Hallo,
mein Sohn (aktuell 12,5j) geht in die 3. Klasse (Österreich) Gymnasium. Nächstes Schuljahr muss er sich zum Halbjahr entscheiden, ob er am Gym bleiben möchte, oder weiter eine berufsbildende Schule mit Matura (=HTL) besuchen möchte. Da er unheimlich technikaffin ist, und sich sehr für Flugtechnik interessiert, waren wir letzte Woche beim Tag der offenen Tür einer der zwei HTLs in Österreich, wo dies gelehrt wird. Zusätzlich zur Matura nach 5 Schuljahren beendet man die Schule auch mit eine abgeschlossenen Berufsausbildung. Unser Sohn war sehr angetan von der Schule, da diese aber öffentlich nur in mehr als 1,5h Fahrtzeit zu erreichen ist, müsste er von Montag bis Freitag ein Internat besuchen. Auch das haben wir uns angesehen und es hat ihm sehr gut gefallen. O Ton: "hier könnte ich es mir gut vorstellen zu wohnen."
Ich weiß, es sind noch fast 2 Jahre bis dahin, und noch lange nix fix, aber er wär dann trotzdem erst 14 und mein Mamaherz weiß nicht wie fühlen. Einerseits bin ich total überrascht und auch stolz auf ihn, da er sehr reflektiert und reif überlegt. Andererseits kann ich es mir nicht wirklich vorstellen, was ich ihm natürlich nicht sage. Auf alle Fälle werden wir uns noch andere Schulen ansehen und er soll und wird dann nächstes Jahr selbst entscheiden, was er machen möchte. Dass er in eine Technisch Höherbildende Lehranstalt (= HTL) möchte, das ist für ihn fix.
Lange Rede kurzer Sinn: eigentlich wollte ich hier fragen, ob von euch jemanden ein Kind schon mit 14 ins Internat gegangen ist, und wie es ihm und euch als Eltern ergangen ist.
Danke für eure Antworten und lg minitouch
mit 14 für HTL ins Internat?
Unser Ältester ging mit 12 an ein Gymnasium in unserer Stadt, dem auch ein Internat angegliedert ist. Er wollte unbedingt dorthin, er hätte auch fahren können. :)
Also hat er dort unter der Woche gewohnt, ist Freitags nach Hause gekommen und Sonntag abends haben wir ihn wieder hingebracht, später ist er selbst gefahren.
Er fand es klasse. Ich denke, die Pubertät und Abgrenzung zu den jüngeren Geschwistern waren ausschlaggebend (Ich wollte mal mehr für mich sein.)
Die Wohnhäuser (Mädchenhaus, Jungshaus) hatten feste Betreuer, die Atmosphäre war super - das war wichtig. Außerdem sollte ein Kind/Jugendlicher recht selbstorgarnisiert/selbständig sein und aus Eigenmotivation heraus lernen können.
Hallo, danke für deine Antwort!
Selbstorganisiert ist er jetzt schon, und er macht alles schulische völlig selbstständig und gewissenhaft, was mich sehr beeindruckt.
Ich selbst war ab 16 für 3 Jahre während einer Ausbildung im Internat und hatte eine ganz tolle Zeit und dort Freunde fürs Leben gefunden, welche mich auch nach mittlerweile 31Jahren immer noch begleiten. Trotz diesem Wissen, weiß ich nicht, ob ich selbst mit 14 nicht doch noch zu jung dafür gewesen wäre.
lg minitouch
Ich habe (noch) kein Kind im Internat, war aber selbst ab 14 in einem.
Ich war da weil ich das so wollte, das hatte sowohl schulische (keine Lust auf die Schulen im direkten Umfeld) als auch familiäre Gründe.
Ich fand es super und nach 2 bis 3 Wochen Eingewöhnung hatte ich auch keinerlei Heimweh mehr.
Wenn das Internat zu ihm passt und dein Sohn da gerne hin möchte würde ich ihn auf jeden Fall lassen!
Deine Gefühle in dem Bezug sind schon zu einem gewissen Grad verständlich, meine Eltern haben sich zwischenzeitlich auch schwergetan mit der Erkenntnis, dass ich seit ich 14 war nie mehr dauerhaft bei ihnen gewohnt habe (anfangs war nicht klar ob das Internat nicht nur eine Übergangslösung ist).
Du musst dir aber klar machen, dass sich an das Kind zu klammern, die Beziehung nicht besser oder inniger macht, eher im Gegenteil. Ich habe ein super Verhältnis zu meinen Eltern, gerade weil sie mich dabei unterstützt haben, früh meinen eigenen Weg zu gehen. Wir standen uns trotz räumlicher Trennung immer sehr nahe und in Zeiten von Handys etc. ist die Kommunikation ja auch kein Problem.
Eltern bleiben Eltern (zumindest wenn sie das sein wollen, ein paar Fälle von völliger Desinteresse gab es unter meinen Mitschülern schon) um die Beziehung zu deinem Sohn würde ich mir also keine Sorgen machen. Ihr würdet euch ja sogar jedes Wochenende sehen (bei mir war es nur ca. alle zwei Monate).
Ja, im Internat wird man selbständiger und manches kriegen die Eltern dann nicht mehr mit, das ist in dem Alter aber generell ein normaler Prozess, der höchstens etwas verstärkt wird, dafür aber auch konfliktfreier abläuft.
Danke für deine eigene Erfahrung!
Wenn er es in 1,5 Jahren noch möchte, werden wir ihn ganz sicher selbst entscheiden lassen. Auch wenn es mir wahrscheinlich schwer fallen wird. Ich denke, dass er sich auch bald gut einleben würde, da er ein sehr umgängliches Kind, bald Jungendlicher ist, der sich in neuen Gruppen leicht einfindet und schnell Freunde findet.
lg minitouch
PS: etwas konfliktfreierer Abnabelungsprozess find ich ein gutes Argument, an sowas hatte ich noch gar nicht gedacht
Stimmt. Bei mir war das definitiv merklich. Ich war eigentlich keine übermäßig rebellische Jugendliche, aber so mit 15/16 habe ich mich zuhause dann doch des Öfteren mit meinen Eltern gezofft.
Da war es gar nicht schlecht dem den Großteil des Jahres aus dem Weg zu gehen. Und sich in Erinnerung zu rufen, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist, hat beiden Seiten geholfen sich wieder zusammenzunehmen.
Du musst auch bedenken, dass bis zum eventuellen Internatsbesuch noch Zeit ist. Dein Sohn ist jetzt 12, noch ein wirkliches Kind. Dass du den Gedanken ihn einen Großteil der Zeit alleine zu lassen dir nicht behagt ist verständlich. (Ehrlich gesagt finde ich das sogar beruhigend, ein paar meiner früheren Mitschüler im Internat wurde schon mit ca. 7/8 (!) im Internat untergebracht, das finde ich für die emotionale Entwicklung schon mehr als bedenklich…)
Mit 14 wird dein Sohn aber wahrscheinlich schon voll in der Pubertät sein mit allen dazugehörigen Konflikten. Viele Kinder kapseln sich in dem Alter ja sowieso erstmal soweit wie möglich ab und es wäre nicht sooo ungewöhnlich, wenn eure Beziehung dann gerade von Gefühlsausbrüchen, "Geh aus meinem Zimmer!" und mürrischem Geknurre definiert wird.
In solchen Situationen sind die Eltern, dann verständlicherweise auch oft dankbar für etwas Abstand.
Und solange das Internat gut geführt und dein Sohn selbständig genug ist, spricht da ja auch nichts dagegen.
Ich würde mir ehrlich gesagt momentan erstmal keinen Kopf darüber machen, was in 1,5 Jahren sein wird. Zumal die Entscheidung ja eh bei deinen Sohn liegt. Lass es einfach auf dich zu kommen und mache dir konkretere Gedanken sobald er genau weiß was er machen will.
Noch ein positives Beispiel: ich war ab 16 die letzten drei Schuljahre in einem Internat und es war eine der besten, schönsten, intensivsten, prägendsten Zeiten meines Lebens!!
Wenke
Ich bin mit 13J aufs Internat und ich habe es geliebt. Es war schon immer mein Traum nach dem ganzen Dolly und Hanni und Nanni lesen :D
Und die Zeit war einfach nur toll und selbst das, was nicht perfekt war, war unfassbar lehrreich.
Diese Situation als Kind mit enger Bindung und Betreuung selbstständig dein Leben gestalten zu können, ist toll. Ich hatte tolle Budenkamele, eine schöne Schule, ein grandiose Angebot in meinem Spezialinteresse (weswegen ich dort hin bin) und profitiere enorm davon. Ich würde jedem Kind wünschen, so etwas erleben zu dürfen