Urbia-Konsens

Hallo zusammen,

Ich bin gerade bei den Kommentaren eines Beitrags auf Facebook zum Thema Familienbett hängen geblieben und denke gerade etwas auf dem „Universum Urbia“ herum..
Ich habe letztes Jahr mein erstes Kind bekommen, meine Familie ist weitestgehend kinderfrei. Ich lebte bis zum 7. Monat über 500km von ihnen entfernt und hatte auch in meinem Freundeskreis keine weiteren Babies. Ich war also unglaublich unsicher in allem was den Kleinen betraf und suchte oft Rat (aktiv, wie passiv), auf Urbia. So ganz langsam relaxen wir uns hier, ich bin eine Mutter geworden und endlich in die Rolle hineingewachsen :)

Ich beginne, Urbia als Ganzes, als Quell der Weisheit, zu hinterfragen. Auch wenn es immer verschiedene Meinungen zu einem Thema gibt, klar, das haben Foren an sich, gibt es meiner Meinung nach immer einen mindestens 75%igen Konsens. Oft, so scheint es mir plötzlich, sind diese „Tatsachen“ in der „richtigen Welt“ eher unterrepräsentiert.

Ich spreche von beispielsweise
*Das Tragetuch ist die Lösung für praktisch alles
*BLW/Finger-Food ist die einzig richtige und die gewöhnliche Art ein Baby zu ernähren
*Zu wenig Milch haben gibt es nicht, Mütter sind im Zweifel zu bequem
*Alle Milchpulver, abgesehen von Pre, sind fahrlässig
*Nicht annähernd durchschlafen bis zum Alter von 2 Jahren ist völlig normal und muss gechillt so hingenommen werden
*Fremdbetreuung vor dem vollendeten 3. Jahr schadet der Bindung
*Babies dürfen keinen Tee bekommen
*Familienbett ist normal und völlig risikofrei
*Menschen, die einen während des Wochenbetts besuchen wollen könnten, muss vorher eine klare Ansage gemacht werden
*Kinder sollten erst ab frühestens 3 Jahren bei Verwandten übernachten
*Pflegeprodukte für Babies schaden grundsätzlich der Haut, nur Wasser ist das Wahre
*Kinderärzte sind keine Ernährungsexperten und haben nicht so viel Ahnung

Ich möchte die einzelnen Punkte nicht zur Diskussion stellen und auch nicht kritisieren, im Gegenteil, ich handle ziemlich urbia-konform, würde aber gern mal eure Meinungen dazu hören. Kommt es euch auch so vor, als ob sich hier ein Mikrokosmos gebildet hat, der sich selbst immer wieder befeuert?

Ich hoffe ich habe das alles nicht zu provokativ formuliert, wie gesagt macht vieles für mich Sinn, anderes kommt mir (mit etwas Abstand) einfach etwas „nachgeplabbert“ vor.

Was denkt ihr?

Liebe Grüße

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Ich stimme dir in allen 100% zu und gehe weiter und sage dass manche gut gemeinten Tips sogar fahrlässig sind. Habe gerade in einem Beikostthema erst was dazu gesagt. Da wird immer wieder gesagt dass es völlig unbedenklich ist über 1 Jahr hinaus voll zu stillen bzw Pre zu geben. Das stimmt einfach nicht und ist für Kinder nicht gesund. Ich frag mich woher diese ganzen „Weisheiten“ von wegen Food under one is just for fun, oder diese komische 180 Tage Darm Regel kommen. Ich habe da nichts in wissenschaftlicher Literatur gefunden im Gegenteil. Da wird immer betont wie wichtig die Beikost ist, und dass ab 1 Jahr Mangelerscheinungen auftreten. Dennoch wird hier munter gesagt, „ach passt schon wenn er nichts isst meiner hat erst mit 17 Monaten gegessen und ist groß und stark.“ Das regt mich so auf!

Selbes Spiel beim schlafen. Studien zeigen, dass es wirklich so ist, dass bei 6 Monaten 70% aller Babies durchschlafen. Hier wird immer so getan als wäre es die Norm dass die Babies nicht durchschlafen. Ist es nicht!

Du hast übrigens in deiner Aufzählung den Ostheopathen als Wunderheiler vergessen ;-)

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Ui, der ist mir tatsächlich entfallen!
Ich will aber auch hier, obwohl ich dir beim Beispiel „sich über den Arzt erheben“ 100% zustimme, das stößt mir oft sehr auf, noch mal betonen, dass das keine Aneinanderreihung von Dingen war, die ich anders sehe. Das Tragetuch hat beispielsweise tatsächlich viele meiner „Probleme“ gelöst :)
Aber du siehst offensichtlich, auf was ich hinausmöchte. Lange dachte ich „so viele UserInnen werden in ihrem Konsens schon recht haben“, so langsam dämmert mir aber, dass dieser Konsens scheinbar von Urbia-Mutter zu Urbia-Mutter weitergegeben wird und eher nur hier existiert.
Dennoch bin ich dankbar für diese Plattform, ich habe viel Hilfreiches erfahren. Es wäre (in meinem Fall) nur richtiger gewesen, sich nicht zuuu sehr auf dieses Forum zu verlassen, glaube ich.

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Ich glaube das mit dem Durchschlafen ist auch Definitionssache, ich meine offiziell als Durchschlafen gilt 5 Stunden am Stück? Viele erwarten halt, dass sie endlich wieder 9 Stunden schlafen können, wie früher, und für die schläft das Baby mit 5 Stunden natürlich nicht durch.

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Hallo 👋🏼

Ich stimme dir da zu 🙊
Ich stelle hier auch desöfteren mal fragen oder kommentiere den einen oder anderen Beitrag, aber manchmal schaue ich nur rein & muss so oft schmunzeln weil einfach soooo viele Kommentare dabei sind wo ich mir nur „🚁 Mama“ denke 🙊

& ich finde das manchmal so extrem „patzig“ & unfreundlich geantwortet wird.

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Ich sehe vieles kritisch.

- Tragetuch: liebe ich und hat mir sehr geholfen- war aber mein Wunsch Tragemom zu sein und bin froh dass mein Baby wirklich gerne getragen wird (auch am Arm- hinlegen findet er kacke/ sehr "Urzeit konform")
*BLW: werden wir auch machen. Beim Thema Essen Ecke ich an mit meiner Meinung. Ich finde die Art halb BLW halb Brei BLW zu nennen schlicht falsch. BLW bedeutet auch breifrei. Für mich. Ebenso finde ich beginnt der Beikost Start hier bei Urbia echt früh....
*Muttermilchmenge: diesbezüglich habe ich keine Erfahrung. Ich habe genug Milch. Finde Mütter die sich jedoch keine Stillberaterin suchen und sofort aufgeben wirklich ein wenig fragwürdig. Stillen ist zu Beginn selten einfach. Wenn man jedoch beschließt es passt nicht, dann ist diese Entscheidung legitim- ich selber würde alles dafür geben zu stillen weil es sich richtiger für mich anfühlt.
*Milchpulver: habe ich wieder keine Referenz da wir stillen- ich würde darauf achten ein gutes (Testergebnisse lesen) und auch ökologisch vertretbares zu verwenden sofern Babys es trinkt.
*durchschlafen: ich glaube es gibt immer wieder Tiefs. Aber irgendwann sollte es einer Mutter vergönnt sein. Ich selber habe auch noch keine Nacht durchgeschlafen. Bohnerich ist 5 Monate alt.
*Fremdbetreuung- sehe ich nicht so. Jedoch vertrete ich die Meinung wenn man es sich leisten kann lange selber daheim zu bleiben soll man es tun. Ich bin auch 2J 4M in Karenz, werde aber arbeiten im Herbst (flexibel da Maklerin da wird dann Papa aufpassen)
*Babies dürfen keinen Tee bekommen- sehe ich auch so, meine Recherchen bekräftigen diese Aussage.
*Familienbett ist normal und völlig risikofrei-
Familienbett ist normal aber nicht Risikofrei. Wir selber haben auch ein Familienbett.

*Wochenbett besuch: war für mich ok. Jedoch haben wir uns Zeit gelassen allen von der Geburt zu erzählen. Der erste Tag gehörte nur uns. Der zweite Tag den Großeltern. Dann war Ruhe. Und es war gut so.
*übernachten ab 3Jahren: ich finde es geht durchaus früher wenn die Bindung zwischen Kind und Unterkunftgeber passt.
*Pflegeprodukte für Babies schaden grundsätzlich der Haut, nur Wasser ist das Wahre: Jein.
*Kinderärzte sind keine Ernährungsexperten und haben nicht so viel Ahnung: sehe ich auch so. Aber eine Meinung schadet nicht. Finde Hebammen diesbezüglich als besseren Ansprechpartner.

Puh nun bin ich erledigt 😅😉

Gute Nacht!

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Hui, danke für deine Antwort aber genau sowas wollte ich eigentlich vermeiden!
Ich trage selbst ausschließlich und Brei gibt es bei uns nicht (nicht freiwillig, hat das Baby so entschieden) - das sind keine Kritikpunkte, ich wollte lediglich Beispiele für Urbia-Weisheiten nennen, die einen absolut immer als Standard entgegenschlagen, in der Welt da draußen aber deutlich weniger.. Es geht mir mehr um das große Ganze. Ich hoffe du verstehst was ich meine.
Liebe Grüße

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Ah. Ok. Verzeihung ich wollte kein Öl ins Feuer gießen.
Mit dem Konsens hast du aber vollkommen recht.

Und meine Ansichten sind auch laufend im Wandel- bin gespannt was wir alles falsch machen (unsere Kinder werden es uns danm sagen wenn die Enkerl unterwegs sind 😉)

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Ich verstehe total was du meinst mit Mikrokosmos 😂
Und viele Meinungen die man hier liest, findet man in der „richtigen“ Welt nur schwach vertreten.
Vielleicht hat es etwas mit dem Typ Mensch zu tun 😅 Ich meine damit, dass Menschen die in Foren wie diesen lesen und aktiv sind, ein bestimmter Typ Mensch sind. Bzw. die Urbia-Nutzer in der Summe, sind kein Querschnitt unserer Gesellschaft. Deswegen unterscheidet sich die hier vertretene Meinung stark von der Meinung die man im „richtigen“ Leben findet.

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Damit hast du wahrscheinlich die Lösung. Das macht völlig Sinn. Irgendwie wünschte ich, das wäre mir früher gedämmert. Auch wenn ich dieser Plattform sehr dankbar bin, s.o.

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Filterblase nennt man das ....

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Ich stimme dir völlig zu. Gute Zusammenfassung übrigens. 😉 Mir fällt immer wieder auf, dass die Einstellungen zu den unterschiedlichsten Babythemen in meiner direkten Umgebung lange nicht so vehement und streng vertreten werden wie hier.

Beispielsweise sehe ich mich immer wieder dazu gezwungen im Forum zu erklären, weshalb ich nicht stillen konnte, obwohl ich nur eine Frage zu Pre habe. Wenn ich in meiner Umgebung einfach nur sage, ich stille nicht, weil es nicht ging, dann wird nur mit den Schultern gezuckt und das als nicht schlimm abgetan.

Nichtsdestotrotz lese ich gerne mit, da ich zum einen immer wieder gute Tipps aufschnappe, zum anderen oftmals hilfreiche Ratschläge auf meine Fragen erhalte. Und manchmal kann ich mich einfach herrlich amüsieren über die Aussagen mancher. 😊

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Ich stimme dir 100 pro zu. Es ist ein Unding, mit welcher Selbstverständlichkeit die eigene Vorgehensweise angebracht wird, als wäre es DIE beste überhaupt.
Was ich noch schlimmer finde, als diesen Mikrokosmos, ist das Hinterfragen von Situationen, die ubehwaiot/überhaupt nicht zur Debatte stehen.

Bsp. Wie unten erwähnt, fragen zur pre / zum abstillen etc. Und entsprechende Antworten, wie "aber warum willst du denn abstillen, das ist das beste fürs Baby etc". Das geht niemanden was an und danach wurde auch nicht gefragt.
Ich finde auch das "wende dich an eine Stilberatung" furchtbar, viele hier werden als kleines Dummchen hingestellt und Stillberater als Götter der Nahrung..
Ebenfalls diese Vorwürfe, die nix zum Thema beibringen, Nerven mich tierisch.

Baby fällt runter - "wie kannst du nur"
Ungewollt schwanger - "wieso hast du nicht verhütet "
Baby mag heute mal den brei nicht - "warum gibst du nicht fingerfood?"

Macht alle mal halblang, Mamas 😅
Phu.. Nun hast du mich aber getriggert mit dem Beitrag 😅😅

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Also die Stillberaterin hat mir ja mal gar nichts geholfen. Das fand ich sowas von unnötig...

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Mir wurde auch zu der LLL geraten und die Begegnung war für mich traumatischer als alles andere.. Damals habe ich aber nicht hinterfragt sondern dachte, das ist der normale Weg, wenn ich eine gute Mutter sein will, die alles gibt. Will gar nicht dran zurückdenken 🙈

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Das hast du gut beobachtet! Aber nicht nur hier. Im ganzen Internet herrscht dieser Konsens zu den von dir genannten Themen.

Ich finde es ist ein Wahnsinn, welcher Druck heutzutage auf Mütter ausgeübt wird. Welches schlechte Gewissen Ihnen gemacht wird, wenn sie nicht nicht alles so umsetzen wie von der Internetgemeinde vorgebetet.

Ich stimme übrigens nur einem Punkt zu: Kinderärzte haben keine Ahnung von Ernährung!

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Ich sehe das so wie du... vieles habe ich auch hier im Forum gelernt und rate das so nun auch anderen🙈

Aber ich mache auch vieles wie es für mich/uns und unser Baby passt.
-Tragetuch hasste er
-Beikost haben wir mit 4 monaten begonnen obwohl er noch nicht alle reifezeichen erfüllt hatte
-gebe praktisch nur Brei, kein BLW
-er schläft seit er 6 wochen ist im eigenen Bett, ich hoffe er schläft bald mal durch, jetzt mit 8 Monaten wacht er 1x pro Nacht auf
-ich hoffe er kann bald mal bei Oma übernachten

Ich finde Urbia ein tolles Forum und lese und antworte gerne. Aber am Ende muss jeder so machen wie es für sie / ihn passt.

Alle sind gute Eltern für ihre Kinder! Es gibt keinen Master-Plan!

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Was ich eher schlimm finde, ist dass alles durch einen „Schub“ erklärt wird. Bis hin zu echten körperlichen Symptomen (Erbrechen z.B.). Das ist einfach gefährlich und geht nicht. Ich erinnere mich an eine Frage einer Mami, am Ende hatte das Kind eine Magenpförtnerverengung. Bis hin zum Schub ist alles diskutiert worden außer dass sie vielleicht damit zum Arzt gehen sollte. Klar sind alle keine Ärzte, dennoch ist das einfach gefährlich. Auch Fieber von 39,5 grad sind einfach mal nicht die Zähne!!!
Ansonsten: Dinge wie Familienbett, durchschlafen etc.... sind einfach so individuell. Man weiß einfach, dass wirklich die wenigsten Babys durch schlafen. Es redet nur keiner drüber im echten Leben. Und in einem Forum redet man ja idR über Probleme.

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DAMIT triggerst du mich jetzt :) Diese Schübe und Phasen... die sind oft die Erklärung für ganz egal was. Meiner Meinung nach ist das ganze Baby eine Phase.

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Wird beim Kleinkind nicht anders 🙈 wenn ich ein Buch nicht leiden kann, ist das Oje ich wachse. Was ich schon alles mit einem Schub hätte wegdiskutieren können, was letztlich was anderes war...gefährlich meiner Meinung nach.

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