Immer mehr Jugendliche lustlos , faul und ohne Plan?

Mein Sohn ist 15 und macht im Sommer seinen Schulabschluss.
Er wird es hoffentlich schaffen aber aufgrund seiner Faulheit nur gerade so.
Aber Durchfallen kann er natürlich auch.
Lust auf Schule hatte er nie, ab der 1.Klasse nicht.
Die Noten waren schon in der Grundschule mies.
Aufgrund seiner Leistungsverweigerung haben wir ihn auf eine Privatschule gehen lassen, kleine Klassen, individuelle Förderung und das Ergebnis ist jetzt, dass er mit einem absolut miesen Schnitt nur unter massivem Druck durch uns als Eltern und der Schule überhaupt einen Abschluss schafft.
Abitur zu machen ist undenkbar und das obwohl mein Mann und ich Top Abis hatten, zu den Klassenbesten gehörten und beide NC Fächer studiert haben.
Unser Sohn hat auf nichts Lust, alles ist lästig, zu anstrengend.
Er wollte schon immer nur seine Ruhe, den ganzen Tag passiv konsumieren in Form von PC, Handy etc.
Wir haben sogar eine psychologische Untersuchung veranlasst, aber er ist weder depressiv, noch Autist, noch hochbegabt.
In seiner Klasse sind 7 andere Jugendliche , die alle extrem unmotiviert und lustlos sind.
Keiner von denen weiß was nach der Schule kommen soll.
Mein Sohn sagt er will nichts machen , wir hätten doch genug Geld um ihn zu finanzieren.
Das fand ich sehr interessant und hat mir gezeigt wie er denkt.
Kann es sein, dass die Jugendlichen und ihre Lustlosigkeit und Leistungsunwilligkeit damit zusammen hängen,dass sie verwöhnt sind materiell gesehen?
Mein Sohn meinte...naja wozu sich anstrengen?
Man kann sich hier trotz normalem Job aus eigener Kraft nichts mehr aufbauen, also Haus, etwas Wohlstand, er meinte so gut wie es ihm hier zu Hause geht wird er es nie mehr haben.
Das spricht doch Bände.
Anstrengung lohnt sich also nicht seiner Meinung nach bzw das was man raus bekommt steht in keinem Verhältnis zum Input.
Meine Freundinnen mit Kindern berichten Ähnliches, bis auf wenige Ausnahmen; Kinder die keinen Bock haben auf nichts sind heute anscheinend keine Seltenheit.
Woher kommt das eurer Meinung nach?

Bearbeitet von Inaktiv
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Es liegt aber doch in eurer Hand, wie gut es ihm geht, ohne dafür auch nur den kleinsten Finger zu rühren.

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"Kinder die keinen Bock haben auf nichts sind eine richtige Seuche."

Kann ich so nicht bestätigen. Großes "Kind" hat ihr gerade aus eigenem Antrieb den Trainerschein gemacht, um im Sportverein jüngere Kinder trainieren zu können.

Mittleres "Kind" will unbedingt Karriere machen und sich im nächsten Jahr als Schulsprecher bewerben.

Freundeskreis der Kinder ist ähnlich, engagiert in eigenen Hobbies oder unternehmungslustig. Woran es liegt? Keine Ahnung. Wir kommen alle gut über die Runden, aber leben nicht üppig. Wir leben soziales Engagement vor. Wir lassen den Jugendlichen Freiraum. Vllt. sind es auch ganz andere Faktoren.

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"Kinder die keinen Bock haben auf nichts sind eine richtige Seuche."

Warum beziehst Du die Aussage nur auf Kinder, ich kenne auch genug Erwachsene, die auf nichts Bock haben.

"Anstrengung lohnt sich also nicht seiner Meinung nach bzw das was man raus bekommt steht in keinem Verhältnis zum Input."

Kommt darauf an, was man macht. Vielleicht gibt es in Eurer gegend so Berufsmessen oder Jobbörsen für Schüler, wo sich Unternehmen vorstellen. Sicher gibt es Tätigkeiten, auf die diese Aussage zutrifft, aber man muss schauen. Meine Tochter versucht dieses Jahr erneut in den öffentlichen Dienst zu kommen.

Aktuell jobt sie als Flugbgleiterin, in einer Ausbildung hätte sie erstmal deutlich weniger, dafür geregelte Arbeitszeiten und freie Wochenenden, aber gar nichts zu lernen ist auch keine Option.

Bearbeitet von Schnittchenfrau
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Hallo

Ich hab vor kurzem einen Beitrag im Fernsehen zum Thema Jugend und Wertvorstellungen gesehen. Und dort haben auch Jugendliche gesagt dass sie sich beruflich nicht voll anstrengen wollen weil es nichts bringt. Für sie ist zb. das Eigenheim fast nicht mehr realisierbar. Sie können durch ihre Arbeit den Lebensstandard den ihre Eltern haben nicht halten. Das deprimiert sehr viele und ehrlich gesagt finde ich es auch sehr traurig für sie. Man ist ja im allgemeinen bereit mehr zu leisten wenn man ein Ziel hat oder es belohnt wird. Wenn das alles wegfällt tut man oft nur mehr das nötigste. Natürlich werden Jugendliche auch oft verwöhnt aber ihre Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig und das demotiviert viele ☹️

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Von nichts kommt halt auch nichts.
Sich beschweren, dass man sich sowieso nichts aufbauen kann und gleichzeitig zu sagen, dass man im Job nicht alles geben will, schließt sich halt generell aus.
Möglichst wenig arbeiten aber möglichst viel verdienen passt in den Regel eben nicht zusammen.

Geld fällt nicht vom Baum. Das war vor 10 Jahren nicht so und wird auch in 10 Jahren nicht so sein.

Ich hoffe sehr, dass unser Kind so eine Einstellung nie haben wird, denn sonst brennt die Luft 🫣

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Naja aber „alles“ geben im Job ist halt heutzutage nicht mehr. Vielen ist die Work-Life-Balance und das persönliche Wohlbefinden wichtiger, was ja auch durchaus berechtig ist. Wir haben halt nicht mehr die gleiche Zeit wie vor 40 Jahren.

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Ich kann nicht mit Erfahrungen von Jugendlichen dienen, aber was mir in deinem Text aufgefallen ist, ist, dass dein Sohn von Anfang an nicht motiviert war. Wahrscheinlich ist es also auch Typsache. Ich nehme im Grundschulalter viele Kinder wahr, inklusive meiner Tochter, die motiviert sind und auch Lust am Lernen haben, die sich nicht nur passiv durch Medien berieseln lassen wollen.

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Um Motivation zu entwickeln, braucht man erst mal Herausforderungen, die man schaffen möchte. Man muss wissen, dass man etwas - lernen - kann. Wer z.B. einfach so durch die Grundschule gesegelt ist, lernt das nicht immer und glaubt, Schule würde bedeuten, sich das zu merken, was man automatisch im Unterricht mitbekommt und wer bessere Noten hätte, hätte sich halt zufällig mehr gemerkt, wäre "begabter".
Also, solange man nicht gelernt hat, dass und WIE man bewusst lernen kann, kann es sein, dass man an dem Punkt, an dem das passiv aus dem Unterricht mitgenommene Wissen nicht mehr reicht, einfach aufgibt, weil man schlussfolgert "okay, hier ist die Grenze meiner Begabung, mehr kann ich. nicht, die anderen sind halt begabter!"

Dann muss man erst mal in eine Situation kommen, in der man bewusst lernen muss und KANN.

Ich bin so passiv durch die Mittelstufe gesegelt und wäre auch weiter so bis zum Abi gesegelt (oder abgegangen), wenn ich nicht EINE Frage in EINEM Fach zu Beginn der Oberstufe mal zufällig gewusst hätte, hervorgehoben worden wäre, geschlussfolgert hätte, dass ich dieses Fach also "kann" und mich dann da reingehängt hätte. Das konnte ich dann nach einem viertel Jahr auf andere Fächer übertragen. Bis dahin blieb es meist bei Dreien bis Vieren. Ohne dieses Erlebnis hätte ich geschlussfolgert, dass die Oberstufe einfach zu schwierig für mich wäre und ich zu unbegabt.
Nur, weil mich bestimmte Fächer oder Themen interessierten und ich mich da privat. reinhängte - nicht, um gute Noten zu schreiben, nur aus Interesse - und Erfolg hatte, konnte ich das später auf andere Fächer übertragen. Wäre das nicht zufällig im ersten vierte Jahr der Oberstufe passiert, wäre es vorbei gewesen.
Ich habe später mal mit meiner Schwester darüber gesprochen, die an einer anderen Schule war, und war perplex, dass die immer systematisch gelernt hatte und immer sehr genau wusste, was sie warum (Anforderunge der Lehrer) wie lernen musste, dass sie sich auf Klausuren vorbereitete aufgrund der angestrebten Noten. Ich hatte immer alles eher nach Interesse gemacht und mich auf Klausuren vorbereitet, weil mich das Thema interessierte oder ich schon Erfolg in dem Fach gehabt hatte.

Wenn dein Sohn auch so ist, braucht er entweder so eine Initialzündung oder die Info, dass andere Menschen LERNEN und sich bewusst auf Prüfungen vorbereiten, nur um die Anforderungen zu erfüllen, dass darin ihr Ehrgeiz liegt und dass er auch lernen KANN.

Es ist wirklich nicht zu unterschätzen, wie es jemandem geht, der gar nicht glaubt, dass er lernen KANN.
Ich habe ernsthaft in der Mittelstufe gedacht, dass ich Gedanken lesen könnte (oder etwas in der Art, dass ich irgendwie durch hohe Konzentration wüsste, worauf die Lehrer hinaus wollten). Mir war NICHT bewusst, dass ich Stoff verstehen konnte, ich dachte immer, ich wüsste ab einem Punkt zufällig, was ich tun/ antworten musste oder dass ich aufgrund meines Charmes gute Noten bekäme.
Wäre ich danach NICHT in die Oberstufe gegangen, hätte ich nicht nur ein seltsames Welt- und Selbstbild behalten, sondern auch eventuell nie erfahren, dass ich bewusst lernen und Zusammenhänge verstehen konnte.
Der Gedanke gruselt mich heute noch.
Aber diese Möglichkeit würde ich eurem Sohn unbedingt ersparen wollen.
Zeigt ihm, wie andere das machen, dass er lernen kann, versucht, ihm einen Zugang zu seinem Potenzial zu ermöglichen, herauszufinden, welcher Weg dahin führt.
Es kann auch erst mal der Weg über ein Interesse, ein Hobby sein, meinetwegen einer Serie, über die er viel lernt, Social Media, wo er irgendein Hobbythema vorstellt. Hauptsache, er merkt, DASS und WIE er am besten lernen und etwas behalten und anwenden kann!

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Kann ich so nicht bestätigen

Unsere Tochter ist 16/ 10 Klasse Gym

Bereitet sich gerade freiwillig auf das

Cambridge Zertifikat vor

Pretests sind jetzt im Feb/ Abschluss Test im Juni

Sie ist sehr motiviert dass gut zu schaffen.

Sie wird im Sommer auf ein

berufliches Gym wechseln, um das Abitur und eine Ausbildung parallel zu machen

Dort macht sie in 3 Jahren

das Abitur und den Abschluss als

Sozialpädagogische Assistentin


Danach möchte sie studieren gehen
wahrscheinlich Psychologie -- und in eine WG ziehen.

Aus ihrer Klasse gehen noch 3 Kids diesen Weg der
Doppelqualifizierung


In ihrer Freizeit spielt sie Theater - die Stücke erarbeiten sie selbst, das Bühnenbild auch
Öffentliche Aufführungen werden im Juni sein


Sie ist sehr motiviert und engagiert ihre Ziele zu erreichen.

Ihre Freunde sind ähnlich gestrickt
In ihrer Theatergruppe sind sie von 14-22 Jahre alt.

Einige Arbeiten schon, andere sind in Ausbildung oder machen Abitur-- einer von ihnen hat letztes Jahr Abi gemacht mit 1,8 und nebenbei Theater gespielt und gejobbt.


Von daher hat sie positive Beispiele direkt vor der Nase...und sieht was erreichbar ist.

Wir Eltern unterstützen sie bei ihren Plänen aber geben ihr nicht vor was sie zu erreichen hat.

Wichtig ist, dass sie glücklich ist mit ihrer Wahl.

Wäre sie nach der 10 abgegangen hätte sie ein FSJ Kultur gemacht, um zu schauen ob Theater beruflich auch was wäre...
Das war ihr Plan B in der 9 Klasse...

Bearbeitet von Elise22
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Ich hab noch ein Baby daheim, deshalb kann ich dazu noch nichts sagen. ABER bei Bekannten ist es sehr ähnlich, die Eltern sind beide Akademiker und haben ne Tochter (18), die hat auch mit Ach und Krach die Realschule geschafft und wusste nicht was sie machen soll und hatte auf nichts Bock. Die Eltern haben ihr dann eine Ausbildung gesucht, die wurde nach paar Wochen abgebrochen und jetzt ist sie seit über einem Jahr daheim und macht gar nichts.
Unsere Nachbarn haben auch eine Tochter, die hat auch einen Realschulabschluss und hat eine Ausbildung angefangen und nach einer Woche abgebrochen, danach wurde ein FSJ gemacht, nach paar Monaten war sie dann dauerhaft krankgeschrieben und dann wollte sie doch Abi machen, das war dann zu schwer und sie ist nach dem ersten Schuljahr wieder abgegangen, ebenfalls zu Hause jetzt.

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Woher das kommt? Habe etliche Jugendliche in meinem Umfeld und die Tendenz ist leider klar. Die Kinder, die von klein auf auf Händen getragen wurden und alle Wege geebnet wurden, haben hier die größten Probleme mit Disziplin und der Einsicht, dass irgendwann eben der Zeitpunkt kommt, wo man Leistung abliefern muss.
Meine 17jährige Enkelin ist in einem absolut warmherzigen "Nest" aufgewachsen, kannte aber das Wort "nein" von klein auf und dass es eben bestimmte Spielregeln gibt, die nicht verhandelbar sind.
Gute Mittlere Reife, derzeit FSJ in einer Einrichtung für erwachsene Behinderte, was sie absolut zuverlässig und mitfühlend durchzieht, Pflegeaufgaben inbegriffen. Wahrscheinlich wird das auch ihr Beruf.
LG Moni

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Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Sehe ich auch so.

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Hallo Klisse,
bereits vor 20 Jahren fing es an, dass Kinder zunehmend keinen Berufswunsch hatten. Ich war schockiert von den Kindern in meinem Bekanntenkreis, die keine Ahnung hatten.
Wenn man meine Generation in der Grundschule gefragt hat, was willst du werden, kam immer etwas. In der Pubertät gab es natürlich Änderungen und manche verlierten sich, aber gingen dann jobben. Vielleicht notgedrungen, weil die Eltern darauf bestanden. Kinder benahmen sich auch so, dass ihre Eltern stolz auf sie sein konnten. Sicher nicht alle und ununterbrochen, aber im Groben schon. Kinder wollten die Erwartungen ihrer Eltern mindestens grob erfüllen. Heutzutage haben sie keine Erwartungen zu erfüllen, Eltern geben keine Vorgaben, die Großelterngeneration fragt nicht bei jedem Besuch: "Was willst du werden?" Es gibt keinen Druck. Keine Gespräche "Was soll aus dir mal werden?". Und die Auswahl ist unüberschaubar groß. Spaß macht nur Konsumieren. So geht es mir gut, wieso soll ich etwas anders machen?
Hast du einen Grund für dein Kind, warum es was anders machen soll, bei euch geht es ihm doch wirklich gut, es hat alles.
Mir ging es zu Hause formal gut, aber meine Eltern behandelten mich von oben herab. Ich fühlte mich nicht ernst genommen, ihre ständigen Sorgen über jeden Flohpups machten mich dazu noch fertig. Ich ging, sobald es möglich war. Bei anderen wurde zu Hause geschlagen, die gingen auch. Da musste man auf eigenen Beinen stehen und lehnte sich nicht an die Eltern.
Ein Haus habe ich nie als Ziel gesehen. Warum ist das für einen 15 Jährigen ein Ziel? Schwäbische Liste, was man bis, 30 oder 40 geschafft haben soll, oder was ist das? Dass ein eigenes Haus auch Arbeit bedeutet, ist ihm auch klar, oder? Aber klar, ihr habt ja schon eins, er kann mitwohnen und muss nichts tun.
Er müsste seine Zeit nutzen rauszufinden in was er gut ist, woran er Freude hat. Welche Vorbilder haben Jugendliche? Mein Mann hat einem seiner Onkel nachgeeifert. Ich habe eine Gradwanderung hinter mir zwischen den Erwartungen meiner Eltern und meinen Neigungen. Jetzt mache ich was anderes, das sich eventuell mal kombinieren lässt. Aber am Wichtigsten ist, dass ich Freude und Freunde habe.
Wenn keiner mehr was tun will, wird das eine Zukunft sein, in der niemand ein Haus mehr bauen kann, weil alle faul auf der Haut liegen. Das kann man sich natürlich dann nicht leisten, weil so selten. Kennt ihr den Film "Idiocracy"?
Alles Gute.

Bearbeitet von Muriel
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Da dein Sohn die Probleme schon ab der ersten Klasse hatte, kann ich mir nicht vorstellen, dass es nur kein Bock auf Schule ist.
Wurde der Lernverweigerung vor Jahren nachgegangen ?
Gibt es Lernschwächen, motorische oder sprachliche Störungen ?
Ist das Kind ein FAS-Kind ?
Wenn einem etwas schwer fällt und man keine Aussicht auf Erfolg hat, ist es natürlich sehr schwer, motiviert zu sein.

Ja, es ist wohl so, dass ein größerer Teil der Jugendlichen als früher heute nicht mehr ausbildungsfähig ist.
Manche Ausbildungsplätze können nicht mehr besetzt werden, weil sich keine geeigneten Jugendlichen finden.

Aber bei deinem Sohn würde ich nicht darauf setzen, dass er durch seine Einsicht auf einmal motiviert und leistungsbereit wird.
Es wird sicher sehr schwer, die verpassten Jahre nachzuholen.
Aber unmöglich ist es wohl nicht.