Hallo!
Meine 16 jährige Tochter ist eigentlich ein pfiffiges Mädchen, aber sie ist so unmotiviert und zu still.
Sie besucht die 11. Klasse des Fachgymnasiums Wirtschaft und zeigt dort gute Leistungen, geht auch sehr gerne dort hin. Am Mittwoch war ich mit meinem Mann beim Elternsprechtag, alle Lehrer mit denen wir gesprochen haben, sagten uns das gleiche: J. sagt viel zu wenig.
In Englisch ist es am krassesten. Sie steht schriftlich auf 1-2, aber mündlich kommt sie über eine 4 nicht hinaus. Dadurch versaut sie sich natürlich alle Zeugnisnoten.
Das ist aber kein neues Problem, es ist schon seit der 1. Klasse so. Kein Lehrer konnte uns jedoch sagen, was man da machen kann. Es liegt wohl so in ihrem Charakter. Eine der Lehrerinnen will sie jetzt öfter einfach so drannehmen und sie etwas "aus der Reserve locken".
Wir haben schon oft mit ihr darüber gesprochen und sie weiß auch, dass sie zu still ist, aber es ändert sich nichts.
Es kann auch nicht daran liegen, dass sie Angst hat, andere würden lachen, wenn sie was falsches sagt. Alle Lehrer haben uns bestätigt, dass ihre Klasse vorbildlich ist, was den Zusammenhalt angeht. Da lacht keiner, sondern man versucht sich gegenseitig zu helfen.
Unsere Tochter ist sehr beliebt und hat viele Freunde, wenn sie privat mit Freunden zusammen ist, ist sie auch nicht so still - nur in der Schule oder gegenüber Erwachsenen, die sie nicht so gut kennt.
Hat jemand von euch einen Tipp oder kennt ein Buch, das uns da helfen kann?
LG Petra
wie kann man Jugendliche motivieren? - zu still
Du kannst aus einem Schweiger keinen Redner machen. Da hilft auch kein Buch.
Die einzige Möglichkeit die ich sehe, ist dass Deine Tochter das über den Kopf regelt.
Ich versaue mir meine Noten, wenn ich nichts sage. Deshalb melde ich mich in jeder Stunde mindestens 3 x. Darüber führe ich eine private Strichliste. M = Melden, D = Drankommen, G = Gewußt. Das kann man dann auch noch auf 5 mal je Stunde steigern, kommt auf das Fach an.
Es ist ihre Entscheidung. Bleibt sie wie bisher schweigsam, versaut sie sich jedes Zeugnis.
Notfalls, wenn sie es gar nicht hinkriegt, braucht sie eine gute Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie).
Gruß
Manavgat
Hallo!
Bei mir hat sich das Problem ca. im 3. Studienjahr von alleine gelöst...
Allerdings gab es bei meiner Fachrichtung auch kein NC, da war das Zeugnis nicht so wichtig.
Würde sagen, das wächst sich einfach aus.
Ob man da selbst etwas unternehmen kann, weiss ich leider nicht.
LG
Hallo!
Ich danke für eure Antworten! Mal sehen, das mit der Strickliste werden wir mal ausprobieren, ansonsten werde ich mit dem Hausarzt sprechen wegen einer eventuellen Therapie. So bleiben kann es nicht, sie versaut sich ja alles...
LG Petra
lass sie... erzwingen kann man nichts...
Was sagt denn deine Tochter, woran es liegen könnte? Das ist ja das Ausschlaggebende - nur sie weiß was es ist und nur sie kann es ändern. Du kannst sie unterstützen aber sie ist alt genug...
Und wenn es so ist, dann ist es so. Setz sie nicht unnötig unter Druck, dann wirds nur immer schlimmer... (Kurzfassung)
Meine war/ist auch so ein Vogel, sie hat aber viel dafür getan und ist nun wesentlich freier mit solchen Situationen... Ist aber ja auch schon 19..
lg tanja
Hallo
Ein Lehrer hat mir auch erzählt. Ihr Sohn ist zu still. Dann meinte der Lehrer aber auch noch: Ja, so war ich auch als Kind. Ich war immer zu still im Unterricht. Und was bin ich geworden. Lehrer.
Wenn die Lehrer nur schlechte Noten geben wegen nicht melden. Finde ich das nicht o.k.
Dann müssen sie halt mal versuchen das Kind zu locken. Nicht nur eine Lehrerin. Danach die Note machen und wieder in Ruhe lassen. Ich würde nicht zu einer Psychotherapeutin gehen. Da hat deine Tochter nur das Gefühl nicht normal zu sein. So wie du sie aber beschreibst ist sie normal. Es gibt ja auch die anderen, die ununterbrochen reden.
Freno
Hallo,
kenn ich von mir. Ich war im Mündlichen immer sehr zurückhaltend - bis ich mir die "perfekte" Antwort überlegt hatte, hatten sich schon andere gemeldet und wurden drangenommen.
Was bin ich geworden? Lehrerin. Und zum Glück erinner ich mich noch an meine eigene Schulzeit und wenn ich Schüler/innen habe, die schriftlich gut, aber mündlich sehr zurückhaltend sind, gehe ich folgendermaßen damit um: Mit dem Kind ein Gespräch führen, viel loben (da das meistens die eher schüchternen und perfektionistischen Kinder sind) und dann vereinbaren, dass sie sich ein Mal (oder drei Mal etc. - je nach Kind) im Unterricht melden, dass ich sie dann auch drannehme und darauf achte. Häufig muss man die Kinder dann immer wieder freundlich daran erinnern, bis sich das eingeschliffen hat. Wenn ein Kind sehr schüchtern ist, machen wir aus, dass es sich ein Mal pro Stunde überwindet und sich meldet, und danach hat es das für den Rest der Stunde "überstanden".
Da ich Englisch unterrichte, ist das Mündliche sehr wichtig. Ein Kind, das schüchtern ist und dem es sehr schwer fällt, sich zu melden, bekommt bei mir bei entsprechender Leistung (also wenn es leistungsmäßig gut ist aber einfach schüchtern ist) keine Vier. Ich berücksichtige dann seine Persönlichkeit, erwarte aber, dass es kooperativ ist (d.h. dass es sich an unsere Vereinbarung hält und sich ein Mal pro Stunde überwindet).
Im Übrigen gibt es auch didaktisch viele Methoden, um darauf einzugehen. Indem man z.B. sagt, sobald sich zwei melden: "toll, dass ihr euch schon meldet, ich warte mal ab, bin mal gespannt - ob wir es schaffen, dass sich 20 melden?" Das gibt den langsameren die Zeit, die sie brauchen. Oder aber man lässt die Kinder in Partnerarbeit gezielt miteinander Englisch sprechen und hört dann unauffällig zu, so kann man auch die mündliche Leistung mitbekommen bzw. bewerten, ohne das Verhalten zu werten!
lg
K.
Hallo,
das kenne ich aus meiner eigenen Schulzeit:
Schriftliche Noten: gut - mittel
Mündlich: schlecht
Hab mir auch viel durch das Mündliche versaut, hab aber immer jedes Schuljahr geschafft.
Bei mir hieß es auch immer:
sagt zu wenig - muss sich mehr melden
Hatte ich aber auch schon immer so.
Woran das genau bei mir gelegen hat, weiss ich nicht zu 100%
Allerdings durch einen Kurs wurde ein Persönlichkeitstest durchgeführt (DISG Persönlichkeitsprofil) und da kam heraus, dass ich in allen Lebenslagen "Perfektionistin" bin.
Bedeutet so viel, dass ich mich an vielen Sachen selber hindere, von denen ich nicht zu 100% überzeugt bin, dass es auch so klappt.
In Bereich Schule wird es (zumindest bei mir) so gewesen sein, dass ich mir 2-3 Mal meine Antwort überlegt habe, ob sie so richtig ist oder nicht und dann wurde natürlich schon ein Anderer drangenommen.
Kann ja sein, dass es bei deiner Tochter auch so ist.
Bei mir kam zusätzlich noch dazu, dass ich mich in der Schule (Realschule) sowas von gelangweilt habe.
Hab es aber auch niemanden (weder Lehrer noch Eltern) gesagt. Naja, ich kann da leider nichts mehr dran ändern.
Ich denke auch mal, wenn es an dieser Persönlichkeit Perfektionistin liegt, dass man dagegen nicht viel machen kann. Mittlerweile habe ich irgendwie gelernt mich durchzusetzen und zu reden, wenn mir was nicht passt - aber ich überlege immernoch, ob es zu 100% klappt, was ich möchte oder nicht. Aber dann stecke ich mir die Ziele nicht mehr zu hoch, damit ich wenigstens Teilziele zu 100% erreiche und so zumindest erstmal ansatzweise aus mir rauskomme.
Ich hoffe,
ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
LG
Hallo Petra,
das erinnert mich so sehr an meine eigene Schulzeit, dass es fast schmerzt.
Schriftlich habe ich immer sehr gut gestanden, mündlich eher schlecht. Ich habe nie gern vor vielen Leuten geredet; in kleinen, vertrauten Kreisen war ich viel gesprächiger.
Das war und ist Teil meines Charakters...
Und der Versuch, von allen Seiten (Eltern, Lehrer...) daran herumzubiegen, hat echt wehgetan.
Mündliche Bewertungen berücksichtigen eines nicht: Die unterschiedliche Art und Weise, wie Menschen (vor allem sehr junge Menschen) sich in einer Gruppe verhalten.
Ich glaube nicht, dass das etwas mit Unmotiviertheit zu tun hat, wenn das sonstige Lernverhalten gut ist.
Versucht, eure Tochter nicht zu verbiegen.
Es grüßt
Tadeya
Oh ja, das kenne ich nur zu gut. Bin selbst 17 Jahre alt und geh noch in die Schule und bei mir hiess es vom Kindergarten an immer immer immer "das Mädchen redet zu wenig".
Mit der Folge, dass ich auch bei den Zeugnisnoten immer aufgrund des mündlichen 1 bis 1.5 noten tiefer hatte.
Allgemein finde ich Lehrer einen Witz, die bewerten, wieviel Mal man aufstreckt/drankommt. Das ist total willkürlich. Eine mündlich Note ist in Ordnung, aber dann bitte durch mündlich Prüfungen!
Heisst, man liest ein Buch oder ähnliches und diskutiert anschliessend darüber, hat nen Vortrag oder was auch schon immer.
Nun, wie versuche ich das Problem zu lösen?
Meine Eltern redeten mir auch 1000x ein, melde dich mehr, melde dich, melde dich.
Ich hörte das, setzte es aber nie in Tat um. Mittlerweile versuche ich es und achte darauf, mich in jeder Stunde, in der Mündlichnoten gemacht werden, mindestens 3x zu melden.
Ich würde sagen, das ist etwas, bei dem es im Kopf "klick" machen muss, wenn sie keine Lust hat sich zu melden, wird sie es auch nicht tun.
ABer ne Strichliste könnte helfen!
Lg