Hallo liebes Forum,
ich bin 46 Jahre alt und bin seit 4 Jahren geschieden. Aus meiner Ehe kamen 4 Kinder hervor, die heute 17, 15, 12 und 8 Jahre alt sind. Meine Rolle als Vater habe ich immer sehr liebevoll, aktiv und verantwortungsvoll wahrgenommen. Man kann sagen, dass wir bis heute glücklicherweise eine richtig gute Gemeinschaft darstellen.
Vor 5.5 Jahren bin ich aus beruflichen Gründen 900 Km weit weg gezogen. Auch vor dem Hintergrund, dass eine räumliche Trennung die schon damals kriselnde Beziehung retten und meine Familie nach der Probezeit nachziehen könnte. Es ist anders gekommen, meine Ex-Frau lernte in der Zeit ihren heutigen Partner kennen und ich blieb beruflich da, wo ich heute noch bin.
Ich besuche durchschnittlich alle 3-4 Wochen für 2-3 Tage meine Kinder. Es sind jedes Mal 900 Km hin und 900 Km zurück, manchmal nehme ich auch das Flugzeug. Dass das Kräftezehrend ist, kann man sich hoffentlich vorstellen. Auch vor dem Hintergrund, dass ich beruflich sehr viele Auslandsreisen habe.
Jetzt ist es so, dass ich vor ca. 4 Jahren zu meiner neuen Partnerin gezogen bin. Ich behaupte, dass sie die Liebe meines Lebens ist; dass ich alles, was ich mir von einer Partnerin erträumt habe, in ihr finde.
Die Herausforderung besteht darin, dass sie auch 2 Kinder hat, die im 1-wöchigen Wechselmodell bei ihr leben. Und meine Kinder blieben bei ihrer Mutter, die inzwischen auch zusammen mit ihrem Partner lebt.
So weit die Zusammenfassung.
In meiner neuen Partnerschaft ist es nun so, dass ich feststelle, dass ich mich seit ca. 9 Monaten immer weiter zurückziehe, mich distanziere, abweisend bin. Ich "schwänze" das gemeinsame Abendessen, Ausflüge an den Wochenenden versuche ich zu vermeiden, da ich meine Zeit nicht den Kindern meiner Partnerin widmen möchte. Es prägen mich Schuldgefühle (wenn ich schon nicht Zeit mit meinen eigenen Kindern verbringen kann, warum dann die Zeit mit "anderen" Kindern verbringen; was denken meine Kinder, wenn sie wüssten, dass ich ein Vergnügungswochenende mit den anderen beiden habe, usw.).
Dann kommt der Faktor Neid dazu. Jedes Mal wenn meine Freundin ihr Kind umarmt oder aufmerksam den Erzählungen des Tages lauscht oder sie gemeinsam lachen, dann zerreißt es mich von innen. Warum hat sie das, was ich nicht haben kann.
Dazu muss ich sagen, dass ich ganz und gar nicht ein neidvoller Mensch bin. Komplett das Gegenteil. Und für mich steht außer Frage, dass Kinder auch zu ihrer Mutter gehören. Und dennoch habe ich diese Gefühle.
Dass Neid und Schuldgefühle keine guten Eigenschaften sind, ist mir vollkommen klar.
Wer hat ähnliche Erfahrungen? In meinem Bekanntenkreis kenne ich leider niemanden mit dieser Konstellation. Jeder oder jede hat die Kinder in der Nähe und hat zumindest die Möglichkeit auf eine gewisse Regelmäßigkeit oder Routine, die ich nicht habe.
Ich fühle mich nicht verstanden oder manchmal fehlt mir auch die Anerkennung von außen für all den Aufwand den ich betreibe, um so gut wie möglich präsent zu sein für meine Kinder. Das eigene Selbstwertgefühl hat leider auch sehr gelitten. Sonst bräuchte ich ja nicht diese Anerkennung. Vielleicht aber schon, um auch einfach wieder die Energietanks aufladen zu können.
Und so schreibe ich hier diesen Text, ziemlich verzweifelt, weil ich weiß, dass ich etwas ändern muss, nur ich weiß nicht wie. Lebensberatung und Psychotherapeuten habe ich auch bereits kontaktiert, aber mich interessiert die Meinung und Perspektive von Eltern, die mich vielleicht etwas verstehen können und die Herausforderung nachvollziehen können.
Für die, die bis hierher gelesen haben, danke ich für eure Zeit und Aufmerksamkeit.
Alles Liebe
Neid und Schuldgefühle: Meine neue Partnerin hat 2 Kinder, meine eigenen 4 Kinder wohnen 900 Km entfernt
Es ist bewundernswert, wie engagiert du bist, trotz der großen Entfernung zu deinen Kindern. Welch schwierigen Weg du damals gegangen bist, um die Ehe zu retten. Und trotzdem hat es leider nicht geklappt. Es ist sehr verständlich, dass du dich manchmal absolut verloren fühlst in dieser Situation.
Ich denke, deine Gefühle sind absolut normal und nachvollziehbar und es wäre wichtig, dass du mit deiner Partnerin darüber sprichst, damit sie dich und deine Verhalten versteht. Hast du das schon gemacht? Wie geht es eigentlich deinen Kindern damit? Freuen sie sich sehr, wenn du bei ihnen bist? Und warum bist du damals nicht zurück gezogen?
Danke für deine liebe Nachricht.
Meine Partnerin ist sehr verständnisvoll mit meiner ganzen Situation. Nun ist es aber auch so, dass ich mich in den letzten Monaten kaum noch mitteile. Das bekommt sie natürlich mit. Und natürlich erhofft sie sich, dass ich ein glücklicher Mann bin, aber halt auch eben wirklich anwesend bin, wenn ich da bin. Ich denke, mir fehlen noch die "Methoden oder Werkzeuge", um diese Gefühle aus meinem Leben zu entfernen. Ich halte das für eine komplexe Geschichte, für die es auch eine psychotherapeutische Betreuung bedarf. Jedenfalls für mich. Ich hab´s alleine versucht und nicht geschafft.
Mit meinen Kindern hat sich alles zum Glück sehr gut eingespielt. Klar, jeder Mensch ist ein Individuum und jeder verarbeitet solche Geschehnisse unterschiedlich. Aber wir haben angefangen uns auch diesbezüglich zu öffnen. Denn ich glaube wirklich, dass Kommunikation viele Barrieren überwinden kann. Mein 12 jähriger Sohn hatte am meisten unter der Trennung und deren Umzug zu leiden aber er ist ein kleiner positiver, lustiger Verrückter, der auch 2 ältere Brüder hat, die auf ihn aufpassen.
In Bezug auf meinen Umzug muss ich dazu sagen, dass meine Kinder in Österreich wohnen. Ich war dort 4 Jahre berufstätig und es war eine schön Zeit, aber ich kann mir im Moment einen erneuten Umzug dorthin nicht vorstellen. Ich bin in meinem Leben 14x umgezogen und da, wo ich jetzt bin, habe ich das erste Mal in meinem Leben ein Gefühl von endgültiger Heimat. Hier bin ich zur Ruhe gekommen, das war / ist mir sehr wichtig.
Hallo,
ich entschuldige mich im Vorfeld falls irgendwas von meinen Aussagen zu hart rüber kommt.
Wieso bist du nicht zurück gezogen als abzusehen war, dass die Beziehung vorbei ist. Ist Jobtechnisch in deinem alten Heimatort nichts zu finden? Leider kann ich das nicht wirklich nachvollziehen, dass du 900 km weit weg geblieben bist. Und leider finde ich das auch sehr unfair deinen Kindern gegenüber da sie ja doch noch kleiner waren damals. Vor allem das jüngste. Ich würde an deiner Stelle in mich gehen und mich fragen ob es das wert ist, dort zu bleiben. Auch deiner Freundin gegenüber ist das nicht wirklich fair wenn du dich, aus Gründen die du selber zu verantworten hast und nicht sie, distanzierst in der Zeit wo ihre Kinder da sind. Und auch wenn du sagst, sie wäre die liebe deines Lebens, so gehen die Kinder in deiner Konstellation vor. Ich würde dir wirklich raten dir Gedanken zu machen. Weil so wie es läuft ist es einfach unfair für alle und ganz besonders für deine Kinder, die dich ja wahrscheinlich sehr vermissen. (Ich hoffe du nimmst den Text nicht allzu böse auf) 🍀
Hey, alles okay, ich denke, dafür ist das Forum da, die unterschiedlichsten Meinungen zu hören. Wenn man diesen Weg wählt, muss man damit rechnen. Das halte ich aus
In meiner Antwort 3) habe ich schon mal Bezug auf meine berufliche Situation genommen. Die Kids wohnen in Österreich wo ich auch damals berufstätig war, aber dieses Kapitel ist für mich abgeschlossen. Ich hab zwar 2022 trotzdem einen Anlauf unternommen, um dort einen Job zu bekommen, aber es sollte nicht sein.
Du hast absolut Recht, es ist nicht fair, daher möchte ich ja was ändern. Ich muss was ändern, und nicht nur meiner Partnerin zu liebe sondern auch mir zu liebe.
Meine Kinder vermissen mich und ich vermisse sie. Aber 1-2 Tage nach dem Abschied ist jeder wieder in seinem Alltag. Und sie wissen, dass ich für sie da bin und sie sich auf mich verlassen können. Ersetzt nicht meine Anwesenheit, aber das soll gar nicht der Punkt der Diskussion sein, sondern wie man auf die Entfernung mit so einer Situation umgeht.
Sieh mal, noch ein Punkt, und es soll nicht als Rechtfertigung rüberkommen. Die Entscheidung damals, nicht nach Deutschland mit den Kindern nachzukommen, hat meine Ex-Frau getroffen. Es lag nicht in meinen Händen. Es ist legitim, dass man als Mensch so eine Entscheidung trifft, sich neu verliebt usw., es stellt halt den anderen Partner vor eine schwierige Aufgabe.
Und ich musste damals erstmal Abstand gewinnen, um den Seelenfrieden wieder herzustellen. Das habe ich geschafft, und ja, auch mit Hilfe meiner neuen Partnerin später.
Ich glaube ich würde an deiner Stelle meinen ganzen Urlaub in die Ferien deiner Kinder legen.
So solltest du ja zumindest auch 6 Wochen im Jahr mehrmals am Stück mehrere Tage mit deinen Kindern verbringen können. Entweder tatsächlich mit deinen Urlaub fahren oder dass die Kinder zumindest in den Sommerferien halt auch mal mindest 3 Wochen am Stück bei dir sind und dann planst du dort Aktivitäten?
Ein Elternteil kann ja in der Regel ohnehin nicht die Ferien komplett abdecken und da bleibt doch auch für deine Ex noch Zeit für Urlaub mit den Kindern?!
Hallo
Total verständlich. Du bist traurig und vermisst deine Kinder.
Hast du ein gutes Verhältnis zu deiner Exfrau?
Vielleicht könnt ihr gemeinsam einen Plan ausarbeiten an dem die Kinder in den Ferien zu dir kommen können. Ich denke da haben die Kinder und auch du mehr davon, als alle 2 Wochen für 2 Tage dort hin zu fahren..
Da du deinen Job vermutlich nicht aufgeben möchtest, bleiben nicht allzuviele Optionen.
Schlechtes Gewissen ist so eine Sache, aber du kümmerst dich und bist immer für die Kinder erreichbar. Das ist toll! Es gibt genügend Väter welche um die Ecke wohnen und sich weniger um die Kinder kümmern.
Das geht noch paar Jahre, dann sind die Kinder sowieso selbstständig und bald Erwachsen, ausser der Kleinste, aber den kannst du dann weiterhin zu dir nehmen.
Ich würde mich nicht zurückziehen, sondern rede mit deiner jetzigen Partnerin und teile ihr mit, wie du empfindest. Dass du traurig bist, deine Kinder vermisst, das kann jeder verstehen. Es wäre ja auch schlimm, würde es dich überhaupt nicht belasten.
Wenn du dich anfängst zurückziehen, kann das mit der Zeit zu Beziehungsproblemen führen. Du wirst immer verkrampfter werden, das ist auch für deine Partnerin nicht schön.
Danke für deinen Zuspruch
Der Besuch bei den Kindern alle 3-4 Wochen für 2-3 Tage ist meine Routine.
Darüber hinaus verbringen die Kinder ca. 3 Wochen ihrer Ferienzeit mit mir, in denen wir auch immer verreisen. Oft auch zusammen mit den Kindern meiner Partnerin.
Es geht bei meinen Gefühlen eigentlich um den Alltag, den ich mit meinen Kindern nicht habe. Meine Partnerin mit ihren dagegen schon. Das sind dann oft die Situationen, wo ich mich schlecht fühle.
Es geht um die kleinen Freuden oder auch um das kleine Leid, oder das wichtige Basketballmatch, oder um eine Geburtstagsfeier, die ich verpasst habe. Und wenn ich die Kinder meiner Freundin irgendwohin fahre (Sport, Freunde, Arzt ...) dann entsteht dieses Gefühl der Ablehnung oder ich führe Selbstgespräche und sage mir, dass das gefälligst der Vater der Kinder übernehmen soll.
Oder was noch schlimmer ist: an den Wochenenden treffen wir uns eigentlich immer mit vielen Freunden unseres Bekanntenkreises (Tanzabende, Wanderungen, Grillen ...) zusammen mit ihren Kindern. Und ich ärgere mich immer mehr, dass ich eigentlich nur als Partner meiner Freundin wahr genommen werde, aber nicht als Vater von meinen 4 Kindern. In dieser Rolle kennt man mich eigentlich gar nicht, während sie halt regelmäßig die Freude hat, diese Erlebnisse mit ihren Kindern teilen zu können.
Das ist selbstverständlich nicht ihre Schuld und auch nicht die ihrer Kinder und es ist ihr absolut zu gönnen und zuzugestehen. Aber ich habe immer das Gefühl, dass ein Teil von mir dabei fehlt.
Ah, und nein, ich habe kein gutes Verhältnis zu meiner Ex-Frau. Sie ist ein sehr egozentrischer Mensch. Aber das ist ein anderes Thema.
Hallo Mauc,
das hilft dir jetzt nicht weiter, aber ich kann absolut verstehen, dass Du dich komisch fühlst, dass Du sozusagen mit den Kindern deiner Lebensgefährtin mehr Zeit verbringst, als mit deinen eigenen Kindern. Ich hätte in der Konstellation das gleiche Problem und ich glaube, dass deine Gefühle absolut normal sind. Und ja,
Freude und Familie deiner Partnerin nehmen dich tatsächlich nur als ihr Partner wahr und nicht als Vater der Kinder. Das ist auch normal.
Wenn In die Nähe der Kinder zu ziehen für dich keine Option ist, bleibt ja nur die Situation zu akzeptieren. Du kannst doch bestimmt offen mit deiner Partnerin über deine Gefühle sprechen oder lass dich mit dem Thema mal professionell coachen. Letztendlich geht’s ja für dich darum, mit der Situation so gut wie möglich klarzukommen und dich darüber auszutauschen, wie’s dir damit geht.
Alles Gute
So wie du es beschreibst, siehst du deine Kinder wirklich relativ häufig. Vielleicht kannst du dir das bewusst machen, dass andere Väter, die getrennt sind, ihre Kinder gar nicht viel häufiger sehen. Alles Gute euch :)
Ich verstehe, dass dir der Alltag mit deinen Kindern fehlt. Es klingt schmerzhaft, soweit entfernt zu sein und quasi nichts mitzubekommen. Auch der Punkt, dass du im Freundeskreis nur als Partner wahrgenommen wirst und nicht als Vater von 4 Kindern beschreibt deine Situation sehr gut.
Aber ganz ehrlich, keine große Liebe, kein Job und kein Heimatgefühl würden mich dazu bringen 900 km entfernt von meinen Kindern zu wohnen. Auch wenn du nachvollziehbar erklärst wir es dazu gekommen ist, ist es eine Lebensentscheidung für den Job und die Liebe und in gewisser Weise gegen die Nähe zu deinen Kindern.
Ich kann dich ja im Grundsatz verstehen, aber sorry, Du musst mal den Popo hochgekommen und aus deinem Selbstmitleid rausgekommen.
Eine Trennungssituation ist blöd, mit so viel Distanz noch blöder. Ja und hätte, hätte Fahrrad kette…vielleicht hättest du damals zurückziehen sollen, vielleicht hättest du dann aber auch den Terror der Ex gehabt, das Thema ist doch gegessen. Jetzt alles hinschmeissen und zurück gehen ist doch Blödsinn. Drei deiner Kinder sind bald erwachsen, ziehen vielleicht auch zum Studium weg.
Jetzt hast du eine tolle Partnerschaft, die du gerade vor lauter Selbstmitleid karachomässig gegen die Wand fährst.
Du lebst durch das Wechselmodell deiner Partnerin einen Teil Deines Lebens kindfrei, einen anderen Teil als Bonusvater für die Kinder deiner Partnerin und einen Teil als toller Vater für deine Kids. Es gibt Urlaube, wo sich die Welten überschneiden, manchmal aber eben auch nicht.
Ja, viele Menschen leben nur einen Teil davon, du hast eben 3. Das könnte man ja jetzt auch positiv als Bereicherung empfinden und jeden Part geniessen. Du aber siehst nur das negative und bist in einem Part traurig, weil du den anderen nicht hast.
Deinen Kindern geht es doch gut, da wo sie sind, du hältst einen guten Kontakt und ihr scheint ein tolles Verhältnis zu haben. Das ist so viel mehr, als viele andere Menschen haben.
Das Leben ist nunmal bunt und manchmal läuft es anders, als ursprünglich geplant. Lass das Glas doch einfach mal halbvoll sein, statt halbleer. Ihr habt das doch prima geregelt, geniesse doch mal, was du hast, anstatt darauf zu fokussieren, was du nicht hast.
Sehr guter Beitrag!