Probleme mit Stiefsohn, ADHS

Ich muß mir mal ein wenig den Frust von der Seele schreiben. Am besten fang ich ganz von vorne an, könnte also länger werden...
Als ich meine heutige Frau vor acht Jahren kennenlernte, fielen mir zwei Dinge schnell auf. Sie ist wenig belastbar und nicht in der Lage, Regeln durchzusetzen. Eine schlechte Kombination. Heißt, sie faltete ihre beiden Jungs, damals 10 und 12, regelmäßig zusammen aber es gab nie wirklich Sanktionen. Wenn es mal z.B. Handyverbot gab, brauchten die nur paarmal betteln und versprechen, es niiiie wieder zu tun, und schon knickte sie ein. Die Jungs haben das natürlich schnell durchschaut und sich an nix gehalten.
Und so kams wie es kommen mußte. Für die Schule wurde nix getan, der Jüngere kam gerade so mit miserablem Zeugnis durch die Hauptschule. Der ältere war in einer Sonderschule wo es ohnehin um nix ging und seine Mutter auch nix verlangte. Von Mithilfe im Haushalt oder beim Hausbau und Umzug konnte ich nur träumen.

Der Jüngere wird seitdem von einem AMS-Kurs in den nächsten gesteckt. Aber wenigstens besucht er die. Meistens. Er hat auch ne Freundin und verbringt viel Zeit bei deren Familie die dann doch ein bisschen mehr von ihm erwartet und verlangt. Wie das ausgeht, muß man aber erst noch sehen.

Die größere Baustelle ist aber der ältere, bei ihm kommt halt auch noch das ADHS dazu. Nach der Sonderschule war er zwei Monate bei einem Händler zwecks Lehre, der ihn aber nicht übernahm. Danach war er ein halbes Jahr zuhause, was schon sehr anstrengend war.
Wir beschlossen dann daß wir ihn bei einer Einrichtung für schwer erziehbare und Jugendliche mit Lernschwäche anmelden. Er war dort wochenweise untergebracht und sollte drei Jahre lang aufs Arbeitsleben und auf ein selbständiges Leben vorbereitet werden. Ein paar Wochen ging das gut, dann fing es an: Er machte seine Aufgaben in der WG und bei der Arbeit nicht mehr, stand in der Früh nicht auf, war ständig im Krankenstand, im Urlaub oder blieb einfach unentschuldigt fern. Er nutzte jedes Schlupfloch um von dort wegzukommen.
Für uns war das eine sehr belastende Zeit, vor allem vor den Sonntagen hatte ich dann schon regelrecht Panik weil es immer schwieriger wurde ihn dazu zu bewegen in die WG zu fahren.
Nach zwei Jahren hielten wir es nicht mehr aus und nahmen ihn raus. Es folgten dann noch zwei Stationen, einmal begann er ein freiwilliges soziales Jahr im Altersheim, dann wurde er vom AMS zu einem Hotel als Aushilfe geschickt.
Aber überall dasselbe Bild. Was mich besonders aufregte war, daß er die Schuld nie bei sich sah. Er meint dann immer, er wird gemobbt. Aber Tatsache ist halt einfach daß er seine Arbeit nicht macht. Und wenn ihm dann irgendwer mal auf die Finger klopft, ist er gleich beleidigt und will nicht mehr hin.
Jetzt soll er seit zwei Wochen in einen AMS-Kurs hier im Ort. Nur von 8:00 bis 12:00, Mo. bis Fr. Was soll ich sagen, zwei Tage ist er hingegangen, seitdem keinen Bock mehr.
Detail am Rande: Auch den Führerschein hat er schon zweimal begonnen. Den ersten haben noch ich und sein Opa finanziert. Er hat die Zeit einfach ablaufen lassen. Für den zweiten ging das Geld drauf das die oben erwähnte Einrichtung für ihn auf die Seite gelegt hat. Er lernt aber wieder nichts...

Jetzt könnte mir das Ganze ja relativ egal sein. Ich bin "nur" sein Stiefvater und nicht für ihn verantwortlich. Außerdem ist er inzwischen 20 und muß selber wissen was er tut. Wenn, ja wenn nicht das liebe Thema Geld wäre. Das gibt er nämlich mit Freuden aus, auch wenn er keins hat. So hat er schon mehrmals Schulden über Paypal angehäuft worauf ihm seine Mutter aushelfen mußte wenn was dringendes ansteht. Keine dramatisch hohen Beträge aber es macht mich trotzdem wütend. Meine Frau geht jede Woche 30h arbeiten und verdient selber nicht viel und dann soll sie ständig seinen Kram zahlen während er die Füße hochlegt und sein Geld übers Internet verjuxt ? Das kanns ja nicht sein.

Aber was soll ich machen ? Wenn ich ein Machtwort spreche dann eskaliert die Situation, denn dann wird er unberechenbar. Außerdem stellt sich dann meine Frau hinter ihn was wohl auch unsere Beziehung sehr belasten würde, die ansonsten eigentlich harmonisch ist.
Dazu gibt es noch eine Vorgeschichte, die ich nicht verschweigen will. Im Zuge der Scheidung von ihrem Ex-Mann hat sie dessen Familie beim Jugendamt angeschwärzt, worauf ihr die Kinder, damals 3 und 5, einige Wochen lang weggenommen wurden. Der ältere kam dann für mehrere Jahre in ein Heim wo er nur am Wochenende heim durfte.
Immer wenn ich sie damit konfrontiere daß sie ihm endlich mal - bildlich gesprochen - einen Tritt in den Hintern geben soll, dann kommt eben die Geschichte daß sie das wegen den Geschehnissen damals nicht kann.

Aber es kann doch auch nicht sein daß wir gar nichts tun können ? Er macht sich ja auch sein eigenes Leben kaputt. Ich hab ihr auch schon vorgeschlagen daß er in Behandlung gehen soll. Er nimmt zur Zeit ja keine Medikamente und es gibt viele denen diese sehr geholfen haben. Aber dann meint sie immer, es gebe überall so lange Wartelisten und die privaten wären zu teuer.
Ich hab eher das Gefühl daß sie gar nichts ändern will. Sie will daß er abhängig bleibt weil das auch ihr wiederum das Gefühl gibt, gebraucht zu werden. Nur tut sie ihm damit keinen Gefallen. Solange sie ihm alle Steine aus dem Weg räumt, wird er nie erwachsen werden.

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Hallo,

wenn ich deinen Text richtig verstanden habe, wurden die beiden jungen Männer in ihrer Kindheit in Obhut genommen und wohnten eine Zeitlang in einer Einrichtung. Vorher haben die Kinder die Scheidung ihrer Eltern miterlebt, welche anscheinend auch nicht friedlich verlief. Dann kamen die Kinder zurück und wurden entweder angepampt oder einfach laufen gelassen.

Und jetzt wundert man sich, dass sich die Jungs nicht zu souveränen funktionierenden Erwachsenen entwickelt haben....

Mit 20 muss man "Kinder" nicht mehr erziehen.

Ich wünsche den jungen Männern, dass sie ihre Vergangenheit aufarbeiten können. Dann können sie auch ihren Weg gehen.

Viele Grüße
Faza

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Ich hab den Beitrag des TE jetzt mehrmals gelesen und finde einfach nicht wo er das geschrieben haben soll was du da schreibst?

"wenn ich deinen Text richtig verstanden habe, wurden die beiden jungen Männer in ihrer Kindheit in Obhut genommen und wohnten eine Zeitlang in einer Einrichtung. Vorher haben die Kinder die Scheidung ihrer Eltern miterlebt, welche anscheinend auch nicht friedlich verlief. Dann kamen die Kinder zurück und wurden entweder angepampt oder einfach laufen gelassen."

Wo steht denn dass die beiden in ihrer Kindheit in Obhut genommen wurden oder die Scheidung nicht friedlich verlief?

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"Dazu gibt es noch eine Vorgeschichte, die ich nicht verschweigen will. Im Zuge der Scheidung von ihrem Ex-Mann hat sie dessen Familie beim Jugendamt angeschwärzt, worauf ihr die Kinder, damals 3 und 5, einige Wochen lang weggenommen wurden. Der ältere kam dann für mehrere Jahre in ein Heim wo er nur am Wochenende heim durfte."

Ganz unten im ersten Beitrag.

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Das Erste, was mir dazu einfällt ist, dass die Hürden einfach zu hoch sind:
Er war jahrelang in der Sonderschule, wo er sich wohl gar nicht anstrengen musste und offenbar auch keine Sanktionen bekam, so dass er dachte, das Leben wäre halt so langweilig.
Und dann schickt man ihn in Maßnahmen, die plötzlich etwas fordern, das viel anspruchsvoller ist als alles, was er vorher gelernt hat.

Ich würde mich da beraten lassen, wo er ganz langsam lernen kann, sich zu disziplinieren.

Das Erste, was ich an eurer Stelle machen würde ist - mit kompletter Zustimmung der Mutter - ihn täglich zur normalen Zeit zu wecken und ihm eine kleine Aufgabe zu geben. Aufstehen, waschen, Tisch decken, mit euch frühstücken, Tisch abräumen, Küche machen (was vom Frühstück anfiel). Täglich. Das gleiche abends. Das muss man ihm aber so erklären, dass er es jetzt nicht als Schikane erlebt und boykottiert. Z.B. "wenn du alleine leben möchtest, musst du das auch schaffen und jetzt üben wir dafür". Auch so Sachen wie Bett machen, Zimmer ordentlich halten. Dann nach einiger Zeit einmal in der Woche das Bad putzen. So nach und nach die Anforderungen erhöhen, ohne, dass sie ihn überlasten. Später mal kleine Einkäufe machen, selbst schauen, was fehlt. Nichts Schweres, aber zuverlässig etwas nachkaufen, was die Familie und auch er selbst braucht. Und sei es anfangs Waschmittel: Er schaut dann, wann das leer ist, wie viel Reserve ihr habt und geht selbstständig los und kauft das nach.

Führerschein: Da sehe ich zwei Probleme: Erstens Selbstorganisation/ Disziplin und zweitens Lernen.
War er vorher mal für sein eigenes Lernen verantwortlich? Hat er darin Übung, pünktlich zu sein, zu überlegen, was er machen, was er einhalten muss und das zuverlässig umzusetzen oder war das die erste Gelegenheit?
Und dann: Lernen. Hat er das in der Sonderschule gelernt? Musste er dort theoretisch lernen und das eigenständig, also für Klassenarbeiten lernen? Wurden ihm dafür Strategien vermittelt? Wenn nicht, ist der Führerschein auch wieder extrem hoch gegriffen. Da fängt man an, jeden Tag einen kleinen Fakt zu lernen, vielleicht aus einem Buch über Allgemeinwissen oder einem Buch, das ihn interessiert. EINEN Fakt. Wie behält man den? Wie lange behält man den? Wenn man am Folgetag einen zweiten lernt, behält man den ersten noch? Wie viele hat man nach 7 Tagen behalten? Wie wiederholt man die, damit sie einem nicht entfallen?

Ich denke, ihr habt ihn einfach mit zu vielem alleine gelassen und erwartet jetzt zu viel auf einmal.

Mein Bruder war in einer ähnlichen Lage, allerdings noch mit einer "diagnostizierten" Behinderung. Bis ca. 18 wurde fast gar nichts von ihm verlangt und wenn, dann war es zu viel, zu lange und jeder gab auf, weil er sich nicht konzentrieren konnte (eine Stunde war halt zu lang, die Inhalte für ihn zu langweilig). Mit 18 merkte meine Mutter, dass er nichts konnte inklusive sich in der Öffentlichkeit zu benehmen.
Er hatte in der Schule ein paar Buchstaben gelernt und konnte seinen Namen schreiben und unsere Namen (zu Weihnachten etc.) anhand der ersten Buchstaben erkennen.

Sie fing dann an, jeden Morgen das Datum auf eine Tafel zu schreiben und er sollte das abschreiben. Die Zahlen kannte er - so übte er sie auch. Dann wurden die Wochentage geschrieben. Jeden Morgen der aktuelle. Dann kam die Uhrzeit dran. Das zog sich extrem hin und ich glaube, so richtig verstanden hat er es nie, also, was der Unterschied zwischen viertel vor und viertel nach ist usw. - aber nach Wochen, Monaten etc. konnte er die Uhr insofern lesen, als dass er sagen konnte, wann es 20:15 Uhr war (und bestimmte TV-Sendungen anfingen). Wochentage konnte er erkennen, etwa in der TV-Zeitschrift.

Das Ganze ging also extrem langsam voran und erst sehr, sehr spät kam auch ein Interesse von ihm und er fing an, lange Texte abzuschreiben, z.B. Überschriften aus der TV-Zeitschrift oder Monate und Tage aus Kalendern. Ohne die Worte zu verstehen, es war eine reine Motorik- und Wiedererkennungsübung. Aber immerhin war plötzlich Interesse und sehr viel Motivation da - mit über 20 - während vorher jede Erwähnung von irgendeiner Art "Bildung" zur Totalverweigerung führte und er nur geistlose Inhalte konsumieren wollte.

Von daher würde ich sehr, sehr langsam anfangen und kontinuierlich steigern, als jetzt zu viel zu erwarten und ihn in die Totalverweigerung zu treiben und in die Idee, dass er selbst sowieso nichts lernen kann.

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Hey!

Weißt du überhaupt, was das "Sonderschule wo es ohnehin um nix ging" bedeutet?

Damals gab es eine Diagnostik, die einen IQ unter 85 bescheinigte und somit zumindest eine Lernbehinderung. So kam er dann mit dem Förderschwerpunkt Lernen zieldifferent auf eine Förderschule.
Dann hat er auch noch eine ADHS-Diagnose.

Er verlässt ja nicht die Schule und ist dann ein Mensch, der (normal) lernen kann- das gilt auch für Ausbildung und Führerschein, dass er mit dieser Kombination IQ und adhs diese Prüfungen möglicherweise nicht schafft. Erst recht nicht ohne Medikation.
Nicht zuverlässig sein, morgens nicht aus dem Bett kommen- könnte auch eine Depression sein. ADHS führt unbehandelt zu Depressionen.

"es gebe überall so lange Wartelisten und die privaten wären zu teuer" wenn man nachweisen kann, dass es dringend ist, kriegt man auch schnell eine Behandlung. Manchmal muss man sich reinfuchsen, aber in den letzten Jahren haben viele Praxen die adhs-Diagnostik oder Behandlung von Erwachsenen aufgenommen. Es gibt genug Gruppen bei Facebook, in denen euch Adressen genannt werden können.

Vielleicht stimmt aber deine Vermutung auch: deine Frau pampert ihren Sohn und hält ihn in der Abhängigkeit. Und du? Machst du das so mit? Bleibt er bei euch? Kümmerst du dich um alle? Was machst du mit?

Liebe Grüße
Schoko

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Iq 85 ist keine Lernbehinderung, sondern im
Unteren normbereich. Unter 80 wäre eine leichte Lernbehinderung und erst unter 70 eine echte!

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Nein. Unter 85 gibt es den Förderschwerpunkt Lernen, wegen einer Lernbehinderung, unter 70 liegt eine geistige Behinderung mit jeweiligen Abstufungen vor. So heißen die Förderschwerpunkte in der Schule: bis 85 Lernen, unter 70 geistige Entwicklung. Im Normbereich liegt der IQ zwischen 85 und 114.

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/geistige-behinderung.php#:~:text=Durch%20Bestimmung%20des%20Intelligenzquotienten%20(IQ,mittleren%20bis%20schweren%20geistigen%20Behinderung.

https://www.vitos.de/ueber-uns/was-wir-tun/krankheitsbilder/detailseite-krankheitsbilder-konzernweit/lernbehinderung/

Bearbeitet von schokofrosch
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Mir tun die Jungs leid. An keiner Stelle erwähnst du, wie die adhs behandelt wird? Wurde auch der andere Junge gestestet? Ich möchte ganz laut schreien….. denn adhs ist KEINE LERNSCHWÄCHE.
Anschreien bringt nichts. Ich weis gar Nicht was ich sagen soll… außer das dieser Lebensweg und Leidensweg der klassische adhs weg ist wie er vor 20 Jahren noch war.. enden tut sowas in Sucht und Depression.
Aber dank toller Medikamente
Und Therapien muss sowas nicht seine aber da du nichts erwähnst, gab und gibt es keine Maßnahmen zur Hilfe.
Es tut mir so leid …. Aber ihr bzw. Die Mutter …. Haben das Kind sprichwörtlich in den Brunnen fallen lassen und du willst gerade nachtreten.

Bearbeitet von sunberl
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"Ich möchte ganz laut schreien….. denn adhs ist KEINE LERNSCHWÄCHE."

Für mich zeigt der Text des TE, dass auch er sich nicht mit den Herausforderungen des Kindes auseinander gesetzt hat und gar nicht genau weiß, warum der Junge auf der Schule war.
Nein, ADHS ist keine Lernschwäche. Aber, wie ich oben erklärt habe, gehe ich stark davon aus, dass eben zumindest noch eine Lernbehinderung zusätzlich zum ADHS vorliegt, die dann die Zuordnung in dieses Programm rechtfertigt. Nur aufgrund des ADHS wird er nicht auf die Förderschule gekommen sein.

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Wichtige Informationen hast du uns leider noch nicht gegeben:

Wird oder wurde der ältere Junge medikamentös behandelt oder therapiert?
Wenn nicht ist es klar, dass das so nichts wird. Anschreien und in den Hintern treten hilft absolut garnicht.

Wurde das jüngere Kind getestet? Wurde die Mutter getestet? ADHS bei Mädchen und Frauen zeigt oft andere Symptome.
Du schreibst sie wäre wenig belastbar und kann Regeln nicht durchsetzen, weil sie das quengeln nicht erträgt. Da klingeln tatsächlich schon meine Alarmglocken. Sie sollte sich unbedingt testen lassen und gegebenenfalls Medikamente einnehmen, um ihre Kinder besser unterstützen zu können.

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Hallo, wenn der Ältere mehrere Jahre im Heim war, wundert es mich nicht. Es gibt sicherlich Fälle das ist die Heimbetreuung bersser als zu Hause, aber was mir bekannt ist, sind die Kinder in Heimen großteils auf sich selbst gestellt. Es gibt Essen, aber sonst fehlt es generell an jeder Unterstützung welche die Kinder brauchen. Es gibt dort niemanden der sich am Abend zu ihnen ins Bett legt und aus einem Buch etwas vorliest, sogar bezüglich der Schule hörte ich schon, dass die Kinder einfach in der Früh gefragt werden ob sie in die Schule wollen. Bei den meisten Eltern wird gesagt, du gehst in die Schule.

AMS ist für die deutschen Leser in Österreich das Arbeitsamt.

Dass ihr den Jugendlichen dann in ein Wochenheim gegeben habt, fand ich auch wieder etwas problematisch. Ich finde es für ein Kind einfach gut wenn es ein Zuhause hat. Ich verstehe es voll und ganz und bin extrem dafür, dass es eine Ausbildung macht, aber eben am Abend wieder zu Hause ist und zu Hause schläft, an einem Ort der dem Kind vertraut ist. Verstehe aber auch, dass ihr verzweifelt wart.

Das ist aber Vergangenheit, wichtig für Dich ist die Zukunft.

Er braucht Ziele, die für ihn einen Vorteil bringen. Diese Ziele kann er von euch abschauen oder mitbekommen. Ziele, die sein Leben verbessern. Arbeiten zu gehen ohne dass er davon einen Vorteil hat? Wer geht dann arbeiten? Ich weiß, durch die heutigen sozialen Netze wird es einem leicht gemacht nicht arbeiten gehen zu müssen. Dabei sehe ich das Arbeiten und die Ausbildung als positiv an. Ich las von Untersuchungen dass besser gebildete ein geringeres Risiko haben an Demenz zu erkranken und je länger man arbeitet, je später man in Pension geht, um so länger ist die Lebenserwartung. Arbeiten ist also durchaus gesund. Ob man nun geistig oder körperlich arbeitet, in beiden Fällen verbraucht man Kalorien und trainiert einen Teil des Körpers.

Wie sieht es mit seiner Verpflegung aus? Kauft er sich die selbst oder gibt es bei euch essen? Falls zweiteres zutrifft, würde ich viel Fisch machen, aber auch Magnesiumreiche Ernährung. Sollte er irgendwann einmal zu einer Blutuntersuchung gehen wollen, dann würde ich den Vitamin D Blutspiegel mit überprüfen lassen.

Es ist auch so, dass Sozialhilfe immer von der politischen Situation abhängig ist. Wenn der Staat zu viel Schulden hat, kann dort gespart werden. Wenn er arbeitet ist er hier unabhängiger, dann verdient er auch eine Pension auf die er dann ein wesentlich stärkeres Recht hat als auf die Sozialhilfe.

Es gibt viele Leute die einen Beruf erlernen, in diesem Tätig sind und dann einen anderen erlernen. Das ist alles in Ordnung. Egal welchen Beruf man ausübt, man erfüllt dadurch anderen in der Gesellschaft einen Wunsch, für den man entlohnt wird. Man tut also anderen Gutes.

Wie sieht es bei euch aus? Deine Frau arbeitet, spricht sie eher positiv oder negativ über ihren Beruf zu Hause? Genau so bei Dir. Ich würde positiv über den Beruf reden, denn so wie die Eltern sind, bekommen es die Kinder mit. Wenn die Eltern beim Aufräumen immer schimpfen, brauchen sie sich nicht wundern, wenn es die Kinder ungern machen. So ist es auch bei der Arbeit.

Das Arbeiten und das Teilen von Arbeit über Geld hat uns den größten Fortschritt gebracht den wir je hatten. Früher hatten nur Könige eine Pferdekutsche und immer Musik oder ein Theater wann immer sie wollten. Oder sie konnten sich damals zeichenen lassen. Jetzt kann jeder mit dem Bus wo hin fahren, er kann jederzeit Musik hören oder Fernsehen. Vom Telefon oder der Möglichkeit sich jderzeit zu fotografieren mag ich gar nicht reden. Oder von der Lebenserwartung.

Jetzt lebt also jeder von uns besser, als vor 200 Jahren ein Kaiser oder König. Das haben die Menschen durch das Arbeiten, durch das tauschen von Arbeit und den Kapitalismus erreicht.

Vielleicht findest Du hier etwas für euren Sohn.

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Moin,

Dein Text macht mich echt traurig und aggressiv.

Ja, er ist 20, aber jetzt zu sagen, er wäre ja jetzt langsam für sein eigenes Leben verantwortlich und brauche endlich "einen Tritt" kann irgendwie nicht Dein Ernst sein! Ihr habt dem Kind offensichtlich jahrelang keine ADHS-spezifische Therapie zukommen lassen?! Und dann ist jetzt der junge Erwachsene "schuld"???


Ich tippe mal, dass auch Deine Frau ADHS hat, denn irgendein Elternteil ist meist selber betroffen, und das wenig belastbar, zusammenfalten, keine Konsequenzen, klingt schon nach ADHS bei Müttern. Da liegt der Verdacht nahe, dass dem Kind eine adäquate Behandlung vorenthalten wurde und man ihn lieber auf eine Schule für Lernbehinderungen gesteckt hat, als den Tatsachen, dass ADHS behandelt und therapiert werden muss ins Auge zu sehen - und sich damit auch selber einzugestehen, dass man Therapie bräuchte.

Ein IQ-Test ist bei ADHS mit Vorsicht zu genießen, denn ein IQ Test sagt lediglich aus, was das Kind MINDESTENS leisten kann. Mit Medikation, Therapie und "Lebensstil-hygiene" kann sich das bei ADHS durchaus von "kathastrophal" auf Gymnasialniveau ändern! Ihr habt das Kind total versauern lassen, vor 8 Jahren wäre die Frage nach richtigem Umgang mit ihm richtig gestellt gewesen, jetzt ist da nicht mehr viel zu holen. Denn eine ADHS-angepasste Lebensweise zu erlernen, die ganzen Tricks herauszufinden, was man persönlich braucht, wie man es schafft, aufzustehen, wie man es schafft, pünktlicher zu sein, dauert gerade bei ADHS JAHRE! Ein Kind mit ADHS braucht ca 15 mal länger, bis sich Gewohnheiten einschleifen, als ein normales. An so Sachen wie pünktliches Aufstehen zu arbeiten wäre 12 das richtige Alter gewesen, nicht 20!

Alleine was ein ADHSler braucht, um gut in den Tag zu starten ist ne Wissenschaft für sich. Ich kann ja mal aufzählen, was wir machen, damit unser Sohn - 10 Jahre - langsam mal "lernt" was er tun muss, damit er morgens gut und pünktlich trotz ADHS startet:

1. schlafen sie oft schlecht, daher wäre schonmal Einschlafen lernen der erste Punkt. Ich arbeite da mit meinem Kind gerade mit Spazieren gehen vor dem Bett, ner Runde Yoga, Duftöltherapie, und wenn nix hilft auch Melatonin, strickter Medienhygiene ab 19 Uhr.
2. ADHS ist eine Botenstoff-Stoffwechselstörung, daher brauchen sie die "natürlichen Munter- und Müdemacher" viel ausgeprägter als wir. Tageslichtwecker sind da oft eine große Hilfe, und der spielt dann noch seinen aktuellen Lieblingssong als Aufmunterer.
3. haben sie einen veränderten Blutzuckerhaushalt, heißt sie sind morgens noch unterzuckerter als wir. Unser Kind hat zb morgens am Bett schon eine Milch und einen Keks stehen, was es 10 Minuten vor dem Aufstehen isst. Damit startet er dann wesentlich besser, da er schon etwas Energie hat, um gegen den Schweinehund zu kämpfen. Solange zumindest, bis die Medis, die er dann zum Frühstück nimmt, wirken.

Und das ist das, was wir jetz nach 3 Jahren aus vielen Tipps und Vorschlägen unserer Therapeutin für ihn passend "erarbeitet" haben .
Und du kannst Dir anhand dessen vielleicht vorstellen, wie lange es dauert, bis man bei ADHS solche "Programme" herausfindet, was hilft, was nicht hilft, und das dann auch einzuschleifen. Und es braucht Monate bis Jahre der Begleitung in all diesen Kleinigkeiten, damit ein Mensch lernt, mit ADHS angepasst zu leben! Und wenn dass alles durch Heim und Nichterziehen verpasst wurde, das könnt ihr nicht mehr aufholen.

Das einzige was jetz noch hilft ist das ADHS endlich ernsthaft anzugehen, scheiß auf die Wartezeiten. Und dann als Familie, als Angehörige mit in die Gespräche zu gehen, zumindest teilweise, um zu lernen, wie er mit dem ADHS besser leben kann, und wie ihr ihn unterstützen könnt, damit man ihn zu Hause dann in der Umsetzung helfen kann. Aber ohne Therapie habt ihr da keine Chance!

Und nochmal wegen Deinen er ist jetz 20 Jahre: Ja, aber ihr habt es in den letzten 10 Jahren offenbar versäumt, ihm diese Begleitung zu geben, mit ihm konsequent therapeutisch begleitet zu arbeiten, um ihn auf das Leben mit ADHS vorzubereiten. Die Ausrede gilt bei Euch nicht!

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"Ich tippe mal, dass auch Deine Frau ADHS hat, denn irgendein Elternteil ist meist selber betroffen, und das wenig belastbar, zusammenfalten, keine Konsequenzen, klingt schon nach ADHS bei Müttern."

Jop, da stimme ich dir zu. Selbst als ADHS-Mutter. Heißt nicht, dass jede ADHS-Mutter so ist, aber es ist schon eine heftige Herausforderung, ein ADHS-Kind zu erziehen, was genau in den Bereichen Hilfe (oder ein Gegenstück) bräuchte, die bei dir selbst nicht gut ausgeprägt sind.

"man ihn lieber auf eine Schule für Lernbehinderungen gesteckt hat, als den Tatsachen, dass ADHS behandelt und therapiert werden muss ins Auge zu sehen" allein eine adhs-Diagnose ist ja noch nicht das Ticket für die "Förderschule für Lernbehinderung"- vermutlich hat er einen eher niedrigen IQ unter 85 und eben ADHS. Wobei ich dir recht gebe, dass die Tests mit von Kindern mit adhs niedriger ausfallen können- aber auch nicht müssen. Letztendlich weiß man auch nicht, ob er zum Zeitpunkt des AOSF-Verfahrens (oder wie es auch immer in Österreich heißt) ordentlich eingestellt war.

Aber dennoch kann eine Förderschule insbesondere für einen ADHSler auch Vorteile (kleinere Lerngruppen, Unterricht in Doppelbesetzung, individuelle Unterrichtsgestaltung, kleinere Strukturen) haben.

Bearbeitet von schokofrosch
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Mein Bruder hat schwers Adhs. War im Kindergarten auffällig und dann kam der Stein ins Rollen. Meine Mutter hat, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, alle Hebel in Bewegung gesetzt und jegliches Fördergeld,(richtige Nachhilfe bei der Schülerhilfe sie war alleinerziehende) jede Förderung wie Ergo, Logo, Tagesgruppe, Erziehungshilfe in Anspruch genommen. Alles war ein Kampf (man muss noch erwähnen das meine Mutter Erwerbsunfähig ist, körperlich und psychisch). In der Grundschule war er auf einer Förderschule, jetzt Regelschule und er ist auf dem Gymnasial Zweig. Lernt zum Englisch noch Spanisch. Er ist jetzt 14 Jahre hoffentlich bleibt das so. Er macht jetzt Neurofeedback und Verhaltenstherapie. DIE MEDIKAMENTE WAREN DAS ENTSCHEIDENDE! Wenn dein Stiefsohn MEDIKAMENTE braucht kümmert euch um eine anständige Behandlung, wenn es dauert dauert es eben. Besser spät wie nie. Viele adhs Menschen sind besonders anfällig für Drogen, wenn sie nie die nötige Behandlung bekommen. Einem Diabetiker würde man auch nie das Insulin verweigern. Wenn mein Bruder "fertig" ist, ist meine Mutter wahrscheinlich völlig hinüber. Aber sie hat alles getan was zu ihren Pflichten gehört. Diese Behandlungen sind nur einzelne Bausteine zusätzlich zu der richtigen Medikation. Das alles ist bei euch verpasst worden. Ich wünsche euch viel Kraft, wenn ihr die noch aufbringen wollt, er ist ja "schon" zwanzig. Ausnutzen solltet ihr euch natürlich trotzdem nicht. Besonders was Geld angeht.

Bearbeitet von mietzetatze1234