Namen aus unteren Schicht ? Vorurteile

Hallo, was denkt ihr über die Vorurteile, die Menschen gegenüber Namen wie Justin, Lewis,Joyceline oder ähnlichen haben? Manche sagen, solche Namen kämen aus der unteren Schicht. Ist das nicht ziemlich diskriminierend und engstirnig? Gerade heute, besonders hier in Deutschland, gibt es so viele verschiedene Namen. Wir sollten eigentlich die Vielfalt feiern und nicht denken, dass ein Marco besser ist als ein Justin oder Dustin ist . Und was ist mit den Menschen, die Namen wie Dennis, Jacqueline oder Evelyn Und Legend schön finden? Mussen sie sich dann Gedanken machen, dass andere sie als ungebildet abstempeln? Ich finde das irgendwie seltsam. Warum denken Menschen immer noch so? Ist es nicht das Wichtigste, dass der Name den Eltern gefallt? Natürlich sollte man sein Kind nicht Tarzan oder etwas Absurdes nennen, aber für mich sind das eigentlich ganz normale Namen wie Felix,Marco,Lucas

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Ich glaube, dass Annahmen über die Herkunft einer Person aufgrund des Vornamens sich nie vermeiden lassen werden, weil es einfach statistische Häufungen gibt.
Je nachdem, aus welchem Milieu die Eltern stammen, sind ihnen bei der Namenswahl unterschiedliche Faktoren wichtig: Seriosität ("Wie wirkt das mal im Lebenslauf?"), Einzigartigkeit (möglichst keine Dopplung auf dem Spielplatz), Bedeutung, Assoziation und so weiter.
Akademikereltern werden sich tendenziell recht viele Gedanken darum machen, wie ein Name auf andere Menschen wirkt, wegen der späteren Karriere und des Umfelds. Da möchte man vielleicht nicht zu sehr aus der Reihe tanzen.
Eltern aus "einfacheren" Verhältnissen, die Fan eines amerikanischen Popstars sind oder finden, dass italienische Namen besonders schön klingen, gehen einfach anders an die Sache ran. Und je mehr solcher offensichtlich "fremdsprachiger" Vornamen im Umfeld vergeben werden, desto normaler sind sie für alle Beteiligten.
Dass vom Vornamen auf den Bildungsgrad geschlossen wird, ist natürlich ein unfaires Vorurteil. Beziehungsweise, dass gesellschaftlich auf Menschen herabgesehen wird, die MÖGLICHERWEISE weniger Schulbildung erfahren haben, ist einfach arrogant.
Aber der Automatismus, Menschen aufgrund ihres Vornamens irgendwo einzuordnen, wird sich wohl nie ändern lassen.

Bearbeitet von kleri
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Absolut pauschalisierende Aussagen, die du da triffst. Also ich kenne Ärzte, deren Tochter Chanel heißt und Handwerksfamilien, deren Sohn Wilhelm heißt.

Schlussendlich hat der Name nichts damit zu tun, wer später welchen Bildungsweg einschlagen wird.

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Richtig ist das im Prinzip nicht, aber ich denke, es lässt sich wirklich nicht vermeiden. Und Vorurteile sind ja meist auch nicht wild aus der Luft gegriffen. Ich habe mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht, in der Gruppe gab es genau zwei verhaltensauffällige Kinder: Justin und Dustin. Die Eltern haben das Vorurteil auch voll erfüllt.

Und es ist einfach nur menschlich, dass man die Informationen, die man hat, nutzt, um sich ein Bild von der Person zu machen. Wenn man anfangs nur den Namen kennt, muss der halt hinhalten. Ich verkaufe zur Zeit viel auf Facebook Marketplace und muss anhand des meist leeren Profils entscheiden, ob ich der Person meine Adresse gebe. Ich würde sie spontan eher einem Lucas als einem Legend geben. Ich glaub, das kann man gar nicht komplett abschalten.

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Es wurde schon viel gesagt. Also nur ein Denkanstoß:
Du schreibst, Tarzan sei absurd, aber möchtest Mitgefühl für die Eltern von "Legend".

So ganz kannst du dich vom Bewerten also wohl auch nicht freimachen.

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Naja das stimmt. Ich kenne einen legend vllt hab ich ja den Namen deswegen positiv bewertet

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Tarzan wäre eig für mich auch ganz ok wenn ich jetzt einen Kind kennen würde das diese Name trägt. Wichtig dass die Eltern es schön finden

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Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Namen immer wieder wie die Faust aufs Auge passt (hatten nebenan einen Kevin, der es aufgrund seiner Geschichte/Veranlagung nicht zu einem Schulabschluss oder gar einer Ausbildung geschafft hat und mit 20 nur betreut arbeiten konnte). Aber auch umgekehrt, wenn ich im Kindergarten einen Doppelnamen wie Helena Elisabeth gesagt bekomme, mit der Bitte beide Namen auszusprechen, dann ist das oft ein Elternhaus, das viele Ansprüche hat und eher kompliziert im Umgang ist. Finde also das geht in die andere Richtung auch. Manchmal macht eine Kleinigkeit den Unterschied ich kenne jeweils einen Justin und einen Damian, die deutsch ausgesprochen werden, ganz normale Familien aus der Mittelschicht und genau so sind die Kinder auch. Ich bin der Meinung, dass man seinen Kindern mit dem Namen auch immer was mit auf den Weg gibt, oft auch unbewusst. Aber genau deshalb finde ich dieses Thema auch so spannend.

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Ich denke, es kommt auch sehr darauf an, wieviel Kontakt man mit Personen hat, die eben genau in die Schublade passen.

Und natürlich fallen Namen, die im eigenen Umfeld eher selten vorkommen zuerst einfach mal auf.
Danach liegt es ja an dem Träger, was der aus dem Namen macht.

Wenn man selbst im sozialen Bereich arbeitet, dann hat man halt sehr viele Namen die man kennt. Und wenn man dann bspw. 3 x ein Kind mit Namen xxxx hat was negativ auffällt...dann prägt sich das ein.
Deshalb gab es für meinen Mann und mich eben viele Namen, die schon allein dadurch rausfielen.
Und ja - auch Kevin war bspw dabei oder Maximilian oder Hugo.

Von daher hat jeder sicher " seine" Liste von Namen wo man in Gedanken schon eine Schublade hat...einfach aufgrund der eigenen Erfahrungen.

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Außerdem denke ich, dass das auch schon in der eigenen Schulzeit anfängt.

Unsere Große ( fast 17) findet den Namen " Merit" total schrecklich - weil sie 3 Mädels kennt die von ihrem Verhalten für sie gar nicht gehen...und auch mit Jaron und Finn kann man sie jagen...zuviele negative Erfahrungen.

Der Kurze ( 10) findet bspw.
Ivan
nicht gut - obwohl er " Ivan der Schreckliche" noch nicht kennt.
Aber auch dieses Kind verhält sich wohl dem Namen nach....

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Da stimme ich. Bei uns flogen auch einige Namen von der Liste, da man einfach verschiedene Assoziationen damit verbunden hatte.
Der Name Luise ist schön, aber ich hatte eine Kollegin, die war furchtbar. Ganz ganz schlimm. Oder mein Mann kannte jemanden, der Malte heißt und schon war der Name raus. Da diese Begegnung nicht positiv war.

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Ich trage solch einen Namen "aus der untern Schicht". Meine Mama war alleinerziehend und wir haben am Ende in einem Mehrfamilienhaus gelebt, dass an ein Hochhaus erinnert hat. Mir persönlich gefallen diese Namen nicht. Für mich haben die 90er Vibes und über meinen Namen wurde sich oft lustig gemacht. Das möchte ich halt bei meinen Kindern vermeiden. Selbst Lehrer*innen haben damals gesagt, dass sie sich unter dem Namen jemand anderes vorgestellt haben und das ist schon sehr krass. Selbst die hatten Vorurteile.
Und trotz allem erfülle ich, hoffe ich, nicht das "Klischee". Ich habe eine Ausbildung gemacht und später noch studiert. Habe eine staatliche Anerkennung, 1 Kind, bin wieder schwanger, bin verheiratet und wir suchen ein Haus.
Also ich will damit sagen, dass es nicht in Stein gemeißelt sein muss, dass man auch dem Vorurteil des Namens entsprechen muss.

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Ich würd sehr gern von mir behaupten, dass ich da keine Vorurteile hätte - ist aber leider nicht so.
Zudem muss ich ehrlich sagen, dass sich wirklich in den allerwenigsten Fällen die Vorurteile nicht bestätigt haben.

Mir ist da ein Name ganz doll im Gedächtnis geblieben, da wurde das Kind "Riasina Jade" genannt. Ja sorry, da gehen bei mir tatsächlich Schubladen auf. Und ja, hat sich dann auch herausgestellt, dass es gepasst hat...



Bei mir kommt es aber wirklich stark auf den jeweiligen Namen an.
Lewis zb fände ich ok. Justin solala.
Legend ist kein Name - und genau das sieht man leider momentan sooo oft. Dieses Erzwingen von individuellen Namen, die sich "abheben" sollen, aber völlig frei erfunden klingen...

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Dass Menschen sich sozusagen in Milieus unterteilen, ist ja ganz normal. Das kann man ja schon am Kleidungsstil erkennen, oder der Sprechweise usw. Das ist auch viel komplizierter als "arm" und "reich " oder "gebildet/ungebildet". Und in bestimmten Milieus sind dann bestimmte Namen beliebt. Darum ist ein Kind mit dem Namen mit einer bestimmten WAHRSCHEINLICHKEIT dem Milieu zuzuordnen. Daher ist es normal dass man das geistig auch tut. Allerdings muss da zum Einen immer ein Fragezeichen dran, und zum Anderen ist da kein "Urteil" über das Kind dabei - jeder Mensch steht für sich und man kann aus jedem Milieu heraus ein toller Mensch oder Idiot, erfolgreich oder erfolglos sein.

Von daher - ja ich ordne die Eltern einem Milieu zu (und ich rolle bei Tiberius-Tristan genauso innerlich mit den Augen wie bei Joleena) aber ob das für die Kinder wirklich negative Folgen hat glaube und hoffe ich nicht.

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Ich habe mir jetzt sorgen mein Sohn heißt Lewis. Ich wusste von Anfang an das diese Name nicht passend ist. Luis wäre besser