Ich kann mein Wunschbaby nicht genießen

Hallo ihr lieben!

Bitte verurteilt mich nicht, ich habe selbst schon Schuldgefühle aufgrund der Diskrepanz meiner Gefühle.

Ich erzähle mal: Ich habe eine große 13-jährige Tochter, die ich bis sie 7 Jahre alt war komplett alleine erzogen habe. Ich habe sie mit 21 bekommen und es hat für mich viel Verzicht und zurückstecken meiner Träume bedeutet.

Vor fast 6 Jahren habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt und nach drei Jahren Beziehung kam ein gemeinsamer Kinderwunsch auf. Es hat leider nicht so schnell geklappt und nach drei Fehlgeburten hatte ich schon fast damit abgeschlossen und wollte eigentlich auch nicht mehr, weil meine Tochter dann schon 11 Jahre alt war. Ich hatte dann mit meinem Partner ein Gespräch und wir einigten uns darauf, dass wir es noch 3 Monate versuchen und wenn es dann nicht klappt, dann soll es einfach nicht sein. Dann wurde ich plötzlich sofort schwanger und diese Schwangerschaft war dann intakt. Es hat mich fast überrumpelt, da ich eigentlich in Gedanken einfach nicht mehr damit gerechnet hatte und irgendwie auch nicht mehr wollte, da ich meine Freiheiten, die ich langsam wieder hatte echt genoss. Da ich aber meinen Partner sehr liebe und er den Wunsch noch hatte, stimmte ich dem zu es weiter zu versuchen und dann wurde es Realität. Die Schwangerschaft war wunderschön, mir ging es grundsätzlich gut aber so richtig freuen konnte ich mich nicht. Ich wollte diese Einschränkungen nicht mehr und sagte mir aber immer wieder, dass mein Partner mich unterstützt und ein so lieber Bonuspapa für meine Tochter ist, dass sicher alles gut werden wird.
Unser Sohn wurde am 3. Juli 2023 geboren und ist bald ein Jahr alt. Ich liebe beide meine Kinder über alles. Sie sind beide so lieb und unsere Familie ist einfach sehr süß, gäbe es da nicht mich, die nie zufrieden sein kann und nie einfach dankbar sein kann. Ihr merkt also, dass ich mich selbst ärgere über meine Gefühle. Rational betrachtet habe ich ein richtig cooles schönes Leben. Ein schönes Zuhause, keine finanziellen Nöte, einen super lieben Partner, einen lieben Hund und zwei perfekte, liebevolle Kinder.
Mir geht es aber leider nicht gut. Ich vermisse so sehr mein altes Leben. Ich vermisse meinen Job, meinen Sport, ich vermisse meinen Partner - unsere Paarzeit, ich vermisse die coolen Ausflüge mit meiner Tochter, ich vermisse es mich ausgiebig um meinen Hund zu kümmern, manchmal vermisse ich es auch mit meinem Partner Party zu machen. Ich frag mich, ob es die richtige Entscheidung war, noch einmal von vorne anzufangen? Es war einfach alles schon so toll mit meiner großen und jetzt komm ich zu nichts und unser kleiner Mann ist den Großteil des Tages unzufrieden und will getragen werden, auch die Nächte sind anstrengend, weil er meistens bis zu fünf Mal aufwacht.
Ich fand es immer so cool eine junge Mama zu sein und dann noch was vom Leben zu haben, ohne sich um Kinder kümmern zu müssen. Es fühlt sich so an als hätte ich mein Leben hergeschenkt und trauere darum. :-(
Mein Partner unterstützt zuhause sehr. Ihm kann man nichts vorwerfen.
wie kann ich zufriedener werden? Was stimmt nicjt mit mir, dass ich mehr vom Leben will?

Ich such mir sogar jetzt in der Elternzeit immer Herausforderungen und hab ein Studium angefangen, weil mich diese Elternzeit einfach mental so auslaugt. 🙈😥

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Irgendwie hattest du scheinbar schon vor der ssw abgeschlossen und dich dann doch dafür entschieden. Ich glaube bei so großem Altersunterschied kommen solche Gedanken einfsch..Man hat eins aus dem gröbsten raus und dann von vorne.
5 mal aufwachen und getragen werden ist ja nicht untypisch. Wenn auxh echt anstrengend.
Kann dein Mann den Großteil der elternzeit nehmen ? Dsnn kannst du mehr von dem machen was du magst. Das hat eine freundin von mir gemacht. Ihr Mann hat dss baby gemacht und sie wae arbeiten. War für beide so perfekt

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Ja, ich glaube du hast recht. Ein Teil von mir wollte schon ein Baby aber ich glaube das war vor allem aufgrund der Beziehung und der Liebe zu meinem Partner und nicht weil ICH es wollte.
In meinem Kopf war meine Zukunft einfach anders. Ich wollte ein Erwachsenenleben ohne kleines Kind erleben. Das kenne ich ja nicht. Ich wollte reisen, ich wollte viel Sport machen, ich wollte Abenteuer und jetzt sitze ich den ganzen Tag mit einem unzufriedenen Baby zuhause und kann noch nicht einmal den Geschirrspüler aus- und einräumen ohne dass die Apokalypse bei uns ausbricht.

Ich weiß, dass es wieder leichter wird aber ich trauere trotzdem um meine Träume und mein Leben, wie es war und wie ich es mir vorgestellt hatte.

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Puh. Ich hab deinen Text gelesen und wir haben sehr viele Überschneidungen.
Ich hab meine Tochter auch mit 21 bekommen, als sie 11 war wurde ich schwanger mit meinem neuen Partner (der allerdings auch noch eine mittlerweile 5 Jährige mitbringt die jedes zweite Wochenende bei uns ist) . Meine Tochter ist letzten Monat 12 geworden und nächsten Monat erwarte ich das Baby.
Ich hab ehrlich manchmal auch Zweifel, weil ich mir natürlich bewusst bin wie einfach es mittlerweile mit meiner Tochter ist, wie viele Freiheiten ich habe.
Die meiste Zeit freue ich mich aber auf das Baby, auch wenn ich mir jetzt bei dieser Schwangerschaft unglaublich alt im vergleich vorkomme und ein bisschen traurig bin, dass ich dann eben bei diesem Kind nicht so eine "Junge" Mutter bin.

Ich denke es ist einfach super schwierig wieder in diese Rolle mit Baby, Kleinkind etc hineinzufinden, wenn man das alles einfach schon mal abgeschlossen hat.
Ich finde es gut, dass du dir in der Elternzeit ein Projekt gesucht hast, nämlich das Studium. Bei meiner Tochter habe ich damals auch studiert und jetzt in der kommenden Elternzeit werde ich mich auch weiterbilden oder mir ein Projekt noch suchen, wenn es die Zeit ermöglicht.

Hast du mit deinem Partner über die Situation gesprochen? Vielleicht kann er dich dahingehend noch etwas entlasten, dass du zum Sport gehen kannst, oder dinge machen kannst, die dir wichtig sind.

Generell ist diese Baby und ganz Kleinkind Phase ja nicht ewig lang.
Ich merke an der Tochter meines Partners auch immer wieder, was da für Sprünge passieren und wie viel neues man beispielsweise dieses Jahr im Vergleich zu letztem Jahr mit ihr machen kann.
Vielleicht hast du auch mal die Möglichkeit ohne Kinder mit deinen Freunden einen Wochenendtrip zu machen.

Ehrlich muss ich aber gestehen, dass ich ein bisschen Angst habe, dass ich die gleichen Gefühle haben werde wie du.
Es ist halt irgendwie wieder ein Schritt zurück, wenn man es von dem Blickwinkel der Unabhängigkeit betrachtet.
Ich bin aber sicher, dass es sich mit fortschreitenden Alter deines Kindes verbessern wird, da es ja auch älter wird.

Liebe Grüße

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Wow! Wir haben da wirklich einige Parallelen. Hast du Lust, dass wir in Kontakt bleiben und uns ein bisschen austauschen?
Meine Tochter wurde im Juni 2023 auch 12 Jahre alt und der Kleine kam dann im Juli 2023. Also sogar das ist sehr ähnlich.
Ich habe auch studiert als meine Tochter ein Baby war. Sie war aber viel, viel einfacher als der Kleine jetzt. Mit ihm kann man kaum etwas anderes machen als ihn den ganzen Tag zu hüten und zu bespaßen.
Ja, ich habe mit meinem Partner gesprochen. Er versteht mich aber nur bedingt, weil er es sich irgendwie schön vorstellt, wenn man in Elternzeit sein kann. Er macht gerade eine berufliche Veränderung durch und erfüllt deshalb nicht die Kriterien für die Elternzeit. Es geht also nur so, dass ich zuhause bin. Das erste Jahr habe ich ja bald überstanden. Im zweiten Jahr bin ich in Bildungskarenz und werde mich dem Studium weiter widmen.
Was möchtest du starten?

Das Problem ist glaube ich auch, dass mein Partner nicht so belastbar ist wie ich. Wenn er zuhause ist und er mich entlasten möchte, wird ihm schnell mal alles zu viel. Vor allem mit dem Schlafentzug kommt er nicht zurecht.

Ja, an dem Gedanken klammere ich mich auch immer: Die Baby- und Kleinkindphase ist nicht ewig. Als meine Tochter dann vier war, fand ich es auch viel cooler mit ihr und habe es dann auch mehr genossen. Ich war aber trotzdem immer sehr eingeschränkt und konnte oft nicht das tun, wofür ich brennte und was mein Herz höher schlagen ließ. Wie war das bei dir? Hattest du viel Unterstützung? Ich nämlich nur bedingt. Jetzt haben wir die Großeltern auch nicht neben und müssen alles alleine stemmen.
Die Große braucht in der Schule auch noch sehr viel Unterstützung; es ist also generell immer sehr durchgetaktet bei uns.

Ja, es ist ein riesen Schritt zurück. Es fühlt sich, wie gesagt, an als hätte ich mein Leben verschenkt. Ich hatte einfach für mich andere Pläne, die ich aufgrund der Liebe zu meinem Partner verändert habe. Ich wollte viel reisen, viel Sport machen, Abenteuer erleben, mit meinem Hund Hundesport machen aber das alles geht momentan einfach nicht. Wobei mir das reisen immer weniger wichtig wird, da ich mich immer mehr mit Umweltthemen beschäftige und dieser Travel-Lifestyle da eigentlich nicht dazu passt. Wir leben in einer sehr schönen Gegend - es passt also für mich hier auch sehr gut.

Ja, die Unabhängigkeit, das ist es worum ich trauere. Wenn der Kleine 16 ist, dann bin ich 50 und nicht mehr sonderlich jung. Meine besten Jahre finden gerade statt und die kann ich nun nicht so leben, wie ich es gerne würde. Das zermürbt mich.

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Diese Gefühle sind absolut okay und normal. Du darfst dein altes leben vermissen ! Sei aber auch guten Mutes, das Babyjahr ist fast geschafft, jetzt kommt die Kleinkindzeit und danach wirds doch wieder einfacher. Stück für Stück gewinnst du Freiheit zurück und bald könnt ihr auch wieder coole Familienausflüge machen! Die große ist irgendwann 16/17 und hat dann keine Lust mehr auf eure Ausflüge, euer 2 Kind ist aber dann 5/6 und im perfekten Alter dafür. Das wird alles, halte durch

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Vielen Dank für deinen Mutzuspruch!

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Hi, du bist übermüdet. Sein Kleiner ist nicht so gut drauf aktuell. Oder schon immer. Du bist wahnsinnig gefordert absolut verständlich, dass man so dem alten Leben hinterhertrauert. Wenn es mit dem kleinen bessere Tage dann gibt, wirst du sehen, dass diese Trauer dann auch weniger wird.
Ich habe mit 40 Jahren nach 12 Jahren neu angefangen. Ich dachte auch, ich werde mein Leben vermissen, aber die kleine (fast4 Monate) ist so entspannt, weint fast nix, schläft gut und viel (meist an der Brust), dass ich bis jetzt nix vermisse.
Das wird sich sicherlich bei dir auch bald ändern.

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Deine Gefühle sind völlig in Ordnung. Du darfst dein altes Leben vermissen. Aber nun ist das Kind da und das kann man schlecht wieder weg geben.

Hast du da mit deinem Partner mal drüber gesprochen? Vielleicht gäbe es Lösungen? Vielleicht erhöhst du deine Stunden auf Arbeit und er übernimmt mehr zu Hause. Warum sollen immer nur die Frauen die meiste Care Arbeit machen. Macht doch beide Teilzeit oder gar komplett umgekehrt, du gehst Vollzeit arbeiten und er übernimmt die Betreuung hauptsächlich.

Dein Partner wollte das Kind auch. Gemeinsam habt ihr euch dafür entschieden, dann müsst ihr nun auch gemeinsam das Familienlebens wuppen!

Und für Paarzeit Unterstützung holen. Großeltern, Babysitter was auch immer.

Habe kein schlechtes Gewissen, denn nur wenn du nicht kaputt gehst, kannst du eine gute Mutter sein.