommt man seine Umwelt zum mitdenken, wie schafft man es chronologisch flüssig zu reden. Es gibt irre viel zu lernen. Wir haben mittlerweile ein Kind das sich aus ner knittrigen Wikiseite nen super Vortrag zusammen puzzelt und eins das sich im Vorfeld akribisch Karteikarten bastelt auf denen jeder noch so kleine Hinweis drauf ist und dass diese dann beinhart auswendig lernt, weil sie sonst zu nervös wäre oder zumindest Angst davor hätte nicht zu wissen was sie sagen soll, wobei das eher Kopfsache ist, denn am Ende gelingt es ohne ablesen. Sie hat nur gelernt sie braucht das als Sicherheit für sich. Aber bei beiden waren die ersten Vorträge etwas was wirklich oft und mehrfach geübt wurde, um rauszufinden was sie so brauchen um sicher zu werden, um Routine zu bekommen.

Sag ihm einfach, zuerst was dir positiv aufgefallen ist und dann was verbessert werden muss und dann übt das und versucht es nochmal. Es fällt kein Meister vom Himmel. Sage ich meinen Kids immer wieder. Man muss es einfach üben. Übt man es gleich am Anfang immer wieder richtig, wird man sicher und dann weiß man auch für später besser was man tun muss. Es ist zwar nervig, aber es ist wirklich einfach Übungssache. Und das tolle an den Videos ist ja, dass er sie sich selber hinterher ansehen kann und dann selber bemerken kann, was vielleicht vom Vortrag eher ablenkt. Man muss einfach zusammen miteinander reden, ohne Vorwürfe, und gemeinsam überlegen, wie man es vielleicht doch besser hinbekommt. Es braucht aber wahrscheinlich seine Zeit, ist eine Entwicklung und wie alles zu Lernende nichts was immer bei jedem von heute auf morgen erreicht. Bleibt einfach zuversichtlich aber am Ball.

5

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, ich werde mir deine Tipps definitiv zu Herzen nehmen.. vielen lieben Dank

3

In der Ruhe liegt die Kraft

Dies habe ich meinen Sohn gebetsmühlenartig beigebracht.

1. Karteikarten schreiben, anhand dessen den Vortrag üben
2. Für den Anfang kann es schonmal helfen, nicht frei zu reden, sondern echt die Sätze mehr oder weniger auswändig zu lernen. Das kann einem viel Sicherheit geben.
3. Selbst einen Vortrag halten, vielleicht extra Fehler einbauen und er darf dann mal seinen Eindruck schildern und Kritik üben
4. Spielerisch an das Thema rangehen, Sicherheit durch Routine: Lieblingsfilm erzählen lassen, Lieblingsspiel erzählen lassen u.s.w.

Mein Sohn hat in der Grundschule viele Referate und Vorträge halten müssen. Ich musste das damals nie, doof, denn auf dem Gymnasium wurde man damit konfrontiert. Es ist sehr gut, wenn sie das jetzt schon üben. Anfangs war mein Sohn auch unsicher, jetzt ist wirklich eine seiner Stärken.

Das Schlucken ist ein Tick zur Selbstberuhigung. Ist ganz gleich, ob man die Hände knetet, die Augen unstet umher wandern lässt oder sich dabei die Haare zwirbelt, das dient alles zur Entlastung der inneren Anspannung. Dein Bruder ist nicht zu wenig selbstbewusst, er ist ungeübt. Vermittle ihm, dass da nur Übung fehlt, sonst nichts. Jeder kann mit etwas Übung reden, sogar frei.

Was ich wichtig finde.... oder an meinem Sohn sehe... er ist viel belesener als andere Kinder, ich lese ihm jetzt noch vor und er ist seit einem halben Jahr 12 Jahre alt. Ich glaube, ein gefestigter großer Wortschatz unterstützt einen bei solchen Aufgaben. Den aktiven Wortschatz zu erweitern, ist wichtig. Daraus kann man viel Selbstsicherheit und Redegewandtheit ziehen. Vielleicht helfen auch Spiele, bei denen Begriffe vor einer Gruppe erklären muss. Alles was Routine für kleine Vorträge gibt.

Bzgl. des Ticks: Vielleicht kann er ihn als schnelle Hilfe wechseln. Wenn man seine Hände beim Vortrag nicht sieht, kann er ja während des Vortrags so einen Knetball in die Hand nehmen und diesen drücken, es wäre möglich, dass er das schwere Schlucken dann sein lassen kann.

6

Vielen lieben Dank für die Antwort, lesen tut er wirklich viel aber ja sein Wortschatz müsste definitiv erweitert werden.. ich werde mir die Tipps zu Herzen nehmen und diese auch umsetzen vielen lieben Dank

7

Bei Vorträgen würde ich sagen:
Üben, üben, üben!

Wenn er sein Referat schon 30x zu Hause in gewohntem Umfeld geübt hat. Ggf. auch vor dem Spiegel, vor der Kamera und vor euch, dann wird er sicherer.

Ich habe Referate auch gehasst. Aber bewusstes Üben hilft sehr.

8

Ich bin eher schüchtern und musste mir erst selbst angewöhnen Vorträge entspannt halten zu können. Mir hat es einmal geholfen mein "Aha-Erlebnis" zu haben. Loben war für mich eher Demütigung, weil ich wusste, dass es echt nicht gut war ... Mein Erlebnis: Wir durften ein Referat zu einem Thema unserer Wahl halten. Es war vollkommen egal worüber, wir sollten aber darin dann die Experten sein. Natürlich nahm ich etwas, was ich liebe und vollkommen schon im Thema drin war. Mir machte es einfach Spaß das Referat zu entwerfen. Beim Halten war ich zwar nervös, aber ich wusste ja alles, das erleichterte mir das Halten. Dieses Erlebnis hat mir extrem geholfen meinen eigenen Weg zu erkennen. Vielleicht kann dein Bruder euch mal ein Referat halten zu einem Wunschthema? So lernt er seine Schwächen und Stärken zu erkennen und kann Ei mal so richtig glänzen.
Ich habe mir einen unsichtbaren Tick bei Nervosität angewöhnt: Ich kralle oder wackel mit den Zehen in den Schuhen. So ist ein beruhigender Tick da, aber niemand sieht ihn.
Bei mir half sehr viel Üben. Ich formuliere meine Vorträge bis heute komplett aus, dann markiere ich mir Stichwörter mit leuchtenden Textmarkern je nach Wichtigkeit in einer eigenen Farbe. Schwierige Stellen werden angekreuzt, so finde ich ggf. schnell wieder meinen Faden. Das wird zwar von z.B. Lehrern kritisiert, aber es funktioniert sehr gut bei mir, ich kann nahezu frei reden. Mittlerweie bin ich an der Uni und weiß, dass viele meiner Dozenten es auch so machen. Wenn mich ein Thema so richtig interessiert und Spaß macht, kann ich auch gut frei reden.
Ich denke mir auch, was soll schön schlimmes passieren? Es ist kein Weltuntergang, jeder macht mal Fehler, die Kunst ist es, diese zu überspielen. :P

9

So Hinweise auf meinem Zettel wie "jetzt mal durchatmen" halfen mir auch ;)

10

Sport? Kampfsport oder sowas, hilft oft :>